Datum: Dienstag, 28. Juni 2016
Location: Stadthalle (Wien)
Tour: „The End“
Headliner: Black Sabbath
Support: Rival Sons
Ticketpreis: 91,70 Euro (VVK)
Willkommen zum letzten Sabbath.
Die aktuelle Welttournee von BLACK SABBATH ist mit „The End“ betitelt. Denn schon im Vorfeld war klar, dass es keine weitere Konzertreise der seit 1969 unter diesem Namen firmierenden Band aus Birmingham mehr geben würde. Verständlich – einerseits sind die Herren tatsächlich schon mächtig in die Jahre gekommen, andererseits laboriert Gitarrist Tony Iommi bereits seit 2012 an einer Krebserkrankung, während es selbst den Ärzten ein Rätsel ist, wieso Sänger Ozzy Osbourne überhaupt noch lebt. Jedenfalls führt „The End“ die Band, die den Heavy Metal quasi erfunden hat, noch einmal um die Welt und machte am 28. Juni 2016 auch in der Wiener Stadthalle Station (zu Ende wird die Tour Anfang 2017 in Birmingham gehen, womit sich der Kreis für Osbourne, Iommi und Bassist Geezer Butler schließt).
Die Location war gut gewählt: Rund 15.000 Besucher füllten die Stadthalle angenehm aus, ohne, dass man Platzangst haben musste. Genau richtig für einen Dienstagabend auch die Spielzeit: Einlass 18:30 Uhr, BLACK SABBATH ab 19:40 Uhr und vor 22:30 Uhr war schon wieder Schluss. Passt so, auch wenn SABBATH natürlich auch 1.000 Stunden hätten spielen dürfen.
Als Vorgruppe fungierten die Kalifornier RIVAL SONS. Ob sie gut waren, kann ich nicht beurteilen – das ist der Nachteil, wenn das Konzert so früh beginnt. Man will vorher ja auch was essen und trinken, das war nicht zu schaffen. In der Halle angekommen ging es nach kurzer Wartezeit auch schon mit dem Konzert des Headliners los. Der „Vorhang“, der als Projektionsfläche für einen kurzen Intro-Film diente, fiel und die Band stieg sofort mit dem Eröffnungs- und Titeltrack ihres allerersten Albums „Black Sabbath“ (1970) ein. Eine Songauswahl wie ein Statement. Wie auch die gesamte Setlist: Der neueste Song war „Snowblind“ von „Vol 4“ (1972). Irgendwie merkwürdig für die Abschiedstour – erwartet hätte man da eher ein gemischteres Programm, vielleicht mit einem Stück von jedem Album als abschließende Retrospektive. Dass dem nicht so war, war zwar kein Fehler, weil gerade die ganz alten Nummern wunderbar zeigen, wieso BLACK SABBATH bis heute derart angesehen sind. Es war aber eben auch unerwartet, weil man insgeheim ja doch irgendwie gehofft hatte, dass z. B. auch ein vom verstorbenen Ronnie James Dio eingesungenes Stück zu Ehren kommen würde. Ist aber offenbar leider wirklich nicht möglich.
Die Setlist in Wien sah – ohne Gewähr – so aus:
- Black Sabbath
- Fairies Wear Boots
- After Forever
- Into the Void
- Snowblind
- War Pigs
- Behind the Wall of Sleep
- N.I.B.
- Hand of Doom
- Rat Salad
- Iron Man
- Dirty Women
- Children of the Grave
- Paranoid (Zugabe)
- Zeitgeist (Outro, nicht live)
Allen Zweiflern (ich war selbst ein wenig skeptisch) fielen jedenfalls schon bei der Eröffnungsnummer, noch mehr aber bei den darauf folgenden Klassikern, die Schuppen von den Augen. Erstens: Der Sound war grandios. Nicht zu laut, dennoch druckvoll und extrem differenziert. Wer auch immer der Tonmann war, hat sich einen Orden verdient – mir fällt auf Anhieb kein Konzert ein, bei dem mich der Sound, der Mix und die Lautstärke dermaßen überzeugt hätten.
Die zweite Erkenntnis: Ja, Ozzy, Tony und Geezer sind alt geworden. Sieht man ihnen an – aber speziell Ozzy scheint sich im Vorfeld der Tour zusammengerissen zu haben und wirkte nicht wie der senile, verwirrte, herumschlurfende Tattergreis, den man aus der unsäglichen MTV-Serie kennt. Ja, er schwankte ein wenig; ja, er brauchte offensichtlich den Mikroständer, um sich daran festzuhalten; und ja, er bewegte sich eher gemächlich und verzichtete auf größere Ausflüge auf der Bühne. Aber: Er war ausgezeichnet bei Stimme, seine Ansagen waren klar und deutlich, es gab keine Texthänger und er wirkte insgesamt hellwach und wie ein Mann, der tatsächlich weiß, was er da tut. Das eine oder andere „God bless you!“ hätte er sich zwar sparen können, aber sei’s drum. Das hätte ich so tatsächlich nicht erwartet.
Das musikalische Genie von BLACK SABBATH, Tony Iommi, wirkte ebenfalls einigermaßen fit, besser, als man es einem Mann mit seiner Krankengeschichte zutraut. Bewegt hat er sich nicht viel – aber seine Bühnenpräsenz war dennoch jederzeit spürbar. Und man kann es nicht genug betonen: Iommi ist der Gott der Riffs. Unglaublich, was der aus seinem Instrument herausholt – zu Recht wird er als derjenige gepriesen, der mit der ganzen Scheiße überhaupt erst angefangen hat. Zwischen diesen beiden Charakteren wirkte Bassist Geezer Butler wie ein sicherer Rückhalt. Unauffällig auf der Bühne, gleichzeitig fast außerirdisch versiert am Bass. In den Großaufnahmen, die immer wieder über die große Leinwand über der Bühne gezeigt wurden, wurde erst so richtig deutlich, wie wichtig das Bassfundament für den SABBATH’schen Klang eigentlich ist. Unterstützt wurde dieses legendäre Trio übrigens von Drummer Tommy Clufetos, der wie ein Berserker hinter der Schießbude wütete und damit eindeutig der Aktivposten auf der Bühne war. Sein Pendant aus der Originalbesetzung, Bill Ward, hatte sich ja mit Ozzy Osbourne überworfen, was zwar schade war, aber sein jüngerer Ersatzmann hatte die Sympathien dennoch auf seiner Seite. In der Vorstellung der Band, die Ozzy übrigens ungefähr zur Halbzeit des Gigs durchführte, wurde auch Keyboarder Adam Wakeman erwähnt, der hinter der Bühne saß und nur kurz seinen Kopf durch den Vorhang steckte und damit für ein paar Lacher im Publikum sorgte.
Fazit: Ein ausgesprochen gelungener Konzertabend. BLACK SABBATH zeigten praktisch im Vorbeigehen allen jungen Retro-Rockern, wo der Hammer hängt und dass sie in ihrem Genre auch nach dem Rücktritt die Nummer 1 bleiben werden. Unangefochten. Eine tolle Show – man kann jedem, der noch kein Konzert der Abschiedstour gesehen hat, nur raten, hinzugehen. So klingen Legenden! Einziger kleiner Wermutstropfen: Die Setlist hätte meinetwegen ausgewogener sein können, auch wenn ich keinen der gespielten Songs hätte streichen wollen. Immerhin hat sich mit dem vom Band eingespielten „Zeitgeist“ der Kreis zum letzten Album zumindest ein wenig geschlossen.