FilmWelt: Muttertag – Die härtere Komödie

Der Untertitel „Die härtere Komödie“ sagt eigentlich schon eine Menge aus: diese Komödie ist wirklich ziemlich hart, und zwar an der Grenze des guten Geschmacks. Alles in allem also genauso, wie man es vom österreichischen Kabarett gewohnt ist und entweder liebt oder hasst.

Gesamteindruck: 7/7


An schwarzem Humor kaum zu überbieten.

Dass „Muttertag“ wohl der beste und vielleicht auch beliebteste Film seiner Art ist, liegt wohl am Thema selbst, mit dem sich eigentlich jeder identifizieren kann. Natürlich ist auch in diesem Film alles ein wenig (?) überzeichnet, obwohl man sich durchaus vorstellen kann, dass es in manchen Familien am Festtag für Blumenhändler so oder zumindest so ähnlich zugeht. Dass es dabei in der Regel aber nicht Mord und Totschlag gibt, kommt einem, nachdem man „Muttertag“ gesehen hat, eher wie ein glücklicher Zufall vor. Der ganz normale Wahnsinn, der bei der kleinbürgerlichen Familie im Rahmen der Muttertags-Feierlichkeiten ausbricht, ist jedenfalls realistischer dargestellt, als manchen braven Mitbürgern lieb sein dürfte.

Wie bei vielen österreichischen Filmen üblich, handelt es sich auch hier um eine sehr gut umgesetzte Milieustudie. Neben dem allseits beliebten Muttertag werden die typische Wiener Gemeinde-Wohnsilo, die Beamten von Post und Polizei, das Kleinbürgertum und die katholische Kirche sowie einige andere kleine und größere Institutionen und Situationen des täglichen Lebens herrlich bissig aufs Korn genommen. Der Film nimmt dabei nach einem gemächlichen Aufbau bis zu seinem Höhepunkt rasant an Fahrt auf.

Meiner Ansicht nach ist „Muttertag“ das Sehenswerteste, was die österreichische Kabarett-Szene im filmischen Bereich abgeliefert hat – es sei denn, man tut sich mit der Sprache oder generell mit österreichischen Filmen schwer. Auch Menschen, die sehr viel von Moral und Sitte halten, dürften sich mit Schrecken abwenden, wenn ihnen Harald Sicheritz gnadenlos den Spiegel vors Gesicht hält. Die Schauspieler/Kabarettisten liefern durchgehend gute Leistungen ab, vor allem das Trio Roland Düringer/Alfred Dorfer/Reinhard Novak können mindestens in einer ihrer vielen Rollen begeistern. Ein Meisterwerk!

Gesamteindruck: 7/7


Originaltitel: Muttertag – Die härtere Komödie
Regie: Harald Sicheritz
Jahr: 1992
Land: Österreich
Laufzeit: 99 Minuten
Besetzung (Auswahl): Roland Düringer, Alfred Dorfer, Reinhard Nowak, Eva Billisich, Andrea Händler



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MusikWelt: Gods Of War

Manowar


Was man „Gods Of War“ zu Gute halten kann: Das Konzept wurde in sich recht stimmig und auch atmosphärisch brauchbar umgesetzt. Es ist von Track 1 bis 15 ein roter Faden zu erkennen, man kann zumindest die Vision, die dahinter steckt, erahnen. Mehr leider nicht. Damit reicht es bei mir für knappe vier Punkte, vier sehr starken Stücken und der einmal mehr herausragenden Gesangsleistung von Eric Adams sei Dank. Ohne ihn hätte es wesentlich düsterer ausgesehen.  

Gesamteindruck: 4/7


True Metal? Ja, aber in homöopathischen Dosen.

Wenn man mit einigem zeitlichen Abstand an „Gods Of War“, das 2007er Album der True Metal-Institution Manowar denkt, fallen einem spontan drei Songs ein: „King Of Kings“, „Sleipnir“ und „Sons Of Odin“. Aufgrund einer lustig-peinlichen Anekdote aus dem Rock Hard wird insbesondere im deutschsprachigen Raum der eine oder andere vielleicht auch noch den Bonustrack „Die For Metal“ in Erinnerung haben – gewidmet einem gewissen Götz K. Der fand es seinerzeit nämlich nicht so glaubwürdig, dass ein gewisser Joey D. behauptete, „notfalls für den Metal sterben“ zu wollen und wurde dafür immerhin im Booklet gewürdigt (die Geschichte bzw. das Interview kann man übrigens u. a. hier nachlesen).

Auch wenn (oder gerade weil?) seit der Veröffentlichung von „Gods Of War“ mittlerweile einige Zeit ins Land gezogen ist, ist das Album nach wie vor nur als „durchwachsen“ zu bezeichnen. Dabei sieht es optisch zunächst sehr gut aus (und mit „optisch“ meine ich nicht das Cover, das mehr als alle bisherigen zum Fremdschämen einlädt): 16 Songs, eine Spielzeit von fast 74 Minuten, Manowar-Rekord! Ähnlich umfangreich ist von allen bis dato erschienenen regulären Alben der US-Amis lediglich „The Triumph Of Steel“ (1992, ca. 69 Minuten) ausgefallen. Das ist auch schon eine gute Überleitung, denn gerade auf jenem Album befand sich mit dem berühmt-berüchtigten 28-Minüter „Achilles, Agony And Ecstasy In Eight Parts“ eine Art Hörspiel, wie es „Gods Of War“ auf Albumlänge bietet.

Das bedeutet im Klartext: Von 16 Stücken auf der Platte sind gerade mal acht als Songs im eigentlichen Sinne zu bezeichnen. Der Rest besteht aus Intros, Overtüren und Spoken-Word-Titeln. Nun sind solche Dinge zur Schaffung einer gewissen Atmosphäre ja durchaus geeignet, nur übertreiben es Manowar auf „Gods Of War“ damit gnadenlos. Am Beginn der Platte bietet die erste Overtüre, passend betitelt mit „Overture To The Hymn Of The Immortal Warriors“ einen dramatischen, wagnaresken Auftakt – und ist gleichzeitig symptomatisch für das Problem der ganzen Klassik, die sich auf „Gods Of War“ zwischen den anderen Liedern befindet: Zu lang, zu sperrig, zu sehr Konserve und einfach zu viel des Guten. Ich wage es kaum zu schreiben, aber sowas bringen „kleine“ Symphonic-Bands wie Rhapsody (Of Fire) besser und dramatischer zustande. Dass darauf mit „The Ascension“ auch noch ein Intro folgt, strapaziert die Geduld dann schon beinahe über Gebühr. So dauert es dann insgesamt fast neun (!) Minuten, bis der erste „richtige“ Song beginnt, der leider nur 4:17 Minuten dauert. Dafür ist „King Of Kings“ einer der stärksten Manowar-Tracks überhaupt. Tatsächlich ist das Stück sogar gut, dass es über den Anfangsärger locker hinwegtröstet und man auch mit dem darauf folgenden Zwischenspiel „Army Of The Dead, Part I“ (langsam, bedächtig, mit Chorgesang, insgesamt gar nicht so übel) ganz gut leben kann. Danach befürchtet man in „Sleipnir“ zunächst auch eine Art Intro, der gesprochene Text ist aber zum Glück „nur“ knapp über eine Minute lang und leitet einen echten Hammer-Song ein. Vor allem der Refrain ist traumhaft, auch wenn er zum Schluss ein wenig zu oft wiederholt wird. Im kurzen „Loki God Of Fire“ geht es dann im Midtempo ganz gut, wenn auch nicht essentiell zur Sache, bevor mit „Blood Brothers“ eine typische Power-Ballade folgt, die jedoch qualitativ bei Weitem nicht an andere Manowar-Großtaten dieser Kategorie heranreicht.

Die zweite Hälfte der Platte wird – standesgemäß – von einer Overtüre („Overture To Odin“) und einem ähem… Intro… („The Blood Of Odin“, mit eher gelangweiltem Erzähler) eingeleitet. Wer sich das öfters anhören soll, weiß ich nicht, aber nach insgesamt rund acht Mintuen folgt mit „The Sons Of Odin“ wieder ein richtiger Kracher der „Kings Of Metal“ – ein schöner Stampfer mit gutem Refrain und überhaupt allem, was das Herz begehrt. Ganz im Gegensatz zu „Glory Majesty Unity“, das – man ahnt es schon – eine Art Fortsetzung von „The Warriors Prayer“ (auf „Kings Of Metal“, 1988) darstellt. In meinen Ohren ist das überflüssig wie ein Kropf, war es auch 1988 schon, wenn man ehrlich ist. Gleich darauf hört man im Titeltrack „Gods Of War“ wieder metallischere Klänge, episch angereichert durch orchestrale Begleitung. Gar nicht so schlecht, aber auch kein zukünftiger Klassiker. Schließlich folgt noch die „Army Of The Dead, Part II“ (Erinnert sich niemand mehr an „Part I“ auf diesem Album? So ähnlich klingt nämlich auch dieses Stück). Im vorletzten Song kommt dann noch Odin selbst zu Ehren, und zwar in einer guten Power-Ballade, die „Blood Brothers“ locker übertrifft. Gefällt! Den Schlusspunkt des Konzepts setzt dann die „Hymn Of The Immortal Warriors“, die weder ganz Klassik noch ganz Metal ist und somit zwischen den Stühlen sitzt. Halbgar, irgendwie, und auch ein bisschen symptomatisch für „Gods Of War“ als Gesamtalbum. Das 16. und finale Stück gehört dann nicht mehr zum Konzept und ist – wie schon erwähnt – die Huldigung an den Rock Hard-Chef in Form von „Die For Metal“, das wohl nur aufgrund der zugehörigen Geschichte nicht in Vergessenheit geraten ist. Oder vielleicht auch aufgrund des geklauten „Kashmir“-Riffs (Led Zeppelin), aber das haben ja schon ganz andere Kapazunder verwendet.

Am Ende bleiben also auch nach neuerlichen Hörversuchen nur wenige Volltreffer auf der Habenseite von „Gods Of War“. Vor allem „King Of Kings“ und „Sleipnir“ sind zwar auch im Manowar-Gesamtkontext ganz vorne einzuordnen, das reicht mir persönlich aber nicht. Joey DeMaio hat für dieses Album typische Manowar-Zutaten genommen, seiner Vorliebe für Wagner freien Lauf gelassen und den Pathos, der beidem zu Grunde liegt, auf die Spitze getrieben. Das mag sich auf den ersten Blick interessant anhören, führt aber bei mir nur dazu, dass ich alle Zwischenspiele überspringe, um die Dinge zu hören, die mir an Manowar immer gefallen haben. Denn Leidenschaft und Spielfreude ist aus den klassischen Einschüben nicht herauszuhören, wenn ich mir auch nicht herausnehme, ein großer Klassik-Spezialist zu sein. Bombast und Dramatik erkennt man schon, aber damit allein kann man eben keinen Blumentopf gewinnen, schon gar nicht, wenn alles nach Konserve, statt nach richtigem Orchester klingt. Es ist letztlich auch dieser Qualitätsunterschied, an dem das Album meiner Meinung nach scheitert. Die Metal-Songs sind großteils saustark und super-eingängig, da können die klassischen Ambitionen eines Joey DeMaio einfach nicht mithalten. Wenn man keine Hörspiele mag und nur die „normalen“ Songs herausnimmt, bleibt übrigens eine Spielzeit von rund 43 Minuten – was dann doch wieder im normalen Manowar-Schnitt liegt. Nicht näher beleuchten möchte ich den Umstand, dass fünf der 16 Stücke auf „Gods Of War“ zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bereits von der EP „The Sons Of Odin“ bekannt waren.


Track – Titel – Länge – Wertung

  1. Overture To The Hymn Of The Immortal Warriors – 6:19 – 3/7
  2. The Ascension – 2:30 – 2/7
  3. King Of Kings – 4:17 – 7/7
  4. Army Of The Dead, Part I – 1:58 – 3/7
  5. Sleipnir – 5:13 – 6/7
  6. Loki God Of Fire – 3:49 – 5/7
  7. Blood Brothers – 4:54 – 4/7
  8. Overture To Odin – 3:41 – 3/7
  9. The Blood Of Odin – 3:57 – 2/7
  10. The Sons Of Odin – 6:23 – 7/7
  11. Glory Majesty Unity – 4:41 – 1/7
  12. Gods Of War – 7:25 – 5/7
  13. Army Of The Dead, Part II – 2:20 – 1/7
  14. Odin – 5:26 – 5/7
  15. Hymn Of the Immortal Warriors – 5:29 – 2/7
  16. Die For Metal (Bonus Track) – 5:16 – 4/7

Gesamteindruck: 4/7 


Manowar auf “Gods Of War” (2007):

  • Eric Adams − Vocals
  • Karl Logan − Guitar, Keyboards
  • Joey DeMaio − Bass, Keyboards
  • Scott Columbus (†) − Drums, Percussion

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FilmWelt: Ed Wood

Alles in allem ein, vor allem aus ästhetischer Sicht, sehr gut gelungener Film. Leider wirkt die Geschichte unvollständig und lässt den Zuschauer damit ein wenig ratlos zurück. Aufgewogen wird das durch die Liebe zum Detail und den Respekt, den Regisseur Tim Burton in jeder einzelnen Szene für den realen Ed Wood und dessen dilettantische Riege an Schauspielern durchschimmern lässt. Fast könnte man dadurch zum Schluss kommen, dass die Filme, die „der schlechteste Regisseur aller Zeiten“ zu verantworten hatte, zu Unrecht belächelt wurden.

Gesamteindruck: 5/7


Sehr schöner Film, als Biographie aber unvollständig.

Die Geschichte des „schlechtesten Regisseurs aller Zeiten“ (wobei ich mir aus heutiger Sicht nicht sicher bin, dass Ed Wood dieser Titel überhaupt gebührt) bietet natürlich reichlich interessanten Stoff. Allerdings liegt genau darin ein Problem der Verfilmung: Regisseur Tim Burton greift sich einen sehr kurzen Ausschnitt aus Woods Leben heraus und erzeugt damit einen einigermaßen verfälschten Eindruck. Zwar waren die Dreharbeiten zu „Bride of the Monster“ und „Plan 9 from Outer Space“ der Höhepunkt der Karriere des Regisseurs, dennoch wäre es für eine Biografie (und als solcher soll der Film ja auch verstanden werden) angemessener, wenn das ganze Leben der Hauptfigur beleuchtet würde. Vor allem ist es ja so, dass Woods Leben kein Happy-End hatte, wie der Film suggeriert. Das erfährt man zwar im Abspann, leider wird gerade dadurch das Gefühl der Unvollständigkeit gefördert. Mag sein, dass der Regisseur das beabsichtigt hat, ich persönlich hätte jedoch gerne mehr über die Person Ed Wood erfahren.

Was Burton jedoch sehr gut gelungen ist, ist die Darstellung der Freundschaft zwischen Ed Wood und Bela Lugosi, der seinen Zenit damals längst überschritten hatte. Hier läuft Martin Landau zur Hochform auf – man freut sich über jeden seiner Auftritte als abgewrackter, vom Drogenmissbrauch gezeichneter, ungarischer Star der skurrilen, Wood’schen Schauspieltruppe. Im Vergleich dazu wirkt die Darbietung von Burton Haus- und Hofschauspieler Johnny Depp ein wenig zu hölzern, aber dennoch akzeptabel. Sehr gut sind auch die Nebendarsteller – lediglich die Rolle des Wrestlers Tor Johnson, verkörpert von George „The Animal“ Steele wirkt für mich ein wenig zu klischeehaft.

Was die technische Ausführung betrifft, scheint es die natürlichste Sache der Welt zu sein, dass ein solcher Streifen in schwarz/weiß gehalten ist. Überhaupt erinnert die gesamte Umsetzung an einen Film aus den 50er Jahren, Beleuchtung, Kostüme, selbst der Ton sind angemessen, wenn auch glücklicherweise von entschieden besserer Qualität als in einem Ed Wood-Original. Hier merkt man Tim Burton seine Liebe zum Detail und seine Liebe zu alten „B-Movies“ jederzeit an, ebenso den Respekt, den er damit dem „schlechtesten Regisseur aller Zeiten“ zollen möchte. Nicht, dass die Filme von Wood dadurch plötzlich zu Meisterwerken würden – jedoch schafft es Burton, die Zuschauer auf die Seite des liebenswerten Verlierers zu ziehen und ungeahnte Sympathiewerte für ihn zu wecken.

Gesamteindruck: 5/7


Originaltitel: Ed Wood.
Regie: Tim Burton
Jahr: 1994
Land: USA
Laufzeit: 127 Minuten
Besetzung (Auswahl): Johnny Depp, Martin Landau, Sarah Jessica Parker, Patricia Arquette



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SpielWelt: The Elder Scrolls V: Skyrim

War „Skyrim“ tatsächlich das Spiel des Jahres 2011? Für mein Gefühl: Ja, wobei ein paar kleinere Mängel und Fehler die Höchstwertung für die ursprünglich verkaufte Version verhindert hätten. Mittlerweile ist das längst durch Patches behoben und auch die Modding-Community hat einmal mehr tolle Arbeit geleistet. Der Spielspaß selbst, also rein das Eintauchen und sich Bewegen in der Welt von „Skyrim“ war hingegen von Anfang an die volle Punktezahl wert. Allen „The Elder Scrolls“Neulingen sei aber gesagt, dass auch „Skyrim“ ein Spiel ist, das einiges an Einarbeitungszeit und Geduld braucht, um sein volles Potential zu entfalten.

Gesamteindruck: 7/7


Nach wie vor Meister seiner Klasse.

Aus meiner Sicht war Teil 3, „Morrowind“ (2002), der bisherige Höhepunkt der „The Elder Scrolls“-Reihe. „Oblivion“ (2006) war zwar ebenfalls ein gutes Spiel, aber mir persönlich zu glatt und steril – vom suboptimalen Level-System als größtem Minuspunkt ganz zu schweigen. „The Elder Scrolls V: Skyrim“ ist grafisch auf jeden Fall auch anno 2015 noch top – es gibt zwar gelegentliche Grafik- und Clipping-Fehler, ansonsten konnte ich in unzähligen Spielstunden optisch keine Probleme ausmachen. Wobei nicht verhehlt werden darf, dass einige Texturen in der ursprünglich veröffentlichten Version leider nur Konsolenqualität aufwiesen – besonders bei der Konstellation „Schnee auf Steinboden“ zu bemerken. Linderung verschafften, wie es mittlerweile üblich geworden ist, diverse Mods aus der Community – daher sieht „Skyrim“ inzwischen noch einmal wesentlich besser aus und kann nur das Prädikat „wunderschön“ erhalten. Der Soundtrack ist wie gewohnt ebenfalls ausgezeichnet und passt hervorragend zu den nördlichen Gefilden, in denen sich der Spieler bewegt. Bugs und Abstürze kommen kaum vor, zumindest nicht, wenn immer die neuesten Patches installiert sind.

Ein kleiner Minuspunkt sind die Ladezeiten, die mir gefühlsmäßig ein wenig länger als in „Oblivion“ erscheinen. Es gibt aber leider auch ein paar gravierende technische Mängel, die nicht unerwähnt bleiben sollen: Die Menüführung ist zu „konsolig“, da wäre wesentlich mehr Anpassung für die PC-Version wünschenswert gewesen. Vor allem im Skill- und Aufstiegsmenü fällt das negativ auf, da man hier eine gelungene Mausunterstützung vergeblich sucht. Auch die Weltkarte ist nicht mehr ganz so leicht zu erreichen und alles andere als übersichtlich; durch einige Umstellungen muss man sich generell ein wenig umgewöhnen, beispielsweise ist die Hotkey-Belegung wesentlich umständlicher geworden. Beim Reiten wurde die First-Person-Perspektive gestrichen, die Steuerung des Pferdes empfinde ich als Zumutung. Dementsprechend verzichte ich auf das Reiten komplett. Letztlich ist auch die KI nicht das Gelbe vom Ei. Begleiter bleiben hängen, Gegner „übersehen“ den Spieler und verhalten sich generell nicht sehr schlau. NPCs unterhalten sich gelegentlich über mehrere Räume hinweg miteinander und es gibt in Konversationen allgemein oft ein regelrechtes Stimmenchaos. Sehr gut gelungen ist dafür diesmal das Schlösserknacken – das System entspricht dem der „Fallout“-Reihe und ist nicht mehr ein solches Reaktions-Abenteuer wie in „Oblivion“.

An der Spielmechanik hat sich ebenso einiges geändert, leider nicht immer zum Guten. Das Questlog war beispielsweise schon immer eine Schwäche von Bethesda. Daran ändert sich – trotz einiger neuer Funktionen – leider auch in „Skyrim“ nichts. Vor allem die unzähligen Nebenquests, die unter „Miscellanous“ (englische Version) zusammengefasst werden, sind ein so noch nie gesehener Ausbund an Unübersichtlichkeit. Dort werden die Aufgaben praktisch ohne Erklärung abgelegt, es gibt weder Infos zum Hintergrund, noch zum Auftraggeber. Hier verlässt sich das Spiel zu sehr auf die Quest-Markierungen auf der Karte, was meiner Ansicht eine schlechte Lösung ist. Vor allem wenn das Questlog überquillt, weil man praktisch in jedem Dorf weitere Aufträge, die unter „Miscellanous“ fallen, erhält, ist das ein echter Atmosphäre-Killer: Man verfällt ob der Masse an Nebenaufgaben schnell in stures Abarbeiten und kümmert sich nicht mehr um die Hintergrundgeschichten der einzelnen Aufgaben. Das ist schade – manche Quests sind zwar simpel wie das berüchtigte „Besorge x Stück von Y“, andere sind aber ausgesprochen liebevoll gestaltet. Nur weiß man das nach ein paar Stunden nicht mehr, man vergisst einfach, wieso man dieses oder jenes gerade erledigt, bringt es nur schnell hinter sich, damit wieder was erledigt ist. Das hat meines Erachtens viel damit zu tun, dass Details im Questlog völlig fehlen.

Nicht ganz so schlimm, aber dennoch erwähnenswert: Warum in Sheogoraths Namen hat man die „Anziehpuppe“ aus dem Inventar gestrichen, auf die man Ausrüstungsgegenstände ziehen kann? Dieses System hat sich doch in unzähligen Rollenspielen bewährt und ich kann mir keinen Grund vorstellen, warum man das geändert hat. Wirklich schade, das erschwert aus meiner Sicht die Identifikation mit Charakter und Ausrüstung. Ein Nachteil ist auch, dass Questgegenstände ein Gewicht haben – das ist zwar realistisch, nimmt aber natürlich gerade bei körperlich schwächeren Charakteren viel Platz im Inventar weg.

Eine große Änderung betrifft das Aufstiegs-, Skill- und Charaktersystem. Auf das händische Verteilen von Fertigkeitspunkten nach dem Level-up wird in „Skyrim“ völlig verzichtet. Werte werden nur mehr durch Benutzen einer Fertigkeit gesteigert, beim Stufenaufstieg (für den man nicht mehr schlafen muss) gilt es, Spezialfähigkeiten zu verbessern. Das Klassensystem wurde völlig gestrichen, was einerseits schade ist, da so eine weitere Identifikationsmöglichkeit mit dem Charakter wegfällt, andererseits den Zwang aufhebt, das ganze Spiel auf die gleiche Art und Weise durchspielen zu müssen. Damit spielt allerdings auch die Auswahl der Rasse keine so große Rolle mehr, wenngleich es natürlich unterschiedliche Boni gibt. Das alles ist zunächst gewöhnungsbedürftig, aber dennoch ganz gut gelöst – auch wenn es wie ein entbehrlicher Schritt in Richtung „Casualisierung“ erscheint. Trainingsmöglichkeiten bei Lehrern gibt es übrigens weiterhin.

Das Kampfsystem gleicht den Vorgängern und besteht im Nahkampf im Wesentlichen aus klicken, klicken und noch mal klicken. Mich persönlich stört das nicht, und Bethesda-Veteranen wissen ja, worauf sie sich einlassen. Neu ist die Möglichkeit, linke und rechte Hand separat auszurüsten, es ist also endlich auch der Kampf mit zwei Schwertern möglich. Crafting und Alchemie wurden meiner Ansicht nach verbessert – es ist nicht mehr nötig, die entsprechende Ausrüstung mitzuschleppen, man kann an jedem Ort, wo die entsprechenden Werkbänke stehen, Gegenstände herstellen und verbessern. Dass sich Rüstungen und Waffen nicht mehr abnutzen finde ich hingegen schade, aber das läuft eher unter „Geschmacksache“.

Wichtiger als die Technik sind aber so oder so die Inhalte. In der Hauptgeschichte beginnt man in liebgewonnener Tradition als Gefangener. Danach erfährt man nach und nach seine wahre Bestimmung und schlägt sich durch verschiedenste Aufgaben; wie das Finale einer solchen Geschichte aussieht, können sich Rollenspielveteranen denken. Insgesamt ist die Story recht abwechslungsreich und doch um einiges besser gelungen als in „Oblivion“. Neue Maßstäbe werden in diesem Bereich aber erwartungsgemäß nicht gesetzt – auch das ist schon Tradition bei den „The Elder Scrolls“-Titeln. Schade ist es trotzdem… Heimlicher Höhepunkt der letzten Bethesda-Spiele waren allerdings sowieso immer die frei begehbare Welt und die zahllosen Nebenmissionen und Überraschungen, auf die der Spieler auf seinen Reisen trifft. In diesem Bereich macht „Skyrim“ praktisch alles richtig. In der schroffen Landschaft des Nordens trifft man fast auf Schritt und Tritt auf interessante Orte und Gesprächspartner mit unterschiedlichen Sorgen und Nöten. Laut Hersteller stecken in „Skyrim“ rund 300 Stunden Spielspaß – ob dem wirklich so ist, kann von mir nach wie vor nicht beurteilt werden. Die Questdichte macht aber bereits nach kurzer Zeit deutlich, dass es durchaus so sein kann, wobei man aber auch immer wieder mit sehr ähnlichen Sammel-Aufgaben rechnen muss. Aus einem großen Fehler von „Oblivion“ hat man übrigens gelernt: Höhlen, Verliese und andere Orte wirken nicht mehr wie aus dem Baukasten. Nahezu jeder Dungeon hat sein eigenes Design und scheint tatsächlich handgemacht zu sein. Damit wird eine neue Lust am Entdecken geweckt, mit der man schon beinahe nicht mehr gerechnet hat. Zusätzlich gibt es einige Anspielungen auf die Vorgänger, die beliebten Daedra-Schreine sind wieder dabei und man kann natürlich verschiedenen Gilden und Fraktionen beitreten und deren Aufträge erfüllen – mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen. Hier hat Bethesda tatsächlich ein tolles Rundum-Paket geschnürt.

Gesamteindruck: 7/7


Genre: Rollenspiel
Entwickler:
Bethesda Game Studios
Jahr: 2011
Gespielt auf: PC


 

SpielWelt: The Dig

LucasArts haben (nicht nur) im Point-and-Click-Bereich einige absolute Klassiker geschaffen. Allein die Reihen „Monkey Island“ und „Indiana Jones“ sind zu Recht hoch gelobt und suchen eigentlich bis heute ihresgleichen. „The Dig“, das nach diesen Veteranen auf den Markt kam, ist leider nicht ganz von dieser Güteklasse.

Gesamteindruck: 4/7


Fesselnd und atmosphärisch – reicht aber nicht ganz an die Klassiker heran.

Es ist natürlich nicht ganz einfach, ein Spiel über 20 (!) Jahre nach seinem Erscheinen zu bewerten, aber einen Versuch ist es allemal wert. Gleich zu Beginn gab es damals einen relativ starken Dämpfer: Die Grafik wurde praktisch nicht weiterentwickelt und unterscheidet sich nicht vom wesentlich älteren Original „Monkey Island“. Das bedeutet sehr stark verpixelte Figuren, die man bei größeren Entfernungen kaum als solche erkennt und eher farbarme Hintergründe. Aus heutiger Sicht ist das allerdings kaum noch ein Problem und sollte auch nicht in die Bewertung mit einfließen, denn ob ein Spiel nun vor 15 oder vor 20 Jahren erschienen ist, macht keinen allzu großen Unterschied. Heutige Grafikmaßstäbe kann man so oder so nicht anlegen. Hervorragend gelungen ist übrigens die atmosphärische Musikuntermalung, die sehr viel zur Stimmung beiträgt. Die deutsche Sprachausgabe ist dagegen ziemlich schwach, die an sich guten (und sogar recht bekannten) Sprecher legen einfach zu wenig Emotion in die Texte und wirken damit unglaubwürdig.

Wichtiger als solche Äußerlichkeiten – und daran hat sich in den letzten 20 Jahren nichts geändert – sind aber Story, Gameplay und Atmosphäre. Um es vorweg zu nehmen: „The Dig“ kann in diesen Bereichen zwar nicht immer voll, aber doch zufriedenstellend punkten. Die Hintergrundgeschichte wurde in Zusammenarbeit mit Steven Spielberg entwickelt und wartet mit einem Asteroiden, der eigentlich eine Art Raumschiff ist, auf; das ist einigermaßen originell. Sie kann zwar nicht mit einem „Monkey Island“ mithalten, fesselt nach kurzer Eingewöhnungszeit aber nichtsdestotrotz. Auch dass es zwei alternative Enden gibt, ist eine gelungene Idee.

Die Atmosphäre ist, wie schon erwähnt, allein aufgrund der passenden musikalischen Untermalung sehr gut gelungen. Die Bilder wirken zwar ein wenig farbarm, passen aber recht gut zum unbekannten Planeten, auf den es die Helden verschlagen hat. Die Identifikation mit der Hauptfigur klappt problemlos, lediglich, dass sich die Programmierer an manchen Stellen offenbar nicht entscheiden konnten, ob das Spiel nun „lustig“ oder „ernsthaft, mit gelegentlichen humoristischen Einlagen“ sein sollte, schmälert das Vergnügen. So wirkt der Humor oftmals viel zu gewollt (kann natürlich an der deutschen Version liegen), während man insgesamt eher das Gefühl eines ernsten Adventures hat.

Das Gameplay betreffend muss ich offen und ehrlich zugeben, dass ich ob des deftigen Schwierigkeitsgrades doch ein oder zweimal zur Komplettlösung greifen musste. Hier haben wir es mit einem seltsamen Gegensatz zu tun: auf der einen Seite sind die bis dahin gebräuchlichen, klassischen Verben („Gehe zu“, „Öffne“, „Zieh“ usw.) völlig verschwunden und durch ein einfaches Kreuz ersetzt worden. Ein Klick damit auf die sperrlich gesäten, manipulierbaren Gegenstände genügt und die Figur führt automatisch die passende Aktion durch. Auf diese Weise geht natürlich einiges vom alten Charme der LucasArts-Adventures verloren. Trotz dieser Vereinfachung ist der generelle Schwierigkeitsgrad jedoch sehr hoch angesetzt worden. Viele der Rätsel und Minispiele sind nur schwer zu lösen, da die Hinweise entweder nicht vorhanden oder kaum zu begreifen sind. Könnte natürlich sein, dass das an den heutigen Spielgewohnheiten liegt. Realistisch ist es allemal, immerhin befinden wir uns auf einem fremden Planeten, dessen Sprache und Symbole so gar nichts mit der Erde zu tun haben. Nebenbei sorgen die knackigen Puzzles für brauchbare Langzeitmotivation – wichtig zu einer Zeit, als so etwas wie der Wiederspielwert noch in den Kinderschuhen steckte.

Im Endeffekt halte ich vier Punkte für gerechtfertigt – der Abstand zu den erwähnten Genreklassikern ist meiner Ansicht nach aber doch zu groß. Spielenswert für Nostalgiker ist „The Dig“ jedoch allemal; die typische LucasArts-Atmosphäre sollte man unbedingt einmal (wieder) erleben.

Gesamteindruck: 4/7


Genre: Adventure
Entwickler: LucasArts
Jahr: 1995
Gespielt auf: PC


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FilmWelt: House of Wax (2005)

„House of Wax“, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen 1953er-Klassiker (mit Vincent Price), zeigt Hotel-Erbin, It-Girl und was-weiß-ich-noch-alles Paris Hilton erstmals in einer größeren Rolle – die ihr auch prompt die „Goldene Himbeere“ als schlechteste Nebendarstellerin einbrachte. Allerdings: Hilton ist nicht das Hauptproblem des Streifens, bei dem es an allen anderen Ecken und Enden hapert.

Gesamteindruck: 2/7


Überflüssig.

Von der üblichen Story um ein paar Teenies, die irgendwohin (in diesem Fall zu einem Footballspiel) fahren, dabei auf ein paar böse Buben treffen (hier: getrennte siamesiche Zwillinge, die eine von aller Welt abgeschnittene Kleinstadt in ein Wachsfigurenkabinett verwandeln wollen) und von diesen einer nach dem anderen (möglichst bestialisch) umgebracht werden, braucht man nicht weiter zu sprechen. Es handelt sich um biederste Teenie-Horror-Standardkost – tausend mal wurde diese Geschichte bereits durchgekaut. Spannung kommt also kaum auf – zu langatmig ist die Einführung, zu vorhersehbar die Reihenfolge der Morde, zu unspektakulär die Motive der Mörder („schlimme Kindheit“, irgendwer?).

Was bleibt also? a) die Special Effects und b) die schauspielerische Leistung. Während a), wie in fast allen Filmen dieses Genres, gelungen ist (die üblichen versifften Kulissen und gute Ekel-Effekte), trennt sich bei b) die Spreu vom Weizen. Und hier haben wir es durchgehend mit „Spreu“ zu tun. Denn: Wenn man keinen Unterschied zwischen der Schauspielkunst einer „Ikone“ (Vorsicht, Ironie!) wie Paris Hilton und der restlichen Riege bemerkt, muss etwas falsch gelaufen sein.

Man kann nicht sagen, dass Hilton schlecht spielt, sie macht wohl das, was sie kann. Aber dass die übrige Riege, aus der den meisten wohl vor allem die „Gilmore Girls“-Stars Jared Padalecki und Chad Michael Murray ein Begriff sein werden, ebenso farblos bleiben, ist schon ein Armutszeugnis. Es mag auch die Schuld des Drehbuchs mit seinen dümmlichen Dialogen, uninteressanten Charakteren und der schablonenhaften Erzählweise sein – das entschuldigt aber nicht die uninspirierte Leistung der Darsteller. Letztlich retten nur die brauchbaren Effekte und Kulissenden Film vor einer noch niedrigeren Wertung.

Gesamteindruck: 2/7


Originaltitel: House of Wax
Regie: Jaume Collet-Serra
Jahr: 2005
Land: USA/Australien
Laufzeit: 113 Minuten
Besetzung (Auswahl): Elisha Cuthbert, Chad Michael Murray, Brian Van Holt, Paris Hilton, Jared Padalecki



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FilmWelt: Lost Boys 2: The Tribe

Dass der Film direkt für den DVD-Markt produziert wurde, sagt schon einiges. „The Tribe“ kann sich im Endeffekt nicht entscheiden, ob es Remake oder Sequel sein will, was an und für sich schon für eine niedrige Wertung reichen würde. Ein katastrophales Drehbuch, die verkrampft wirkende Handlung und dümmliche Dialoge geben dem Streifen den Rest. Da können auch die einigermaßen bemühten Schauspieler und die optische und akustische Klasse nichts mehr retten.

Gesamteindruck: 2/7


Katastrophales Remake/Sequel zu einem Kultfilm der 80er.

Ob nun der reine Nostalgie-Faktor dazu führt oder nicht: „The Lost Boys“ war und ist ein Kultfilm der 1980er Jahre. „Schuld“ daran waren weder eine innovative Story noch ein grandioses Drehbuch, sondern der schlichte, trashige Charme der guten alten Zeit und der gewaltige Coolness-Faktor der Hauptdarsteller.

Das Remake (manche Stellen des Films sprechen eher für die Bezeichnung „Sequel“) „Lost Boys 2: The Tribe“ kommt bei weitem nicht an diese Vorgabe heran. Woran das liegt, wird gleich in den ersten Szenen klar: um den neuen Sehgewohnheiten (oder was die Filmemacher dafür halten) gerecht zu werden, wurden sowohl der Blut- und Eingeweideanteil als auch die Anzahl/Intensität der Nacktszenen um mehrere Faktoren erhöht. Ähnlich ist es mit der Sprache der Protagonisten, die einige Kraftausdrücke mehr enthält. Damit könnte man natürlich gut leben, wenn die restliche Qualität stimmen würde; so sieht aber alles nach der billigen Formel „blutiger + nackter = besser“ aus, die in den seltensten Fällen aufgeht.

Leider wird – mit Ausnahme der Story, die praktisch eine 1:1 Kopie der Vorlage ist, allerdings einen wesentlich schaleren Nachgeschmack hinterlässt – das trashige Original in allen Punkten deutlich unterboten. Beispielsweise schimmert in manchen Dialogen durchaus der kauzige Witz der alten Zeiten hervor, der Großteil ist hingegen unsagbar dümmlich – leider. Der Humor, der wohl als Anspielung auf die 1987er-Version gedacht war, kommt noch dazu zu selten zum Einsatz und wirkt, wenn er dochmal durchblitzt, völlig aufgesetzt. Auch die Charaktere sind bestenfalls flache Abziehbilder. Den bemühten Schauspielern gelingt es kaum, ihnen (untotes) Leben zu verleihen. Daran ändert auch Corey Feldman, der wieder seine bekannte Rolle als „Edgar Frog“ spielt, nicht viel. Gerade diese Figur, die 1987 noch für viele Lacher gut war, wirkt trotz offensichtlicher Überzeichnung stellenweise sehr verkrampft und reicht nicht an die lockere „Teenager-Version“ ihrer selbst heran.

Was bleibt ist ein ordentlicher Hauptdarsteller (Angus Sutherland), der als Anne Rice-mäßiger, romantisch angehauchter Obervampir allerdings reichlich fehl am Platz innerhalb der Surfer-Blutsauger-Riege wirkt und damit nicht so recht in die Fußstapfen seines Halbbruders Kiefer, der diese Rolle in den 1980ern spielte, treten kann. Überzeugend sind auch die Bilder, die sehr stimmungsvoll in Szene gesetzt wurden; die Spezialeffekte sind für eine DVD-Produktion ebenfalls o.k. Der Soundtrack ist sogar schwer in Ordnung und aus meiner Sicht das Beste am ganzen Film.

Die genannten Pluspunkte reichen aus meiner Sicht aber bei weitem nicht, um den Film – gerade in Hinblick auf den Mythos „The Lost Boys“ – eine bessere Bewertung zu geben. Vor der 1-Punkte-Wertung rettet den Streifen im Endeffekt nicht die eigene Qualität, sondern lediglich, dass es noch weitaus schlechteres auf DVD zu sehen gibt.

Gesamteindruck: 2/7


Originaltitel: Lost Boys: The Tribe.
Regie: P. J. Pesce
Jahr: 2008
Land: USA/Kanada
Laufzeit: 94 Minuten (uncut)
Besetzung (Auswahl): Tad Hilgenbrink, Angus Sutherland, Autumn Reeser, Corey Feldman



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FilmWelt: Possession – Das Dunkle In Dir

Für „Possession“ muss eine Gesamtwertung von drei Punkten reichen. Der Grund: Der Film ist im Endeffekt weder Fisch noch Fleisch. Gute Ideen werden durch klischeehafte Szenen zunichte gemacht, statt echtem Humor oder wenigstens Sarkasmus gibt es nur unfreiwillige Komik. Ganz schlecht ist der Film natürlich nicht, aber für höhere Weihen reicht das, was in diesem Exorzismus-Streifen geboten wird, bei weitem nicht.

Gesamteindruck: 3/7


Exorzisten-Horror ohne Überraschungen und Höhepunkte.

Mit „Possession“ kann Regisseur Ole Bornedal dem beinahe schon eigenständigen Genre des Exorzismusfilms nicht viel Neues hinzufügen. Lediglich, dass der böse Dämon, der wie üblich von einem unschuldigen Mädchen Besitz ergreift, aus der jüdischen Mythologie stammt, ist bisher noch nicht dagewesen. Aber einen essentiellen Unterschied zwischen der „Dybbuk-Box“ und anderen Artefakten, die zur Besessenheit führen, kann der Zuseher nicht erkennen. Ebenso spielt es letztlich keine großartige Rolle, ob der Exorzismus durch einen Priester oder – wie in diesem Fall – einen Rabbi durchgeführt wird.

Ohne zuviel auf die Handlung eingehen zu wollen: Die Geschichte entspricht dem für einen derartigen Film üblichen Muster. Die Effekte sind prinzipiell in Ordnung, das Publikum wird an den passenden, teils leider arg vorhersehbaren Stellen erschreckt. Auch einige der bekannten Klischees (u. a. zerrüttete Familie, die sich im Angesicht der Gefahr langsam wieder annähert) sind selbstredend vorhanden. In Ordnung, wenn auch nicht herausragend, ist die Leistung der großteils wenig bekannten Schauspieler. Niemand aus der Riege sticht besonders hervor, maximal Matthew Paul „Matisyahu“ Miller kann als jüdischer Exorzist für Akzente sorgen.

Ebenfalls erwähnenswert: Generell ist „Possession“ ein völlig humorloser Film. Das führt dazu, dass – wie so oft in einem solchen Fall – in verschiedenen Situationen trotzdem ausgiebig gelacht werden darf. Insbesondere beim übertriebenen und absurden Finalkampf kann man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Leider ist dieser Humor aus Sicht der Filmemacher wohl eher unfreiwillig und ein weiteres Manko des Streifens.

Gesamteindruck: 3/7


Originaltitel: The Possession
Regie: Ole Bornedal
Jahr: 2012
Land: USA
Laufzeit: 92 Minuten
Besetzung (Auswahl): Natasha Calis, Jeffrey Dean Morgan, Kyra Sedgwick, Matthew Paul „Matisyahu“ Miller



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BuchWelt: Bighead

Edward Lee


Die Warnung, die der Verlag auf dem Buchrücken ausspricht, kann man durchaus ernst nehmen. „Bighead“ ist eine auf rund 250 Seiten verdichtete Darstellung expliziter Gewalt- und Ekelszenen. Dabei geht es sowohl psychisch als auch physisch und sexuell derart zur Sache, dass Zartbesaitete tatsächlich die Finger von diesem Roman lassen sollten – was dankenswerter Weise gleich beim ersten Satz des Prologs klar wird.

Gesamteindruck: 3/7


Unglaubliche Brutalität ohne wirkliche Substanz.

„Brutal“ und „obszön“ (wie von Amazon angepriesen) ist „Bighead“ von Edward Lee in jedem Fall. Eine weitere Zuschreibung ist „verstörend“ – dieser Ausdruck trifft den Kern der Sache meiner Ansicht nach nicht so ganz. Der Autor, ohnehin nicht als Kind von Traurigkeit bekannt, teilt in diesem Buch mit der ganz groben Kelle aus; das ist zwar erschreckend, aber für „verstörend“ fehlt dann doch ein bisschen Subtilität und Substanz. Es sei denn, mit „verstörend“ ist gemeint, dass ein Mensch, nämlich Edward Lee, überhaupt zu solchen Gedanken fähig ist, die er in diesem Buch niederschreibt. Dann stimmt es wieder, irgendwie.

Das ist gleichzeitig auch das generelle Problem, das ich mit „Bighead“ habe. Die ganze Gewalt scheint nur auf den Zweck ausgerichtet zu sein, so viele Leute wie möglich um den Schlaf zu bringen. Das ist in diesem Genre zwar grundsätzlich nicht verkehrt, in vorliegendem Werk aber einfach nicht gut genug umgesetzt. Die Story im Hintergrund ist zwar einigermaßen spannend, aber zu oberflächlich und funktioniert daher aus heutiger Sicht maximal als Parodie auf diverse Horror-Slasher-Filme aus dem „Hinterwäldler-Genre“ („aus heutiger Sicht“ weil Edward Lee „Bighead“ bereits 1997 geschrieben hat, also einige Zeit vor der Schwemme an solchen Filmen). Das Ende ist schließlich sehr überraschend, aber nicht unbedingt auf positive Art. Es scheint, als ob der Autor zum Schluss die unmenschliche Gewalt, die er in „Bighead“ laufend fabriziert, relativieren wollte. Das gelingt ihm zwar einigermaßen, aber dadurch wirkt das Finale auch arg an den Haaren herbeigezogen. Plötzlich tauchen quasi-religiöse Ansätze und Mystery-Elemente auf, die so überhaupt nicht zum zwar gewalttätigen, jedoch eher nüchternen Rest passen wollen.

Abseits dieser Schwächen gibt es eine andere große Schwierigkeit: Passagen, die im Original in amerikanischem (Südstaaten-?)Slang geschrieben sind. Der Übersetzer hat nämlich versucht, diese Teile auch im Deutschen als Umgangssprache erkennbar zu halten, was durchaus löblich ist. Nur leider scheitert die Übersetzung hier kläglich und liest sich entsprechend holprig und vor allem unglaublich anstrengend. Dafür kann der Autor natürlich nichts – lästig ist es aber dennoch. Wobei dieses Problem wohl nie zu lösen sein wird, aber das ist eine andere Geschichte.

In der Bewertung reicht es damit nur für drei Punkte. Man ist einigermaßen von der recht dünnen Hintergrundgeschichte gefesselt und möchte schon wissen wie das Buch ausgeht. Mehr aber auch nicht. Ein zweites Mal wird kaum jemand „Bighead“ zur Hand nehmen – es sei denn, um gelegentlich bei diversen brutalen Szenen ein wenig Dampf abzulassen.

Gesamteindruck: 3/7


Autor: Edward Lee
Originaltitel: The Bighead.
Erstveröffentlichung: 1997
Umfang: 250 Seiten
Gelesene Sprache: Deutsch
Gelesene Version: Taschenbuch


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MusikWelt: Reload

 Metallica


Ein gutes, auf seine Art und Weise sogar sehr gutes Album hätten Metallica schaffen können, wenn sie sich entschlossen hätten, das beste Material von „Load“ (1996) und „Reload“ (1997) auf eine einzige CD zu brennen. Grund dafür ist, dass auf „Reload“ genau wie auf dem Vorgänger eine handvoll gelungener Songs einigen Füllern gegenübersteht. Der Unterschied im Songwriting ist gleich Null (logisch, die Songs stammen ja aus den gleichen Sessions), sodass praktisch alles was für „Load“ gilt auch für den Nachfolger gesagt werden kann.

Gesamteindruck: 4/7


Das schwächere der beiden Hard Rock-Alben.

Den Einstieg haben Metallica dabei mit „Fuel“ denkbar günstig gewählt – eine einfache, schnelle Nummer, die auf Anhieb gefällt. An weiteren guten Songs sind „The Unforgiven II“ (übertrifft meiner Ansicht nach sogar das Original, von Teil 3 auf „Death Magnetic“ (2008) ganz zu schweigen) und „Slither“ (mit leichten „Sad But True“-Anleihen) auszumachen. Das schwer groovende und langsame „Devil’s Dance“ geht ebenfalls in Ordnung. Mit „The Memory Remains“ ist auch diesmal ein herausragender Track vorhanden, der gut ins Ohr geht und durchaus Langzeitwirkung entfaltet. Sehr ansprechend ist dabei der Gesang von Marianne Faithful (kommt im Video besonders gut und ist natürlich ein Mitsing-Garant bei Konzerten).

Der Rest der Scheibe plätschert in meinen Ohren eher vor sich hin. Mit „Better Than You“ und „Bad Seed“ gibt es sogar zwei Totalausfälle zu hören. „Carpe Diem Baby“ und „Prince Charming“ sind zwar keine Katastrophe, so richtig wollen sie aber auch nicht zünden. Viel spannender als „The Outlaw Torn“ und eine Spur besser als „Bleeding Me“ ist auf „Reload“ zwar das überlange Stück („Fixxxer“) geraten, zwingend ist aber auch dieser Track nicht. Bei den Balladen hat meiner Ansicht hingegen „Low Man’s Lyric“ das Nachsehen hinter seinem „Load“-Pendant „Mama Said“, obwohl beide „Nothing Else Matters“ um Längen schlagen. Überhaupt lässt auf der zweiten Albumhälfte lediglich „Attitude“ ein wenig aufhorchen. Zumindest interessant, aber insgesamt doch eher durchwachsen ist auch „Where The Wild Things Are“ (Bonuspunkt weil hier ausnahmsweise Jason Newsted mitkomponieren durfte!), das merkwürdig-hypnotisch aus den Boxen kommt, was aber nur in bestimmten Stimmungslagen (des Hörers) zu gefallen weiß.

Insgesamt krankt „Reload“ am gleichen Problem wie der unmittelbare Vorgänger. Der Stil ist ok, man nimmt James Hetfield ab, dass er so eine Southern Rock-affine Scheibe aufnehmen wollte. Leider ist das Songwriting bieder und kann einfach nicht packen. Dafür fehlt es dann an zwingenden Refrains und Hooklines – von denen gibt es auf „Load“ ein paar mehr, weshalb „Reload“ bei mir auch etwas schlechter abschneidet. Ich möchte aber noch einmal betonen, dass mich dieser doch recht abrupte Stilwechsel von Metallica gar nicht so sehr stört. Es ist nur sehr offensichtlich, dass das songwriterische Talent von Hetfield und Ulrich im Rock nicht annähernd so gut entwickelt ist, wie es im Metal immer der Fall war – und letztlich hat genau das Metallica nach oben gebracht. Mit „Re-/Load“ wäre das wohl nie so gelungen.


Track – Titel – Länge – Wertung

  1. Fuel – 4:29 – 6/7
  2. The Memory Remains – 4:39 – 7/7
  3. Devil’s Dance – 5:18 – 5/7
  4. The Unforgiven II – 6:36 – 7/7
  5. Better Than You – 5:21 – 1/7
  6. Slither – 5:13 – 5/7
  7. Carpe Diem Baby – 6:12 – 4/7
  8. Bad Seed – 4:05 – 1/7
  9. Where the Wild Things Are – 6:52 – 4/7
  10. Prince Charming – 6:04 – 3/7
  11. Low Man’s Lyric – 7:36 – 5/7
  12. Attitude – 5:16 – 5/7
  13. Fixxxer – 8:15 – 5/7

 Gesamteindruck: 4/7 


Metallica auf “Reload” (1997):

  • James Hetfield − Vocals, Rhythm Guitar
  • Kirk Hammett − Lead Guitar
  • Jason Newsted – Bass
  • Lars Ulrich − Drums, Percussion

Anspieltipp: The Memory Remains


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