BuchWelt: Die bewohnte Insel

Arkadi & Boris Strugatzki


Zunächst hatte ich für „Die bewohnte Insel“ schon die Fünf-Punkte-Wertung reserviert – zu oft wurde die spannende Grundhandlung von philosophischen Exkursen unterbrochen, die man nur schwer versteht. Allerdings hat sich das nach einem zweiten Durchgang geändert und ich habe Details entdeckt, die ich vorher in der stark verdichteten Geschichte überlesen habe. Der Schluss ist sowieso über jeden Zweifel erhaben, sodass der Roman im Endeffekt nur knapp an der Höchstwertung scheitert.

Gesamteindruck: 6/7


Robinson Crusoe im Kriegsgebiet.

„Die bewohnte Insel“ ist der erste Teil der „Maxim Kammerer-Trilogie“ der russischen Schriftstellerbrüder Arkadi und Boris Strugatzki. Der Titel weist bereits darauf hin: Ähnlich wie Robinson Crusoe verschlägt es den Helden Maxim Kammerer auf eine ihm unbekannte Welt, auf der er sich erst zurecht finden muss. Doch anders als die Insel im Klassiker von Daniel Defoe ist der Planet, auf dem die Hauptperson landet, alles andere als unbewohnt.

Die Autoren stellen in „Die bewohnte Insel“ die Anpassungsprobleme, die der Protagonist in einem für ihn völlig fremden System hat, sehr anschaulich dar. Die fremde Sprache zu lernen ist dabei noch das geringste Problem. Viel schwerer fällt es dem Helden, mit seinen irdischen (in diesem Fall: utopisch-sozialistischen) Wertvorstellungen, die Bewohner der „Insel“ auf gesellschaftlicher und philosophischer Ebene zu verstehen. Um aber seinem Schicksal zu entkommen, muss er sich anpassen, was eine starke Veränderung seiner Persönlichkeit und seiner Moral zur Folge hat. Letztlich scheint „Die bewohnte Insel“ damit ein Plädoyer dafür zu sein, dass selbst ein Einzelner mit genügend Willenskraft ein System verändern kann. Dass es dabei zwangsläufig zu Verlusten kommt, die das Umfeld, die eigene Persönlichkeit und auch die eigene Moral betreffen, ist die Folge. Ob sich ein solcher Eingriff in das System lohnt, lassen die Autoren ein wenig offen – der überraschende Schluss legt allerdings nahe, dass es ohne genaue und umfassende Kenntnis der Fakten leicht zu einer Katastrophe kommen kann, egal, wie gut die verfolgten Absichten gewesen sein mögen.

Andererseits zeigt „Die bewohnte Insel“ auch sehr deutlich, wie sich ein repressives Regime durch Propaganda und Manipulation absichert. Die Art und Weise wie die Bewohner der „Insel“ unterdrückt werden, wie man Andersdenkende verfolgt und ausrottet, hat etwas bedrückend Realistisches. Übrigens wird in diesem Roman auch die Bedrohung durch atomare Aufrüstungs- und Abschreckungspolitik sehr deutlich dargestellt, ebenso die Folgen eines modernen, hochtechnisierten Krieges.

Gesamteindruck: 6/7


Autor: Arkadi & Boris Strugatzki
Originaltitel: Обитаемый остров.
Erstveröffentlichung: 1969
Umfang: 224 Seiten
Gelesene Sprache: Deutsch
Gelesene Version: eBook, in „Strugatzki Gesammelte Werke 1.“


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