FilmWelt: Star Trek Into Darkness

Man kann nicht behaupten, dass J.J. Abrams das Star Trek-Universum in den Sand gesetzt hätte. Das wäre eine maßlose Übertreibung, so schlecht sind die neuen Filme keineswegs. Aber auch bei „Into Darkness“ bleibt im Endeffekt die Erkenntnis stehen, dass das, was man gesehen hat, nur mehr oberflächlich mit „Star Trek“ zu tun hat, wie es ursprünglich gedacht war. Einiges ist hier besser als in Teil 1, dennoch reicht es im Endeffekt nicht für eine höhere Punktzahl. Ein klassischer Fall von „ich will es unbedingt mögen, schaffe es aber einfach nicht so richtig“.

Gesamteindruck: 4/7


Weiterhin fehlt dringend notwendiger Tiefgang.

Meine Hoffnung nach dem Neustart der alt-ehrwürdigen Filmreihe mit neuer Crew war, dass sich Regisseur J. J. Abrams nach Teil 1 („Star Trek“, 2009) um ein wenig mehr Tiefgang bemühen würde. Leider erfüllt „Into Darkness“ (2013) diese Hoffnung kaum. Doch beginnen wir mit dem Positiven: Optik und Akustik sind wiederum sehr gut gelungen. Die Special Effects sind große Klasse und wirken im Vergleich zu anderen Blockbustern ausgesprochen „realistisch“. Alles ist noch eine Spur rasanter, als beim ohnehin nicht gerade langsamen Vorgänger. Auch das wurde gut umgesetzt. Untermalt wird diese Action vom passenden, bombastischen Soundtrack. Gut komponiert, sehr gut eingesetzt.

… und viel mehr uneingeschränkt Positives gibt es eigentlich nicht zu berichten. Zumindest nicht für altmodische Trekkies, zu denen auch ich mich zähle. Denn: Man versucht krampfhaft, die Männerfreundschaft zwischen dem impulsiven James T. Kirk und dem logisch-emotionslosen Spock auf das Niveau zu bringen, das sie bereits in der Original-Serie, aber noch wesentlich mehr in den Filmen mit der „alten“ Crew hatte. Das gelingt meines Erachtens kaum. Zum einen liegt das an den Schauspielern, an die man sich nach wie vor nicht so wirklich gewöhnt hat – während William Shatner und Leonard Nimoy echte Charakterköpfe waren bzw. sich während langer Jahre dazu entwickelten, sind speziell Chris Pine, aber auch Zachary Quinto immer noch relativ farblos. Wobei man hier schon eine Verbesserung gegenüber dem ersten Teil konstatieren kann. Zum anderen dürfte es dem Drehbuch geschuldet sein, dass ausgerechnet dieses zentrale Star Trek-Thema nicht richtig zur Geltung kommt. Bis auf eine Szene, die – mit umgekehrten Vorzeichen – aus „Der Zorn des Khan“ übernommen wurde, fällt es durch die rasante Action schwer, eine emotionale Bindung zu den Charakteren herzustellen. Sprich: Es gibt oberflächliche Streitigkeiten zwischen Kirk und Spock, die man schon aus „Star Trek“ zur Genüge kennt. So richtig in die Tiefe geht das alles nicht, auch deshalb, weil kaum auf die Ereignisse aus Teil 1 Bezug genommen wird. So kann es natürlich kein Gefühl eines größeren Zusammenhangs geben. Sub-optimal ist auch, dass das Drehbuch fast vollkommen auf die restliche Crew vergisst, die zwar ihre Momente hat, insgesamt aber weit von einem eingespielt wirkenden Ensemble entfernt ist. Durch diese Problematik wirkt „Into Darkness“ meines Erachtens relativ zerfahren und isoliert. Wobei, eigentlich wirkt nicht „Into Darkness“ so, sondern das neue Star Trek-Universum insgesamt. Mir persönlich fehlt das Gefühl für ein „großes Ganzes“.

Was gibt es noch zu berichten? Im Gegensatz zu „Star Trek“, das eine neue Vorgeschichte erzählt, geht „Into Darkness“ stärker auf Ereignisse ein, die man bereits aus den Original-Filmen bzw. der Original-Serie kennt. Ohne Spoiler ist das kaum zu erklären – aber der Feind, der im ganzen Film gejagt wird, stellt sich am Ende als alter Bekannter heraus. Auch die neue, von Alice Eve verkörperte Wissenschaftsoffizierin dürfte Kennern der Materie sehr bekannt vorkommen.

Eigentlich ist dieser Versuch, altes Material zu integrieren, sehr löblich; damit bekommen auch die alten Fans wichtige Punkte, an denen sie sich „festhalten“ können. Andererseits tut sich dadurch ein weiteres Problem auf: Man sieht deutlich, wie groß der Unterschied in Bezug auf Action, Technik aber leider auch Tiefgang zwischen den alten Filmen und dem Neustart ist. Die Story von „Into Darkness“ ist sehr dünn, schafft stellenweise aber dennoch das Kunststück, zu verwirren. Nicht Fisch, nicht Fleisch. Und auf die erneute Einbindung von Leonard Nimoy († 2015) hätte man getrost verzichten können – ist zwar nur eine ganz kurze Szene, aber völlig entbehrlich für die Handlung ist sie dennoch. Da ist mir der „Tribble“, der auch zu kurzen Ehren kommt, lieber.

Was bleibt also nach dem Genuss von „Into Darkness“? Für mich zwei Erkenntnisse: Erstens ist einer der erfolgreichsten Franchises aller Zeiten noch lange keine Garantie für einen guten Film. Das Star Trek-Universum ist ein unglaublich erfolgreicher Franchise – aus guten Gründen, die mit dem Neustart leider nicht mehr viel zu tun haben. Zweitens – und diese Erkenntnis bezieht sich nicht allein auf „Into Darkness“, sondern auf viele neue Filme – scheint die herausragende Technik, die den Regisseuren heute vergleichsweise günstig zur Verfügung steht, oft die Kreativität zu beeinträchtigen. Wer einen futuristischen Action-Film sehen will, wer Sternenflotten-Offiziere mag, die sich wie Jedi-Ritter bewegen, wer auf Rasanz und perfekte Special-Effects steht, ist bei „Into Darkness“ gut aufgehoben. Wer einfach nur „Star Trek“ will, wie es ursprünglich gedacht war, wird – wie schon mit dem Vorgänger – auch mit diesem Film nicht warm werden.

Das Ergebnis: Vier Punkte – beim Vorgänger waren es ebenfalls „nur“ vier, für meinen persönlichen Geschmack hat sich die Hoffnung nicht erfüllt, dass das Star Trek-Universum wieder etwas mehr Tiefgang erhält. Unterhalten hat mich der Film, das Gefühl etwas „Großes“ zu sehen, ist ausgeblieben. Leider.

Gesamteindruck: 4/7


Originaltitel: Star Trek Into Darkness
Regie: J. J. Abrams
Jahr: 2013
Land: USA
Laufzeit: 127 Minuten
Besetzung (Auswahl): Chris Pine, Zachary Quinto, Benedict Cumberbatch, Bruce Greenwood, Karl Urban, Leonard Nimoy



 

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2 Gedanken zu “FilmWelt: Star Trek Into Darkness

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