„Cloverfield“ hat mich damals sehr positiv überrascht, konnte der Film doch sowohl dem Monster- als auch dem Found Footage-Genre neue Facetten hinzufügen. Entsprechend gespannt war ich auf den zweiten Film, der das „Kleefeld“ im Titel trägt. Was ich dann gesehen habe, war unerwartet und anders. Aber im Gegensatz zu „Cloverfield“ weniger aus inhaltlicher Sicht, sondern weil man nach dem Vorgänger einfach etwas Anderes erwartet hat. Ob man davon letztlich begeistert oder enttäuscht ist, ist eine Frage des Umgangs mit diesen Erwartungen, zumindest für denjenigen, der „Cloverfield“ gesehen hat. Die wenigen, die das nicht haben, können so oder so unvoreingenommen an „10 Cloverfield Lane“ gehen.
Gesamteindruck: 5/7
Kein „Cloverfield 2“, dennoch sehr interessant.
„Cloverfield“ war ein sehr guter Vertreter der Found Footage-Zunft. Die Fortsetzung, die man klugerweise nicht „Cloverfield 2“ genannt hat, ist hingegen völlig anders geartet. Wir haben es hier mit einer Art Kammerspiel, im Wesentlichen getragen von nur drei Schauspielern, zu tun. Anstatt verwackelter Aufnahmen mit der Handkamera dominieren „normale“ Bilder; die Perspektive beschränkt sich meist auf die Innenansicht eines Atombunkers, der sich augenscheinlich in einer Cloverfield Lane, irgendwo in der Nähe von New Orleans, befindet. Aber auch storytechnisch gibt es zu „Cloverfield“ – obwohl der Film tatsächlich im selben Universum spielt – keine Verbindung. Zumindest ist eine solche bisher nicht ersichtlich, vielleicht fallen die Puzzle-Stücke mit Teil 3, der „God Particle“ heißen soll, zusammen. Man wird sehen.
Abseits dieser Überlegungen ist „10 Cloverfield Lane“ ein Film, der die Isolation von der Außenwelt und deren Auswirkungen auf Handlungen und Psyche der Betroffenen zum Thema hat. Interessant ist, dass auch in diesem Film – und das ist dann doch eine kleine Verbindung zu „Cloverfield“ – keinen allwissenden Zuseher gibt. Wie die Figur Michelle, die erst zu sich kommt, als sie bereits im Bunker ist, hat auch das Publikum keine Ahnung, was sich in der Außenwelt abspielt. Ob es dort tatsächlich eine Bedrohung gibt oder ob der augenscheinlich psychopathisch veranlagte Erbauer des Bunkers (sehr gut gespielt von John Goodman) ein krankes Spiel spielt, erschließt sich erst gegen Ende des Films. Das hält „10 Cloverfield Lane“ trotz Beschränkung auf einen einzigen Schauplatz extrem spannend.
Weder innerhalb noch außerhalb des Bunkers ist also alles wie es scheint, da wie dort warten Rätsel auf den Zuschauer. Letztlich ist man zwar ständig auf der Suche nach Querverbindungen zu „Cloverfield“, davon unberührt möchte man aber auch wissen, was es mit dem Bunker, seinem Erbauer und den „Gästen“ auf sich hat. Dass das alles überhaupt funktioniert, ist dem guten Drehbuch zu verdanken – und auch der Kameraführung, die die Enge und Bedrohlichkeit des nur auf den ersten Blick heimeligen Schutzraums perfekt einfängt. Die Schauspieler machen ihre Sache gut, John Goodman muss – wie erwähnt – besonders hervorgehoben werden. Aber auch an der Leistung seiner jüngeren Kollegen ist nichts auszusetzen, wenn es Schwächen gibt, liegen die vermutlich eher in den stellenweise etwas hölzernen Dialogen begründet.
Alles in allem ein sehr guter, beinahe schon unerwartet starker Film. Überraschend humorlos kommt „10 Cloverfield Lane“ übrigens auch daher, ein bisschen Sarkasmus und Ironie gib es hier und da, was die bedrohliche Atmosphäre aber nur noch unterstreicht. Von einem Meisterwerk mag ich zwar nicht sprechen und auch an „Cloverfield“ kommt der quasi-Nachfolger nicht ganz heran – dennoch ist Regisseur Dan Trachtenberg hier ein Achtungserfolg gelungen.
Originaltitel: 10 Cloverfield Lane
Regie: Dan Trachtenberg
Jahr: 2016
Land: USA
Laufzeit: 103 Minuten
Besetzung (Auswahl): John Goodman, Mary Elizabeth Winstead, John Gallagher jr., Suzanne Cryer
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