Velvet Revolver
Es ist müßig, bei Velvet Revolver Vergleiche mit den Guns n‘ Roses der späten 80er und frühen 90er, deren übermächtiger Schatten alle damaligen Bandmitglieder verfolgt, zu ziehen. Der ehemaligen Magie rannten sowohl Velvet Revolver, die aus der Kernmannschaft der erfolgreichsten Gunners-Periode bestehen, als auch die Truppe um W. Axl Rose, die zwischenzeitlich den Treppenwitz der Rock-Geschichte namens „Chinese Democracy“ tatsächlich an den Start brachten, hoffnungslos hinterher. Somit muss man „Libertad“ als eigenständiges Rock-Album betrachten, das von Musikern eingespielt wurde, um deren Talent man längst Bescheid wusste – und das alles noch lange, bevor die tatsächliche Reunion der wohl schwierigsten Band aller Zeiten überhaupt absehbar war.
Gesamteindruck: 4/7
Bestenfalls Durchschnitt.
Gerade, wenn man sich ansieht, wer an „Libertad“ beteiligt war, ist die Platte jedoch enttäuschend ausgefallen. Dabei ist der Einstieg mit „Let It Roll“, der zwar kein Übersong, aber doch ein furioser Rocker ist, noch sehr gut gelungen. An 3. und 4. Stelle der Tracklist gibt es mit „Get Out The Door“ (sehr gute, interessante Gesangslinie, die stellenweise an …ähem… Axl Rose erinnert…) und der Single „She Builds Quick Machines“ (exzellenter, psychedelischer Mittelteil, Spitzen-Bass und fetziges Solo inklusive) sogar zwei wirkliche Kracher, an denen absolut nichts auszusetzen ist.
Leider kommt der Rest der Scheibe unspektakulär, um nicht zu sagen: langweilig aus den Boxen – bestenfalls sind die Songs durchschnittlich. So beispielsweise die zwar recht gefälligen im Endeffekt aber doch belanglosen „She Mine“, „Just Sixteen“ und dem Electric Light Orchestra-Cover „Can’t Get You Out Of My Head“. Von diesen Stücken will einfach nichts richtig hängenbleiben. Ein wenig besser macht es die Band in der entspannten, westernmäßigen Ballade „The Last Fight“. Der zweite Song dieser Kategorie, das finale „Gravedancer“ gerät im Gegensatz dazu recht schnell in Vergessenheit. Ebenso wird es einigen Totalausfällen ergehen, die man in der Mitte der LP findet. Vor allem über „American Man“, „Mary Mary“ und „Spay“ sollte man besser den Mantel des Schweigens breiten.
Sehr schade, da vor allem Gitarren- und Bassarbeit insgesamt praktisch bei allen Stücken überzeugen können. Auch der Gesang des 2015 verstorbenen Scott Weiland, an dem sich bisweilen die Geister scheiden, geht in Ordnung, wenngleich er stellenweise doch arg uninspiriert klingt. So kann man „Libertad“ den beteiligten Spitzenmusikern zum Trotz lediglich 4 wohlwollende Punkte geben. Bei mir persönlich liegt das keineswegs an der überzogenen Erwartungshaltung, vielmehr ist das Songwriting einfach nicht gelungen. Man hört das Können aller Beteiligten heraus, eine ungezwungene Einheit ist hingegen nicht zu spüren.
Track – Titel – Länge – Wertung
- Let It Roll – 2:32 – 5/7
- She Mine – 3:24 – 4/7
- Get Out The Door – 3:14 – 5/7
- She Builds Quick Machines – 4:03 – 5/7
- The Last Fight – 4:03 – 5/7
- Pills, Demons & Etc. − 2:54 − 3/7
- American Man − 3:56 − 2/7
- Mary Mary − 4:33 − 2/7
- Just Sixteen − 3:58 − 4/7
- Can’t Get It Out Of My Head (Electric Light Orchestra-Cover) − 3:57 − 4/7
- For A Brother − 3:26 − 6/7
- Spay − 3:06 − 3/7
- Grave Dancer (inkl. Hidden Track „Don’t Drop That Dime“) − 8:42 − 3/7
Gesamteindruck: 4/7
Velvet Revolver auf “Libertad” (2007):
- Scott Weiland († 2015) − Vocals
- Slash − Lead, Rhythm & Acoustic Guitars
- Dave Kushner − Rhythm Guitar
- Duff McKagan − Bass, Backing Vocals
- Matt Sorum − Drums, Percussion, Backing Vocals
Anspieltipp: She Builds Quick Machines
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