Stefan Kalbers
„Atmen: Jemand muss atmen!“ ist lesenswert, hat allerdings nicht die Substanz eines Werkes von Dirk Bernemann. Muss natürlich nicht sein, aber mir ist das Ganze dann doch etwas zu dünn. Im wahrsten Sinne des Wortes – allerdings wird das Buch derzeit auch entsprechend günstig verkauft. Wer damit leben kann, erhält ein Werk von stellenweise beängstigend realistisch wirkender Intensität. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Gesamteindruck: 4/7
Kurz, brutal und nicht sonderlich gehaltvoll.
Stefan Kalbers versucht sich in „Atmen: Jemand muss atmen!“ an einer Art Kriminalroman. Seinen namenlosen Ich-Erzähler setzt er in eine triste und brutale Welt, die man so ähnlich auch in den Werken von Dirk Bernemann vorfindet. Trostlosigkeit, Kälte und Isolation sind die zumeist vorherrschenden Zustände in der ebenfalls namenlosen Stadt. Die Erlebnisse, die in diesem sehr kurzen Buch geschildert werden lassen keinen Zweifel über die völlig kaputte Existenz des „Helden“ aufkommen. Auch das erinnert – genau wie der Schreibstil – mehr als einmal an Bernemann.
Davon abgesehen ist „Atmen“ vor allem eines: verwirrend. Der Protagonist beobachtet an sich selbst den immer schnelleren geistigen und körperlichen Verfall, meist eingehüllt in einen Drogen- und Alkoholrausch, in dem gerne auch mal Tagräume und/oder Halluzinationen passieren. Kalbers gelingt es dabei sehr gut, diesen Nebel, durch den die Hauptfigur alles zu sehen scheint, zu transportieren. Durch seinen Stil schafft er es, dass der Leser den erbärmlichen und immer verwirrteren Zustand des tragischen Helden regelrecht mitfühlt. Dabei schießt er allerdings ein wenig über das Ziel hinaus – am Ende ist man nicht nur genauso planlos wie der Protagonist, sondern fragt sich unweigerlich, was das Ganze eigentlich soll; die Handlung ist an sich nämlich eher dünn.
Hoffnung gibt es in „Atmen“ nur in homöopathischen Dosen. Gelegentlich blitzt ein kleiner Schimmer davon auf – nur um kurz darauf wieder zu verschwinden. Dass ein solches Buch kein Happy End haben kann, ist nicht schwer zu erraten.
Gesamteindruck: 4/7
Autor: Stefan Kalbers
Originaltitel: Atmen: Jemand muss atmen!
Erstveröffentlichung: 2008
Umfang: 145 Seiten
Gelesene Sprache: Deutsch
Gelesene Version: Taschenbuch
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