FilmWelt: Moon

Auf dem Mond ist es einsam – sowohl in Wirklichkeit als auch in diesem Film aus Großbritannien. „Moon“ ist ein düsteres Kammerspiel, getragen von einem einzigen Schauspieler, das dem Zuschauer durchaus nahe geht. Leider fehlt es ein wenig an Tiefgang und an der letzten Konsequenz, die Kritik an der Gesellschaft, die ja auch Thema des Films ist, gänzlich anzubringen. Sehenswert ist „Moon“ aber allemal.

Gesamteindruck: 4/7


Interessantes Kammerspiel.

Manchmal erlebt man schon merkwürdige Zufälle. An einem Tag sehe ich mir „Iron Sky“ an, in dem die Nazis auf der dunklen Seite des Mondes Helium-3 abbauen – ein Isotop, das es wirklich gibt, von dem ich aber bis zu diesem Zeitpunkt nie gehört habe. Und kurz darauf liegt „Moon“ in meinem sprichwörtlichen Player, ein britischer Film, in dem genau jenes Isotop ebenfalls auf dem Mond gewonnen wird. Da setzt man mal besser den Aluhut auf, auf der Rückseite unseres Trabanten scheint tatsächlich allerhand zu passieren, das man vor uns verbergen möchte.

Bis auf das Helium-3 gibt es allerdings keine Gemeinsamkeiten zwischen den genannten Filmen (maximal, dass beides europäische Produktionen sind, könnte man noch nennen). „Moon“ ist ein Science Fiction-Drama, ein Kammerspiel, getragen von einem einzigen Schauspieler. Warum man dafür ausgerechnet den Amerikaner Sam Rockwell verpflichtet hat, ist mir zwar nicht klar, aber sei’s drum, er macht seine Sache meines Erachtens sehr gut. Abgesehen von Rockwell kommen in „Moon“ lediglich einige Video-Schnipsel der Familie seiner Figur vor. Und natürlich die künstliche Intelligenz „GERTY“, sehr prägnant gesprochen von Kevin Spacey.

Inhalt in Kurzfassung
Ein einzelner Astronaut, der für ein Unternehmen den großteils automatisierten Abbau von Helium-3 von einer Mondbasis aus überwacht, hat seit drei Jahren keinen direkten Kontakt zur Erde. Einzige Gesellschaft ist die künstliche Intelligenz GERTY. Kurz vor seiner Ablöse wird der psychische und physische Zustand des einsamen Helden immer schlechter, was in Halluzinationen, die schließlich zu einem Unfall führen, gipfelt. Nachdem er offenbar gerettet in der Basis wieder erwacht, werden die Ereignisse immer rätselhafter, steht er doch plötzlich sich selbst gegenüber.

Als Zuseher kann man sich in diesem Film problemlos auf einen einzigen Charakter konzentrieren. Umso wichtiger ist natürlich dessen Darstellung. Das Drehbuch ist grundsätzlich gut, die Probleme des Films liegen aus meiner Sicht eher in seinem mangelnden Tiefgang. Das Thema, das in „Moon“ angeschnitten wird, ist einigermaßen brisant – geht es doch um die skrupellose Ausbeutung eines Individuums zugunsten wirtschaftlicher Interessen. Die Handlung selbst finde ich durchaus in Ordnung – bietet sie doch einen recht überraschenden Twist, die den Film auch ein wenig in Richtung Dystopie rückt.

Leider kratzt „Moon“ in seinem Hauptthema nur an der Oberfläche. Soll heißen, dass der Film zwar gesellschaftliche und wirtschaftliche Gegebenheiten anprangert, das aber nicht in der wünschenswerten Härte und Tiefe. Denn die Erkenntnis, was alles schief läuft, ereilt nur die Hauptfigur – an dem Punkt, an dem es eigentlich gelten würde, entsprechende Veränderungen in der Gesellschaft herbeizuführen, bricht der Film ab. Das ist schade, weil man so den Eindruck bekommt, dass die dramatische und gute Entwicklung der Hauptfigur ein wenig verschwendet wird. Denn darauf konzentriert sich „Moon“ letztlich: Die Begegnung von Sam Bell (so der Name des Hauptcharakters) mit sich selbst und den Folgerungen, die er daraus zieht. Das ist faszinierend und beinhaltet den angesprochenen Twist, es ist aber letztlich nicht ganz das, was man sich im Laufe des Films mehr und mehr erhofft: Die Rückkehr zur Erde und die Konfrontation mit denen, die schuld an der Misere sind. All das wäre allerdings in einem Film ohne Überlänge nicht unterzubringen gewesen, ohne den ruhigen, langen Aufbau empfindlich zu stören. Eine Zwickmühle also, aus der sich Regisseur Duncan Jones zwar einigermaßen gut befreien konnte, ein leicht fader Nachgeschmack bleibt aber.

Passende Optik.

All das bedeutet aber nicht, dass „Moon“ ein schwacher Film wäre. Im Gegenteil, ich habe mich durchgehend gut unterhalten gefühlt. Dazu trägt neben der ruhigen Erzählweise auch die passende Optik bei. Die Mondstation, auf der sich das Drama abspielt, ist zweckmäßig eingerichtet. Das erinnert weniger an Star Trek sondern eher an die klassischen Alien-Filme und sorgt für das Gefühl, dass die gezeigte Zukunft nicht allzu fern ist. Die seltenen Außenaufnahmen zeigen neben der gleichförmigen Mondlandschaft lediglich die riesigen Abbaumaschinen. Beides wurde gut in Szene gesetzt und steigert damit das Gefühl der Einsamkeit auf unserem Trabanten.

Als Fazit bleibt zu sagen, dass „Moon“ ein bemühter und überraschend guter Film ist. Zu schade, dass es ihm letztlich ein wenig an Tiefgang fehlt. Ansonsten hätte es eine noch höhere Punktezahl geben können, aber auch so ist der Streifen für jeden Fan des düsteren Kammerspiels definitiv einen Blick wert.

Gesamteindruck: 4/7


Originaltitel: Moon
Regie: Duncan Jones
Jahr: 2009
Land: UK
Laufzeit: 96 Minuten
Besetzung (Auswahl): Sam Rockwell, Kevin Spacey (Stimme), Dominique McElligott, Rosie Shaw



 

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