SpielWelt: Dead Space

Zugegeben, der Titel zu dieser Rezension ist ein wenig klischeehaft. Dennoch trifft er – zumindest was mich betrifft – voll und ganz zu. „Dead Space“ aus dem Hause Electronic Arts ist nämlich echtes Schock-Erlebnis, das damals beim ersten Spielen in meiner bisherigen „Karriere“ als Spieler seinesgleichen gesucht hat. Und das alles in grafisch, akustisch und dramaturgisch stimmiger Atmosphäre. Für eine noch höhere Wertung reicht es zwar aufgrund einzelner Schwachpunkte nicht, ein tolles Spiel ist „Dead Space“ aber dennoch.

Gesamteindruck: 6/7


Im Weltraum hört dich keiner schreien.

Auf den ersten Blick weisen die Fakten zu „Dead Space“ kaum Besonderheiten auf. Die Hintergrundgeschichte gewinnt beispielsweise keinen Innovationspreis – die Mär vom Raumschiff, das auf eine außerirdische Lebensform trifft, woraufhin jeglicher Kontakt abbricht und die darauf folgende Rettungsmission unter Beteiligung des Spielers hat man so oder so ähnlich bereits mehr als einmal gehört. Folgerichtig kommen einem beim Spiel gleich mehrere Punkte bekannt vor.

Dem Programmierteam gelingt es aus meiner Sicht nichtsdestotrotz sehr gut, Elemente aus so unterschiedlichen Franchises wie „Alien“, „Half-Life“ und „BioShock“ stimmig miteinander zu verbinden; trotz aller Ähnlichkeiten kommt zu keiner Sekunde Langeweile auf. Hauptgrund dafür ist die Atmosphäre als Ganzes, die am ehesten mit „BioShock“ vergleichbar ist. Zu diesem Punkt zählen absolute Schock-Momente (plötzliches Seitenangriffe von Gegnern u. ä.), eine passende akustische Untermalung (neben der Musik ständiges, unheilvolles Geflüster, Geräusche aus Lüftungsschächten, Dämpfung der Geräusche im Vakuum usw.) und der optische Eindruck (triste Farben, heruntergekommenes Raumschiffdesign, ekelerregende Monster). Dazu kommt noch ein extremes Klaustrophobie-Gefühl in den engen Gängen, dass durch die gemächliche Gangart der Spielfigur noch verstärkt wird. Zum Glück sind die Laufwege nie allzu lang und da hinter jeder Ecke der Tod lauern kann, stört auch das Problem der eingeschränkten Bewegungsfreiheit kaum – technisch gesehen. Diese hat ja, ebenso wie die relativ beschränkten Munitionsvorräte, durchaus Sinn. Immerhin spielt man einen Techniker und keinen Soldaten. Die immer wieder zu findenden akustischen und schriftlichen Tagebücher sowie die Bekanntgabe des nächsten Missionsziels per Funk sind allerdings schon beinahe dreist aus „BioShock“ bzw. – noch älter – „System Shock“, das generell Pate gestanden haben dürfte, übernommen, tragen aber eine Menge zum gelungenen Gesamteindruck bei; besser gut geklaut als schlecht erfunden möchte man hier sagen. Was auch sehr gut gefällt: es gibt keinerlei klassische Anzeigen. Lebensenergie, Munitionsvorrat usw. können direkt an der Spielfigur abgelesen werden. Interessant und durchwegs positiv.

Ein paar verbesserungswürdige Punkte möchte ich aber dennoch erwähnen. Zunächst geht die Steuerung recht ungewohnt von der Hand. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase hat man die Tasten zwar gut im Griff, mit der Schwammigkeit hat man aber länger zu kämpfen, wodurch es vor allem auf höheren Schwierigkeitsstufen zu einigen unnötigen Todesfällen kommt. Ähnlich ist es um die Übersicht bestellt – „Dead Space“ ist auf die „Third-Person-Perspektive“ beschränkt, also muss man sich damit abfinden, dass die Spielfigur ab und zu die Sicht stark einschränkt. Ungewöhnlich ist die Kameraperspektive, die sich sozusagen über der rechten Schulter des Charakters befindet – der linke Bildausschnitt ist damit immer ein wenig verdeckt, was in manchen Situationen störend ist. Elegant hat man durch diese Position aber das Gefühl der Klaustrophobie jedoch nochmals verstärkt und die Gewöhnung an die neue Perspektive geht eigentlich recht schnell, wenn man nicht grundsätzlich abgeneigt ist.

Größter Störfaktor ist für mich die fehlende Möglichkeit, frei zu speichern. Es gibt zwar recht häufig Speicherpunkte, dennoch würde ich lieber frei wählen können, da es immer mal wieder passieren kann, dass man im Spiel unterbrochen wird. Dann hektisch nach dem nächsten Speicherpunkt zu suchen halte ich für unnötig. Ebenfalls problematisch: das Spiel ist streng linear aufgebaut. Damit ergibt sich so gut wie kein Wiederspielwert, alternative Lösungen sind eigentlich ausgeschlossen. Bleibt nur die Herausforderung eines höheren Schwierigkeitsgrades.

Mehr negative Punkte sind mir eigentlich nicht aufgefallen. „Dead Space“ ist angenehm bugfrei, bei mir gab es keinen einzigen Absturz. Die Qualität der Grafik ist zweckmäßig, mir persönlich gefällt sie sehr gut, wer allerdings immer das Neueste vom Neuen haben muss, könnte hier eine Enttäuschung erleben (was bei rasanten technischen Entwicklung im Sektor in der Natur der Sache liegt). Die technischen Voraussetzungen sollten heute grundsätzlich kein Problem mehr darstellen.

Ein Wort noch zum Thema „Brutalität“: es ist richtig, dass das Spiel so viel Gewalt bietet, wie nur wenige andere. „Schuld“ daran ist unter anderem auch das Waffensystem, das das Abtrennen von Körperteilen zu einem wesentlichen Bestandteil des Spiels macht. Daneben gibt es jede Menge Blut, Körperflüssigkeiten und Verstümmelungen zu sehen, auch die eigenen Todesszenen sind nicht gerade zimperlich. Jedoch sollte bereits durch den roten Aufkleber auf der Verpackung klar sein, worauf man sich hier einlässt – Zartbesaitete greifen hier besser nicht zu. Für alle anderen macht die gesteigerte Brutalität in Verbindung mit der beklemmenden und erschreckenden Atmosphäre „Dead Space“ zu einem Nervenkitzel der besonderen Art. Abzüge in der Gesamtwertung gibt es für die angesprochenen Mängel und aufgrund des geringen Wiederspielwertes (der sich allerdings ein wenig relativiert, wenn das Spiel länger im Regal gestanden hat).

Gesamteindruck: 6/7


Genre: Survival Horror/Third-Person-Shooter
Entwickler: EA Redwood Shores
Jahr: 2008
Gespielt auf: PC


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4 Gedanken zu “SpielWelt: Dead Space

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