Metallica
Unglaublich hoch haben sich Metallica die Messlatte mit den legendären Vorgängern „Kill ‚Em All“ (1983) und „Ride The Lightning“ (1984) für „Master Of Puppets“ (1986) gelegt. So hoch, dass es – zumindest aus meiner Sicht – nicht möglich war, sie zu überspringen. Genauso ist es auch gekommen.
Gesamteindruck: 7/7
Der dritte Klassiker en Suite.
Ja, es mag für viele, die dieses Album für absolut unangreifbar halten, wie Gotteslästerung klingen. Dennoch: Mit „Master Of Puppets“ (1986) können Metallica meiner Ansicht nach vor allem den extrem starken Vorgänger nicht ganz übertreffen, das hohe Niveau allerdings halten. Im Songwriting ist eine deutliche Veränderung, hin zu noch mehr Details, zu hören, was nur eine konsequente Fortsetzung des von Beginn an eingeschlagenen Kurses ist. Damit ist die grobe Marschrichtung vorgegeben. Eine weitere – sehr starke – Verbesserung von Gesangsleistung und Produktion ist ebenfalls zu bemerken, was den Songs sehr gut zu Gesicht steht.
Am Beginn der Platte steht allerdings mit „Battery“ ein sehr einfaches, punkig-thrashiges Stück, das unglaublich nach vorne geht. Besser kann man ein Album kaum einläuten, der Song ist dank des einprägsamen Intros auch live zur Konzerteröffnung fantastisch geeignet. In eine ähnliche Kerbe haut der Rausschmeißer „Damage Inc.“. Dazwischen gibt es mit „Welcome Home (Sanitarium)“ eine grandiose, für Metallica typische Halbballade mit intelligentem Text, mit „Orion“ ein gutes Instrumental (das aber nicht ganz an das Meisterwerk auf diesem Gebiet, „The Call Of Ktulu“ von „Ride The Lightning“, heranreicht) und mit „Disposable Heroes“ einen komplexen Thrasher in Überlänge, der aufgrund der tollen Gitarrenarbeit trotz der üppigen Spielzeit auf Anhieb zu gefallen weiß. Alles andere überragend ist natürlich der sogar noch längere Titeltrack, wohl eines der besten und abwechslungsreichsten Stücke, das die Band je geschrieben hat. Von der harten Strophe über den Mitschrei-Refrain bis hin zu den doppelläufigen Gitarren-Leads im Mittelteil stimmt an dieser Nummer einfach alles, in meinen Ohren der Höhepunkt des Schaffens der Jungs aus der Bay Area (lediglich „One“ und „The Four Horsemen“ kommen da, was das Feeling betrifft, einigermaßen hin). Was man der Truppe auch noch zugute halten muss, sind die sehr guten, kritischen Texte, die vor allem im Titeltrack, „Welcome Home (Sanitarium)“ und „Disposable Heroes“ regelrecht vom Hocker reißen.
Weniger begeisternd, aber immer noch über dem Durchschnitt liegt für mich „Leper Messiah“, das zwar ein sehr gutes Solo hat, aber ansonsten mehr schlecht als recht zünden will, was im Vergleich zu den vorangegangenen Nummern allerdings auch schwierig ist. Schwer zu bewerten ist für mich außerdem „The Thing That Should Not Be“, ein tonnenschwerer Groover, der live zwar sehr gut kommt, auf Platte aber nie so richtig Fahrt aufnimmt. Das Stück ist zwar nicht schlecht und weit vom Totalausfall entfernt, nur wirklich glücklich werde ich damit auch nicht – das ist jedoch Meckern auf hohem Niveau.
Letztendlich habe ich also in der ersten und zweiten Hälfte der Platte jeweils ein Stück, das ich nicht als so perfekt empfinde (gemessen am Rest der Nummern) – damit ist für mich „Ride The Lightning“ insgesamt der beste Output von Metallica. Für 7 Punkte reicht das bei mir aber auch für „Master Of Puppets“ immer noch, wenngleich auch nicht ganz so klar wie bei der 1984er Göttergabe. Ohne mein heutiges Wissen um das, was Metallica in den folgenden zwei Jahrzehnten machten (von dem mir einiges gefiel, einiges nicht) hätte ich vielleicht sogar einen Punkt abgezogen. So ist und bleibt „Master Of Puppets“ allerdings eines der prägendsten und besten Werke der Metal-Historie.
Track – Titel – Länge – Wertung
- Battery – 5:12 – 7/7
- Master Of Puppets – 8:36 – 7/7
- The Thing That Should Not Be – 6:37 – 4/7
- Welcome Home (Sanitarium) – 6:27 – 7/7
- Disposable Heroes – 8:17 – 7/7
- Leper Messiah – 5:40 – 5/7
- Orion (Instrumental) – 8:28 – 6/7
- Damage, Inc. – 5:29 – 6/7
Gesamteindruck: 7/7
Metallica auf “Master Of Puppets” (1986):
- James Hetfield − Vocals, Rhythm Guitar
- Kirk Hammett − Lead Guitar
- Cliff Burton (†) – Bass, Backing Vocals
- Lars Ulrich − Drums, Percussion
Anspieltipp: Master Of Puppets