BuchWelt: Alice hinter den Spiegeln

Lewis Carroll


Wenn man nur die zugrunde liegende Geschichte betrachtet, ist „Durch den Spiegel und was Alice dort fand“ aus meiner Sicht ein gelungeneres Werk als sein berühmterer Vorgänger „Alice im Wunderland“. Der Roman und die Figuren wirken ausgereifter, die Handlung zusammenhängender. Auch die Idee der Spiegelwelt und die Darstellung des Ganzen als Schachpartie gefällt sehr gut. Es scheint fast, als ob der Leser eine überarbeitete, gereifte Version der ersten „Alice“ vor sich hat.

Gesamteindruck: 6/7


Gute Fortsetzung eines Klassikers.

Grund für die bessere Lesbarkeit und höhere Spannung ist für mein Dafürhalten, dass Band 2 nicht ganz so mit Wortspielen und versteckten Anspielungen überfrachtet ist wie „Alice im Wunderland“. Das mag auf den ersten Blick paradox klingen und kann bei der englischsprachigen Original-Version durchaus als negativ angesehen werden, wenn man jedoch die deutsche Übersetzung nimmt, sieht die Sache grundlegend anders aus. Durch den Wegfall vieler nur unbefriedigend oder überhaupt nicht übersetzbarer Wortspiele gerät der Übersetzer (in der Reclam-Ausgabe wieder Günther Flemming) viel seltener in die Verlegenheit, holprige Interpretationen des englischen Textes anbieten zu müssen.

Die Handlung selbst ist ähnlich skurril und phantasievoll gestaltet wie in Teil 1. Die Charaktere sind bizarr und einfallsreich, immer philosophisch und selten sympathisch. Alles in allem hätte sich die von Lewis Carroll erfundene Welt und die Wesen, die sie bevölkern wesentlich mehr Tiefe und Farbe verdient – andererseits ist es durchaus denkbar, dass der Autor absichtlich darauf verzichtet hat, um die Phantasie seiner Leser noch mehr anzuregen. Dazu tragen auch die beeindruckenden Zeichnungen von John Tenniel (die Carroll angeblich gar nicht so gut gefielen) einen großen Teil bei. Auch möglich, dass es in der heutigen Zeit zunehmend schwieriger wird, sich von einem solchen Buch verzaubern zu lassen. Gelesen haben sollte man es auf jeden Fall (wenn möglich im Original). 6 Punkte für die deutsche Version eines Klassikers, bei dem im Gegensatz zu seinem Vorgänger auch die Übersetzung großteils ansprechend gelungen ist.

Gesamteindruck: 6/7


Autor: Lewis Carroll
Originaltitel: Through the Looking-Glass, and What Alice Found There.
Erstveröffentlichung: 1871
Umfang: 211 Seiten
Gelesene Sprache: Deutsch
Gelesene Version: Taschenbuch


 

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BuchWelt: Rozznjogd/Sauschlachten

Peter Turrini


Zwei sehr schonungslose Stücke sind meinem Kärntner Landsmann Peter Turrini mit seinen Frühwerken „Rozznjogd“ (1967) und „Sauschlachten“ (1972) gelungen. Wobei man obige Bewertung durchaus infrage stellen bzw. mit Vorsicht genießen kann – immerhin habe ich nur vorliegendes Buch gelesen, das Bühnenstück als solches kann ich nicht beurteilen. Einem fantasiebegabten Leser dürfte aber ohnehin das berühmte „Bild im Kopf“ entstehen, sodass man sich zumindest gewisse Vorstellungen von der Umsetzung machen kann.

Gesamteindruck: 6/7


Rozznjogd/Sauschlachten.

„Rozznjogd“ (auf Hochdeutsch: „Rattenjagd“) besticht mit einer Aktualität, die heute größer scheint, als zur Uraufführung 1971. Grob gesagt geht es darin um den Ausbruch aus dem Konsumzwang, um das Abwerfen der Masken, die wir uns durch Statussymbole in Form von Markenartikeln erkauft haben. Radikal entfernen die Protagonisten dabei alles, was nicht zu ihrem Körper gehört – vom falschen Haarteil über die Ohrringe bis hin zur Kleidung und letztlich auch den „zivilisierten“ Verhaltensweisen, um sich wirklich kennenzulernen. Dass ein solches Stück, an dessen Ende die Schauspieler nackt und völlig enthemmt sexuelle Handlungen simulieren in den ersten Aufführungen einen Skandal erzeugte, verwundert nicht weiter. Aber im Endeffekt ist es nicht die Nacktheit, die so provoziert, sondern der Spiegel, der der modernen Wohlstandsgesellschaft vorgehalten wird. In letzter Konsequenz sind es nämlich immer noch Menschen, die sich hinter den selbstauferlegten Masken verbergen und nur zu gern befreit werden würden. Dieses Stück lebt nicht zuletzt vom starken Dialekt – für alle, die diesen nicht verstehen, liegt in diesem Buch auch eine hochdeutsche Fassung vor, die allerdings weniger reizvoll (und laut Turrini sogar „unspielbar“) ist.

Das zweite Stück im vorliegenden Band, „Sauschlachten“, widmet sich einer anderen Art von Verweigerung. Denkt man zu Beginn noch, es mit einem Volksstück im Bauernmilieu zu tun zu haben, wird sehr schnell klar, dass eben mit den Erwartungen, die solche Stücke schaffen, gespielt wird. Die „Sprachverweigerung“ macht ein Mitglied der biederen Bauernfamilie zum Außenseiter, den man zur Normalität zwingen will. Die Wut über die Weigerung zur Anpassung wird derart stark, dass schließlich alle Hemmungen und Grenzen über Bord geworfen werden. Dieses Stück scheint starke autobiographische Züge von Peter Turrini zu tragen, der sich in seiner Heimat auch immer missverstanden und als Außenseiter fühlte. Die Umsetzung des Ganzen ist schonungslos und erschreckend, mit einem gewissen Hang zum bitteren Humor – sicherlich nicht jedermanns Sache, aber meiner Ansicht nach sehr gut gelungen.

„Sauschlachten“ ist für mich das stärkere Stück, das schon allein den Kauf des Buches (und nach Möglichkeit den Gang ins Theater) rechtfertigt. Bei „Rozznjogd“ muss man sehen, dass es sich um das Debütwerk von Turrini handelt – was das Stück ebenfalls sehr eindrucksvoll und intensiv macht. Die Höchstwertung verfehlt dieser Doppelband nur ganz knapp, wobei ich noch einmal darauf hinweisen möchte, dass ich die wahre Form, das Theater, nicht kenne.

Gesamteindruck: 6/7


Autor: Peter Turrini
Originaltitel: Rozznjogd/Sauschlachten.
Erstveröffentlichung: 1967/1972
Umfang: 148 Seiten
Gelesene Sprache: Deutsch
Gelesene Version: Taschenbuch


 

MusikWelt: Diabolical Fullmoon Mysticism

Immortal


Dass die Norweger Immortal eine der wichtigsten Bands der Black Metal-Szene waren, ist unbestritten. Das räudige 1992er-Debüt „Diabolical Fullmoon Mysticism“ (vorher gab es lediglich zwei Demos und eine EP namens „Immortal“) lässt das meiner Ansicht nach auch schon erahnen, wenngleich es aus heutiger Sicht eher die guten Ansätze sind, die überzeugen können.

Gesamteindruck: 4/7


Rumpelndes Frühwerk einer Legende.

Dabei gehen die grimmigen Norweger – zumindest was die Gitarrenarbeit betrifft – durchaus versiert zu Werke. Auch der Gesang geht in Ordnung, wenngleich Frontmann Abbath hier noch nicht seine eigene, unverwechselbare Krächz-Stimme gefunden hat, die Immortal später ein weiteres Alleinstellungsmerkmal verleihen sollte; der Bass ist sehr gut eingespielt und geht im Gegensatz zu anderen Produktionen dieser Zeit auch nicht unter. Ebenfalls sehr gut zu hören ist das recht einfach gehaltene Schlagzeug, die später gern eingesetzten Blast-Parts fehlen auf „Diabolical Fullmoon Mysticism“ allerdings fast völlig. Übrigens ist dieses Album das einzige von Immortal, auf dem Drummer Armagedda zu hören ist. Interessanterweise feierte eben jener Gerhard „Armagedda“ Herfindal viele Jahre später ein Comeback. Allerdings nicht bei Immortal, stattdessen war er auf Soloalben der Hauptprotagonisten („Between Two Worlds“, 2006, von I bzw. „March Of The Norse“, 2011, von Demonaz) zu hören.

Wichtiger als produktionstechnische Feinheiten sind für den Black Metal allerdings die durch die Musik transportierten Emotionen. An dieser Front machen es Immortal ähnlich wie ihre Landsmänner von Darkthrone und Mayhem: Die Stimmung ist misanthropisch und hasserfüllt, was zwar brauchbar, aber auf „Diabolical Fullmoon Mysticism“ längst nicht so gut wie bei der Konkurrenz umgesetzt wird. Hier fehlte es auf dem Debüt meines Erachtens noch an Eigenständigkeit, es zwar zu spüren, dass etwas ganz Großes heranwächst – jedoch nur in seltenen Momenten. Vielleicht war das auch schon ein Fingerzeig in die Zukunft – weniger Hass, mehr Kälte und Epik sollten die Trademarks werden, die Immortal später groß gemacht haben.

Zu den Songs: Neben dem gelungenem Intro gibt es vor allem zwei Songs, die das große Talent von Abbath und Demonaz bereits in dieser frühen Phase ihrer Band zeigen. Primär ist das beim legendären „Cryptic Winterstorms“ zu hören, das bereits die später oft verwendeten Akustik-Einsprengsel aufweist und bei dem das Gaspedal nicht völlig durchgetreten wird. Damit ist der Song wesentlich mächtiger und atmosphärischer als das restliche Material. Erstmals ist hier der von Immortal-Fans geliebte frostig-kalte Touch zu hören und zu fühlen. Schade übrigens, dass das kurze Intro zu dieser Nummer nicht ein wenig ausführlicher gestaltet wurde. Außerdem gelungen: „The Call Of The Wintermoon“, das mit fast greifbarer Düsterkeit, der auch das „geniale“ Video nichts anhaben kann, punktet. Neben diesen grandiosen Nummern sticht noch das bis zur Spätzeit der Band immer gern live gespielte „Unholy Forces Of Evil“ hervor.

All das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Rest der Platte eher eintönig am Hörer vorbei. Ab und zu horcht man aufgrund gelungener Gesangs- und Gitarrenlinien zwar auf, alles in allem hat mir das jedoch trotz aller hörbaren Bemühungen zu wenig Substanz. „Diabolical Fullmoon Mysticism“ mag zwar aus heutiger Sicht oft (wie so vieles) als „kultig“ bezeichnet werden, musikalisch ist es aber in der großartigen Immortal-Diskographie ein kleines …ähem… Licht. Mehr als 4 Punkte sind damit leider einfach nicht drin.


Track – Titel – Länge – Wertung

  1. Intro – 1:35 – 5/7
  2. The Call Of The Wintermoon – 5:40 – 6/7
  3. Unholy Forces Of Evil – 4:28 – 6/7
  4. Cryptic Winterstorms – 6:08 – 7/7
  5. Cold Winds Of Funeral Dust – 3:47 – 4/7
  6. Blacker Than Darkness – 4:17 – 3/7
  7. A Perfect Vision Of The Rising Northland – 9:04 – 3/7

Gesamteindruck: 4/7 


Immortal auf “Diabolical Fullmoon Mysticism” (1992):

  • Abbath Doom Occulta − Vocals, Bass
  • Demonaz Doom Occulta − Electric & Acoustic Guitars
  • Armagedda − Drums

Anspieltipp: Cryptic Winterstorms

BuchWelt: Alice im Wunderland

Lewis Carroll


Polarisierende Meinungen scheint es bei einem der bekanntesten Kinderbücher (das natürlich auch für den erwachsenen Leser reizvoll ist) hauptsächlich aus einem Grund zu geben: Eine vernünftige deutsche Übersetzung ist – egal welche Version man sich vornimmt – offenbar nicht möglich.

Gesamteindruck: 5/7


Vermutlich nicht wirklich übersetzbar.

Günther Flemming, Übersetzer der von mir gelesenen, originalgetreu mit „Alices Abenteuer im Wunderland“ betitelten Reclam-Ausgabe gibt das auch mehr oder weniger unumwunden zu und versucht die Problematik einzelner Wortspiele im Anhang zu erklären. Prinzipiell ein löblicher Versuch, jedoch wäre es hilfreich gewesen, auch direkt im Text auf den Anhang zu verweisen – völlig unverständlich, wieso das ausbleibt.

So muss man, wenn man sich nicht nur für die Geschichte selbst interessiert, sondern sich eingehender mit den Hintergründen beschäftigen will, öfter hin und her blättern, als für den Lesefluss gut ist. Dabei wird auch schnell klar, dass die Erläuterungen zu den Wortspielen sehr knapp sind und längst nicht alle davon erklären. Auch das Nachwort von Flemming, in dem versucht wird, auf die einzelnen Kapitel und deren versteckte und offene Symbolik einzugehen, ist nicht so eine Offenbarung wie wohl beabsichtigt. Es werden zwar einige der skurrilen Erlebnisse von Alice gut erläutert, viel öfter wirkt das Ganze aber wie eine – manchmal äußerst penetrante – Selbstbeweihräucherung des Übersetzers, der scheinbar meint, als einziger das Werk von Lewis Carroll verstanden zu haben. Schade, da seine Betrachtungsweisen grundsätzlich interessant sind; wobei manche Dinge sehr weit hergeholt wirken und reine Interpretation des Flemmings zu sein scheinen, was man natürlich weder als „gut“ noch als „schlecht“ bewerten kann. Das ist übrigens eine grundsätzliche Schwierigkeit, die ich persönlich mit dem ganzen „Alice-Komplex“ habe: die verschiedenen Interpretationen und Erklärungsansätze scheinen mir zum Teil maßlos übertrieben und konspirativ – aber das ist eine andere Thematik.

Größter Kritikpunkt ist für mich demzufolge auch der weitgehend fehlende Wortwitz der deutschen Ausgabe – wirklich zu lachen gibt es hier kaum etwas. Alles in allem empfinde ich „Alice im Wunderland“ als durchaus skurrile und merkwürdige Geschichte, die man auf jeden Fall gelesen haben sollte – aber wenn möglich in der Originalversion, ansonsten könnte es passieren, dass man sich die Frage stellt, wieso das Werk eigentlich so beliebt ist. Tatsächlich regt das Werk zwar die Fantasie an und lädt zum Träumen ein, Charaktere, Handlung und natürlich die Sprache bleiben dabei aber ziemlich auf der Strecke. Nun ist das bei einem Kinderbuch grundsätzlich kein allzu großes Problem, ganz im Gegensatz zur etwas holprigen Erzählweise, die mir alles andere als flüssig und stimmig erscheint. Mehr als 5 Punkte sind damit für die deutsche Übersetzung einfach nicht drin. Und die sind allein darauf begründet, dass die Originalversion sozusagen „unverwüstlich“ ist und bleibt.

Gesamteindruck: 5/7


Autor: Lewis Carroll
Originaltitel: Alice’s Adventures in Wonderland.
Erstveröffentlichung: 1865
Umfang: 200 Seiten
Gelesene Sprache: Deutsch
Gelesene Version: Taschenbuch


 

FilmWelt: In 3 Tagen bist du tot

Grundsätzlich ist der Versuch, einen Teenie-Slasher „made in Austria“, zu schaffen, zu begrüßen. Leider ist man – zumindest in diesem Fall – an der Umsetzung gescheitert. Statt mit den für das Genre typischen Stilmitteln etwas Eigenes zu kreieren, beließen es die Filmemacher bei einer schlichten Kopie. Man kann „In 3 Tagen bist du tot“ zwar einen gewissen Charme nicht absprechen, aber der Hype, mit dem der Film in unseren Breiten gepusht wurde, scheint mir nicht gerechtfertigt zu sein. 4 Punkte für den gut gemeinten Versuch, die Abzüge für die Umsetzung, die zu sehr auf Nummer sicher geht.

Gesamteindruck: 4/7


Standard-Kost – lediglich aufgrund der Herkunft etwas Besonderes.

Prinzipiell gibt es (auch ohne die rot-weiß-rote Brille zu sehr zu strapazieren) einiges, das diesen Film vom typisch amerikanischen Teenie-Horror abhebt. Vordergründig ist das im Dialekt begründet, der den Streifen – zumindest für alle, die die Sprache verstehen – schon einmal wohltuend von der breiten Masse abhebt. Gerade im Bereich der Synchronisation gibt es im Genre doch einige katastrophale Beispiele (wer das unsägliche 2009er-Remake von „Freitag, der 13.“ gesehen hat, weiß wovon ich rede). Hier macht es die natürliche Sprache der Darsteller deutlich besser.

In zweiter Linie – und das geht wesentlich tiefer als die Sprechweise – besticht der Film jedoch durch eine kaum greif- und beschreibbare düstere Atmosphäre, die man in so mancher Hochglanz-Produktion aus Hollywood vergeblich sucht. Das liegt vor allem auch an den einfachen Mitteln, mit denen der Regisseur sein Material auf Bild gebannt hat. Besonders wohltuend ist das Set selbst, das naturgemäß nicht das in amerikanischen Slashern übliche „Hinterwäldler-Setting“ mit seinen versifften Kulissen bemüht. Hier sehen die Häuser ebenso wie die Darsteller weitestgehend normal aus.

Schade nur, dass aus diesen interessanten Ansätzen nicht so viel gemacht wurde. Die Handlung selbst geht nämlich kompromisslos und sich selbst viel zu ernst nehmend (zumindest entsteht dieser Eindruck) wieder genau in die schon tausend Mal gesehene Richtung, die man vor allem aus den USA kennt. Die Hauptdarsteller werden auf die übliche Art und Weise dezimiert (lediglich die Szene mit dem Aquarium zeigt einen gewissen Einfallsreichtum), ihr Gegenspieler erinnert an „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ und „Scream“. Auch, was die jungen Leute unternehmen, um sich zu retten und das Problem zu lösen, entspricht gänzlich der Erwartungshaltung, bis hin zum klischeehaften Ende.

Gesamteindruck: 4/7


Originaltitel: In 3 Tagen bist du tot
Regie: Andreas Prochaska
Jahr: 2006
Land: Österreich
Laufzeit: 97 Minuten
Besetzung (Auswahl): Sabrina Reiter, Laurence Rupp, Michael Steinocher, Nadja Vogel, Konstantin Reichmuth, Julia Rosa Stöckl



 

MusikWelt: Myrskyntuoja

Teräsbetoni


Teräsbetoni wurden immer mal wieder als finnische Antwort auf Manowar bezeichnet. Wer mit solchen Phrasen um sich wirft, muss sich natürlich zwangsläufig mit den großen Vorbildern messen lassen – und prompt ist es so, dass die Nordmänner mit ihrem 2008er-Output „Myrskyntuoja“ klar den Kürzeren ziehen.

Gesamteindruck: 3/7


Harter Stahlbeton fühlt sich anders an.

Auf der Habenseite stehen bei den wilden Kriegern aus Suomi Attitüde, Optik und Bandname (finnisch für „Stahlbeton“). Auch die Texte sind angeblich denen der „Kings Of Metal“ recht ähnlich; eine Überprüfung ist mir mangels finnischer Sprachkenntnisse nicht möglich. Technisch ist ebenfalls alles im grünen Bereich, die Truppe, deren Album-Debüt aus dem Jahre 2005 datiert, beherrscht ihre Instrumente sehr gut. Mehr Ähnlichkeiten konnte ich aber beim besten Willen nicht ausmachen. Die Musik klingt in meinen Ohren eher nach einer schwachbrüstigen Variante von HammerFall, mit Manowar haben die Tracks auf „Myrskyntuoja“ wenig zu tun, wenn man von gelegentlich eingesetzten Chören und einem leichten Hang zum Pathos absieht.

Die Stücke sind prinzipiell eher fröhlich und partytauglich angelegt, was an manchen Stellen extrem aufgesetzt klingt und spätestens ab der zweiten Albumhälfte nervt. Besagte Nerven strapaziert vor allem auch die extrem in den Vordergrund gemischte Stimme von Sänger/Bassist Jarkko Ahola (bekannt auch vom Cover-Projekt Northern Kings), die jegliche Aggressivität und Dynamik vermissen lässt und damit den grundsätzlich sehr glatten Titeln noch mehr an Härte nimmt.

Insgesamt kann ich auch nach mehreren Durchläufen keine Songs entdecken, die zumindest eine etwas längere Halbwertszeit bieten. Am ehesten fällt noch der gelungene Opener „Voiman Vartijat“ in diese Kategorie, auch die Ballade „Teräksen Taakka“ kann zumindest musikalisch überzeugen. Ansonsten bleibt nicht allzu viel hängen, lediglich die gute Gitarrenarbeit haftet im Gedächtnis. Fraglich übrigens, warum die Band ausgerechnet mit schwächsten Stück der CD, „Missä Miehet Ratsastaa“ zum Eurovision Song Contest 2008 angetreten ist. Allerdings hätte es damals wohl auch keinen großen Unterschied gedacht, wenn man mit einer anderen Nummern gestartet wäre.

Damit reicht es für mich leider nur für 3 Punkte, die hauptsächlich vom Exotenbonus der finnischen Sprache und der brauchbaren Instrumentalarbeit leben. Wer sich einmal eine stellenweise verkrampft fröhliche, mit finnischen Texten und zumindest fragwürdiger Gesangsleistung versehene HammerFall-Version anhören möchte, kann ein Ohr riskieren. Für den typischen Metaller dürfte dieses Stück Stahlbeton eindeutig zu weich und glatt sein.


Track – Titel – Länge – Wertung

  1. Voiman Vartijat – 4:27 – 6/7
  2. Painajainen – 4:13 – 3/7
  3. Missä Miehet Ratsastaa – 3:55 – 2/7
  4. Ukkoshevonen – 3:19 – 3/7
  5. Orjakaleeri – 5:24 – 4/7
  6. Paha sanoo – 3:56 – 3/7
  7. Teräksen Taakka – 5:27 – 5/7
  8. Metallin Voima – 4:10 – 4/7
  9. Kuumilla Porteilla – 4:24 – 3/7
  10. Vihollisille – 3:53 – 3/7
  11. Huominen Tulla Jo Saa – 5:15 – 2/7
  12. Seiso Suorassa – 4:49 – 3/7

Gesamteindruck: 3/7 


Teräsbetoni auf “Myrskyntuoja” (2008):

  • Jarkko Ahola – Vocals, Bass
  • Arto Järvinen – Guitar, Vocals
  • Viljo Rantanen – Guitar
  • Jari Kuokkanen – Drums

Anspieltipp: Voiman Vartijat

SpielWelt: Mario Kart Wii

Die Erinnerung an aberwitzige Rennen, gefahren von vier Spielern auf einem winzigen Fernseher, in der Hand klobige GameCube-Controller – „Mario Kart“ war und ist Kult. Allerdings ist die Wii-Version des Klassikers nicht so gut gelungen, als dass sie die alten Emotionen wieder aufleben lassen könnte. Dabei wurde gar nicht so viel am Programm geschraubt. Hier und da wurden ein paar kleine Justierungen vorgenommen – mit leider großen Auswirkungen. Es ist zwar noch alles vorhanden, was „Mario Kart“ ausmacht, allerdings fühlt es sich nicht mehr so gut an wie früher. Lustig und unterhaltsam ist auch die Wii-Variante, aber an ihre Vorgänger kommt sie leider nicht heran. 

Gesamteindruck: 5/7


Nicht die beste „Mario Kart“-Variante.

Am Spielprinzip des Klassikers „Mario Kart“ (noch aus den guten alten SNES-Zeiten) hat sich auch auf der Wii nichts geändert: Die bekannten „Super Mario“-Figuren liefern sich in ihren Rennfahrzeugen irrwitzige Wettfahrten auf fantasievollen Pisten. Dass es dabei nicht ganz fair zugeht, gerempelt und sich gegenseitig abgeschossen wird, ist selbstverständlich. Die Strecken sind eine gute Mischung aus neuen Kursen und alten Klassikern. Zwar sind nicht alle perfekt, aber im Großen und Ganzen sehr gelungen. Gleiches gilt für die Arenen für die Wettkämpfe. Auch die Extras, mit denen man die Konkurrenten bekämpft (bzw. das eigene Kart beschleunigt) und die knallbunte Grafik lassen sofort wieder das altbekannte „Mario Kart“-Feeling aufleben.

So weit, so klassisch. Allerdings kommt die Wii-Version mit ein paar Neuerungen daher, die nicht immer das Gelbe vom Ei sind. Das trifft vor allem die Mehrspieler-Varianten: Zum einen gibt es kein klassisches „Death Match“ mehr. Dieser Modus wurde durch eine Teamvariante ersetzt, was hauptsächlich dann Probleme macht, wenn man beispielsweise zu dritt spielen möchte. Zwar werden die restlichen Plätze der Teams nach Zufallsprinzip mit NPCs aufgefüllt, das ist jedoch nicht vergleichbar mit dem Kampf „Mann gegen Mann“. Hier wird die Ausrichtung aufs Online-Spielen offensichtlich, doch nicht jeder kann/will diese Option nützen. Dieses Problem wäre sicher mit einer einfachen „Team on/off“-Option zu lösen gewesen. Auch nicht gut: Es gibt in der Wii-Variante nur mehr zwei verschiedene Battles. „Bo-Bomb“, für mich die beste Art des Death Match, wurde gestrichen und auch der „Insignien-Diebstahl“ ist leider nicht mehr vorhanden.

Ein anderer Kritikpunkt trifft auch Einzelspieler: Für meine Begriffe fehlt „Mario Kart Wii“ viel von der Rasanz der GameCube-Version. Auch wenn man auf 150 ccm spielt, denkt man an einigen Stellen, dass die Batterie des Controllers leer ist, weil man scheinbar nicht vom Fleck kommt. Hier wäre etwas mehr Geschwindigkeit angebracht gewesen, jüngere Spieler bzw. Anfänger könnten ja immer noch weniger Hubraum wählen, wenn es zu schnell wird.

Als nicht sehr gelungen empfinde ich die Steuerungsvariante mit dem „Wii Wheel“. An sich eine nette Idee, die die intuitive Bedienung der Konsole natürlich hervorragend in Szene setzt, allerdings lässt die Genauigkeit stark zu wünschen übrig. Für die 50 ccm Klasse reicht die Präzision des Lenkrades noch aus, auf höheren Stufen ist es angenehmer und einfacher, mit der normalen Fernbedienung und Nunchuck zu steuern, was der ursprünglichen Controller-Bedienung schon wieder sehr nahe kommt.

Einfach ist das Spiel ohnehin nicht; so schafft man es als halbwegs geübter Spieler auf 50 ccm noch locker, in allen Grand Prix den Goldpokal zu holen, bei 100 und vor allem 150 ccm wird das um einiges schwieriger. Mich persönlich stört der deftigere Schwierigkeitsgrad aber nicht, Langzeitmotivation wird dadurch garantiert.

Insgesamt ist die Wii-Version von „Mario Kart“ trotz kleinerer Mängel einigermaßen gelungen. Das Spielprinzip ist ja nahezu unverwüstlich, sodass auch die Verschlimmbesserungen der neuen Variante nicht allzu viel Schaden anrichten konnten. Abzüge muss es gegenüber den älteren Versionen allerdings geben – speziell die GameCube-Variante ist meines Erachtens ein klarer Fall für die Höchstwertung und die Hall of Fame. Dafür reicht es hier bei weitem nicht.

Gesamteindruck: 5/7


Genre: Rennspiel
Entwickler: Nintendo
Jahr: 2008
Gespielt auf: Nintendo Wii


 

FilmWelt: Cube Zero

„Cube Zero“ kam 2004 als Prequel zum erfolgreichen „Cube“ und wesentlich weniger erfolgreichen „Cube 2: Hypercube“ auf den Markt. Auf die große Leinwand hat es der Film nur in einigen amerikanischen Kinos geschafft – in Europa wurde der Streifen direkt auf DVD veröffentlicht. Das hat seine Gründe. Die ursprüngliche Idee wurde mit „Cube“ erzählt und eigentlich auch ausgereizt. Weder Teil 2 noch vorliegendes Prequel können dieser Story neue Facetten geben. Wo sie es probieren, scheitern sie – von daher ist „Cube Zero“ mit 3 Punkten noch recht gut bedient.

Gesamteindruck: 3/7


Prequel als zweischneidiges Schwert.

Mit dem minimalistischen „Cube“ (1997) wurde einst ein gänzlich neuartiger Film geschaffen, den man durchaus als sehr gut gelungen bezeichnen kann. Der Nachfolger „Cube 2: Hypercube“ (2002) konnte den großen Erwartungen leider nicht gerecht werden und fiel trotz – oder gerade wegen – einiger Neuerungen eher unterdurchschnittlich aus. Komplettiert wurde die Reihe 2004 mit „Cube Zero“, der allerdings, der Titel deutet es an, nicht der chronologisch dritte Teil, sondern ein Prequel ist. Zeitlich spielt er damit vor dem Original-Cube.

Die Grundhandlung muss natürlich in allen Teilen dieselbe sein, ansonsten verliert der Film jegliche Existenzberechtigung. Es geht also immer noch darum, dass Menschen, die sich nicht kennen und deren Gedächtnis manipuliert wurde, in einem riesigen Würfel aufwachen, dessen Räume mit tödlichen Fallen gespickt sind. Nichts Neues an dieser Front – genau darum wurden beginnend mit „Hypercube“ behutsam Änderungen eingeführt – mal besser, mal schlechter gelungen.

Der große Unterschied: Was in Teil 2 am Ende angedeutet wird, nämlich die Welt außerhalb des Würfels, wird im Prequel zu einer parallelen Handlung. So kann man in diesem Film erstmals die „Täter-Seite“ (bzw. einen kleinen Teil davon) bei ihrer Arbeit beobachten. Genau an diesem Punkt scheiden sich die Geister: Einerseits war dieser Schritt nach draußen wohl notwendig, um die naturgemäß minimale Handlung wenigstens etwas zu erweitern, andererseits wird der Geschichte um den Cube damit eindeutig etwas genommen. Natürlich werden dadurch einige der Fragen, die nach Teil 1 aufkamen, geklärt, aber ob das unbedingt notwendig war, bleibt dahingestellt. Zumal auch die Auflösung selbst einige Rätsel aufgibt und zum Teil sehr verworren wirkt. Hier wäre weit mehr drin gewesen.

Einzig der Handlungsfaden mit dem autistischen Insassen aus Teil 1 wird stimmig und gelungen erklärt. Alles andere wirkt wie zusammengestückeltes Beiwerk und eine Rechtfertigung um einen weiteren Film zu diesem Thema zu drehen. Schade eigentlich, denn mit einem besseren Drehbuch wäre es sicher möglich gewesen, einige Rätsel die den Würfel umgeben auf angemessene Weise zu lüften – ob das im Endeffekt überhaupt eine gute Idee ist, liegt ganz im Auge des Betrachters. Ich persönlich finde solche Blicke hinter die Kulissen nicht schlecht, aber die Umsetzung muss eben auch stimmen, ansonsten kann es lächerlich werden (Stichwort: Entlassungsprozedur). Die Fallen sind zwar recht gut gelungen, hauen einen aber nicht wirklich vom Hocker. Alles in allem reicht das für 3 Punkte, wobei durchaus mehr Potenzial vorhanden gewesen wäre.

Dass es bei Filmen dieser Art Pflicht ist, die Uncut-Version zu erwerben, versteht sich sowieso von selbst.

Gesamteindruck: 3/7


Originaltitel: Cube Zero
Regie: Ernie Barbarash
Jahr: 2004
Land: Kanada
Laufzeit: 92 Minuten
Besetzung (Auswahl): Zachary Bennett, Stephanie Moore, Martin Roach, David Huband, Michael Riley



 

BuchWelt: High Fidelity

Nick Hornby


„High Fidelity“ ist ein erstklassiges Werk der modernen Literatur, dem nicht einmal die deutsche Übersetzung etwas anhaben konnte – heutzutage leider keine Selbstverständlichkeit. Wer Unterhaltungsliteratur mag, die sich selbst keineswegs ernst nimmt und gerne den scharfen Alltagsbeobachtungen im typischen Hornby-Stil folgt, kann mit diesem Buch nichts falsch machen. Höchstwertung für ein Buch, das man immer wieder gerne zur Hand nimmt.

Gesamteindruck: 7/7


Hornbys bestes Werk – nicht nur für Musikliebhaber.

In „High Fidelity“ schafft es Nick Hornby gekonnt, all seine literarischen Vorzüge zu vereinen. Vor allem der lockere, einfach gehaltene Schreibstil weiß zu begeistern und macht das Buch zu einem äußerst kurzweiligen Lesevergnügen. Auch die Vorliebe des Autors für verschrobene Außenseiter, die sich immer knapp an der Grenze (und manchmal auch jenseits davon) zum absoluten Verlierer bewegen wurde exzellent umgesetzt. Und nicht zuletzt gelingt es Hornby, seine Liebe zur „klassischen“ Popmusik, die bereits im Titel deutlich durchschimmert, glaubhaft und authentisch in die Geschichte zu integrieren.

Vor allem die Hauptfigur, die in „High Fidelity“ als Ich-Erzähler auftritt, ist trotz einiger exzentrischer Anwandlungen auf Anhieb sympathisch. Nahezu jeder Leser wird sich mit zumindest einer Facette von „Rob Fleming“ identifizieren können – manche, wie ich selbst, werden sich gar dabei ertappen, mehr vom Protagonisten zu haben, als ihnen lieb sein kann. Gerade diese Möglichkeit der Identifikation macht die Werke von Nick Hornby so lesenwert. Es ist einfach erfrischend zu sehen, wie ein Charakter weder der strahlende Held noch der absolute Bösewicht, sondern ein normaler Mensch mit den üblichen Fehlern und Problemen ist. Was dem Autor noch gelingt: selten wurde eine Atmosphäre, die mit dem Gefühl des Verlassenwerdens, reichlich Herzschmerz und damit verbundener merkwürdiger Handlungsweise der Personen spielt, derart lebensnah und unkitschig eingefangen.

Gesamteindruck: 7/7


Autor: Nick Hornby
Originaltitel: High Fidelity.
Erstveröffentlichung: 1995
Umfang: 320 Seiten
Gelesene Sprache: Deutsch
Gelesene Version: Taschenbuch


 

BuchWelt: Vogelstimmen

Dirk Bernemann


In „Ich hab die Unschuld kotzen sehen“ teilte Dirk Bernemann noch mit der groben Kelle aus, was anfangs noch neu und aufregend war, mit der Zeit aber zusehends verflachte. „Vogelstimmen“ zeigt den Autor von einer gänzlich anderen Seite. Es gibt sie zwar immer noch, die derben Kraftausdrücke und Tiefschläge, sie sind aber wesentlich seltener und gut versteckt zwischen ungewohnt sanften Tönen.

Gesamteindruck: 6/7


Gut geschrieben, gut beobachtet.

In „Vogelstimmen“ erzählt Dirk Bernemann nicht von völlig kaputten, brutalen Typen, sondern lässt einen Mittdreißiger seine Beobachtungen der Umgebung wiedergeben und aus seinem ziemlich normalen, gutbürgerlichen Leben erzählen. Der Autor erweist sich dabei als scharfer Beobachter und zeigt die verschiedensten Eigenschaften einer ganzen Generation auf, ohne irgendein Fantasiegebilde erfinden zu müssen.

Trostlos und grau ist sie, die namenlose Stadt, in der Bernemann seinen einsamen Buchhändler agieren lässt – und entspricht damit zu großen Teilen unserer Wirklichkeit, zumindest für alle, die sich nur ein wenig mit dem Ich-Erzähler identifizieren können. Ansatzpunkte dafür gibt es einige – die kranke, sterbende Mutter, der distanzierte, von fleißiger Arbeit zugrunde gerichtete Vater, der seelenlose, stumpfe Arbeitsplatz oder die generelle Einsamkeit des Großstadtmenschen. Zwischendurch gibt es immer wieder kleine Hoffnungsschimmer, aber meist geht es um das Gefangensein in gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zwängen und Normen, um die schiere Verzweiflung, nicht frei sein zu können. Die innere Unruhe, die der Protagonist durch seine Selbstbetrachtungen erfährt, überträgt sich dabei auch auf den Leser, der nach ein paar Seiten Lektüre oftmals wie erschlagen zurück bleibt und über das eigene Leben nachzudenken beginnt. Wirklich hoffnungsvolle Stimmung kommt erst mit dem überraschend versöhnlichen Ende auf.

Der Stil, den Dirk Bernemann in „Vogelstimmen“ verwendet, ist sprachlich sehr schön – allen Schimpfwörtern und aller stellenweise auftauchenden Brutalität zum Trotz. Ich weiß nicht, was der Autor von diesem Vergleich halten würde, aber ab und an fühlte ich mich – sowohl inhaltlich als auch stilistisch – an verschiedene Werke von Hermann Hesse erinnert; fast genauso elegant und leichtfüßig war das Leseerlebnis. Ein Kompliment? Nun ja, zumindest aus meiner Sicht. Für die Höchstwertung reicht es dennoch nicht ganz. Zwischen all den trefflichen Beobachtungen unserer sich immer mehr beschleunigenden Zeit gibt es doch einige Längen, die das Lesen mitunter zur Qual machen. Ab und an ergeht sich der Autor einfach zu lang und zu monoton in seinen Betrachtungen – er lässt seinen „Helden“ um die Ecke denken und schreibt auch so. Das kann mitunter stärker ermüden, als es vermutlich geplant war und ist für mich Grund genug für einen Punkt Abzug. Dennoch: „Vogelstimmen“ ist ein starkes Stück (post-)moderner Literatur.

Gesamteindruck: 6/7


Autor: Dirk Bernemann
Originaltitel: Asoziales Wohnen: Hinter jeder Tür eine eigene Vorstellung von Leben.
Erstveröffentlichung: 2010
Umfang: 282 Seiten
Gelesene Sprache: Deutsch
Gelesene Version: Taschenbuch