FilmWelt: Das Parfum

Letztlich hat es mit dem deutschen Regisseur Tom Tykwer nach langer Zeit doch ein Filmemacher geschafft, die Freigabe zur Verfilmung von Patrick Süskinds 1985 erschienen Roman „Das Parfum“ zu erhalten. Die Umsetzung ist – bis auf wenige Kleinigkeiten – sehr gut gelungen, was das Werk eher zu einer Ausnahmeerscheinung unter den Romanverfilmungen macht.

Gesamteindruck: 6/7


Mit kleinen Abstrichen gelungene Verfilmung eines Klassikers.

Dass die filmische Umsetzung eines Buches, das sich praktisch ausschließlich mit der Welt der Gerüche beschäftig, sehr schwierig ist, liegt auf der Hand. Unabhängig davon: Einen Vergleich zwischen Buch und Verfilmung zu treffen ist sowieso immer ein zweischneidiges Schwert. Einerseits gibt es hier eine Vorlage, die viele aus dem Publikum kennen und die ein eigenes Bild der Geschichte im Kopf schafft – davon muss man sich (zumindest) ein Stück weit lösen, um eine solche Verfilmung überhaupt irgendwie objektiv betrachten und vielleicht sogar genießen zu können. Auf der anderen Seite ist es, vor allem was die Grundhandlung und die Hauptfiguren betrifft, eigentlich unmöglich, ohne einen Vergleich auszukommen, wenn man das Gesamtwerk (als Kenner des Buches) umfassend bewerten möchte.

Naturgemäß fallen als Erstes die durchwegs gelungenen, atmosphärischen Bilder auf. Hier spielt Regisseur Tom Tykwer geradezu meisterhaft mit den Farben und der Kameraführung. Vor allem die beklemmende Düsterkeit (geht schon fast in Richtung schwarz/weiß oder Sepia), aus der einzelne, „wohlriechende“ Dinge in geradezu überirdisch leuchtenden Farben hervorstechen, entspricht meiner Ansicht nach nicht nur der Gesamtstimmung des Buches, sondern wäre auch ohne die Vorlage bemerkenswert.

Dramaturgie und Handlungsablauf stimmen weitgehend ebenfalls, allerdings zeichnet die viel bemühte „künstlerische Freiheit“ des Regisseurs doch manchmal ein nicht beabsichtigtes Bild von den Zuständen der Figuren. Das empfinde ich persönlich als Kenner des Buches nicht als extrem störend, allerdings scheint mir, dass viele, die den Roman nicht gelesen haben, dadurch einen völlig falschen Eindruck bekommen – siehe dazu Rezensionen, in denen die „Verherrlichung eines Massenmörders“ beklagt wird. Damit einhergehend (und gar nicht auf das Buch bezogen, sondern auf die Rollen an sich) ist die schauspielerische Leistung. Während man dem grandiosen Alan Rickman († 2016) den „Richis“ jederzeit abnimmt, bleibt Dustin Hoffman als „Baldini“ merkwürdig farblos. Rachel-Hurt Wood hingegen spielt die „Laura“ mehr als akzeptabel. Schwierig zu bewerten ist die Hauptrolle – hier hätte man wohl anstelle von Ben Wishaw einen etwas „hässlicheren“ Schauspieler nehmen (bzw. eine entsprechende Maske verwenden) sollen. Das hätte eine Identifikation mit seiner Figur weitaus schwieriger gemacht und ihm damit viel von der durchaus vorhandenen Sympathie genommen, was dem Ganzen besser zu Gesicht gestanden hätte. Diese Sympathie entsteht nämlich aus Gesamtentwicklung, die der Charakter „Grenouille“ im Film nimmt und der wichtige Facetten des Buches fehlen – hauptsächlich dadurch dürfte bei Lesern des Buches und auch bei moralischen und zartbesaiteten Menschen die Ambivalenz in der Bewertung entstehen.

Alles in allem scheint mir Tom Tykwer etwas mehr Wert auf das gesamte Drumherum, auf die Grundstimmung gelegt zu haben, als auf den Hauptcharakter, um den sich die ganze Geschichte dreht und drehen soll. Wenn man zwischen Film und Buch eine klare Grenze zieht bleibt dennoch ein sehr guter Streifen mit hervorragenden Bildern, guten Darstellern und einer angenehmen Dramaturgie, der trotz seiner Länge im Endeffekt sehr kurzweilig ist. Wenn die Hauptrolle etwas anders angelegt gewesen wäre und etwas mehr Abscheu beim Publikum erzeugt hätte, wäre vielleicht die volle Punktzahl möglich gewesen.

Gesamteindruck: 6/7


Originaltitel: Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders
Regie: Tom Tykwer
Jahr: 2006
Land: Deutschland, Frankreich, Spanien, USA
Laufzeit: 147 Minuten
Besetzung (Auswahl): Ben Wishaw, Dustin Hoffman, Alan Rickman, Rachel Hurd-Wood, Corinna Harfouch, Birgit Minichmayr



 

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BuchWelt: Eiszeit 4000

Michael Moorcock


„Eiszeit 4000“ ist alles in allem ein kurzweiliger, nicht allzu tiefgründiger Roman, der schnell gelesen ist. Ein netter Zeitvertreib, nicht mehr, aber auch nicht weniger; für höhere Weihen reicht es jedoch nicht – warum das so ist, steht unten.

Gesamteindruck: 4/7


Kurzweiliges Buch mit durchwachsenem Finale.

Das eher suboptimal betitelte „Eiszeit 4000“ (im Original wesentlich eleganter als „The Ice Schooner“ bekannt) war mein erster Kontakt mit dem Werk des Briten Michael Moorcock. Da dessen Name in Fantasy-Kreisen großes Ansehen genießt, waren meine Erwartungen entsprechend hoch. Der vorliegende Roman konnte diese jedoch nur bedingt erfüllen, was aber vornehmlich daran liegen dürfte, dass es sich dabei um ein Frühwerk des Autors handelt, das noch nicht ganz ausgereift ist.

Positiv ist jedenfalls die zugrunde liegende Geschichte zu werten, die die Fantasie sehr schön anregt. Die Beschreibung einer postapokalyptischen Welt ist zwar nichts bahnbrechend Neues, dennoch gelingt es Moorcock, dem Ganzen eine völlig eigene Note zu verleihen. Vor allem die Idee der „Eissegler“ gefällt sehr gut und wurde anschaulich umgesetzt. Übrigens sollte man sich nicht vom Klappentext täuschen lassen, der erste Teil des Buches besteht großteils aus Beschreibungen der menschlichen Lebensart in einer feindlichen Welt, während der zweite Abschnitt eine Art Reisebeschreibung im Sinne eines Jules Verne ist (ohne freilich dessen Klasse zu erreichen). Diese beiden Ansätze sind durchaus gelungen und enthalten kaum Längen – sie treiben die Handlung spannend auf das Finale zu.

Dieses Finale gibt jedoch Anlass zur Kritik. Es gibt hier zwar eine recht überraschende Wendung, dennoch wirkt das Ganze ziemlich aufgesetzt. Hier scheint den Autor ein wenig die Lust und Inspiration verlassen zu haben, die Erklärungen sind viel zu knapp und hinterlassen ein sehr schales Gefühl. Gleiches gilt für die Art und Weise, wie sich der Held aus dem Buch verabschiedet – hier wäre wesentlich mehr möglich/nötig gewesen.

Gesamteindruck: 4/7


Autor: Michael Moorcock
Originaltitel: The Ice Schooner.
Erstveröffentlichung: 1969
Umfang: 214 Seiten
Gelesene Sprache: Deutsch
Gelesene Version: Taschenbuch (vergriffen)


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FilmWelt: Hostel

Eli Roth scheint nicht ganz sicher gewesen zu sein, wen er mit seinem Film eigentlich erreichen wollte. Für anspruchsvolle Kinobesucher ist „Hostel“ nichts, kann und will er wohl auch nicht sein. Für Splatter-Fans sind die brutalen Szenen zu selten bzw. kommen zu spät, für Freunde des gepflegteren Horrors ist die Handlung trotz der guten Grund-Idee zu seicht. Hier wäre eindeutig mehr drin gewesen, so bleiben 4 Punkte, vor allem für die gute Idee und die Bilder (inklusive Kulissen) bzw. den passenden Ton.

Gesamteindruck: 4/7


Eli Roth zwischen den Stühlen.

Dass sich an einem Film wie diesem die Geister scheiden würden, war bereits im Vorhinein klar. Dieser Umstand dürfte auch einem allgemeinen Wertewandel geschuldet sein: Was früher maximal in Videotheken oder nur über Import zu haben war, läuft heute im Kino. Allein schon das hinterlässt – unabhängig vom Inhalt des betreffenden Films – ein zwiespältiges Gefühl. Die Underground-Splatter-Freaks sehen sich auf einmal der Situation gegenüber, dass ein größeres Publikum über ihr Lieblingsgenre diskutiert, die „Normalverbraucher“ finden es nicht in Ordnung, dass plötzlich auch solche „Machwerke“ (aus ihrer Sicht) in den großen Kinos zu sehen sind. Dass hier die Emotionen hochkochen liegt in der Natur der Sache.

Mit „Hostel“ setzte sich Regisseur Eli Roth 2005 direkt zwischen die Stühle. Die Folterszenen sind abartig, blutig, abstoßend und somit für die Zielgruppe wohl als gut gelungen zu bezeichnen (nebenbei: dass im Film solche Szenen vorkommen sollten man natürlich vorher wissen und ihn sich dementsprechend ansehen oder eben nicht). Auch die grundsätzliche Idee eines völlig enttabuisierten Ortes, an dem einfach alles ohne Konsequenzen getan werden kann, war damals noch neu und unverbraucht. Außerdem ist dem Regisseur ein gewisser Hang zu schwarzem Humor, der recht gut gelungen ist, nicht abzusprechen. Gut in Szene gesetzt sind auch die Kulissen, die man so oder so ähnlich mittlerweile zwar aus mehreren Streifen kennt, die jedoch nichts an ihrer Intensität eingebüßt haben.

Woran es jedoch mangelt, ist die Umsetzung dieser Zutaten in einen sehenswerten Film. Die blutigen Szenen mögen in Ordnung sein, kommen jedoch erst so spät und auch selten im Film, dass reine Splatter- und/oder Horror-Fans kaum zufrieden sein dürften. Im Gegenzug ist die Story, die direkt in die Folterkammer führt, auch nicht dazu angetan, „gewöhnliche“ Horrorfans bei der Stange zu halten. Wieder einmal werden ein paar junge, hübsche Amerikaner auf ihrer Urlaubsreise gefangen genommen und grausam ermordet. Dass sich dahinter die Motive des Menschenhandels und des offenbar latent im Menschen vorhandenen Sadismus verbergen, klingt durch den schwachen Aufbau und die flachen Charaktere eher nach einer Ausrede, um überhaupt eine Rechtfertigung für das Ganze zu haben. Gerade durch die mangelhafte Umsetzung dürfte diese tiefere Botschaft (so es sie überhaupt gibt), an den meisten Zusehern einfach vorbeilaufen. Auch die Nacktszenen, die sich in der ersten Hälfte des Filmes aneinanderreihen, sind nicht dazu geeignet, den sehr dünnen Handlungsfaden zu kräftigen. Die durchwachsene schauspielerische Leistung hingegen mit dem knappen Budget zu rechtfertigen (wie es mancherorts in Rezensionen getan wird), ist nicht mehr als eine Ausrede – schließlich zeigt „Saw“, was man im Bereich einer preisgünstigen Produktion wirklich erreichen kann.

Gesamteindruck: 4/7


Originaltitel: Hostel
Regie: Eli Roth
Jahr: 2005
Land: USA
Laufzeit: 90 Minuten
Besetzung (Auswahl): Jay Hernández, Derek Richardson, Barbara Nedeljáková, Rick Hoffman, Takashi Miike



 

FilmWelt: Sweeney Todd

Von Tim Burton hat man ja schon die unterschiedlichsten Themen serviert bekommen – 2007 gesellte sich ein Musical aus dem Jahr 1979 dazu, dessen Wurzeln sogar bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück reichen. Allein schon diese Konstellation macht zumindest neugierig auf den Film.

Gesamteindruck: 5/7


Eine Geschichte über Rache.

Wer von „Sweeney Todd – Der teuflische Barbier aus der Fleet Street“ leicht verständliches Popcorn-Kino erwartet, wird sich wohl bereits in den ersten Minuten abwenden. Das liegt nicht an der komplexen Handlung, sondern vielmehr daran, dass hier tatsächlich ein Broadway-Musical adaptiert wurde, das heißt, es wird sehr viel mit Gesang gearbeitet und wenig gesprochen. Das kann vor allem durch die nicht sehr eingängige Musik (die allerdings ein wichtiges Markenzeichen des Stückes an sich ist) schon mal anstrengend werden. Andererseits ist es relativ einfach, der Geschichte zu folgen, mit einigermaßen guten Englischkenntnissen kann man sich voll auf das eigentliche Geschehen konzentrieren und braucht die Untertitel nur in Ausnahmefällen. Die schauspielerische (und meiner Meinung nach auch die gesangliche) Leistung von Burtons Haus-und-Hof-Mimen-Duo Johnny Depp und Helena Bonham Carter geht vollkommen in Ordnung und ist dem Thema mehr als angemessen.

Die Geschichte selbst wäre an sich schnell erzählt und wird durch die Songs auf Spielfilmlänge ausgedehnt – ein durchaus legitimes Mittel, wenn man bedenkt, dass das in jedem Actionfilm ähnlich ist. Statt Lieder werden dort eben mehrminütige Verfolgungsjagden oder Kampfsequenzen geboten, um die nötige Filmdauer zu erreichen. Was als größere Kunst empfunden wird, kann eigentlich nur Geschmackssache sein, ihre Daseinsberechtigung haben beide Formen. Dass die Gesangsdarbietung dabei durchaus ihre Längen hat, soll allerdings nicht verhehlt werden. Auch, dass eigentlich nicht sehr viel wirkliche Spannung aufkommt (wie man sie auch von einer Musical-Adaption irgendwie erwartet, wenn sie für den Mainstream angeboten wird), ist kaum abzustreiten. Daran können auch die stimmungsvoll eingefangenen Kulissen und das insgesamt sehr düstere Setting nicht viel ändern.

Als sehr einfach und damit durchaus nicht schlecht in Szene gesetzt empfinde ich die Moral, die hinter dem Ganzen steckt – das Streben nach Rache, das im Endeffekt nur zum eigenen Untergang führt. Durch dieses wahrlich Unhappy End werden auch die exzessiven Gewaltdarstellungen relativiert – wobei man natürlich sagen muss, dass deren absolute Überzeichnung sowieso kaum eine fragwürdige Interpretation zulässt.

Punkteabzüge gibt es für einige Längen, die in den Gesangs-Sequenzen entstehen (manchmal ertappt man sich sogar dabei, wie man mit der „Fastforward“-Taste liebäugelt) und für die zum Teil fehlende Spannung. Größter Minuspunkt ist allerdings das unfertig wirkende Ende, das das Publikum doch einigermaßen ratlos zurücklässt. Man erfährt nicht, wie es mit den recht gut aufgebauten Nebenrollen weitergeht, was sehr schade ist (wobei ich allerdings nicht weiß, wie es damit im Original-Musical aussieht) – solide 5 Punkte.

Gesamteindruck: 5/7


Originaltitel: Sweeney Todd: The Demon Barber of Fleet Street.
Regie: Tim Burton
Jahr: 2007
Land: USA
Laufzeit: 116 Minuten
Besetzung (Auswahl): Johnny Depp, Helena Bonham Carter, Alan Rickman, Timothy Spall



 

SpielWelt: The Elder Scrolls IV: Oblivion

Alles in allem halte ich „Morrowind“ für ein extrem gutes Spiel, das seinen Nachfolger locker in die Tasche steckt. Diese Atmosphäre schafft „Oblivion“ einfach nicht – zu viele Kleinigkeiten drücken auf die Stimmung. Das heißt aber nicht, dass „Oblivion“ ein schwaches Spiel ist, sondern ist Kritik auf sehr hohem Niveau. Denn trotz aller Probleme ist auch hier die typische „The Elder Scrolls“-Stimmung allgegenwärtig und lässt mich auch heute das Spiel ab und an immer noch installieren. Im Vergleich zu seinem Vorgänger und auch zu seinem Nachfolger muss es allerdings dennoch einen Unterschied in der Wertung geben.

Gesamteindruck: 6/7


Gutes Spiel, aber keine Offenbarung wie „Morrowind“.

Die größte Verbesserung des vierten Teils der Reihe „The Elder Scrolls“ ist die Grafik – was aber nicht extra betont zu werden braucht, da technischer Fortschritt in der Natur der Sache liegt. Die Optik von „Oblivion“ ist für sich betrachtet wahrlich eine Pracht; Seen und Flüsse, Wälder und Berge sind hervorragend gelungen und erwecken (die entsprechende Hardware vorausgesetzt) manchmal sogar den Eindruck von Fotorealismus. Ebenso gut gelungen sind die vielen, vielen NPCs, die (bis auf einige Ausnahmen) alle unterschiedlich aussehen. Hier ist wirklich alles dabei, was man sich von einem Rollenspiel wünschen kann. Alle NPCs haben einen eigenen Tagesablauf, was der Glaubwürdigkeit des Ganzen gut zu Gesicht steht. Auch die Dörfer und Städte wurden ansprechend in Szene gesetzt, wobei Fans des Vorgängers hier den ersten Dämpfer erhalten.

Beim Design bietet „Oblivion“ nämlich nur mehr typisch-mittelalterliche Siedlungen, hier war „Morrowind“ mit seinen Dwemer– und Daedra-Festungen, mit seinen Lehmhütten und Krebsschalen-Häusern usw. deutlich überlegen. Die Kultur der Zwerge (=Dwemer) ist in „Oblivion“ sowieso völlig verschwunden, ebenso gibt es keine Andeutungen der großen Fürstenhäuser mehr, die den Vorgänger u. a. so atmosphärisch machten. Schade. Mehr als nur gewöhnungsbedürftig, sondern mithin das größte Ärgernis am Spiel, ist das Balancing-System. Das „mit-leveln“ der gesamten Welt verhindert die typische Langzeitmotivation, seinen Charakter zu verbessern, um gegen starke Gegner antreten zu können. So ist zwar die ganze Welt von Beginn an frei begehbar, der Preis dafür ist aber meiner Meinung nach viel zu hoch.

Nichtsdestotrotz ist „Oblivion“ ein sehr gutes Spiel. Vor allem die unendlich vielen kleinen Quests und Nebenaufträge sind unglaublich einfallsreich (nicht nur daran konnte sich „Gothic 3“ damals eine Scheibe abschneiden). Aber auch hier gibt es wiederum ein Problem: vor allem Quests in Höhlen und alten Festungen (und der Großteil der Aufträge führt eben dorthin) können trotz aller Abwechslung der Aufgabe an sich langweilig werden – zu sehr merkt man vielen Dungeons ihre Herkunft aus dem Editor an. Daher kommt es auch, dass die „Oblivion“-Landkarte mit eigentlich interessanten Locations vollgestopft ist, man aber kaum eine davon betreten will, wenn es sich nicht um eine explizite Quest handelt – zu sehr ähnelt sich alles.

Insgesamt muss man sagen, dass „Oblivion“ trotz der tollen Grafik aus den erwähnten Gründen einfach nicht die gleiche exzellente Stimmung und das einzigartige Spielgefühl von „Morrowind“ (und auch nicht von „Skyrim“) erreicht. Zum einen liegt das wahrscheinlich an der Spielwelt selbst, die ein wenig zu märchenhaft und ungefährlich wirkt. Daran ändert auch das parallele Reich von „Oblivion“ nichts, das durch die anfangs so mysteriösen Tore betreten werden kann. Dort fehlt nämlich schlicht und einfach die Abwechslung. So ist man zu Beginn noch motiviert, „Oblivion-Tore“ zu schließen, spätestens nach dem dritten ist man davon jedoch nur mehr genervt. Vermutlich ist genau das der Grund, warum die Hauptaufgabe nicht allzu sehr zu fesseln vermag und man geradezu froh ist, wenn man den Teil davon, der dem Spiel seinen Namen gibt, durch hat. Die Größe der Karte wurde im Vergleich zum Vorgänger ein wenig reduziert, zum Ausgleich aber eine überwältigende Vielzahl an Höhlen, Festungen und kleinen Dörfern eingebaut.

Fluch und Segen zugleich ist das Schnellreisesystem, das zwar längere Märsche unnötig macht, aber andererseits beinahe „zu“ bequem ist. Man muss sich regelrecht zwingen, ab und zu doch mal zu Fuß (oder zu Pferd) auf Erkundung zu gehen, um wenigstens einen kleinen Teil der Welt zu sehen.

Und so könnte man noch länger die Für und Wider einzelner Komponenten des Rollenspiels aufzählen. Im Großen und Ganzen kann man sich aber auch mit „Oblivion“ extrem lange beschäftigen, wenn man sich wirklich darauf einlässt. Hier steht es seinem Vorgänger nicht nach, erfordert aber zum Teil wesentlich mehr Anstrengung, die natürlich nicht jeder aufbringen kann oder will. „Morrowind“ und auch „Skyrim“ waren und sind für mich ein absoluter Selbstläufer und damit locker die volle Punktezahl wert, „Oblivion“ muss sich hingegen mit leichten Abzügen in der Gesamtwertung zufrieden geben. Übrigens habe ich nur die englische Version wirklich gespielt, da die deutsche Synchronisation meiner Ansicht nach deutlich abfällt – genau umgekehrt wie bei „Morrowind“.

Gesamteindruck: 6/7


Genre: Rollenspiel
Entwickler: Bethesda Game Studios
Jahr: 2006
Gespielt auf: PC


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MusikWelt: Victory Songs

Ensiferum


„Victory Songs“, das Drittwerk von Ensiferum, kommt nicht ganz an das Debüt und bisherige Opus Magnum der Band heran. Aber: Es ist praktisch genauso gut und hat die Höchstwertung locker verdient. Tatsächlich ist das Niveau des Songwritings auf „Victory Songs“ sogar eine Spur ausgefeilter als auf „Ensiferum“, auf dem die Finnen dafür freier aufspielen. Insgesamt nehmen sich die beiden Werke nicht viel und können bis dato (2016) gemeinsam als Höhepunkte in der Historie der Truppe gesehen werden. Und das noch vor Hammer-Alben wie „Iron“ (2004) und „One Man Army“ (2015) – so etwas ist aller Ehren wert!

Gesamteindruck: 7/7


Trotz Besetzungsturbulenzen im Vorfeld: Grandios!

Die finnischen „Schwertträger“ (so die Übersetzung des Bandnamens) Ensiferum konnten mit ihrem Debüt „Ensiferum“ (2001) und dem darauf folgenden „Iron“ (2004) extrem starke Zeichen in der damals noch recht jungen Pagan- und Folk-Szene setzen. Und auch „Victory Songs“ (2007) haut in dieselbe Kerbe, obwohl man damals durchaus skeptisch sein durfte – immerhin war der Truppe vor diesem Album mit Sänger/Gitarrist und Publikumsliebling Jari Mäenpää ein wichtiger Mann abhanden gekommen. Als Nachfolger ist der inzwischen längst fix zur Band gehörende Petri Lindroos (ex-Norther) auf „Victory Songs“ zu hören. Der stimmliche Unterschied zwischen den beiden Blondschöpfen ist sehr groß, dennoch empfinde ich persönlich Lindroos keineswegs als den schlechteren Schreihals. Ein guter Gitarrist ist er sowieso; kompositorisch hat er zu seinem Ensiferum-Debüt nicht viel beigetragen, auf späteren Alben zeigt sich jedoch, dass mit Lindroos auch auf dieser Ebene durchaus zu rechnen ist. Übrigens wurden auch Drummer und Bassist gewechselt, was damals weniger Beachtung fand, letztlich aber zum bis heute stabilen Bandgefüge mit Sami Hinkka (b) und Janne Parvainen (d) geführt hat.

Genug der Einleitung, kommen wir zum Album. „Victory Songs“ beginnt standesgemäß mit einem Intro, das allerdings nicht ganz überzeugen kann, man hat von Ensiferum definitiv schon bessere Einleitungen gehört. Danach geht es aber mit fünf aufeinanderfolgenden Nummern in höchste Punkteregionen, worauf zwei kleine Ausreißer und ein großes Highlight als Finale folgen. Zunächst zu den Ausreißern: „The New Dawn“ ist die einzige Nummer, an der Neuzugang Petri Lindroos kompositorisch beteiligt war. Das Stück geht gut nach vorne, sticht im Gegensatz zum Gros der guten Ensiferum-Songs jedoch nicht mit einem herausragenden Refrain hervor. Das macht „The New Dawn“ reichlich unscheinbar und wenn man von mir verlangen würde, alle Stücke auf „Victory Songs“ aufzuzählen, würde ich Song Nummer 8 höchstwahrscheinlich vergessen – daraus folgt: Klar der schwächste Track auf dieser Scheibe. Das zweite Lied, das den ansonsten so hohen Anspruch nicht ganz halten kann ist in meinen Ohren „Raised By The Sword“. Ja, die Nummer ist getragen und episch, scheitert aber für mein Dafürhalten auch ein wenig am eigenen Anspruch. Das ist alles recht gefällig, auch der Wechsel zwischen Klar- und Schreigesang. Aber trotzdem, so richtig zünden mag das Stück nicht. Schade eigentlich, man hat das Gefühl, dass man weiß, wohin Ensiferum damit wollten; nur leider kommt es bei mir nicht so richtig an. Das ist natürlich kein Beinbruch und auch kein Totalausfall, sondern Jammern auf sehr, sehr hohem Niveau. Es fällt eben umso mehr auf, weil davor die geballte Ladung an ausgezeichneten Songs steht.

Die besten der besten auf „Victory Songs“ sind ebenfalls recht schnell ausgemacht, weil sie sich noch fixer im Gehörgang festsetzen als der ebenfalls bärenstarke Rest. „Deathbringer From The Sky“ ist beispielsweise eine Uptempo-Hymne mit ausgezeichnetem Refrain, heldenhaften „Oh-oh-oh“-Chören und einem schön Tapping-Solo von Bassist Sami Hinkka. Grandios, wie Ensiferum hier das Heldenpathos leben lassen. Das gelingt ihnen auch in „One More Magic Potion“, wo die clean gesungenen Chorpassagen besonders hervorzuheben sind. Ebenfalls 7 Punkte wert: Die komplett im Klargesang gehaltene Ballade „Wanderer“ mit ihrem super-catchy Refrain und der quasi-Rausschmeißer (als Bonustrack gibt’s mit „Lady In Black“ noch ein verzichtbares Uriah Heep-Cover) „Victory Song“. Letzteres ist das beste Stück in Überlänger, das Ensiferum bis dato hinbekommen haben.  Knapp 11 Minuten, die zu keiner Sekunde langweilig sind. Dafür sorgen das aggressive Gebrüll, die grandios gesungenen Passagen mit Klargesang, der starke Refrain und der finnische Teil, der teilweise a capella vorgetragen wird. Noch dazu hat der Titeltrack ein verdammt geile Galopp-Riffing aufzuweisen.

Überzeugen können übrigens auch die zwei unter diesen Perlen nicht vertretenen Songs: Nach dem eher gemächlichen Intro setzt „Blood Is The Price Of Glory“ einen pfeilschnellen Kontrapunkt. Bei „Ahti“ teilen sich Petri Lindroos und Sami Hinkka den Gesang – und das ausgesprochen gekonnt. Auch hier: Guter Refrain und das geschriene „Ahti!“ ist natürlich ein Garant für gute Live-Stimmung. Der mächtige Ahti muss sich allein deswegen mit einem kleinen Abzug begnügen, weil er sich in Dauerrotation wesentlich schneller abnutzt als der Rest des Materials.


Track – Titel – Länge – Wertung

  1. Ad Victoriam – 3:10 – 4/7
  2. Blood Is The Price Of Glory – 5:17 – 6/7
  3. Deathbringer From The Sky – 5:10 – 77
  4. Ahti – 3:55 – 6/7
  5. One More Magic Potion – 5:21 – 7/7
  6. Wanderer – 6:32 – 7/7
  7. Raised By The Sword – 6:11 – 5/7
  8. The New Dawn – 3:42 – 4/7
  9. Victory Song – 10:42 – 7/7
  10. Lady In Black (Bonus, Uriah Heep-Cover) – 10:00 – 4/7

Gesamteindruck: 7/7 


Ensiferum auf “Victory Songs” (2007):

  • Petri Lindroos – Vocals, Guitar, Backing Vocals, Banjo
  • Markus Toivonen – Guitar, Vocals, Backing Vocals, Banjo, Shaman Drum
  • Sami Hinkka – Bass, Vocals, Backing Vocals
  • Janne Parviainen – Drums, Bodhran
  • Meiju Enho – Keyboards

Anspieltipp: Deathbringer From The Sky

Fremdwelt: Montagsfrage (22)

Beim Surfen auf diversen Blogs findet man immer wieder interessante Dinge. Mich interessiert es beispielsweise, Fragen zu beantworten – und auch die Antworten Anderer zu lesen. Ein Blog, auf dem eine „Montagsfrage“ gestellt wird, habe ich unlängst entdeckt: „Buchfresserchen“ nennt sich das Ding, dessen Startseite hier zu finden ist. Ich werde versuchen, die Montagsfrage regelmäßig zu beantworten.


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Wenn du ein/e Buch(-reihe) restlos vergessen könntest, um es/sie nochmal neu zu lesen, welche/s wäre das?

Eine ausgesprochen merkwürdige Frage. Wieso sollte ich das so machen wollen? Ich denke, Erfahrungen machen mich zu dem, was ich bin – und auch Lesen, sei die Literatur auch noch so trivial, gehört zu diesen Erfahrungen. Nichts davon würde ich „löschen“ wollen. Abgesehen davon ist das sowieso eine Frage, die sich nicht stellt. Wenn ein Buch oder eine Buchreihe mich so sehr fesselt und mir so gut gefällt, werde ich sie sowieso immer mal wieder zur Hand nehmen. Ich würde sogar soweit gehen, dass ich auf keinen Fall etwas noch einmal „neu“ lesen möchte. Im Gegenteil – wirklich gute Bücher können ja durch mehrfaches Lesen gewinnen. Nicht nur, weil man immer wieder neue Details entdecken kann, sondern auch, weil die eigene Erfahrung wächst. Man wird älter, die Sicht auf alle Dinge ändert sich – und eventuell auch die Sicht auf ein Buch. All das fände und finde ich spannender, als die komplette Neuentdeckung eines Werkes. Die Zeit ist im Endeffekt der einzige Faktor, der ein Problem ist. Es gibt so viel zu entdecken und so viele spannende und gute Bücher, dass sich manchmal alles dagegen sträubt, bereits Gelesenes zu wiederholen, weil man in dieser Zeit ja was komplett Neues erfahren könnte. Andererseits würde auch das „Löschen“ einer Leseerfahrung kein Plus an Zeit bringen, also fällt auch dieses Argument weg.

Die Antwort also:

Ich lehne die Möglichkeit, eine Leseerfahrung zu „löschen“ dankend ab. Ich denke nicht, dass mir das in irgendeiner Weise etwas geben würde

BuchWelt: „Das Schwert der Wahrheit“ – Zusammenfassende Bewertung

Terry Goodkind


Terry Goodkind gleich auf der Außenseite des Buchdeckels (!), noch dazu im obersten Drittel, als „wahren Erben J.R.R. Tolkiensanzupreisen ist meiner Ansicht nach eine höchst unglückliche Entscheidung. Sicherlich können durch eine solche Ansage Leser gewonnen werden, aber demgegenüber dürfte es auch sehr viele geben, bei denen aufgrund derart plakativer Vergleiche alle Alarmglocken schrillen. Nach der Lektüre des ersten Bandes von Goodkinds großer Saga um „Das Schwert der Wahrheit“ kann man jedenfalls konstatieren: die Genialität eines Tolkien erreicht sein angeblicher Erbe bei weitem nicht, durchgängig schlecht ist sein Zyklus deshalb aber auch nicht geworden.

Gesamteindruck: 4/7


Teils zu umständlich: 7.000 Seiten hätten genügt.

Der Umfang des ursprünglichen Zyklus um „Das Schwert der Wahrheit“ liegt bei knapp 10.000 Seiten in elf Bänden. Das ist das, was ich gelesen habe – mittlerweile sind weitere, damit zusammenhängende Geschichten und Romane erschienen, über die ich mir kein Urteil erlauben will und kann. Es sei allerdings gesagt, dass ich nach dem Abschluss der elf Bände kein überbordendes Verlangen verspürt habe, mich noch einmal in Terry Goodkinds Welt zu begeben.

Doch warum ist das so? Insgesamt schafft es Goodkind meiner Ansicht nach nicht, die gigantische Seitenzahl mit ausreichend Inhalt zu füllen. Im Gegenteil – leider beschleicht den Leser in nahezu jedem Band das Gefühl, dass der Autor nach Wortanzahl bezahlt wurde. Dieser Eindruck entsteht durch langatmige und umständliche Dialoge, die oft völlig unverständlich sind bzw. kaum etwas zur eigentlichen Handlung beitragen. Hinzu kommen Passagen, die zum einen in jedem (!) Band bereits Gesagtes und Geschehenes ausführlichst wiederholen und zum anderen uninteressante, langweilige Landschaftsbeschreibungen bieten. Diese Dinge stellen – aus der Retrospektive betrachtet – höchst merkwürdige Unterbrechungen im Lesefluss dar und wollen einfach nicht zu den schnellen und flüssig lesbaren Abschnitten passen, die „Das Schwert der Wahrheit“ bei aller Kritik auch zuhauf zu bieten hat.

Inhaltlich kann man drei Dinge Hauptfaktoren hervorheben, die das Lesevergnügen sehr deutlich schmälern:

  • Erstens hat die im Endeffekt recht brauchbare Hintergrundgeschichte den Haken, dass man ihr bisweilen kaum folgen kann. Die Schlussfolgerungen, die die Figuren ziehen, mögen ihnen klar sein, allein schafft der Autor es selten, auch beim Leser den Aha-Effekt zu erzielen, den er seinen Charakteren in den Mund legt.
  • Zweitens zeigt sich vor allem ab der Mitte des Zyklus eine verstärkte Neigung des Autors, (zumindest) fragwürdige Thesen und Moralvorstellungen anzuführen. Wobei „anzuführen“ wohl das falsche Wort ist, „predigen“ ist zutreffender. Manche Fans mag das nicht stören, bei mir hinterließen einige Aussagen allerdings einen schalen Beigeschmack, vor allem, da aus sie nicht aus dem Mund der Charaktere, sondern aus dem des Autors selbst zu kommen scheinen.
  • Der dritte Negativ-Faktor ist gleichzeitig der Bedeutendste: An vielen Stellen schafft es Goodkind nicht, seine zeitweise unüberschaubaren Handlungsstränge zu einem gelungenen Abschluss zu bringen. Es wirkt bisweilen, als ob ihm einfach die Ideen ausgegangen wären. Gelöst wird dieses Problem mit einer gewissen „Deus-Ex-Machina“-Haltung: die Charaktere zaubern dabei die unwahrscheinlichsten Lösungen aus dem Hut und unvorstellbare Geistesblitze lassen Sie vorher Unverständliches plötzlich kombinieren. Vor allem die Ausweichmöglichkeit der Prophezeiungen hat es dem Autor angetan, wirkt aber oft völlig an den Haaren herbeigezogen und scheint nur dem Zweck zu dienen, einige der zahlreichen Logiklöcher und merkwürdigen Verhaltensweisen zu tarnen. Daraus ergibt sich auch, dass die Handlung in der Rückschau für eine so große Seitenanzahl recht dünn wirkt.

Auf der Habenseite stehen einige für das Fantasy-Genre durchaus neuartige Ideen und eine – abseits aller Zerfahrenheit – reizvolle Geschichte. Wichtiger ist aber, dass Terry Goodkind durchaus in der Lage ist, Spannung zu erzeugen und Probleme auf angemessene Art zu lösen – schade, dass er das nicht dauerhaft schafft.

Alles in allem muss man konstatieren, dass diese umfangreiche Saga für mich nicht über eine Durchschnittswertung hinauskommen kann. Die genannten Mängel könnten bei Lesern, die sich nach atmosphärischer Dichte und/oder flüssigem Erzählstil á lá „Der Herr der Ringe“ (J.R.R. Tolkien) sehnen oder die aufgrund des Umfanges eine gewisse Komplexität erwarten, wie sie beispielsweise „Das Lied von Eis und Feuer“ (George R. R. Martin) oder „Das Spiel der Götter“ (Steven Erikson) bieten, dazu führen, dass nach Abschluss von Band 11 ein großes Fragezeichen stehenbleibt. Das Wort „Zeitverschwendung“ möchte ich eigentlich nicht in den Mund nehmen, aber es ist tatsächlich so, das weit über ein Drittel des gesamten Zyklus einfach nichts Lesenswertes bietet – mir ist das einfach zu wenig. Dessen sollte man sich gewahr sein, bevor man der Serie einige Monate seiner Zeit und um die 100 Euro seines Geldes opfert. Wer viel Tiefe erwartet, wird ohnehin schwer enttäuscht sein.

Einzelwertungen:

  1. Das Schwert der Wahrheit 1: Das erste Gesetz der Magie: 5/7
  2. Das Schwert der Wahrheit 2: Die Schwestern des Lichts: 4/7
  3. Das Schwert der Wahrheit 3: Die Günstlinge der Unterwelt: 6/7
  4. Das Schwert der Wahrheit 4: Der Tempel der vier Winde: 3/7
  5. Das Schwert der Wahrheit 5: Die Seele des Feuers: 2/7
  6. Das Schwert der Wahrheit 6: Schwester der Finsternis: 5/7
  7. Das Schwert der Wahrheit 7: Die Säulen der Schöpfung: 6/7
  8. Das Schwert der Wahrheit 8: Das Reich des dunklen Herrschers: 3/7
  9. Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung: 4/7
  10. Das Schwert der Wahrheit 10: Am Ende der Welten: 4/7
  11. Das Schwert der Wahrheit 11: Konfessor: 4/7

Gesamteindruck: 4/7


Autor: Terry Goodkind
Umfang: 11 Bände, ca. 9.700 Seiten
Originaltitel:
 The Sword of Truth.
Gelesene Sprache: Deutsch


 

BuchWelt: Konfessor

Terry Goodkind


„Konfessor“ ist Buch 11 des 11-bändigen Fantasy-Zyklus „Das Schwert der Wahrheit“, geschrieben vom US-amerikanischen Autor Terry Goodkind. Auf WeltenDing werden nach und nach Rezensionen zu allen 11 Bänden veröffentlich, abschließend gibt es eine Gesamtbewertung des Zyklus. Wer eine Kaufempfehlung möchte, sollte also bis dahin warten.

Gesamteindruck: 4/7


Qualitatives Auf und Ab vor durchwachsenem Finale.

Im elften und den ursprünglichen Zyklus abschließenden Band seiner großen Saga um „Das Schwert der Wahrheit“ bricht Terry Goodkind – endlich – mit einer vielen Lesern in den vorangegangenen Teilen verhasst gewordenen Tradition: Die Einführung in die Geschehnisse wird nicht von langwierigen Wiederholungen bestimmt, sondern setzt nahtlos nach den Ereignissen von „Am Ende der Welten“ an. Es bleibt also spannend und man kann kaum erwarten, endlich die entscheidenden Enthüllungen zu erfahren. Der Autor berichtet in guter, flüssig zu lesender Sprache von spannenden Kämpfen und interessanten Begebenheiten, die den Ehrgeiz des Lesers schüren, auch die letzten gut 600 Seiten des Zyklus zu genießen.

Schade, dass sich Goodkind wiederum selbst durch sein unverhohlenes Schielen nach einer höheren Seitenanzahl ein Bein stellt. Die gut aufgebaute Spannung wird nämlich immer wieder von umständlichen Dialogen, die metaphysische Probleme zum Thema haben und sich jeglichem Verständnis entziehen, unterbrochen. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Gespräche oft auch keinerlei Relevanz für die eigentliche Handlung haben. Das kommt einer erneuten Einladung zum Querlesen ganzer Abschnitte gleich – diese kann von allen potentiellen Lesern, die keinen Spaß an derart langatmigen Passagen haben, ohne Reue angenommen werden. Man verpasst dadurch definitiv nichts Wichtiges. Als Beispiel sei genannt, dass zunächst äußerst umständlich die Regeln des Ja’La-Spiels erklärt werden. Als ob diese theoretische Lehrstunde nicht trocken genug wäre, wird danach seitenlang auch noch ein komplettes Spiel beschrieben, was sich in etwa so spannend liest, wie ein detaillierter schriftlicher Bericht einer Fußballpartie, bei der man praktisch keinen Spieler kennt. Das mag für Einzelne interessant sein, die Masse dürfte dagegen so gut wie nichts damit anfangen können (vor allem weil sich aus der Natur der Geschichte sehr schnell ergibt, wer das Spiel im Endeffekt gewinnt). Sportberichterstattung scheint jedenfalls – genau wie Landschaftsbeschreibungen – nicht gerade zu Goodkinds Stärken zu gehören.

Wenn man diese Passagen, die insgesamt gut 200 der weit über 600 Seiten einnehmen, übersteht, hat man jedoch ein durchaus spannendes und kurzweiliges Buch vor sich, das zunächst alle positiven Eigenschaften der Vorgängerbände in sich vereint und trotz der angeführten Schwächen sogar eine sehr hohe Wertung verdienen würde. Den Konjunktiv verwende ich mit gutem Grund, da sich zwei große Schwierigkeiten auftun. Erstens haben sich im Laufe des Zyklus sehr viele lose Fäden der Geschichte angesammelt, was unter anderem an den vielen Charakteren liegt, die zum Einsatz kamen. Gerade der vermehrte Einsatz von „alten“ Figuren in „Konfessor“ wirkt sehr aufgesetzt und macht die unvollendeten Handlungsstränge unangenehm deutlich. Schwerer wiegt aber, dass der Schluss selbst eher so wirkt, als ob dem Autor die Ideen aus- und die Lust vergangen wäre. Ein befriedigendes Ende einer so umfangreichen Geschichte sieht jedenfalls anders aus, vor allem, wenn man die ausufernden und langwierigen Beschreibungen bedenkt, die ansonsten Stilmittel von Terry Goodkind sind. Spätestens auf den letzten Seiten werden die Erklärungen sehr hanebüchen und das eigentliche Ende scheint einfach lustlos hingeschrieben zu sein. Schade, damit ist erneut – trotz bester Ausgangslage – nur eine durchschnittliche Wertung möglich.

Es folgen einige Bemerkungen zur Serie als Ganzes und eine Übersicht über die Bewertung der Einzelbände. Dort lege ich auch dar, wie ich zu einer eher ernüchternden Gesamtwertung komme.

Gesamteindruck: 4/7


Autor: Terry Goodkind
Originaltitel: Confessor.
Erstveröffentlichung: 2007
Umfang: 672 Seiten
Gelesene Sprache: Deutsch
Gelesene Version: Taschenbuch


 

BuchWelt: Am Ende der Welten

Terry Goodkind


„Am Ende der Welten“ ist Buch 10 des 11-bändigen Fantasy-Zyklus „Das Schwert der Wahrheit“, geschrieben vom US-amerikanischen Autor Terry Goodkind. Auf WeltenDing werden nach und nach Rezensionen zu allen 11 Bänden veröffentlich, abschließend gibt es eine Gesamtbewertung des Zyklus. Wer eine Kaufempfehlung möchte, sollte also bis dahin warten.

Gesamteindruck: 4/7


Spannender Schluss, davor: Über 200 Seiten leeres Geschwätz.

Es stand nach dem spannenden und interessanten Ende von „Die Magie der Erinnerung“ fast zu befürchten: Terry Goodkind schafft es in der Saga um „Das Schwert der Wahrheit“ trotz günstigster Voraussetzungen einfach nicht, einen guten Einstieg in den jeweils nachfolgenden Band zu bieten. „Am Ende der Welten“ fällt diesbezüglich sogar noch negativer als sämtliche Vorgänger auf. Grund dafür ist vor allem der tatsächlich offene Schluss von „Die Magie der Erinnerung“. Anstatt nahtlos fortzusetzen, wie das wohl von allen Lesern erwartet wird, gibt es wieder die üblichen, zähen Wiederholungen. Dazu gesellt sich noch eine wahre Flut von theoretischen Abhandlungen über magische Formeln und Banne, über Mathematik und Symbolik, die man wohl nur mit einem entsprechenden Abschluss verstehen kann; wobei zweifelhaft ist, dass ein solcher Titel was nutzen würde, da es sich hier meines Erachtens eher um sinnloses Geplapper handelt, das dem Ganzen einen Anstrich von Intellekt verleihen soll. Leider geht dieser Versuch gründlich daneben, sodass man – ohne zu viel verraten zu wollen – den Großteil der ersten 200 Seiten bedenkenlos überspringen kann.

Danach entfaltet sich, wie schon öfters im Laufe der Saga gesehen, eine interessante und spannende Geschichte. Stellenweise schafft es der Autor wieder, dass man über das Buch alles andere vergisst und nicht aufhören kann zu lesen. „Am Ende der Welten“ ist in diesem Bereich sogar so spannend ausgefallen, dass die langatmige Einführung schnell in Vergessenheit gerät und man doch ein wenig Traurigkeit verspürt, dass nach diesem Band nur noch ein Teil folgt. Gute Cliffhanger und ein intelligentes Finale runden den durchaus positiven Gesamteindruck ab.

Schade, dass Goodkind offenbar nicht fähig ist, seine Geschichten so sehr zu kürzen, dass es wenigstens einmal keinen Grund zum Meckern gibt. Wieso dem so ist, weiß wohl nur der Autor selbst, die Vermutung einer Bezahlung nach Anzahl der geschriebenen Seiten liegt jedoch nahe. Wie auch immer, trotz gefahrloser Möglichkeit, die ersten gut 200 Seiten nahezu komplett überspringen zu können, verdient der gute Mittelteil und der spannende Schluss eine Bewertung von insgesamt vier Punkten.

Gesamteindruck: 4/7


Autor: Terry Goodkind
Originaltitel: Phantom.
Erstveröffentlichung: 2006
Umfang: 640 Seiten
Gelesene Sprache: Deutsch
Gelesene Version: Taschenbuch