FremdWelt: Die 5 BESTEN am DONNERSTAG

Seit langem freue ich mich jede Woche auf „Die 5 BESTEN am DONNERSTAG“ von Gina (Passion of Arts). Und natürlich auf die entsprechenden Beiträge auf Blogs, denen ich folge. Mit Anfang 2023 habe ich mich entschlossen, auch mitzumachen. Ob und wie regelmäßig ich es schaffe, wird sich weisen – ich bin jedenfalls wild entschlossen!


Die 5 BESTEN: Nervige Kinder in Serien

Vergangene Woche haben wir bei den 5 BESTEN von Gina nervige Kinder in Filmen behandelt. Heute gibt es ein verwandtes Thema: Welche Serien-Kids nerven ohne Ende? Hier ist mir die Entscheidung sogar noch schwerer gefallen, scheint es doch einen unendlichen Pool an Kandidat:innen zu geben. Daher ohne Umschweife und ohne Rangfolge (honorable mentions ganz unten) meine Liste:

  • Wesley Crusher in (Star Trek: The Next Generation, 1987-1994
  • Carl Grimes in The Walking Dead, 2010-2022
  • Brandon Stark in Game of Thrones, 2011-2019
  • Sieben in Eine schrecklich nette Familie, 1987-1997
  • Ellie Williams in The Last of Us, seit 2023

Wesley Crusher in „Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert“

„Star Trek: The Next Generation“, USA, 1987-1994

Vielleicht haben es manche schon gehört oder gelesen: Wesley Crusher ist eine Erfindung von Gene Roddenberry, seines Zeichens legendärer Schöpfer des Star Trek-Universums. Der Meister war es also höchstpersönlich, der erstmals einen Charakter in das Ensemble der Hauptfiguren brachte, der bei den Fans überhaupt nicht ankommen wollte. Wieso er das gemacht hat? Nun, Roddenberry wollte, so die Legende, ein Idealbild seiner selbst schreiben. Mit anderen Worten: Wesley ist Gene, was freilich nicht schwer zu erraten ist, wenn man weiß, wie Roddenberry mit zweitem Vornamen hieß. Dass er sich auf diese Weise ein Denkmal setzen wollte, sei ihm vergönnt – was ich allerdings nicht so richtig verstehen kann, ist, wieso er den jungen Mann derart brav, angepasst und stromlinienförmig gestalten musste. Nun könnte man meinen, dass das der heutigen Sichtweise geschuldet ist, in der es im Gegensatz zu früheren Zeiten keine derartigen Figuren mehr geben darf. Aber nichts könnte falscher sein: Wesley Crusher hat mich genervt, als ich als sehr junger Mensch erstmals „Das nächste Jahrhundert“ gesehen habe. Er hat mich noch mehr genervt, als ich selbst im alter dieser Figur war, es hat also nichts damit zu tun, wie ich ihn heute sehe. Im Gegenteil, ich bin wohl altersmilde geworden und glaube, dass ich (und nicht nur ich!) den Jungen viel zu harsch beurteilt haben. Ja, er ist viel zu brav und zu bieder, aber so richtig böse mag ich ihm heut nicht mehr dafür sein. Übrigens war diese Rolle wohl das Ende für jegliche, ernsthafte Karriere-Ambitionen von Will Wheaton – aber das ist eine andere Geschichte.

Wesley Crusher wird von Will Wheaton gespielt.

Wo man „Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrundert“ sehen kann, steht u. a. hier.


Carl Grimes in „The Walking Dead“

„The Walking Dead“, USA, 2010-2022

In derart ernsthaften Serien wie „The Walking Dead“, in der man den Humor mit der Lupe suchen muss, ist es gefühlt noch schlimmer, wenn ein Kind am Start ist. Nur zur Klarstellung: Damit meine ich nicht, wenn im Plot ein Kind vorkommt – ich meine, wenn jemand wie Carl Grimes Teil des Hauptcasts ist. Wozu? Ich weiß es einfach nicht, wahrscheinlich, um die per se schon nervige Weinerlichkeit von dessen Vater Rick Grimes zu steigern? Eigentlich ist es mir aber auch egal, ich finde den Charakter schlicht und einfach unnötig und nervig. Was ich allerdings nicht erwartet hätte, ist sein Ausscheiden aus der Serie – hätte ich auf diese Weise nicht für möglich gehalten, höchst an der Zeit ist es damals aber gewesen.

Carl Grimes wird von Chandler Riggs gespielt.

Wo man „The Walking Dead“ sehen kann, steht u. a. hier.


Brandon Stark in „Game of Thrones“

„Game of Thrones“, USA, 2011-2019

Etwas sachliches dazu zu sagen oder gar eine Analyse zu treffen, fällt mir schwer. Nervt die Rolle? Ist es der Schauspieler? Vielleicht sogar die Synchronisation? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, ich weiß nur eines: Switcht die Story von „Game of Thrones“ zu Brandon Stark, möchte ich am liebsten abschalten. Vielleicht ist es auch sehr ungerecht und ich muss mich schämen, denn es könnte sogar sein, dass ich einfach keine Lust habe, zu sehen, wie sich der arme Junge, der nicht laufen kann, durch den Schnee schleppen muss. Verurteilt mich, wenn ihr wollt – aber ich finde, das hätte man auch weniger dramatisch darstellen können, dann hätte ich vielleicht mehr damit anfangen können. Oder man hätte Brandon in irgendeiner Form sympathisch machen müssen – kann auch gut sein.

Brandon Stark wird von Isaac Hempstead-Wright gespielt.

Wo man „Game of Thrones“ sehen kann, steht u. a. hier.


Sieben in „Eine schrecklich nette Familie“

„Married… with Children“, USA, 1987-1997

Kategorie: Kurzauftritt. In den späten Staffeln ging die Begeisterung, die Al Bundy & Co. anfangs noch begleitet hatte, rapide zurück. Was also tun? Na klar, am Cast muss sich was ändern. Und wie? Indem wir plötzlich ein Kind aus dem Hut zaubern, das allerlei Schabernack mit der eh schon arg gebeutelten Familie treiben darf. So kam es, dass die Bundys eines Tages mit dem Bengel namens Sieben gesegnet wurden (die degenerierte Verwandtschaft von Peggy hatte ihn zur Pflege abgegeben). Ich will nicht lange drumherum reden: Das Konzept scheiterte natürlich und Sieben war – ohne jegliche Erklärung – genauso schnell weg, wie er gekommen war. Ob er der Sargnagel für die Serie war, bezweifle ich zwar, geholfen hat er ihr aber nicht im Geringsten. Ich hätte es den Machern schon damals sagen können. Aber mich fragt ja keiner.

Sieben wird von Shane Sweet gespielt.

Wo man „Eine schrecklich nette Familie“ sehen kann, steht u. a. hier.


Ellie Williams aus „The Last of Us“

„The Last of Us“, USA, seit 2023

Könnte eine unpopular opinion sein: Diese Serie ist derzeit natürlich everybody’s darling und man „muss“ auch den Cast mögen. Tatsächlich finde ich Joel, den männlichen Part super – und die junge Ellie ist weit vom Nerv-Faktor der bereits genannten Kids entfernt. Eines muss ich aber doch sagen, auch wenn ich vielleicht wie meine eigenen Eltern klinge: Ich fühle mich dezent von ihrem Geplapper und ihrem merkwürdigen Humor genervt. Vermutlich reden die Kids heute so und können sich auch mit ihr identifizieren – mir persönlich tut ihr Begleiter in dieser Hinsicht einfach schrecklich leid. Ich weiß auch nicht, bin wohl zu alt.

Ellie Williams wird von Bella Ramsey gespielt.

Wo man „The Last of Us“ sehen kann, steht u. a. hier.


Honorable Mentions:

  • Randy Taylor in Hör mal, wer da hämmert, 1991-1999
  • Jake Sisko in Star Trek: Deep Space Nine, 1993-1999
  • Boxey (Kampfstern Galactica, 1978-1980)
  • Joffrey Baratheon (Game of Thrones, 2011-2019)
  • Richie Crawford (Alle unter einem Dach, 1989-1998)

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FremdWelt: Die 5 BESTEN am DONNERSTAG

Seit langem freue ich mich jede Woche auf „Die 5 BESTEN am DONNERSTAG“ von Gina (Passion of Arts). Und natürlich auf die entsprechenden Beiträge auf Blogs, denen ich folge. Mit Anfang 2023 habe ich mich entschlossen, auch mitzumachen. Ob und wie regelmäßig ich es schaffe, wird sich weisen – ich bin jedenfalls wild entschlossen!


Die 5 BESTEN: Nervige Kinder in Filmen

Und wieder gibt uns Gina eine Denkaufgabe, bei der wir alles andere als „die BESTEN“ finden müssen. Nervige Kinder… nun ja, sagen wir es, wie es ist: Welche Kinder in Filmen und Serien nerven eigentlich nicht? Übertrieben? Mag sein und es gibt selbstredend Ausnahmen wie … hmm… vielleicht… egal, darum geht es hier nicht 😉 Aber Spaß beiseite, zumindest in Produktionen, die grundsätzlich für ein erwachsenes Publikum ausgelegt sind, sind Kinder und Jugendliche oft genug grundsätzlich nervtötend. Für dieses Empfinden gibt es sicher eine Vielzahl an Gründen, die eine Untersuchung wert wären; zwei davon kann ich allerdings aus dem Stegreif nennen: Einerseits ist die deutsche Synchronisation oft alles andere als hilfreich, andererseits – und viel blöder, weil nicht abstellbar – merkt man sehr häufig, dass gewisse Figuren ausschließlich als eine Art comic relief eingebaut werden. Oder, weil Filmemacher:innen unverhohlen darauf schielen, dass vielleicht doch auch ein jüngeres Publikum „abgeholt“ werden soll. All das sei ihnen vergönnt, mir als seit geraumer Zeit Erwachsenem geht es meist dennoch über alle Maßen auf den Geist, wenn es nicht wirklich gut gemacht ist.

Diesmal wieder nur in aller Kürze, leider fehlt mir arbeitsbedingt gerade komplett die Zeit. Hier die Liste, ohne Rangfolge, unten ein paar honorable mentions:

  • Lex & Tim Murphy in Jurassic Park (1993)
  • Danny Madigan in Last Action Hero (1993)
  • Shorty in Indiana Jones und der Tempel des Todes (1984)
  • Die Kindliche Kaiserin in Die Unendliche Geschichte (1984)
  • Anakin Skywalker in Star Wars: Episode I – Die Dunkle Bedrohung (1999)

Lex & Tim Murphy in „Jurassic Park“

„Jurassic Park“, USA, 1993

Lex Murphy wird von Ariana Richards, Tim Murphy von Joseph Mazzello gespielt.

Wo man „Jurassic Park“ sehen kann, steht u. a. hier.


Danny Madigan in „Last Action Hero“

„Last Action Hero“, USA, 1993

Danny Madigan wird von Austin O’Brien gespielt.

Wo man „Last Action Hero“ sehen kann, steht u. a. hier.


Shorty in „Indiana Jones und der Tempel des Todes“

„Indiana Jones and the Temple of Doom“, USA, seit 1984

Shorty wird von Ke Huy Quan gespielt.

Wo man „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ sehen kann, steht u. a. hier.


Die Kindliche Kaiserin in „Die unendliche Geschichte“

„Die unendliche Geschichte“, Deutschland/USA, 1984

Die Kindliche Kaiserin wird von Tami Stronach gespielt.

Wo man „Die unendliche Geschichte“ sehen kann, steht u. a. hier.


Anakin Skywalker in „Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung“

„Star Wars: Episode I – The Phantom Menace“, USA, 1999

Anakin Skywalker wird von Jake Lloyd gespielt.

Wo man „Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung“ sehen kann, steht u. a. hier.


Honorable Mentions:

  • Prinz Tarn (Red Sonja, 1985)
  • Kelly Curtis-Malcolm (Vergessene Welt: Jurassic Park 2, 1997)
  • Cole Sear (The Sixth Sense, 1999)
  • Darian Hallenbeck (Last Boy Scout – Das Ziel ist Überleben, 1991)
  • Carol-Anne Freeling (Poltergeist, 1982)

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SpielWelt: Star Trek: 25th Anniversary


„Star Trek: 25th Anniversary“ (1992) war und ist eine Zäsur: Wir haben es hier mit dem ersten Computerspiel zu tun, das es geschafft hat, die Atmosphäre des Star Trek-Universums (fast) ohne Abstriche erleb- und spielbar zu machen. Dabei hatte es in den Jahren davor keinen Mangel an Versuchen gegeben, diesen Spirit einzufangen. Keiner davon war aber auch nur ansatzweise in die Nähe dessen gekommen, was ausgerechnet vom Rollenspiel-Spezialisten Interplay auf die Spieler:innenschaft losgelassen wurde und den neuen Maßstab für Star Trek-Spiele setzen sollte.

Gesamteindruck: 6/7


Abenteuer in fremden Welten.

In meiner Rezension zu „Star Trek: Judgment Rites“ (1993) habe ich es erwähnt: „Star Trek: 25th Anniversary“ war für mich ein prägendes Werk. Und das, obwohl ich es erst an die 30 nach seinem Erscheinen erstmals gespielt habe; zu dieser merkwürdigen Konstellation schreibe ich ganz unten ein paar Worte. Was ich hingegen vorwegnehmen möchte: Trotz geradezu biblischen Alters und der typischen, aus heutiger Sicht damit einhergehenden Probleme, hat mir vorliegendes Spiel so gut gefallen, dass ich mich frage, wie begeistert ich Anfang der 1990er davon gewesen wäre. Die Verzückung wäre wohl unbeschreiblich gewesen…

Die Handlung in Kurzfassung
Unter dem Kommando von Captain James T. Kirk erforscht das Föderationsraumschiff USS Enterprise die unendlichen Weiten des Weltraums. Dabei trifft man auf fremde Spezies und Zivilisationen, liefert sich Kämpfe mit feindlichen Schiffen und löst generell Probleme unterschiedlichster Natur… 

Umreißen wir zunächst, um was für eine Art von Spiel es sich bei „25th Anniversary“ handelt. Grundsätzlich zerfällt das Spiel in zwei völlig unterschiedliche Teile, von denen der umfangreichere und deutlich besser gelungene ein klassisches Point-and-Click-Adventure ist: Mit der Maus steuert man die bekannten Charaktere (in der Regel Captain Kirk, Wissenschaftsoffizier Spock und Schiffsarzt McCoy) in sieben voneinander unabhängigen Missionen. Über ein einfaches Kontext-Menü werden dabei die üblichen Inventar- und Szenen-Rätsel gelöst. Zwei Besonderheiten fallen auf: Einerseits verfügen die drei Charaktere über unterschiedliche Fähigkeiten, die miteinander kombiniert werden müssen, um im Spiel voranzukommen; das hebt „25th Anniversary“ von zeitgenössischen Adventures ab, die in der Regel nur über eine Figur verfügten (rudimentär ist hierin ferner bereits ein Spielprinzip angelegt, das 1993 im von Interplay vertriebenen „The Lost Vikings“ perfektioniert werden sollte). Andererseits hat man ab und an in Dialogen mehrere Antworten zur Auswahl. Die scheinen zunächst allesamt zum Ziel zu führen, das dicke Ende lauert dann aber oft bei der Nachbesprechung: Hier wird Kirk (= der:die Spieler:in) von seinen Vorgesetzten in Hinblick auf die Erfüllung von Direktiven der Föderation bewertet. Hat man sich sehr rüpelhaft benommen, kann das schon mal zum Verlust des Schiffes und damit zum unverhofften Game over führen (wobei in der Regel klar sein dürfte, welche Antwort welche Beurteilung nach sich zieht).

Zwischen den Außeneinsätzen befinden wir uns auf der Brücke der Enterprise. Dort erhalten wir den nächsten Auftrag und können – fast wie in einem Rollenspiel – ein wenig mit der Besatzung plaudern, wobei man sich davon nicht allzu viel erwarten sollte. Die Brücke ist aber auch Schauplatz des zweiten Spielprinzips von „25th Anniversary“, dem merkt man deutlich anmerkt, welches Genre Anfang der 1990er der heiße Scheiß war: Raumkampf-Simulationen á lá „Wing Commander“ (1990). Heißt: Trifft man per Zufall (oder weil das Spiel es so will) z. B. auf Weltraum-Piraten, sprechen die Waffen. Und zwar unausweichlich und unabwendbar – leider, denn hier offenbart sich der ganz große Schwachpunkt des Spiels: Mit dem Joystick (!) steuert man die Enterprise wie einen kleinen Raumjäger im Dogfight (!!). Das fühlt sich schon grundsätzlich völlig falsch an, weil man a) das restliche Spiel über Kirk ist und der steuert bekanntlich nicht das Schiff und b) die riesige Enterprise so etwas wie ein Schlachtschiff ist – und kein Kampfjet. Aber auch, wer über diese grundlegende Problematik hinwegsehen kann, wird nicht glücklich mit der Fliegerei werden, denn die Steuerung ist völlig verhunzt und die Gegner sind kaum ins Fadenkreuz zu bekommen. Für die feindlichen Raumer scheint das Zielen übrigens kein so großes Problem zu sein, was auch bei erfahrenen Raumpilot:innen zu einer Vielzahl an frustrierenden Niederlagen führen dürfte – auch, weil die Enterprise nur wenige Treffer verkraftet. Fazit zu diesem Aspekt des Spiels: Ein völlig überflüssiges Ärgernis, das auch im Nachfolger noch enthalten ist, dort gnädigerweise aber optional.

Trek-Atmosphäre par excellence.

Abgesehen von den kaum spielbaren und schlecht inszenierten Weltraum-Gefechten gibt es wenig an „25th Anniversary“ auszusetzen. Das Spiel lebt, so ehrlich muss man auch sein, aber weniger von seinen Rätseln, sondern voll und ganz davon, was das Interplay-Team aus der Star Trek-Lizenz gemacht hat. Das ist jedoch so großartig gelungen, dass es für jeden Fan der klassischen Serie ein Hochgenuss sein sollte; klar, es gibt auch das eine oder andere durchaus kreative Puzzle, viel wichtiger ist aber, dass man Kirk über den Bildschirm bewegt, dass man mit Spock reden kann, dessen Streitereien mit McCoy lauscht und sie ab und an auch schlichten darf. All das fängt das Spiel – ich muss es so sagen – perfekt (!) ein. Vor allem dann, wenn man sich die CD-Version geholt hat, in der sämtliche Dialoge von den Original-Sprechern vertont wurden. Ich muss zugeben, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass ich das Spiel ohne diese Tonspur derart genossen hätte.

Nur ein Punkt stößt etwas sauer auf (und wurde auch von zeitgenössischen Rezensent:innen erkannt): Das Spiel ist mit sieben wenig umfangreichen Missionen viel zu kurz. Im Nachfolger „Judgment Rites“ sind es zwar auch nur acht Aufträge, die sind allerdings deutlich ausgeklügelter – und mit einer Rahmenhandlung verbunden, die „25th Anniversary“ leider fehlt. Natürlich ist das verkraftbar, wer aber den Nachfolger gespielt hat, wird sich wundern, wie einfach und schnell man mit Teil 1 durch ist. Dass sich das Spiel stellenweise dennoch gestreckt anfühlt, hat zwei Gründe: Die erwähnten Kämpfe müssen (viel zu) oft wiederholt werden, weil man sie nicht schafft – und die Grafik ist, zumindest auf meinem modernen Bildschirm, grobkörniger, als einem lieb sein kann. Optisch ist der Pixel-Look an sich kein Problem, er verhindert aber mitunter, dass man Gegenstände, die zum Lösen von Rätseln gebraucht werden, als solche erkennt, was dazu führt, dass man gelegentlich ewig braucht, um überhaupt voranzukommen.

Fazit: Trotz einiger Schwächen gehört „Star Trek: 25th Anniversary“ in die Sammlung aller Trekkies, die etwas mit dem Medium Computerspiel anfangen können. Einerseits weil es das erste qualitativ hochwertige Produkt seiner Art ist, andererseits – und noch viel wichtiger – weil es bis heute atmosphärisch schlicht und einfach eines der spielerischen Highlights des Franchise ist. Das hat natürlich auch mit der Kürze dieser imaginären Liste zu tun, auf der sich neben „25th Anniversary“ noch dessen Nachfolger „Judgment Rites“ (1993), das „The Next Generation“-Abenteuer „A Final Unity“ (Spectrum Holobyte, 1995) sowie die Ego-Shooter-Reihe „Elite Force“ (Raven Software, 2000 bzw. 2003) befinden. Diese fünf Spiele sind bis heute unangefochtene Spitzenreiter unter den Trek-Versoftungen, dahinter gibt es ein überschaubares Mittelfeld (z. B. „Armada“, Activision, 2000) und ganz viel Ausschuss. Also: Kaufen. Ja, auch 2023 noch!

Exkurs: „25th Anniversary“ und ich.

In aller Kürze möchte ich abschließend noch eine Sache erklären: Man fragt sich vielleicht, wie mich „25th Anniversary“ prägen konnte, obwohl ich es seinerzeit nicht gespielt habe. Dafür waren zwei Dinge ausschlaggebend: Erstens bin ich seit Mitte/Ende der 1980er Fan von „Raumschiff Enterprise“ und habe alles dazu regelrecht in mich aufgesogen. Zweitens habe ich Anfang der 1990er meinen ersten Heimcomputer (Amiga 500) bekommen und war sofort der Faszination Computerspiele verfallen – und, mindestens ebenso wichtig: der Berichterstattung über selbige in Magazinen. So kam es, wie es kommen musste: Ich sah einen Test zu „25th Anniversary“ in der Play Time – und konnte mich nicht daran sattlesen, mich an den Screenshots nicht sattsehen. Bis heute kann ich weite Teile daraus auswendig zitieren, so sehr hat mich das alles beeindruckt.

Selbst mit Kirk, Spock & Pille auf Reisen zu gehen war mir damals hingegen nicht vergönnt, was meine Fantasie nur noch stärker anregte. Und doch sollte es lange dauern, der Traum tatsächlich wahr wurde: Als der erste, halbwegs aktuelle PC im Haus war, gab es schon das oben erwähnte „A Final Unity“ und ein Rückgriff auf ältere Sachen erschien mir damals völlig abseitig. „25th Anniversary“ war dennoch immer irgendwo in meinem Hinterkopf – und wartete nur darauf, hervorzuspringen. Als ich sehr viel später GOG.com für mich entdeckte und das Spiel gemeinsam mit seinem Nachfolger dort für kleines Geld feilgeboten wurde, war es um mich geschehen und ich konnte endlich das nachholen, was mir so viele Jahre verwehrt geblieben war. Bereut habe ich es zu keiner Sekunde!

Gesamteindruck: 6/7


Genre: Adventure
Entwickler:
Interplay
Publisher: Interplay
Jahr:
1992
Gespielt auf: PC


Screenshots aus „Star Trek: 25th Anniversary“ – Copyright beim Entwickler!

FremdWelt: Die 5 BESTEN am DONNERSTAG

Seit langem freue ich mich jede Woche auf „Die 5 BESTEN am DONNERSTAG“ von Gina (Passion of Arts). Und natürlich auf die entsprechenden Beiträge auf Blogs, denen ich folge. Mit Anfang 2023 habe ich mich entschlossen, auch mitzumachen. Ob und wie regelmäßig ich es schaffe, wird sich weisen – ich bin jedenfalls wild entschlossen!


Die 5 BESTEN: Die kompliziertesten Liebesbeziehungen in Filmen

Die Liebe ist ein seltsames Spiel – dachte sich wohl auch Gina, als sie uns diese Woche nach unseren Top 5 der kompliziertesten Beziehungen in Filmen gefragt hat. Ein Thema, das mir persönlich nicht so besonders liegt, auch, weil mir die Definition von kompliziert nicht ganz klar ist. Wie auch immer, fünf (plus ein paar honorable mentions) konnte ich dann doch noch „zusammenkratzen“:

  • Adam & Eve in Only Lovers Left Alive (2013)
  • Maren & Lee in Bones and All (2022)
  • Jim & Pam in The Doors (1991)
  • Aileen & Selby in Monster (2003)
  • Thelma & Louise in Thelma & Louise (1991)

Adam & Eve in „Only Lovers Left Alive“

„Only Lovers Left Alive“, Großbritannien/Deutschland, 2013

Was tun mit der Unsterblichkeit als Vampir? Unterschiedliche Filme haben ebenso unterschiedliche Zugänge zu dieser überaus interessanten Frage – wenn sie sie denn überhaupt behandeln. Meist wird dem Dasein als Unsterbliche:r ja vor allem eine gewisse Romantik angedichtet, von ewiger Liebe oder ewiger Tragik ist oft die Rede. „Only Lovers Left Alive“ zeigt uns hingegen andere Vampire: Sie sind alt, haben alles erlebt, das man miteinander erleben kann. Ja, sie lieben sich nach wie vor, aber es gibt für sie schlicht keine Veranlassung mehr, die ganze Zeit miteinander zu verbringen – im Endeffekt sind auch nur Menschen, weder bösartig, noch mörderisch, aber auch nicht romantischer als andere Leute. Ihr einziges Ziel: Zurechtkommen in der modernen Welt ohne dabei an Langeweile zu vergehen. Das schaffen sie auf verschiedene Weise, wie dieser ziemlich schwermütige Film sehr schön und in überaus ansprechenden Bildern (untermalt von einem absolut großartigen Soundtrack) zeigt. Und ja, auch, was es bedeutet, heutzutage ein Vampir zu sein, wird hier beantwortet – und zwar auf durchaus realistische Weise, wie ich finde.

Adam wird von Tom Hiddleston, Eve von Tilda Swinton gespielt.

Wo man „Only Lovers Left Alive“ sehen kann, steht u. a. hier.


Maren & Lee aus „Bones and All“

„Bones and All“, USA/Italien, 2022

Hier haben wir ein Beispiel für eine Beziehung zwischen zwei Außenseitern, die – fast schon nebenbei – auch so etwas wie Vampire sind. Nun, nicht ganz, aber das Prinzip ist ähnlich: Sie müssen töten, um zu überleben – was heute (bzw. in den 1980ern, in denen „Bones and All“ spielt, nicht so einfach sein kann. Was der Film aber auch ist: Eine Coming-of-Age-Geschichte, denn im Gegensatz zu den oben genannten Adam & Eve, die wir als alte, fertige Vampire kennenlernen, beobachten wir hier, wie eine junge Frau lernen muss, mit ihrer Rolle und ihrer… Neigung… klarzukommen. Und was so etwas für eine Beziehung bedeuten kann. Und viele andere Dinge, denn „Bones and All“ ist vollgestopft mit Referenzen und Themen.

Maren Yearly wird von Taylor Russell, Lee von Timothée Chalamet gespielt.

Wo man „Bones and All“ sehen kann, steht u. a. hier.


Jim & Pam in „The Doors“

„The Doors“, USA, 1991

Nachdem meine bisher genannten Film-Beziehungen von fiktionalen Charakteren geführt werden – wenngleich das natürlich nichts an ihrer Relevanz für das reale Leben ändert – haben wir es hier mit einem real existierenden Paar zu tun: Jim Morrison war Frontmann der Band The Doors, Pamela Courson arbeitete u. a. als Model und lernte den Sänger bei einem Auftritt der Band eher zufällig kennen. Bald darauf waren sie ein Paar, was im Film freilich relativ knapp abgehandelt wird. Nichtsdestotrotz lässt „The Doors“, trotz aller mit Sicherheit angebrachten Kritik aus dem Umfeld Morrisons, eine schwierige, komplexe und, ja, auch sehr toxische Beziehung erkennen. Der Film zeichnet die Abwärtsspirale nach, der der Sänger schließlich 1971, im Alter von nur 27 Jahren, zum Opfer fiel. Pam überlebte ihn nur um weniger Jahre. Eine überaus tragische Geschichte.

Jim Morrison wird von Val Kilmer, Pam Courson von Meg Ryan gespielt.

Wo man „The Doors“ sehen kann, steht u. a. hier.


Aileen & Selby in „Monster“

„Monster“, USA, 2003

Auch hier haben wir es mit einem real existierenden Duo zu tun: Aileen Wuornos war eine Straßenprostituierte, die innerhalb von zwei Jahren sechs Männer getötet hatte und die daher als Serienmörderin gilt. Bereits vor ihrem ersten Mord hatte sie Tyria Moore (auf der die Filmfigur Selby Wall basiert) kennengelernt – und die beiden führten eine augenscheinlich glückliche Beziehung, wobei – zumindest im Film – klar wird, dass äußerst ungesunde Abhängigkeiten bestanden haben müssen. So oder so: Die Darstellung dieses Paars in diesem Film ist ganz großartig und sollte man sich unbedingt ansehen.

Aileen Wuornos wird von Charlize Theron, Selby Wall von Christina Ricci gespielt.

Wo man „Monster“ sehen kann, steht u. a. hier.


Thelma & Louise in „Thelma & Louise“

„Thelma & Louise“, USA, 1991

„Thelma & Louise“ ist ein legendärer Roadmovie und gleichzeitig ein Thriller über zwei Frauen, die zunächst einfach nur einen Ausflug miteinander unternehmen. Der läuft aber schnell komplett aus dem Ruder und wird zu einer wilden Verfolgungsjagd. Eine Liebesbeziehung zwischen den beiden Hauptfiguren wird zwar maximal angedeutet – dennoch finde ich es faszinierend, wie sich die gegenseitigen Abhängigkeiten hier entwickeln (und großartig dargestellt werden).

Thelma Dickinson wird von Geena Davis, Louise Sawyer von Susan Sarandon gespielt.

Wo man „Thelma & Louise“ sehen kann, steht u. a. hier.


Honorable Mentions:

  • Anakin & Padmé (Star Wars: Episode I-III, 1999-2005)
  • Louis, Lestat & Claudia (Interview mit einem Vampir, 1994)
  • Harry & Helen (True Lies – Wahre Lügen, 1994)
  • Donnie & Maggie (Donnie Brasco, 1997)
  • Mann & Frau (mother!, 2017)

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FremdWelt: Die 5 BESTEN am DONNERSTAG

Seit langem freue ich mich jede Woche auf „Die 5 BESTEN am DONNERSTAG“ von Gina (Passion of Arts). Und natürlich auf die entsprechenden Beiträge auf Blogs, denen ich folge. Mit Anfang 2023 habe ich mich entschlossen, auch mitzumachen. Ob und wie regelmäßig ich es schaffe, wird sich weisen – ich bin jedenfalls wild entschlossen!


Die 5 BESTEN: Prüfungen für Filmcharaktere

Heute möchte Gina die 5 besten Prüfungen wissen, die Filmcharaktere abzulegen hatten. Heißt für mich: Es geht wirklich um die Prüfungen, ob die Charaktere gut, mittelmäßig oder gar schlecht sind, spielt in diesem Fall keine Rolle. Wohlan denn…

  • Die drei Prüfungen (Indiana Jones und der letzte Kreuzzug, 1989)
  • Die zwölf Prüfungen (Asterix erobert Rom, 1976)
  • Die Suche nach dem Ausgang (Cube, seit 1997)
  • Das Bein muss weg (Saw, 2004)
  • Spocks Examen (Star Trek IV: Zurück in die Gegenwart, 1986)

Die drei Prüfungen in „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“

„Indiana Jones and the Last Crusade“, USA, 1989

Zum Film selbst braucht man wohl nicht viel zu sagen: Schon die ersten beiden Abenteuer des Archäologen mit der Peitsche waren großartig, Teil III, in dem sich unser Mann auf die Suche nach dem Heiligen Gral macht, setzt dem ganzen Spaß die Krone auf. Vor allem das ist das Zusammenspiel zwischen Harrison Ford (Indiana Jones) und Sean Connery (Henry Jones, senior) ist bis heute eines der unterhaltsamsten der gesamten Filmgeschichte.

Die drei Prüfungen, die Indy am Ende zu bestehen hat, sind ganz klassische Abenteuer-Aufgaben. Für moderne Zuseher:innen, die den Film heute zum ersten Mal sehen, mag das gar nicht nachvollziehbar sein – aber anno 1989 waren die drei Prüfungen ein unglaublich spannender Höhepunkt eines tollen Films. Denn: „Nur der bußfertige Mann wird bestehen…“

Wo man „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ sehen kann, steht u. a. hier.


Die zwölf Prüfungen in „Asterix erobert Rom“

„Les Douze Travaux d’Astérix“, Frankreich, 1976

Wahrscheinlich eine ziemlich offensichtliche Nennung: Auf ihrem Weg nach Rom müssen unsere Helden Asterix und Obelix zwölf Prüfungen bestehen, die ihnen von Julius Cäsar höchstpersönlich gestellt wurden. Auch hier: Ganz klassische Heldenprüfungen, im Gegensatz zu „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ haben wir es hier aber nicht mit einer Art dreiteiligen Abschlussprüfung zu tun; es gilt vielmehr: Der Weg ist das Ziel und der ganze Film dreht sich fast ausschließlich um das Bestehen der absurden Aufgaben, darunter das legendäre Besorgen des Passierscheins A38.

Wo man „Asterix erobert Rom“ sehen kann, steht u. a. hier.


Die Suche nach einem Ausweg in „Cube“

„Cube“, Kanada, 1997

Auch ein sehr klassisches Thema: Eine Anzahl unterschiedlichster Charaktere wird in eine bedrohliche, ihnen unbekannte Umgebung geworfen – und muss einen Ausweg finden. „Cube“, Überraschungserfolg des Jahres 1997, treibt dieses Konzept mit minimalistischen Mitteln auf die grausame Spitze. Insofern ist die Frage, ob eine Zuschreibung wie „die BESTEN“ passt – andererseits heißt das aber auch nicht, dass wir uns hier auf Kuschelkurs begeben müssen. Und „Cube“ ist auf jeden Fall eines: Ein Ausbund an kreativen Prüfungen, mit denen die Charaktere konfrontiert (und meistens ziemlich grausam vom Leben zum Tod befördert) werden.

Wo man „Cube“ sehen kann, steht u. a. hier.


Das Bein muss weg in „Saw“

„Saw“, USA/Australien, 2004

„Saw“ beackert – so denke ich – das Feld, das einige Jahre zuvor von „Cube“ bereitet wurde: Menschen müssen sich aus brutalen, gefährlichen und in höchstem Maße ekelhaften Situationen befreien. In „Saw“ sehen wir – wie in „Cube“ sehen – Gefangene, die ausgeklügelten Fallen zum Opfer fallen. Es gibt aber einen Unterschied: In „Saw“ geht es darum, welche persönlichen Opfer ein Mann zu bringen bereit ist, um seine Familie zu retten, was deutlich spezifischer ist, als das allgemeine Ziel namens „Überleben“. Das macht die Prüfungen, die in vorliegendem Film zu bestehen sind, deutlich härter – und natürlich auch grausamer. Sollte man gesehen haben, zumindest dann, wenn der Magen stark genug ist.

Wo man „Saw“ sehen kann, steht u. a. hier.


Spocks Examen in „Star Trek IV: Zurück in die Gegenwart“

„Star Trek IV: The Voyage Home“, USA, 1986

Wir erinnern uns: Mr. Spock (Leonard Nimoy), seines Zeichens Wissenschaftsoffizier an Bord des Raumschiffs Enterprise, hatte in „Star Trek II: Der Zorn des Khan“ das Zeitliche gesegnet. Wie wir in „Star Trek III: Auf der Suche nach Mr. Spock“ erfahren haben, hatte er seine Seele jedoch kurz vorher in Schiffsarzt Leonard „Pille“ McCoy (DeForest Kelley) „abgespeichert“. Spocks Körper hatten seine Kameraden geborgen und auf dessen Heimatplaneten Vulkan gebracht, wo Physis und Psyche wieder vereint werden sollten. Einen Teil dieses Prozesses sehen wir am Ende von „Star Trek III“, den Rest zu Beginn von „Star Trek IV“: Spock löst in einer Art Examen in Windeseile die kompliziertesten Problemstellungen.

Eine klassische Prüfungssituation, die eigentlich nichts besonderes wäre – würde der Computer nicht als allerletzte Aufgabe eine sehr spezielle Frage stellen: „Wie fühlen Sie sich?“ In Spocks Zögern bzw. seiner Unfähigkeit, diese scheinbar so leichte Frage zu beantworten, offenbart sich das ganze Drama seiner vulkanisch-menschlichen Herkunft. Ich persönlich finde das einfach großartig, handelt es sich dabei doch um eine Problematik, die in „Star Trek“ vorher lediglich angedeutet worden war. Hier schafft es Leonard Nimoy, Hauptdarsteller, Regisseur und Mit-Autor des Drehbuchs in Personalunion, „seinem“ Charakter mit einem einzigen Statement noch einmal deutlich Profil zu geben. Und damit haben wir hier eine nahezu perfekte Kombination aus der für die 5 BESTEN relevanten Prüfung mit einer gehörigen Portion Charakter-Entwicklung. Grandios.

Wo man „Star Trek IV“ sehen kann, steht u. a. hier. Meine Rezension gibt es hier.


Honorable Mentions:


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SpielWelt: Ultima VII Part Two

Serpent Isle


Manchmal treibt das Festhalten an Prinzipien seltsame Blüten: Richard „Lord British“ Garriott hatte Anfang der 1980er geschworen, jedes Spiel seiner „Ultima“-Saga werde auf einer brandneuen Engine basieren. Diese Ansage hielt bis 1993, dann kam „Serpent Isle“ (1993), das zwar ein neues „Ultima“ darstellte, sich dabei aber der für „Ultima VII: The Black Gate“ (1992) geschriebenen Engine bediente. Die Folge war die bis heute wohl kurioseste Nummerierung der Spielegeschichte.

Gesamteindruck: 5/7


Der Tragödie zweiter Teil.

Für Origin Systems war das Versprechen Richard Garriotts, das freilich noch zu ganz anderen Zeiten gemacht worden war, zu einem Problem geworden: Spätestens mit „Ultima V: Warriors of Destiny“ (1988) waren die Entwicklungskosten massiv angestiegen, die folgenden Serienteile gehörten gar zu den jeweils teuersten Produktionen ihrer Zeit. Aus wirtschaftlicher Sicht war es daher untragbar, hochentwickelte, kostenintensive Engines nach einem einzigen Spiel auf den Müll zu werfen. So kam es zu den „Ultima VI“-Spin-offs („The Savage Empire“, 1990 und „Martian Dreams“, 1991). Und so kam es vor allem zu „Ultima VII Part Two: Serpent Isle“. Auch dessen Bezeichnung lässt im ersten Moment auf ein Add-on schließen, in Wirklichkeit handelt es sich jedoch um ein eigenständiges, ohne den Vorgänger lauffähiges Spiel. Das hätte es meines Erachtens auch als „Ultima VIII“ sein können – aber hier scheint sich Garriott trotz seines schwindenden Einflusses bei Origin, das mittlerweile vom ehemaligen Erzfeind Electronic Arts aufgekauft worden war, durchgesetzt zu haben.

Darum geht’s:
Nachdem der Avatar die Schwarze Pforte geschlossen und damit dem Guardian diesen Weg nach Britannia verbaut hatte, war der Jubel eher verhalten ausgefallen: Der rotgesichtige Unhold blieb eine Gefahr, seine Gehilfen waren entkommen und der Held hatte die Möglichkeit verloren, in seine irdische Heimat zurückzukehren. Immerhin war in den Hinterlassenschaften von Batlin, jenes Schurken, der dem Guardian bei seinem Vorhaben geholfen hatte, ein Hinweis gefunden worden: Auf der fernen Schlangeninsel, so stellte man fest, wurden finstere Pläne geschmiedet, Britannia doch noch zu unterwerfen…

„Serpent Isle“ setzt die in „The Black Gate“ begonnene Story praktisch nahtlos fort. Dennoch muss man sich erst einmal völlig neu orientieren, denn erstmals seit „Ultima III: Exodus“ (1983) ist nicht das bekannte Britannia Schauplatz der Handlung, sondern ein weit entferntes Eiland, eben die namensgebende Schlangeninsel. Der Vorteil einer solchen Änderung liegt auf der Hand: Britannia kannte man mittlerweile in- und auswendig, es war also höchste Zeit, endlich einmal neue Gebiete zu erforschen. Damit fühlt sich auch der Veteran fast wie am Anfang seiner „Ultima“-Abenteuer: Man hört von wundersamen Orten, muss diese aber erst einmal ausfindig machen und dabei unbekannte Gefahren meistern. Eigentlich eine gute Sache, allerdings merkt man hier auch, wie schwierig die Orientierung seit „Ultima VI“ geworden ist: Die Grafik ist detailliert und schön gezeichnet, aber die (nach wie vor völlig unbewegliche) Kamera ist ein oder zwei Stufen zu dicht am Geschehen. Das spielte freilich keine so große Rolle, als man sich noch über bekanntes Terrain bewegte – hier macht die Perspektive es gehörig schwer, sich zurechtzufinden.

Ob die Handlung an sich überzeugt, lässt sich auch nicht ganz leicht beantworten. Zumindest ist die Komplexität der Geschichte enorm und ich bin mir relativ sicher, dass kein anderes „Ultima“ inklusive „The Black Gate“ jemals so viel Text in Form von Dialogen, Schriftrollen und Büchern hatte. Doch dieses Schwert ist durchaus zweischneidig und selbst ich, erfahrener Rollenspieler und Freund guter Stories, muss zugeben, dass ich weite Teile der umfangreichen Dialoge maximal überflogen, oft sogar einfach schnell durchgeklickt habe. Dazu etwas weiter unten mehr, an dieser Stelle sei gesagt, dass „Serpent Isle“ wohl eine der am aufwändigsten ausgearbeiteten Geschichten seiner Zeit erzählt.

Wenig Neues in Sachen Technik.

In technischer Hinsicht hat sich seit „The Black Gate“ aufgrund der Wiederverwertung der Engine recht wenig getan, sprich: Wir haben es hier mit dem kleinsten Unterschied zwischen zwei Serienteilen zu tun, nur Ultima I und II lagen ähnlich nahe beieinander (allerdings mit deutlich simpleren Mitteln). Daher sind auch optische Verbesserungen Mangelware, genannt seien in diesem Zusammenhang aber das Intro und die Charakter-Portraits, letztere müssen auf damaligen Bildschirmen nahezu foto-realistisch gewirkt haben. Ein Wermutstropfen: Die Auswahl an Gesichtern für die eigene Spielfigur ist reichlich unsympathisch, was aufgrund der vielen Dialoge stärker ins Gewicht fällt, als man glauben möchte. Die Spielgrafik ist hingegen mit jener von „The Black Gate“ ident, heißt: sehr bunt, ausgesprochen detailliert – und, wie erwähnt, ganz schön unübersichtlich, speziell, wenn man in bewaldete Gebiete kommt.

Der Sound ist in meinen Ohren hingegen ein Rückschritt: Die Musik dudelt sehr beliebig und uninspiriert vor sich hin, vor allem aber scheint sie aus wenigen und sehr kurzen Stücken zu bestehen, sodass man mit ständigen Wiederholungen leben muss. Die Geräuschkulisse entsprich qualitativ ungefähr der des Vorgängers, allerdings nervt sie wegen der ständigen Stürme, die die Schlangeninsel heimsuchen, deutlich schneller (vor allem Blitz & Donner in Dauerschleife sind nahezu unerträglich). Eine Besonderheit: Das Intro wartet erneut mit Sprachausgabe auf; neben dem einmal mehr tadellos gesprochenen Guardian gibt es einen Wachmann zu hören und, fast schon legendär: Richard Garriott, der es sich nicht hatte nehmen lassen, sein alter ego Lord British persönlich einzusprechen… Nun, der Mann mag ein Genie sein, was Programmierung und Story-Telling betrifft – und für die Erschaffung von „Ultima“ sind ihm alle, die ein Faible für Rollenspiele haben, ohnehin auf Ewig zu Dank verpflichtet. Zu einem professionellen Synchronsprecher haben ihn seine Verdienste jedoch nicht gemacht, wie man sich. hier zu Gemüte führen kann (glücklicherweise gibt seine Lordschaft nur wenige Sätze zum Besten).

In Hinblick auf Bedienung und Nutzer:innenführung gibt es ebenfalls wenig Neues zu vermelden. Leider, denn gewisse Unzulänglichkeiten des Vorgängers wurden übernommen, wie ich weiter unten noch ausführen werde. Zeitgenössische Rezensionen berichten übrigens von der stärkeren Performance des Programms, die Ruckel-Orgien von „The Black Gate“ sollen eliminiert worden sein. Kann man aus heutiger Sicht freilich nicht mehr richtig beurteilen, mir sind stellenweise aber auch in „Serpent Isle“ starke Leistungseinbrüche aufgefallen, wenn viel am Schirm los war. Ansonsten gab es ab und an mal einen Absturz, außerdem kann man sich in die eine oder andere Sackgasse manövrieren, was man nur durch regelmäßiges Speichern und unterschiedliche Spielstände einigermaßen kompensieren kann. Bugs habe ich übrigens auch erlebt, allerdings eher selten, wobei im Internet zu lesen ist, dass man an einigen Stellen durchaus aufpassen muss, sich keinen echten „Plot-Stopper“ einzufangen. Zusammenfassen kann man es wohl so: „Serpent Isle“ ist insgesamt auf hohem technischen Niveau, was aber nicht über gewisse Schwächen hinwegtäuschen sollte, die schon am Vorgänger zu Recht kritisiert wurden.

Vorkenntnisse? Nicht zwingend erforderlich.

Zunächst ein kleiner Exkurs zum Umfeld des Spiels: „Serpent Isle“ kam Ende März 1993 auf den Markt – und musste sich damit (wie schon „The Black Gate“ im Jahr zuvor) hinter dem kleinen Bruder anstellen. In diesem Fall war das „Ultima Underworld II: Labyrinth of Worlds“, das bereits im Jänner 1993 zu kaufen war. Ein paar Worte über diese unglückliche Konstellation habe ich in meiner Rezension zum zweiten Teil des 3D-Spin-offs verloren. Im Rückblick waren „Underworld II“ und „Serpent Isle“, die beide nicht ganz an die Erfolge ihrer Vorgänger anknüpfen konnten, übrigens die letzten, von Zeitgenoss:innen uneingeschränkt als wohlwollend wahrgenommenen Spiele der Reihe.

„Serpent Isle“ ist, wie erwähnt, technisch gesehen ein eigenständiges, ohne „The Black Gate“ lauffähiges Spiel. Inhaltlich ist es allerdings eng mit seinem Vorgänger verbunden, indem es dessen offenes Ende aufgreift (es findet übrigens sogar die in „Ultima Underworld II: Labyrinth of Worlds“ erzählte Story Erwähnung, das allerdings so am Rande, dass es vernachlässigbar ist). Weil die Handlung aber auf die abgelegene Schlangeninsel verfrachtet wurde, gibt es im Spiel jedoch relativ wenige Berührungspunkte zu „The Black Gate“. Ein klarer Vorteil für Neueinsteiger:innen, denn abgesehen vom tieferen Verständnis für gewisse Schlüsselstellen, das man nur als Kenner:in der „Ultima“-Reihe hat, lässt sich „Serpent Isle“ so gut für sich allein spielen, wie kaum einer seiner Vorgänger. Was, am Rande angemerkt, die Bezeichnung als „Ultima VII Part 2“ sogar noch eine Spur abstruser macht.

An dieser Stelle sei mir aber noch ein anderer Einschub erlaubt: „Serpent Isle“ ist meines Erachtens ein Spiel, das trotz seines späten Erscheinens sehr viel für das World-Building der „Ultima“-Reihe tut. Dazu muss ich kurz ausholen: Die Schlangeninsel mag wie eine völlig neue Spielwiese wirken – im „Ultima“-Universum ist sie es aber gar nicht, wir haben es vielmehr mit einer Rückkehr in bereits bekanntes Terrain zu tun. Wir erinnern uns: Die Ereignisse am Ende von „Ultima III: Exodus“ haben den Kontinent Sosaria verwüstet, weite Teile verschwanden im Meer, zurück blieb jener Teil, der ab „Ultima IV: Quest of the Avatar“ als Britannia unter der Herrschaft von Lord British Schauplatz der Handlung sein sollte. Die Schlangeninsel ist ein verschollen geglaubter Teil von Sosaria und wurde vom Avatar in „Ultima I: The First Age of Darkness“ (1981) bereist – damals war sie als „Lands of Danger and Despair“ bekannt und unser Freund Shamino (!) war dort, gemeinsam mit dem King of the White Dragon, der Herrscher. Auf all das greift „Serpent Isle“ zurück, mehr noch: Es erzählt die Geschichte eben jenes Landes und seiner Bewohner:innen fort. Klar, vieles davon ist retconning, wie man so schön sagt, aber dennoch hebt es das „Ultima“-Universum, das zwar immer gut erzählt war, aber auch mit Problemen in der Kontinuität zu kämpfen hatte, auf ein völlig anderes Niveau. Chapeau dafür – und vor allem auch dafür, wie anders die Bewohner:innen der Schlangeninsel unseren Lord British und seine Tugenden sehen.

Atmosphäre, Handlung, Komplexität.

Atmosphärisch vermittelt das Spiel stets das Gefühl eines reichen, tiefgründigen Universums, unter dessen Oberfläche noch deutlich mehr schlummert, als wir zu Gesicht bekommen. Wie schon in „The Black Gate“ sollte man sich im Übrigen nicht von der bunten Grafik in die Irre führen lassen: Auch „Serpent Isle“ ist eine sehr ernste Angelegenheit, vielleicht sogar noch einen Tick düsterer als „The Black Gate“.

Worin vorliegendes Spiel seinen Vorgänger jedenfalls übertrifft, ist die Komplexität der Handlung: Ich müsste lügen, wenn ich behaupten wollte, ich hätte alles verstanden, was auf der Schlangeninsel vor sich geht. Im Wesentlichen scheint es mir – was wiederum typisch für „Ultima“ ist – um das Herstellen von Balance zu gehen und damit die Macht ins Gleichgewicht zu… äh… naja, schon klar, dass das ein völlig anderes Franchise ist, aber ein bisschen hat mich dieser Teil der Geschichte tatsächlich an eine verkomplizierte Variante von „Star Wars“ erinnert. Dass es mitunter sehr schwer fällt, der Handlung zu folgen, liegt auch and der unglaublichen Textlastigkeit von „Serpent Isle“: Die NPCs reden wie Wasserfälle – anfangs mag das noch einigermaßen angehen und man liest interessiert mit, nach ein paar Stunden wird es aber anstrengend und öde. Die Folge: Man klickt sich immer schneller durch die Dialoge und bekommt dadurch diverse Story-Happen, aber auch Hinweise zur Lösung vielfältiger Probleme, nicht richtig mit.

Ob diese Problematik bei Origin erkannt wurde und wir es deshalb mit dem bis dahin wohl linearsten „Ultima“ überhaupt zu tun haben? Die massive Dialoglastigkeit ist jedenfalls in zweifacher Hinsicht ein Problem: Erstens gibt es kein Questlog, man muss also versuchen, aus der Vielzahl an Informationen diejenigen herauszufiltern, die man braucht, um die gestellten Aufgaben zu bewältigen. Um das auch nur annähernd zu schaffen, muss man einmal mehr zu Papier und Bleistift (oder elektronischer „Aktenführung“) greifen, was mich erstmals in der „Ultima“-Reihe große Überwindung gekostet hat, weil mir die Hinweise teils zu versteckt oder verklausuliert waren. Zweitens führen die zwar gut geschriebenen aber ewig langen Texte (hier spielen auch noch Schriftart und -größe mit hinein) dazu, dass man geradezu zum Querlesen gezwungen wird – man will ja nicht nur schmökern, sondern auch aktiv an der Rettung der Welt arbeiten. Und das geht nun einmal nur außerhalb der Dialoge.

Fazit: Ich musste (anfangs selten, zum Ende hin immer häufiger) mit einer Komplettlösung arbeiten, weil ich mich schwerer und schwerer zum Lesen der Dialoge und ordentlichen Notizen motivieren konnte. Dass ich trotzdem fast 56 Stunden für einen kompletten Durchgang gebraucht habe, zeigt mir, wie viel Spielzeit und -spaß eigentlich drin gewesen wären. – wenn denn das Balancing zwischen Erzählung und Action etwas besser gelungen wäre. So überwiegt das Gefühl, unter der Oberfläche würde ein großartiges, tiefsinniges Abenteuer schlummern, allerdings ist die Hürde, dahin vorzudringen, viel zu hoch. Zumindest ging es mir so, ich bin aber relativ sicher, dass es auch bei anderen Spieler:innen so war und ist – egal, ob sie heute zum ersten Mal zu „Serpent Isle“ greifen oder es schon 1993 gespielt haben. Eventuell könnte das auch ein Grund dafür sein, wieso „Ultima VIII: Pagan“ (1994) so… ähem… anders ist? Ich könnte es mir zumindest vorstellen.

Die Probleme.

Abseits der fast alles überlagernden Komplexität, über die man wohl trefflich streiten kann, gibt es eine Reihe an objektiv Schwierigkeiten, die man zum Teil leider bereits aus dem Vorgänger kennt und die nicht (oder nur unzureichend) verbessert wurden:

  • (Quest-)Log. Ein zentrales Problem von „Serpent Isle“ habe ich bereits in den vorigen Absätzen angedeutet: Aufgrund seiner bis zum Anschlag ausgereizten Komplexität (sowohl in der Story als auch bei vielen Rätseln) hätte dieses Spiel unbedingt ein (Quest-)Log gebraucht. Es ist selbst mit Hilfe eines Notizblocks schwierig, alle Spielelemente in angemessenem Ausmaß im Auge zu behalten, sodass es mich nicht wundern würde, wenn viele Spieler:innen bereits nach wenigen Stunden das Handtuch werfen. Oder sich an einem Walkthrough entlanghangeln, eine Versuchung, der ich ehrlich gesagt auch öfter erlegen bin, als mir lieb ist.
  • Inventar. Das Inventar-Management ist eine einzige Katastrophe: Die aus „The Black Gate“ bekannten Probleme (sich überlagernde Gegenstände, keine Beleuchtung des Inventars) bestehen nicht nur weiter, sondern sind aufgrund der größeren Anzahl an Gegenständen sogar noch schlimmer geworden. Zu allem Überfluss sortiert sich das Gepäck von selbst ständig neu, sodass es wenig Sinn macht, Gegenstände innerhalb der Container systematisch zu ordnen. Und: Die Charaktere legen bei bestimmten Aktionen, z. B. beim Schlafen, ungefragt ihre Waffen in die Rucksäcke, was ebenfalls nervt. Halbwegs Abhilfe schafft wie im Vorgänger nur eines: Von Anfang an festzulegen, welchem Charakter man welche Art von Gegenständen gibt (z. B. alle Quest-Items an den Avatar, die gesamte Nahrung an Dupre usw.) und das dann auch konsequent durchzuziehen. Eine große Erleichterung bringt übrigens das Add-On „The Silver Seed“: Man erhält relativ zu Anfang einen magischen Ring, der zumindest das Schlüssel-Chaos beseitigt. Den Wert dieses kleinen Dings kann man gar nicht genug loben und es dürfte mithin der Grund ist, wieso viele Spieler:innen den ersten Besuch des Add-Ons deutlich früher in Angriff nehmen, als eigentlich vorgesehen ist.
  • Kampfsystem. Auch hier ist nichts Neues zu vermelden, sobald ein Kampf beginnt, muss man sich auf völliges Durcheinander einstellen: Die gesamte Party läuft herum wie aufgescheuchte Hühner und beginnt, wahllos auf Feinde einzuprügeln. Gerne auch außerhalb des aktuellen Bildschirmausschnitts, was besonders ärgerlich ist. Theoretisch besteht zwar die Möglichkeit, gewisse Taktiken einzustellen – ich persönlich hätte aber keinerlei Unterschiede im Verhalten bemerkt. Wären die Kämpfe nicht so leicht, wäre das wohl ein Grund für eine massive Abwertung bzw. würde es das Spiel unter Umständen sogar unspielbar machen. So bleibt der Ärger zwar einigermaßen im Rahmen, angemerkt sei aber dennoch, dass man über die geringe bzw. nicht vorhandene Intelligenz der Begleiter nur verwundert den Kopf schütteln kann. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das 1993 auf irgendeine Art und Weise Spaß gemacht haben soll.
  • Handel. „Serpent Gate“ versucht sich an einem relativ komplexen System: Auf der Schlangeninsel gibt es drei Währungen die mit unterschiedlichen Wechselkursen zueinander in Beziehung stehen. Außerdem können Gold und andere Wertgegenstände in diese Währungen, von denen jede in einer anderen Stadt als Zahlungsmittel akzeptiert wird, getauscht werden. Das alles mag innerhalb der Handlung durchaus Sinn machen – für die Person vorm Bildschirm ist es aber ausgesprochen mühsam, muss man doch ständig zu den wenigen NPCs laufen, die als Wechselstuben dienen. Doch damit nicht genug: Das Handeln selbst ist leider alles andere als flüssig, denn man muss durch zahlreiche Dialogoptionen, bevor man überhaupt dazu kommt, ein Geschäft zu machen. Und auch das reicht noch nicht: Es wurde eine völlig überflüssige Funktion eingebaut, mit der man den Preis theoretisch herunterhandeln kann. Abgesehen davon, dass sehr leidlich funktioniert, verlängert und -kompliziert das die ganze Handlerei nochmal. Einziger Lichtblick: Geld braucht man im Wesentlichen nur zum Trainieren, Ausrüstungsgegenstände findet man meist zur Genüge in der Welt. Und, wie in jedem ähnlichen Spiel: Man ist relativ bald so reich und mächtig, dass man überhaupt keine finanziellen Probleme mehr hat. Was den Währungstausch nur noch ärgerlicher macht.
  • Linearität. „Serpent Isle“ ist das bis zu diesem Zeitpunkt mit Abstand linearste „Ultima“. Das hat zwei Vorteile: Man weiß theoretisch immer, was man als nächstes zu tun hat („theoretisch“ weil dem die Textlastigkeit, s. o., entgegensteht) und es war für die Entwickler:innen wohl wesentlich einfacher, Logikprobleme zu umgehen oder komplett auszuschalten. Umgekehrt war es aber immer ein schönes Feature und eine wichtige Errungenschaft dieser Reihe, Aufgaben nach eigenem Gutdünken zu lösen. Hier sind hingegen alle Aufgaben strikt in der vorgegebenen Reihenfolge abzuhandeln, Abweichungen sind an kaum einer Stelle möglich. An manchen Punkten merkt man das übrigens sehr deutlich, beispielsweise, wenn ein Kraftfeld durch einen Zauber aufgehoben werden muss, den man aber erst sehr viel später im Spiel bekommt. Ich vermute, aufgrund der hohen Komplexität der Handlung war das anders kaum möglich; dennoch empfinde ich es als schade, dass ein so großes Stück Freiheit aufgegeben wurde.
  • Weitere Problem(chen). Man kann es sich denken: Weil sich die Engine nicht geändert hat, hat auch „Serpent Isle“ mit einem aus heutiger Sicht umständlichen Dialogsystem und fehlenden Komfortunktionen (die Automap vermisst man schmerzlichst!) zu kämpfen. Und, ja, es bleibt weiterhin ein großer Kritikpunkt: Die Charaktere müssen nach wie vor essen, gefühlt noch öfter, als im Vorgänger. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr das an den Nerven zerrt. Mir ist diesmal übrigens sogar einmal die gesamte Party verhungert: Betritt man früh im Spiel das Gebiet der Erweiterung „The Silver Seed“, um wenigstens den Schlüsselring, der so vieles erleichtert, zu bekommen, ist man sieben Spieltage dort gefangen. Es gibt zwar ein wenig Proviant zu finden, bei mir hat der aber nicht gereicht, um meine Charaktere eine Woche lang bei Gesundheit zu halten (und den Zauber Create Food hatte ich noch nicht). Tipp also an dieser Stelle: Wer zum ersten Mal die Erweiterung anspielt, sollte unbedingt genug zu Beißen in den Rucksäcken haben…

Fazit.

Meiner Ansicht nach ist „Serpent Isle“ ein gutes Spiel, das definitiv Potenzial zu noch höheren Weihen gehabt hätte. Dafür hätte es vermutlich „nur“ ein paar Monate länger in Entwicklung sein müssen, wobei es natürlich müßig ist, darüber zu diskutieren, ob das wirklich zu einer besseren Version geführt hätte. Dass es bis heute im Schatten seines Vorgängers steht, der nach wie vor als bestes „Ultima“ aller Zeiten gilt, hat meines Erachtens vor allem einen Grund: „The Black Gate“ war ein sehr balanciertes Erlebnis, bei dem typische Rollenspiel-Elemente wie Kampf, Magie, Charaktersystem, Dialoge und Rätsel zumeist gut aufeinander abgestimmt waren. Ich weiß, ich weiß, Teile davon kritisiere ich in meiner Rezension, was aber vor allem mi dem generell hohen Niveau der „Ultima“-Serie zu tun hat. „Serpent Isle“ schafft diese Balance generell nicht so gut, weil es den Fokus sehr stark in Richtung Erzählung verschiebt. Die anderen Aspekte sind da, sie entsprechen ungefähr dem, was „The Black Gate“ in diesem Zusammenhang bietet – und doch scheinen sie hier maximal Beiwerk zu sein.

Unterm Strich bleibt der Eindruck, „Serpent Isle“ wäre überambitioniert: Die Geschichte ist episch und wird in aller Breite erzählt, für das Drumherum, das für Rollenspieler:innen halt auch sehr wichtig ist, war im Gegenzug nicht mehr viel Platz. Das führt zu einem echten Paradoxon: „Serpent Isle“ sieht aus wie „The Black Gate“, spielt sich aber grundlegend anders. Man könnte es vielleicht auch so sehen: Der Ausflug des Avatar auf die Schlangeninsel könnte ein früher Versuch gewesen zu sein, ein Abenteuer im Sinne heutiger Walking Simulator zu schaffen – alles ist komplett auf die Erzählung einer Geschichte ausgerichtet, der ganze Rest ist, wenn man gemein sein will, notwendiges Übel. Gut, ganz so krass ist es wirklich nicht, aber ein bisschen in diese Richtung scheint es mir schon zu gehen. Ob man das nun gut oder schlecht findet, sei dahingestellt – ich persönlich glaube, dass es durchaus seine Berechtigung hat, ein solches Spiel abzuliefern. „Serpent Isle“ war vielleicht eines der ersten dieser Art, dass die Formel da noch nicht ganz ausgereift war, sollte man ihm nicht vorhalten.

Mache ich auch nicht – und daher gibt es für dieses Spiel 5 von 7 Punkten, genau wie für seinen berühmten und überaus beliebten Vorgänger. Es hätte einer mehr sein können, wenn Origin das eine oder andere technische Zipperlein ausgebessert hätte.

Gesamteindruck: 5/7


Genre: Rollenspiel
Entwickler:
Origin Systems
Publisher: Origin Systems
Jahr:
1993
Gespielt auf: PC


Screenshots aus „Ultima VII Part 2: Serpent Isle“ – Copyright beim Entwickler!

FremdWelt: Die 5 BESTEN am DONNERSTAG

Seit langem freue ich mich jede Woche auf „Die 5 BESTEN am DONNERSTAG“ von Gina (Passion of Arts). Und natürlich auf die entsprechenden Beiträge auf Blogs, denen ich folge. Mit Anfang 2023 habe ich mich entschlossen, auch mitzumachen. Ob und wie regelmäßig ich es schaffe, wird sich weisen – ich bin jedenfalls wild entschlossen!


Die 5 BESTEN: Liebenswerte Serien-Charaktere (m/d)

Nachdem sich das heutige Thema von Gina – bis auf die Frage nach dem Geschlecht – nicht von vergangener Woche unterscheidet, folgt ohne Umschweife meine Liste (ohne Rangfolge, honorable mentions ganz unten):

  • Data (Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert, 1987-1994)
  • Hal Wilkerson (Malcom mittendrin, 2000-2006)
  • Der Doktor (Doctor Who, seit 1963)
  • Willie Tanner (ALF, 1986-1990)
  • Floki (Vikings, 2013-2020)

Data aus „Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert“

„Star Trek: The Next Generation“, USA, 1987-1994

In der Genese des „Star Trek“-Franchise hatte sich der Vulkanier Spock relativ früh als beliebtester Charakter etabliert – was interessant ist, weil er ja die einzige nicht-menschliche Figur im originalen Ensemble ist und mit seiner unterkühlten, logischen Art immer sehr unnahbar wirkte. Über die Gründe könnte man vermutlich ganze Abhandlungen schreiben – hier würde das aber definitiv den Rahmen sprengen. So oder so konnte es für alle neueren „Star Trek“-Serien nur eine Konsequenz geben: Ein ähnlicher Charakter musste Teil des Casts sein. So richtig ist das freilich nie gelungen – mit einer Ausnahme: Data aus „Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert“. Dabei hat der quasi-Nachfolger unseres Lieblings-Vulkaniers einen riesigen Vorteil: „Seine“ Serie lief deutlich länger als das Original, was den Machern viel Zeit gab, den Androiden, der so gerne ein Mensch wäre, zu entwickeln. So gesehen ist Data also ein umgekehrter Spock: Er startet als perfekt-logische Maschine und entwickelt den Wunsch nach Emotionen – etwas, das Spock, der lieber Vulkanier als Mensch sein wollte, immer abgelehnt hat.

Wieso ausgerechnet die künstliche Intelligenz Data auf dieser Liste ist (während Spock und eine weitere seiner späteren Inkarnationen, der Holo-Doc aus „Star Trek: Voyager“, sich nur unter den honorable mentions finden)? Nun, es ist einfach zu liebenswert und, ja, einfach schön, zu sehen, wie Data trotz seiner riesigen Datenbank mit den Augen eines Kindes durch die Welt geht. Er weiß alles – und doch ist ihm so vieles fremd. Ferner verfügt er, im Gegensatz zu den genannten Figuren, über ein weitaus freundlicheres, netteres Wesen, sodass man kaum anders kann, als ihn zu lieben. Ein solcher Charakter ist „Star Trek“ seither tatsächlich nicht mehr gelungen – egal, zu wie vielen Einsätzen man den großartigen Brent Spiner reaktiviert hat.

Data wird von Brent Spiner gespielt.

Wo man „Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrundert“ sehen kann, steht u. a. hier.


Hal Wilkerson aus „Malcolm mittendrin“

„Malcolm in the Middle“, USA, seit 2000-2006

Dazu braucht man wohl nicht allzu viel zu sagen: Hal ist ein netter Typ, der oft, sehr oft, Opfer der Umstände wird. Klar, „Malcolm mittendrin“ lebt vor allem von der irrsinnigen und oft völlig absurden Situationskomik. Und doch: Hal ist einfach ein ganz normaler Mann, der seine Familie trotz aller Unbill liebt und so gut wie möglich für sie sorgen möchte. Echt liebenswert, vor allem, wenn man sieht, was so alles auf den guten Mann einprasselt und womit er sich herumschlagen muss.

Hal Wilkerson wird von Bryan Cranston gespielt.

Wo man „Malcolm mittendrin“ sehen kann, steht u. a. hier.


Der 10. Doktor aus „Doctor Who“

„Doctor Who“, Großbritannien, seit 1963

Die 10. Inkarnation des zeitreisenden Timelords, der sich nur „Der Doktor“ nennt, war mein Einstieg in diese am längsten laufende Serie überhaupt. Auch hier mag ich gar nicht so weit ausholen – es reicht vielleicht zu sagen, dass mir keine seiner früheren Versionen (wobei ich nicht alle kenne!) dermaßen nett, freundlich und liebenswert erschienen ist. Nur sein Nachfolger, gespielt von Matt Smith (und unter den honorable mentions) kommt da noch ran. Was aber nur David Tennant als Doktor geschafft hat: Ich musste eine (naja… es waren sicher ein paar mehr…) Träne zerdrücken, als seine Zeit in der Serie zu Ende ging (sein „Ich… will noch nicht gehen“ war einfach herzzerreißend).

Der 10. Doktor wird von David Tennant gespielt.

Wo man „Doctor Who“ sehen kann, steht u. a. hier.


Willie Tanner aus „ALF“

„ALF“, USA, 1986-1990

Ich frage mich, wie viel Willie Tanner die Showrunner von „Malcolm mittendrin“ dem etwas weiter oben genannten Hal Wilkerson gegeben haben. Aus meiner Sicht: Einiges, denn Hal wirkt wie eine stark modernisierte Variante von Willie. Und damit ist eigentlich schon alles gesagt, denn auch Willie ist ein Mann, der stets für seine Familie sorgen möchte und dabei alle möglichen und unmöglichen Knüppel zwischen die Beine geworfen bekommt. Namentlich von einem haarigen Außerirdischen, aber um den geht es hier nicht – sondern einzig und allein um deinen der liebenswertesten Charaktere der Sitcom-Geschichte, perfekt verkörpert vom leider 2019 verstorbenen Max Wright.

Willie Tanner wird von Max Wright gespielt.

Wo man „ALF“ sehen kann, steht u. a. hier.


Floki aus „Vikings“

„Vikings“, USA, 2013-2020

Man kann sicher diskutieren, ob und wie sich Floki für die Zuschreibung „liebenswert“ qualifiziert. Ich sehe es so: Er ist ein Kind seiner Zeit, von daher würde ich zumindest mal seine Brutalität im Kampf als notwendiges Übel hinnehmen. Davon abgesehen ist er meines Erachtens aber ein Visionär, gleichzeitig ein, ja, liebenswerter, Verrückter. Ich kann einfach nicht anders, als diesen Mann zu mögen und habe mich daher entschieden, dass er einen Platz auf der Liste verdient. Trotz seines unbestreitbaren Wahnsinns, der auch mal über das hinausgeht, was man als „liebenswert“ bezeichnen möchte. Aber was soll’s, so war es halt zur Zeit der Wikinger. Vielleicht.

Floki wird von Gustaf Skarsgård gespielt.

Wo man „Vikings“ sehen kann, steht u. a. hier.


Honorable Mentions:

  • Der Doktor (Star Trek: Raumschiff Voyager, 1995-2001)
  • Vir Cotto (Babylon 5, 1993-1998)
  • Spock (Raumschiff Enterprise, 1966-1969)
  • Fireball (Saber Rider und die Starsheriffs, seit 1987-1988)
  • Der 11. Doktor (Doctor Who, seit 1963)

Mehr Listen zu diesem Thema:

FremdWelt: Die 5 BESTEN am DONNERSTAG

Seit langem freue ich mich jede Woche auf „Die 5 BESTEN am DONNERSTAG“ von Gina (Passion of Arts). Und natürlich auf die entsprechenden Beiträge auf Blogs, denen ich folge. Mit Anfang 2023 habe ich mich entschlossen, auch mitzumachen. Ob und wie regelmäßig ich es schaffe, wird sich weisen – ich bin jedenfalls wild entschlossen!


Die 5 BESTEN: Liebenswerte Serien-Charaktere (w/d)

Jetzt kommt’s: Nachdem wir uns bereits mehrfach über die BESTEN Charaktere in Filmen und Serien unterhalten haben, stellt uns Gina diese Woche eine viel spezifischere Aufgabe: Die liebenswertesten Charaktere, entweder weiblich oder divers, sollen es sein. Das kann, muss aber nicht mit den BESTEN übereinstimmen. Genau genommen sind sehr viele Charaktere meiner Bestenlisten alles andere als LIEBENSWERT. Also einmal mehr ein höchst interessantes Thema, zu dem ich folgende Liste (kein Ranking!) in den Raum stelle… honorable mentions habe ich diesmal nicht, ich habe mir ehrlich gesagt sogar schwer getan, wirklich 5 zu finden, die ich ohne Bedenken nennen könnte.

  • Amy Pond (Doctor Who, seit 2010-2013)
  • Tanja Seifert (Stromberg, 2004-2012)
  • Antonia „Toni“ Sackbauer (Ein echter Wiener geht nicht unter, 1975-1980)
  • Cirilla „Ciri“ Fiona Elen Riannon von Cintra (The Witcher, seit 2019)
  • Margaery Tyrell (Game of Thrones, 2011-2019)

Amy Pond aus „Doctor Who“

„Doctor Who“, Großbritannien, seit 1963

Wer die Serie nicht kennt: Der namensgebende Doktor ist ein außerirdischer Zeitreisender, der mit seinem Raumschiff, das wie eine britische Polizei-Notrufzelle aussieht, die verrücktesten Abenteuer erlebt. Die Bandbreite reicht von dramatischen Rettungen der Erde (oder gar des ganzen Universums) bis hin zu kleinen, persönlichen Geschichten. Mal ist die Serie ernst, mal lustig, mal liegt der Fokus auf Action, mal ist sie eher philosophisch; eines zieht sich aber durch: Der Doktor ist so gut wie nie allein unterwegs, er hat immer eine:n, in manchen Fällen auch mehrere Begleiter:innen, die ihm über mehrere Folgen, manchmal auch staffelübergreifend, zur Seite stehen.

Unter diesen Companions, wie sie im Original heißen, sticht für mein Dafürhalten Amy Pond hervor, die von 2010 bis 2012 (und dann noch einmal 2013 für einen Auftritt) die 11. Inkarnation des Doktors begleitete. Hier haben wir es aus meiner Sicht mit einer ganz besonderen Beziehung zu tun: Der Doktor trifft erstmals auf Amy, als sie noch ein Kind ist, begegnet ihr dann immer mal wieder (ähnlich dem Roman „Die Frau des Zeitreisenden“, 2003), bis sie ihn schließlich begleitet und der Zyklus irgendwann mit ihrem meiner Ansicht nach sehr traurigen und emotionalen Abgang endet. Einerseits ist es diese Geschichte, die mir sehr gut gefällt, andererseits ist es aber vor allem die nette, sanfte und liebenswürdige Art von Amy, die ihr den Platz auf dieser Liste sichert. Dem hilft freilich auch das Casting von Karen Gillan, die es meines Erachtens perfekt schafft, eine trotz aller Schwierigkeiten immer liebenswerte Figur zu geben. Ob Amy Pond die interessanteste Begleiterin des Doktors ist, sei dahingestellt (ich finde aber zumindest ihre Hintergrundgeschichte sehr stark), die liebenswerteste ist sie meiner Ansicht nach aber definitiv.

Amy Pond wird von Karen Gillan gespielt.

Wo man „Doctor Who“ sehen kann, steht u. a. hier.


Tanja Seifert aus „Stromberg“

„Stromberg“, Deutschland, 2004-2012

Das Mockumentary-Format „Stromberg“ ist so ausgelegt, dass man mit praktisch keiner Figur so richtig sympathisieren mag. Zumindest nicht durchgehend, gute Momente und Eigenschaften haben sie freilich alle, sonst würde die Serie im Endeffekt auch niemand sehen wollen. Bei Tanja Seifert (später Steinke) verhält es sich aus meiner Sicht etwas anders: Ja, sie mag eventuell im Verlauf der Serie ein bisschen spießig werden, im Prinzip sind bei ihr die Vorzeichen im Vergleich zu allen anderen Charakteren jedoch umgedreht: Tanja ist zu mindestens 90% freundlich, nett und, ja, liebenswert. Zumindest geht es mir so – und mit ihren Anfällen von Normalität kann ich gut leben, weil die ja vor allem deshalb spießig und streberhaft rüberkommen, weil der Rest der Figuren so überzeichnet ist.

Tanja Seifert wird von Diana Staehly gesprochen.

Wo man „Stromberg“ sehen kann, steht u. a. hier.


Antonia „Toni“ Sackbauer aus „Ein echter Wiener geht nicht unter“

„Ein echter Wiener geht nicht unter“, Österreich, 1975-1980

Diese Serie ist wohl nur für Spezialist:innen: Man muss vermutlich einer etwas älteren Generation angehören, um grundsätzlich etwas damit anfangen zu können – und selbst dann wird es schwierig, wenn man keinen Bezug zu österreichischem, genauer gesagt: wienerischem, Lokalkolorit findet. Wer das schafft, sieht in „Ein echter Wiener geht nicht unter“ jedenfalls eine großartige Studie einer Wiener Arbeiterfamilie in den 1970er Jahren. Uneingeschränkter Star der Sendung ist freilich der 2022 verstorbene Karl Merkatz, der den jähzornigen, beim kleinsten Anzeichen von Ärger lospolternden Elektriker Edmund „Mundl“ Sackbauer gibt.

Die weiteren Rollen stehen vergleichsweise im Hintergrund, sind aber mindestens ebenso wichtig, um dem Familienoberhaupt entsprechend Reibefläche zu bieten. Im Serien-Universum gibt es im Endeffekt auch nur eine Rolle, die man wirklich als uneingeschränkt liebenswert bezeichnen kann: Antonia „Toni“ Sackbauer, leidgeprüfte Ehefrau von Mundl – und mitunter die einzige, auf die der Hitzkopf hört und die ihn zu beruhigen vermag. Und ja, Mundl liebt seine Toni, wie man immer wieder in zärtlichen Momenten sieht. Das sollte man auch nicht unter den Tisch fallen lassen (ebenso, wie dass es in der Familie Sackbauer keine körperliche Gewalt gibt und sogar Mundl im Grunde ein guter, rechtschaffener Mann ist) – es ist aber bewunderns- und liebenswert, wie sie zu ihrem schwierigen Gemahl steht. Meine Sympathien als Zuseher sind ihr jedenfalls immer schon sicher gewesen.

Antonia „Toni“ Sackbauer wird von Ingrid Burkhard gespielt.

Wo man „Ein echter Wiener geht nicht unter“ sehen kann, steht u. a. hier.


Ciri aus „The Witcher“

„The Witcher“, USA, Polen, seit 2019

Zugegeben: Allzu viel haben wir im bisherigen Verlauf von „The Witcher“ nicht über Prinzessin Cirilla Fiona Elen Riannon von Cintra, wie Ciri mit vollem Namen heißt, erfahren. Wer aber, wie ich, die bereits lange vor der Serie veröffentlichten Computerspiele, vor allem aber die Romane von Andrzej_Sapkowski, kennt, weiß: Ciri mag ihre Eigenheiten haben, sie ist aber grundsätzlich einfach eine nette Person – und das, ohne reines Beiwerk zu sein, wie es weiblichen Figuren in derartigen Serien leider viel zu oft geht. Ich bin jedenfalls gespannt, wie es der sehr nah am Original gezeichneten und von Freya Allan super gespielten Figur im weiteren Verlauf von „The Witcher“ geht.

Ciri wird von Freya Allan gespielt.

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Margaery Tyrell aus „Game of Thrones“

„Game of Thrones“, USA, 2011-2019

Schon interessant, wie oft ich im Rahmen der 5 BESTEN diese Serie erwähne. Das hat, bei aller möglicherweise berechtigten Kritik am ganzen Hype, vor allem einen Grund: „Game of Thrones“ verfügt als Serie, ebenso wie die Buchvorlage, über eine ganze Reihe interessanter Charaktere aller Couleur. Wie so oft in modernen Serien gibt es allerdings kaum eine Figur, die wirklich liebenswert ist – was einerseits gut, weil interessant, andererseits schlecht für eine Aufgabe wie vorliegende ist. Nach kurzem Überlegen bin ich aber doch fündig geworden: Margaery Tyrell ist zwar auch eine überaus manipulative und so gesehen nicht gerade „gute“ Person – aber sie verbirgt das unter einem unglaublich charmanten Mantel aus Liebenswürdigkeit. Mir ist natürlich klar, dass ich durch ihre Wahl auf diese Liste sozusagen auf ihre Manipulationen reingefallen bin – und doch kann ich nicht anders. Alles richtig gemacht, Margaery! Oder?

Margaery Tyrell wird von Natalie Dormer gespielt.

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Mehr Listen zu diesem Thema:

FremdWelt: Die 5 BESTEN am DONNERSTAG

Seit langem freue ich mich jede Woche auf „Die 5 BESTEN am DONNERSTAG“ von Gina (Passion of Arts). Und natürlich auf die entsprechenden Beiträge auf Blogs, denen ich folge. Mit Anfang 2023 habe ich mich entschlossen, auch mitzumachen. Ob und wie regelmäßig ich es schaffe, wird sich weisen – ich bin jedenfalls wild entschlossen!


Die 5 BESTEN: Filme, auf die ich mich 2023 freue

Ich gestehe, dass ich niemand bin, der sich auch nur ansatzweise darum kümmert, was in nächster Zeit ins Kino (oder im Streaming) kommt. Von daher musste ich tatsächlich Google bemühen, um herauszufinden, was heuer eigentlich ansteht – und selbst das hat mir nur bedingt geholfen, weil mir abseits der großen Namen kaum etwas davon ein Begriff ist. Ob folgende Liste also tatsächlich passt, wird man sehen, ich gehe stark davon aus, dass ich kurzfristig einige Filme entdecken werde, die eher einen Platz verdient hätten. Ganz abgesehen davon, dass eine Ankündigung ja noch keinen Aufschluss über die Qualität gibt. Wird spannend, welches der untenstehenden Werke es am Ende des Jahres überhaupt auf eine Bestenliste schaffen würde.

Für lange Erklärungen fehlt mir diesmal leider die Zeit, daher nur die Liste und dann noch – so vorhanden – die Trailer.


Dune: Teil 2

USA, 2023

— noch kein offizieller Trailer oder Teaser —


The Last Voyage of the Demeter

USA, 2023

— noch kein offizieller Trailer oder Teaser —


Oppenheimer

USA, 2023


The Boogeyman

USA, 2023


The Covenant

USA, 2023


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FremdWelt: Die 5 BESTEN am DONNERSTAG

Seit langem freue ich mich jede Woche auf „Die 5 BESTEN am DONNERSTAG“ von Gina (Passion of Arts). Und natürlich auf die entsprechenden Beiträge auf Blogs, denen ich folge. Mit Anfang 2023 habe ich mich entschlossen, auch mitzumachen. Ob und wie regelmäßig ich es schaffe, wird sich weisen – ich bin jedenfalls wild entschlossen!


Die 5 BESTEN Fantasy-Charaktere (Serien)

Die Aufgabe, die uns Gina diesen Donnerstag stellt, ist vergleichsweise einfach: Gesucht sind die 5 BESTEN Fantasy-Charaktere in Serien. Wieso das „einfach“ sein soll, obwohl die Auswahl riesig ist? Naja, hier kann man sich meines Erachtens zumindest nach Herzenslust austoben und braucht sich – im Gegensatz z. B. zu vergangenem Donnerstag – nicht damit auseinanderzusetzen, wie man selbst in einer Serienwelt zurecht kommen würde. Einzig wichtig: Die BESTEN sind nicht unbedingt die BRAVSTEN, UMGÄNGLICHSTEN oder HELDENHAFTESTEN, aber das sollte sich von selbst verstehen. Daher ohne Umschweife meine Liste, ganz unten die honorable mentions.

  • Tyrion Lannister (Game of Thrones, 2011-2019)
  • Dream (The Sandman, seit 20222)
  • Geralt von Riva (The Witcher, seit 2019)
  • Rycroft Philostrate (Carnival Row, 2019-2023)
  • Galadriel (Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht, seit 2022)

Tyrion Lannister aus „Game of Thrones“

USA, 2011-2019

„Game of Thrones“ hat eine riesige Gefolgschaft, die quasi von Beginn an weit über das ursprüngliche Publikum des Fantasy-Genres hinausging. Ob zu Recht sei dahingestellt – Fakt ist aber, dass dieses Mammutprojekt, das im Laufe der Zeit sogar seine eigene Vorlage überholt hat, erstmals eine ausgesprochen realistisch wirkende Version der bei uns so verbreiteten Mittelalter-Fantasys auf die Schirme gebracht hat. Hier wird gestritten, gehurt, brutal getötet, elendig verreckt und bösartig intrigriert. Und ja, es gibt Drachen und andere übernatürliche Phänomene, was die Serie tatsächlich zu Fantasy macht. Aber wichtiger sind hier die Charaktere, die auch gern mal sterben, egal, ob sie wichtig oder unwichtig für den weiteren Verlauf sind. Das das so ist, hat „Game of Thrones“ wohl auch der heutigen Zeit und den Streaming-Möglichkeiten zu verdanken. In den 1990ern, als z. B. „Hercules“ und „Xena“ die Fantasy beherrschten, wäre ein derartig stark aufeinander aufbauendes Format undenkbar gewesen (zumindest außerhalb des massentauglichen Soap-Opera-Marktes).

Wie dem auch sein: „Game of Thrones“ verfügt, dem grandiosen literarischen Unterbau (aber auch den Showrunnern mit ihrem Händchen für das Casting) sei Dank, über ein breites Ensemble an starken Figuren, aus denen man diverse in diese Liste aufnehmen könnte. Ich habe mich für den aus einer Sicht am besten gezeichneten, tiefgründigsten und erstaunlichsten davon entschieden: Tyrion Lannister, Mitglied des Hauses Lannister, das in der Welt von „Game of Thrones“ eine Antagonisten-Rolle einnimmt. Tyrion selbst ist allerdings ganz und gar kein typischer Bösewicht (und damit spiele ich nicht auf seine körperlichen Attribute an), sondern jemand, der immer seine eigenen Interessen verfolgt und trotz aller Widrigkeiten im Grunde seines Herzens ein guter Mensch ist. Seine Methoden sind oft brutal, er ist schlagfertig, er ist überaus klug – und er ist reich, was ihm ein Überleben überhaupt erst ermöglicht. Für mich ist er aber vor allem eins: Eine überaus interessante Persönlichkeit, der ich einfach nur gern zusehe und -höre.

Tyrion Lannister wird von Peter Dinklage gespielt.

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Dream aus „Sandman“

„The Sandman“, USA, seit 2022

Ich habe eine Schwäche für dunkle Charaktere, was es einfach gemacht hat, den Herrn der Träume in diese Liste aufzunehmen. Was mir an ihm aber vor allem gefällt: Er ist fast allmächtig, dabei aber weder gut noch böse, sondern vollkommen indifferent. Er weiß, dass er mächtig ist, setzt diese Macht aber nicht ein, um damit Spaß zu haben, sondern weil es einfach seine Art ist. Ich weiß nicht genau, wie ich es beschreiben soll – es muss reichen, wenn ich sage, dass ich eine solche Kombination von Eigenschaften, wie sie Dream bietet, einfach grandios finde.

Dream wird von Tom Sturridge gespielt.

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Geralt von Riva aus „The Witcher“

„The Witcher“, USA/Polen, seit 2019

Meine Liste ist bisher – und auch was die kommenden Einträge betrifft – ausgesprochen modern gehalten. Das ist, so glaube ich, schon für sich genommen eine Erkenntnis, was mein Verständnis guter Charaktere betrifft: „Hercules“ mag eine nette Fantasy-Serie gewesen sein und oft genug gut unterhalten haben – aber wirklich starke (also interessante!) Figuren waren damals nicht dabei und sind erst in jüngster Zeit im Angebot. Offenbar will ich keine strahlenden Helden, sondern Charaktere mit Stärken und Schwächen, weniger körperlich (obwohl auch das interessant ist, wie man an Tyrion Lannister sieht), sondern vor allem, was die Persönlichkeit betrifft.

Und so passt auch der Hexer, Geralt von Riva, bestens auf diese Liste. Dieser Mann hat alle Fähigkeiten, ein echter Held zu sein. Er ist stark, er ist schnell, er ist schlau – gleichzeitig ist er aber ein Söldner, ein echter Griesgram und niemand, der davor zurückschreckt, dorthin zu gehen, wo es weh tut. Ein echter „Badass“, würde man sagen. Das Herz hat er zwar dennoch am rechten Fleck, doch wirklich sympathisch macht ihn das die meiste Zeit über nicht. Wohl aber sehr interessant, auch wenn das in der Serie manchmal nicht ganz so gut rüberkommt, wie ich mir erhofft hätte.

Geralt von Riva wird von Henry Cavill gespielt.

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Rycroft Philostrate aus „Carnival Row“

USA, 2019-2023

Glücklicherweise wurde „Carnival Row“ nach langer Wartezeit – die 1. Staffel war 2019 erschienen – anno 2023 doch noch fortgesetzt und zu einem Ende geführt. Dass es nur zwei Staffeln gab, muss übrigens gar kein Fehler sein, insgesamt ist die Serie angenehm kompakt und hat kaum Längen. Mein Lieblingscharakter ist hier eindeutig die Hauptfigur: Orlando Bloom (!) spielt den ehemaligen Soldaten und nunmehrigen Polizisten Rycroft Philostrate, der sich in einer Steampunk-artigen Fantasy-Welt als wortkarger und gezeichneter Einzelgänger behaupten muss. Das Setting gefällt mir hier ausgesprochen gut – vor allem aber finde ich diesen Charakter sehr gelungen; hier kommt wieder mein Faible für düstere, ruhige und gern auch von Selbstzweifeln geplagte Figuren durch. „Philo“, wie er in der Serie genannt wird, ist kein quasi unbesiegbarer Kämpfer wie Geralt von Riva, er ist kein intelligenter, reicher Mann wie Tyrion Lannister – und er ist nicht einmal bei seinen eigenen Kollegen so richtig angesehen. Und doch steckt unter der rauen Schale, die er braucht, um in der Burgue zu überleben, ein guter Kerl. Sowas mag ich einfach.

Rycroft Philostrate wird von Orlando Bloom gespielt.

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Galadriel aus „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“

„The Lord of the Rinds: The Rings of Power“, USA, seit 2022

Hier ist sie nun: Die einzige Figur in meiner Liste, die dem klassischen Bild der guten, mehr oder minder unfehlbaren und überaus kampfstarken Fantasy-Heldin entspricht. Dass sie den einen oder anderen Zug hat, der dann doch ein wenig zu denken gibt (speziell ihre Rachegelüste seien hier zu nennen), ist meines Erachtens allein der Entstehungszeit der Serie geschuldet: Wäre „Die Ringe der Macht“ in den 1990ern oder noch früher erschienen, wäre Galadriel mit Sicherheit genauso stark, aber kaum so bitter, so unnahbar gewesen. Man muss hierzu auch noch festhalten, dass diese Figur in der Welt des „Herr der Ringe“-Schöpfers J.R.R. Tolkien keine herausragende Rolle spielt – hätte sie es getan, könnte ich mir aber vorstellen, dass sie auch dort nicht so grimmig dargestellt worden wäre. Fazit: Wie Galadriel in dieser Serie auftritt, ist voll und ganz den Ideen der Showrunner geschuldet. Das mag alte Tolkien-Fans im ersten Moment abschrecken – mich persönlich fasziniert es. Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass das Fantasy-Genre im Allgemeinen und Mittelerde im Besonderen, genau eine solche Figur gebraucht hat.

Galadriel wird von Morfydd Clark gespielt.

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Honorable Mentions:

  • Jaime Lannister (Game of Thrones, 2011-2019)
  • Skeletor (Masters of the Universe – Revelation, 2021)
  • Graf Olaf (Eine Reihe betrüblicher Ereignisse, 2017-2019)
  • Mr. Wednesday (American Gods, 2017-2021)
  • Wednesday Addams (Wednesday, seit 2022)

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