Buchwelt: Redshirts

John Scalzi


Mit „Redshirts“ hat der von mir eigentlich geschätzte John Scalzi ordentlich danebengegriffen. Das Buch wirkt wie eine höchstens mittelmäßige Kurzgeschichte, die künstlich aufgebläht wurde und damit kaum eine Existenzberechtigung im Vollpreis-Segment hat. Mit sorgfältigerer Ausarbeitung hätte das ein gutes Buch in gewohnter Scalzi-Qualität werden können – in dieser Form muss man von einer Lektüre leider abraten. Sollte das Buch jemals günstiger angeboten werden, können Scalzi-Fans einen Blick riskieren, zu viel erwarten sollte sich aber niemand.

Gesamteindruck: 2/7


(Schwache) Kurzgeschichte zum Vollpreis.

Beim Aufschlagen von „Redshirts“ heißt es erstmal durchatmen: Die Schrift ist riesig, die Ränder breit – so kennt man das eigentlich nur von Kinderbüchern. Auf diese Art kommt man natürlich leicht auf 430 Seiten, bei „normalem“ Druck wären es gefühlt unter 200 gewesen. Das zum Preis eines vollwertigen Romans zu verkaufen ist eigentlich eine Frechheit.

Leider wird dieses Manko auch im Buch nicht wettgemacht. Zunächst fallen relativ schnell eine Anzahl an Tippfehlern und eine gewöhnungsbedürftige, ungenaue Übersetzung auf. Verwunderlich, bei einem derart kurzen Buch sollte man meinen, dass das Lektorat genügend Zeit hatte, ordentlich zu Werke zu gehen. Wichtiger ist aber ohnehin die Geschichte – und die ist ausgesprochen merkwürdig und dermaßen an den Haaren herbeigezogen, dass es schon wieder innovativ ist. Sich mit den Redshirts, also Mitgliedern einer Raumschiffbesatzung, deren einziger Daseinszweck das Sterben in den unendlichen Weiten des Weltalls ist, zu beschäftigen, ist eine gute Idee. Ganz neu ist sie allerdings nicht, bereits im Film „Galaxy Quest“ wurde das Thema zumindest angeschnitten. Generell haut „Redshirts“ übrigens in eine ähnliche Kerbe wie dieser Streifen mit Tim Allen, wobei die Story ziemlich genau die umgekehrte Richtung einschlägt.

Auf dem Papier (respektive dem Bildschirm) liest sich das alles erstmal nicht schlecht. Trotzdem – oder gerade deshalb – passt die Umsetzung hinten und vorne nicht. „Redshirts“ soll im Prinzip ja (eben wie „Galaxy Quest“) eine Parodie auf das Science Fiction-Genre im TV sein. Darüber hinaus könnte man das Buch auch als eine Kritik an den teils merkwürdigen Drehbüchern und Erzählweisen insbesondere älterer TV-Serien lesen, die manchmal wissenschaftlichen, häufiger dramaturgischen Interessen folgen (müssen). Leider weist die Erzählweise von „Redshirts“ genau die Probleme auf, die Scalzi vermutlich anprangern wollte. Es gibt Löcher in der Handlung, die Logik bleibt völlig auf der Strecke, der Humor wirkt nicht hintergründig sondern unfreiwillig. Generell fehlt es dem Buch durchgehend an Tiefe – nicht nur, was die wenig spannende Story betrifft, auch die Charaktere bleiben völlig blass. Das mag ihren TV-Pendants, die oft nicht einmal einen Namen bekommen, entsprechen, macht den Roman aber auch sehr oberflächlich. Wirkliche Sympathie für das Schicksal der Redshirts kann so nicht entstehen. Ebenfalls problematisch: John Scalzi verzichtet auf jegliche Außenbeschreibungen, die man im Fernsehen wenigstens sieht – wie das Raumschiff „Intrepid“ aussieht, kann man sich so beim besten Willen nicht vorstellen. Nimmt man all das zusammen, wirkt „Redshirts“ im Endeffekt eher wie eine Fingerübung und nicht wie ein fertiger Roman. Der Autor präsentiert eine grundsätzlich gute Idee mit schönen Ansätzen für eine weitere Ausarbeitung – die einfach nicht erfolgt.

Irgendwann zwischen Seite 330 und 340 ist die Geschichte dann zu Ende. Die restlichen Seiten werden gefüllt mit – ja was eigentlich? Am ehesten kann man das, was folgt als eine Art Nachbetrachtung verstehen. Die Story wird dabei aus anderen Blickwinkeln noch mal zusammengefasst. Das bringt sogar ein wenig Licht in vorher ziemlich nebulöse Zusammenhänge, wirklich gebraucht hätte man diese teilweise langatmigen Beschreibungen aber nicht, weil sie schlicht zu spät kommen.

Wie viel von alledem „passiert“ ist und was davon absichtlich so gemacht wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Spielt letztlich aber auch keine Rolle, weil das Buch – wie man merkt – bei mir einfach nicht so ankommt, wie der Autor es wohl gerne gehabt hätte. Ganz zu verteufeln ist „Redshirts“ zwar nicht, aber eine Kaufempfehlung kann man nicht abgeben. Zwei wohlwollende Punkte, einfach weil Redshirts Charaktere sind, deren trauriges Schicksal in der langen Geschichte der Science Fiction viel zu wenig Beachtung gefunden hat. Das macht sie sympathisch, den Roman aber nur ein klein wenig besser.

Gesamteindruck: 2/7


Autor: John Scalzi
Originaltitel: Redshirts
Erstveröffentlichung: 2012
Umfang: 432 Seiten (deutsche Printausgabe)
Gelesene Sprache: Deutsch
Version: Taschenbuch


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2 Gedanken zu “Buchwelt: Redshirts

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