MusikWelt: Nightwing

Marduk


„Nightwing“ (1998) ist der fünfte reguläre Longplayer der schwedischen Black Metaller Marduk. Gleichzeitig ist es auch Teil 1 einer losen Trilogie, die Themen aufgreift, die nach Meinung von Bandgründer Morgan „Evil“ Steinmeyer Håkansson essentiell für den Black Metal sind: Blut, Krieg und Tod (versinnbildlicht durch die Alben „Nightwing“, „Panzer Divison Marduk“ und „La Grande Danse Macabre“). „Nightwing“ steht also für das Blut und ist in sich wiederum zweigeteilt. Und unterschiedlicher könnten die zwei Teile kaum sein.

Gesamteindruck: 6/7


Eine Art Konzeptalbum.

Die Tracks 1 bis 4 auf „Nightwing“ sind unter dem Titel „Dictionnaire Infernal“ zusammengefasst. Musikalisch sind die Stücke – abgesehen vom brauchbaren Intro „Preludium“ – genau in dem pfeilschnellen, brutalen und immer ein bisschen monoton wirkenden Stil gehalten, den man bis heute als typisch für Marduk erachtet (zu unrecht, wie ich übrigens finde). Lyrisch lässt man einen regelrechten Schwall an Verwünschen und Gotteslästerungen auf den Hörer los, was ebenfalls den Erwartungen entspricht, immerhin ist die Band damals angetreten, die böseste und blasphemischste Musik zu machen, die möglich ist. Das alles ist schön und gut, gelingt allerdings nicht immer auf gleich starkem Niveau. Bedeutet im Falle von „Nightwing“: „Bloodtide (XXX)“ prescht zwar gleich ordentlich nach vorne, allerdings ohne großen Wiedererkennungswert. „Of Hells Fire“ ist schon wesentlich besser und der Fan-Favorite „Slay The Nazarene“ toppt das sogar noch, auch wenn die beiden Nummern mit ihren jeweils herausgebrüllten Songtiteln als quasi-Refrain einigermaßen ineinander zu fließen scheinen. Wobei wir konstatieren müssen, dass das Kritik auf hohem Niveau ist, die Stücke sind alle gut, auch weil Marduk trotz aller Härter nie auf ein gerüttelt Maß an Melodie verzichten, die man sich allerdings erst einmal erschließen muss.

Worum es in Teil 2 von „Nightwing“ geht, lässt sich durch den Untertitel „The Warlord of Wallachia“ erahnen: Vlad III., Woiwode der Walachei, auch bekannt als Drăculea („Sohn des Drachen“) oder Țepeș („Pfähler“). Wer jetzt aber denkt, man bekommt hier passend zum übergeordneten Blut-Konzept eine schaurig-romantische Vampirgeschichte serviert, täuscht sich. Die Songs 6 bis 10 sind vielmehr der Versuch, den historischen Vlad, den Fürsten, der gegen die Bedrohung durch das osmanische Reich kämpfte und dem besondere Grausamkeiten nachgesagt wurden, darzustellen. Der inhaltliche Unterschied zu den ersten Songs von „Nightwing“ ist also signifikant, was sich zunächst in den Lyrics äußert, die meines Erachtens mit zum besten gehören, das Marduk bis zu diesem Zeitpunkt – und vielleicht sogar in ihrer ganzen Karriere – geschaffen haben. Man sollte sich tatsächlich die Mühe machen und mitlesen, was Sänger Legion hier zum Besten gibt, denn das gibt der Musik nochmals einen etwas düstereren Touch.

Auch musikalisch unterscheiden sich die Teile von „Nightwing“ deutlich. Im Gegensatz zur Blast Beat-Attacke, die die Tracks 2 bis 4 dominiert, regiert ab dem weder zu „Dictionnaire Infernal“ noch zu“The Warlord of Wallachia“ gehörenden Titeltrack fast schon epische Breite. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Auch die Songs der zweiten Albumhälfte sind reinrassiger Black Metal, ohne Keyboards oder sonstige Sperenzchen. Allerdings gibt es hier deutliche Variationen im Tempo, was ein gehöriges Plus an dunkler Atmosphäre bringt. Ich habe es immer wieder gesagt und kann es auch im Falle von „Nightwing“ nur wiederholen: Bösartigkeit lässt sich nicht zwingend mit Geschwindigkeit gleichsetzen. Ja, der erste Teil des Albums ist düstere und hässliche Musik, die in ihrer Monotonie auch jene hypnotische Wirkung erzeugt, die man am Black Metal schätzt. Mindestens genauso durchschlagskräftig ist aber der zweite Teil, in dem Marduk den brachialen Riffs Platz zum Atmen geben und das Gaspedal nicht vollkommen durchtreten.

Zwei Volltreffer und viel Atmosphäre.

Zwei Tracks haben es mir auf „Nightwing“ besonders angetan. Da wäre zunächst der Titelsong, der ursprünglich als eine Art Hidden Track gar nicht auf der Plattenrückseite genannt wurde. Interessant für einen Song an 5. Stelle der Tracklist – keine Ahnung, ob das Absicht oder ein Fehler war. Dementsprechend kann man die Nummer auch keiner der beiden Albumhälften zuordnen, weder von ihrer Platzierung her noch inhaltlich. Musikalisch, und das ist ja das Wichtigste, bietet „Nightwing“ einen unwiderstehlichen Riff, der – so ehrlich muss man sein – allerdings nicht direkt aus der Feder von Marduk stammt, sondern auf der Musik zu einem B-Horror-Serie basiert („Subspecies“, lief wohl von Anfang bis Ende der 1990er, hat aber meines Wissens nie den Sprung nach Europa geschafft; hier kann man reinhören). So oder so – wer Legions legendären Anfangs-Schrei „Nightwiiiiiing…!“ hört und nicht sofort gepackt wird, ist hier wohl bei der falschen Band.

Gleich auf diese Hausnummer folgt mit „Dreams Of Blood And Iron“ die Eröffnung von „The Warlord of Wallachia“ und damit des langsameren, dunkleren Teils von „Nightwing“. Dieser Song ist fast schon eine Doom-Nummer, so langsam wabern die sinistren Riffs aus den Boxen. Der Gesang steht durch das gemäßigte Tempo noch mehr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und ist – vielleicht gerade dadurch –  von faszinierender Bösartigkeit. Ich gehe mal davon aus, dass genau solche Songs maßgeblich zum Legendenstatus von Sänger Legion beigetragen haben (neben seinem extravaganten Verhalten auf der Bühne, das mehr zu einer Rock-Band und weniger zu Marduk passt, aber ich schweife ab).

Auch „Dracole Wayda“, das tatsächlich über Textzeilen mit Wiedererkennungswert verfügt, kann man nicht meckern. Starker Song. Ebenso das ziemlich obskure Outro, eine Art Marsch, den Marduk – böse Buben, die sie nun mal sind – mit einem Sample aus dem italo-faschistischen „La Lupta Muncitori“ enden lassen. Meines Erachtens die erste derartige Provokation in der Karriere der Band – es sollte bei weitem nicht die letzte bleiben. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass man zu solchen Mitteln gegriffen hat, weil man mit dem klischeehaft-plakativen Satanismus kaum jemanden erschrecken konnte. Ob das so ist, bleibt wohl das Geheimnis von Mastermind Morgan Håkansson.

Zwischen diesen zwei abseits Provokationen guten Songs gibt es mit „“Kaziklu Bey (The Lord Impaler)“ die schnellste Nummer in der zweiten Albumhälfte. Hätte ich so nicht gebraucht, bringt zwar Abwechslung in den ruhigeren Teil der Platte, krankt aber am bereits genannten Problem der Wiedererkennbarkeit. Die Nummer rauscht einfach so durch, würde ich sagen. Und dann gibt es da noch „Deme Quaden Thyrane“. Ja, richtig, ein Song dieses Namens befand sich schon vier Jahre vor der Veröffentlichung von „Nightwing“ auf „Opus Nocturne“. Wozu diese Neueinspielung gut ist? Ich weiß es nicht. Ein wenig wurde der Song verändert, die Produktion wurde angepasst und – natürlich – stammt der Gesang in dieser Variante von Legion. Geschmacksache, viel mehr fällt mir dazu ehrlich gesagt nicht ein. Ich persönlich finde eigentlich die alte Aufnahme besser – die Produktion war kühler und die unheilvoll gesprochenen Worte am Anfang waren irgendwie passender als das unvermittelte Gekreische von Legion. Aber das mögen andere ganz anders sehen.

Guter Sänger, mieses Cover.

A pro pos Legion: Der Sänger stellt sich auf seinem zweiten Marduk-Album wesentlich stärker dar, als noch auf „Heaven Shall Burn… When We Are Gathered“ (1996). Er hat seinen Platz eindeutig gefunden und ist tatsächlich eine Bereicherung für die Kompositionen. Das wird übrigens sowohl bei den schnellen als auch bei den atmosphärischen Tracks sehr deutlich. Bei letzteren fällt es naturgemäß stärker auf, dass der Schreihals durchaus in der Lage ist, die Songs entsprechend ihrer Stimmung zu veredeln. Was allerdings noch deutlicher wird, als auf dem Vorgängeralbum: In jenen Jahren scheint es bei Marduk eine Tendenz gegeben zu haben, möglichst viel Text in gar nicht so langen Songs unterzubringen. Das mal belächelte, mal als Kult gefeierte „Darkness It Shall Be“ auf „Opus Nocturne“ war schon ein Fingerzeig in diese Richtung, auf „Nightwing“ fragt man sich zum Teil, wie überhaupt jemand so viel Text lernen konnte. Das führt teilweise dazu, dass man sich wünscht, Legion würde ab und an eine Pause einlegen, damit man wenigstens ein bisschen mehr von der Musik mitbekommt. Ein Schelm, wer denkt, dass Marduk damit die sich im Endeffekt doch relativ häufig wiederholenden Riffs verstecken wollten…

Ein Wort noch zum Albumcover: „Nightwing“ setzt die Serie der miesen Cover, die mit „Opus Nocturne“ begonnen hat, nahtlos fort und ist meiner Ansicht nach der absolute Tiefpunkt in dieser Kategorie. Also nicht insgesamt, da gibt es noch ganz andere Dinger, aber zumindest Marduk haben nichts in petto, das noch schlechter ist. Waren die Bilder, die man für „Opus Nocturne“ und „Heaven Shall Burn…“ verwendet hat, einfach nur unpassend weil naiv, kitischig und fantasy, ist das Cover von „Nightwing“ einfach nur grottenschlecht. Kein Wunder, dass es für den Re-Release (2008) komplett durch ein anderes ersetzt wurde.

Gesamteindruck passt.

Interessant ist, dass unterm Strich trotzdem ein ins sich stimmiges Gesamtwerk herausgekommen ist. Mag sein, dass es an zündenden Ideen für Riffs und Drums fehlte und man das mehr oder minder geschickt zu verstecken versuchte. Aber merkwürdigerweise fügt sich dennoch alles sehr gut zusammen und „Nightwing“ ist nicht langweilig, biedert  sich aber auch nirgendwo an und wirkt sehr gut abgestimmt. Wie gesagt: Interessant. Und 6 von 7 möglichen Punkten wert.


Track – Titel – Länge – Wertung

  1. Preludium – 2:09 – 4/7
  2. Bloodtide (XXX) – 6:44 – 4/7
  3. Of Hell’s Fire – 5:22 – 5/7
  4. Slay The Nazarene – 3:49 – 6/7
  5. Nightwing – 7:35 – 7/7
  6. Dreams Of Blood And Iron – 6:20 – 7/7
  7. Dracole Wayda – 4:08 – 6/7
  8. Kaziklu Bey (The Lord Impaler) – 4:02 – 4/7
  9. Deme Quaden Thyrane – 5:07 – 5/7
  10. Anno Domini 1476 – 2:14 – 6/7

Gesamteindruck: 6/7 


Marduk auf “Nightwing” (1998):

  • Legion – Vocals
  • Evil – Guitar
  • Bogge – Bass
  • Fredrik Andersson – Drums

Anspieltipp: Nightwing

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MusikWelt: Heaven Shall Burn… When We Are Gathered

Marduk


Alles neu auf dem vierten Album des schwedischen Black Metal-Kommandos Marduk? Naja, nicht alles, aber zwei wesentliche Unterschiede zu den Alben davor gibt es dann doch. Da wäre zunächst die nochmals gesteigerte Aggressivität, die schon auf dem Vorgänger „Opus Nocturne“ (1994) nicht von schlechten Eltern war. Auf „Heaven Shall Burn… When We Are Gathered“ geht es noch eine Stufe kompromissloser zur Sache. Doch was ist das schon im Vergleich zum neuen Mann am Mikro, den viele nach wie vor für einen der besten seiner Zunft halten?

Gesamteindruck: 5/7


Wir sind Legion.

Auf „Heaven Shall Burn… When We Are Gathered“ (übrigens inspirierte dieser Albumtitel die deutsche Band Heaven Shall Burn bei der Namensfindung) ist erstmals Erik „Legion“ Hagstedt als Sänger von Marduk zu hören. Er löst damit Joakim Af Gravf ab, der auf „Those Of The Unlight“ (1993) und „Opus Nocturne“ eine solide Leistung abgeliefert hatte. So ganz kann ich die Verzückung allerdings nicht verstehen, die der Neue manchem Hörer entlockt. Ja, Legion macht seine Sache gut – aber für mich wirkt er auf diesem Album noch ein wenig zurückhaltend, obwohl ich mir sicher bin, dass er das nicht war, wenn man den Gerüchten von Selbstverstümmelung während der Aufnahmen Glauben schenken darf. Vielleicht musste der Schreihals seinen Platz einfach erst finden, was ihm in der zweiten Hälfte der Platte meiner Meinung nach viel besser gelingt. Ein Teil der Legendenbildung um Legion hat wohl auch mit dessen Bühnenpräsenz zu tun, die dem Live-Auftritt von Marduk noch einmal einen ordentlichen Schub verliehen haben dürfte – das aber nur am Rande, denn hier geht es ja um die Studioalben.

Ein Rohrkrepierer?

Ich gestehe es: Nach den ersten ein, zwei Durchläufen war ich noch unterwältigt von „Heaven Shall Burn…“, das oft genug als bestes Tondokument der Band aus Norrköping gesehen wird. Denn auf das kurze und nichtssagende Intro „Summon The Darkness“ folgt mit „Beyond The Grace Of God“ eine eher unspektakuläre Nummer, die mir nicht so richtig gefallen will. Eine recht unglückliche Wahl für einen Opener, finde ich – übrigens nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal in der Karriere von Marduk. Abgesehen von diesem vermeintlichen Fehlstart fällt dem geneigten Hörer sofort auf, dass die Produktion ganz anders ist als noch auf „Opus Nocturne“. Dessen verhältnismäßig organischer Sound weicht hier dem für das Abyss-Studio von Peter Tägtgren (Hypocrisy, Pain) in dessen Frühzeit typischen, wesentlich kälteren Sound. Was besser gefällt ist letztlich Geschmacksache – der Unterschied ist jedenfalls eklatant, so nekro klangen Marduk bis zu diesem Zeitpunkt nie. Neben dem Mix liegt das natürlich auch am geänderten, wieder eine Spur radikaleren Songwriting, das zum Teil auf noch höhere Geschwindigkeit bei Gitarren-Riffs und Drumming setzt. Dass der Klang trotzdem so transparent ist, dass alle Instrumente deutlich hörbar bleiben, ist wiederum Meister Tägtgren geschuldet, der auch gleich den neuen Frontmann entsprechend in Szene gesetzt hat.

Die gesteigerte musikalische Vehemenz zeigt sich auch bei den Lyrics, die eine ganze Ecke blasphemischer geworden sind. Dieses Konzept wird mit einem Songtitel wie „The Black Tormentor Of Satan“ allerdings ziemlich ad absurdum geführt – ich weiß nicht, welchen Eindruck das 1996 gemacht hat, heute ist es – wie ein Großteil der Texte – bestenfalls für einen Schmunzler gut. A pro pos „schmunzeln“: Das Albumcover unterbietet sein eh schon grenzwertiges Pendant von „Opus Nocturne“ nochmals. Wenn Blind Guardian dieses Bild genommen hätten, wäre das ja noch vertretbar gewesen; bei den bösesten der Bösen, als die Marduk ja wahrgenommen werden woll(t)en, ist ein solches Fantasy-Gemälde, noch dazu dermaßen knuffig umgesetzt, eine massive Bild-Text-Schere.

Wächst mit der Zeit.

Warum gibt es trotz dieser harschen Worte eine mehr als akzeptable Punktzahl von mir? Richtig, es liegt daran, dass „Heaven Shall Burn…“ tatsächlich wächst, wenn man es öfter hört. Interessanterweise ist dieses Wachstum aber nicht gleichförmig. So ist „Beyond The Grace Of God“ auch nach vielen Durchgängen nicht mehr als ein brauchbarer Track, der letztlich nicht aus der Masse an ähnlichen Marduk-Nummern heraus sticht. An „Infernal Eternal“ konnte ich mich hingegen nach den ersten zwei Durchgängen auch nicht erinnern, irgendwann packte mich der Song dann aber doch: Starke Gitarrenarbeit, die vor allem die zweite Hälfte der Nummer mit ihrer Melodieführung unwahrscheinlich düster macht. Dann „Glorification Of The Black God“, ein oft gepriesener Klassiker, der mit einem Intro, das dann auch das Thema des Songs bildet (dabei handelt es sich um „Eine Nacht auf dem kahlen Berge“ von Modest Mussorgski), beginnt. Passt ja inhaltlich und ist einmal mehr ein Beweis, dass Metal und Klassik nicht so weit voneinander entfernt sind; übrigens kann die Nummer – vom Gesang abgesehen – auch als schneller Heavy Metal statt Black Metal durchgehen.

So richtig los geht es mit „Heaven Shall Burn…“ in meinen Ohren aber erst mit den drei folgenden Songs. „Darkness It Shall Be“ läutet die zweite Albumhälfte standesgemäß ein. Alter …ähem… Schwede, das ist eine Nummer, die sich gewaschen hat. Die ganze Band tritt das Gaspedal bis zum Anschlag durch und lupft zu keinem Zeitpunkt einen Millimeter. Das macht den Song, der gefühlt maximal zwei Riffs bietet, natürlich sehr monoton – das muss man schon mögen, was ich eindeutig tue. Interessant auch, wie viel Text man in 4:40 Minuten unterbringen kann. Unglaubliche Leistung von Legion eigentlich. Der Song kann so jedenfalls auf jeder extremeren Metal-Party gespielt werden und macht tatsächlich Spaß, wohl auch, weil er der einzige in dieser extremen Form auf diesem Album ist. Darauf folgt mit dem genannten „The Black Tormentor Of Satan“ wieder „normalerer“ Black Metal, ähnlich der Eröffnungsnummer. Allerdings ist dieser Track wesentlich besser umgesetzt. Die Variationen in der Geschwindigkeit machen die Nummer sogar herausragend gut. Und man höre die Basslinie im langsameren Mittelteil, das ist schon sehr stark. Glücklicherweise ist es „The Black Tormentor Of Satan“ also ein viel besserer Song als der stupide Titel vermuten lässt. Vervollständigt wird das Trio an starken Liedern durch das darauf folgende „Dracul Va Domni Din Nou In Transilvania“, ein weiterer Track, der die Marduk-Obsession für den rumänischen Fürsten Vlad III., besser bekannt als Dracula, unterstreicht. Eine eher untypische, weil sehr langsame Nummer, die meines Erachtens deutlich macht, dass Bösartigkeit nicht zwingend mit Tempo zu tun haben muss. Hier kann Legion auch zeigen, dass er mehr kann, als möglichst viel Text in möglichst kurzer Zeit rauszuquetschen.

Das Trio infernale auf „Heaven Shall Burn…“ besteht also aus drei Songs, die in der Tracklist direkt hintereinander stehen und gegensätzlicher nicht sein könnten. Einmal Highspeed, einmal doomig-langsam und dann noch des Satans Schwarzer Folterknecht, der genau zwischen den beiden steht – nicht nur in der Reihenfolge der Songs, sondern auch musikalisch. Fein gemacht, Marduk. Abgeschlossen wird der vierte Longplayer der schwedischen Schwarzkittel mit „Legion“, sozusagen dem „Titeltrack“ für den neuen Sänger. Auch gegen diesen Song ist nicht viel einzuwenden, denn trotz mörderischem Schlagzeug kommt einem die Nummer nicht gar nicht so rasant vor, weil der Gesang eher in vor sich hin leierndem Ton vorgetragen ist. Eine interessante Kombination, die zeigt, dass Marduk gar nicht so variantenarm sind, wie man meinen könnte. Und so endet „Heaven Shall Burn… When We Are Gathered“ mit einem Sänger, der seinen Platz gefunden hat und um dessen Stimmbänder man sich direkt Sorgen zu machen beginnt – und mit einem programmatisch rausgebrüllten „Death to Peace!“.

Fazit: Es ist schon interessant, wie sich dieses Album bei mir entwickelt hat. Nach den ersten Durchgängen noch unspektakulär, wächst die Scheibe mit der Zeit erheblich. Man muss allerdings etwas mehr investieren als noch beim Vorgänger. Letztlich bin ich auch nicht überzeugt, dass das einzig und allein an Sangeswunder Legion liegt, der sich hier auf Albumlänge noch nicht so auszeichnet, dass die – retrospektiv – übergroßen Erwartungen erfüllt werden. „Heaven Shall Burn…“ ist jedenfalls gut, für das beste Album der Schweden reicht es aber in meinen Ohren nicht.


Track – Titel – Länge – Wertung

  1. Summon The Darkness – 0:21 – 3/7
  2. Beyond The Grace Of God – 5:17 – 4/7
  3. Infernal Eternal – 4:41 – 5/7
  4. Glorification Of The Black God – 4:52 – 5/7
  5. Darkness It Shall Be – 4:40 – 6/7
  6. The Black Tormentor Of Satan – 4:15 – 6/7
  7. Dracul Va Domni Din Nou in Transilvania – 5:39 – 7/7
  8. Legion – 5:06 – 6/7

Gesamteindruck: 5/7 


Marduk auf “Heaven Shall Burn… When We Are Gathered” (1996):

  • Legion – Vocals
  • Morgan Steinmeyer Håkansson – Guitar
  • B. War – Bass
  • Fredrik Andersson – Drums

Anspieltipp: Dracul Va Domni Din Nou in Transilvania

MusikWelt: Opus Nocturne

Marduk


Der vielzitierte musikalische Quantensprung, den Marduk zwischen „Dark Endless“ (1992) und „Those Of The Unlight“ (1993) hingelegt haben, war tatsächlich gigantisch. Jenen zwischen letzerem und seinem Nachfolger „Opus Nocturne“ (1994) finde ich hingegen nicht ganz so groß, vor allem was die technische Seite betrifft. Die Musiker haben schnell gelernt, ihre Instrumente perfekt zu beherrschen und gute Songs zu schreiben, das wurde aber bereits auf „Those Of The Unlight“ mehr als deutlich. Und dennoch macht dieses Album praktisch alles besser als sein Vorgänger.

Gesamteindruck: 6/7


Wahrlich ein Opus.

„Sulphur Souls“, der erste Song nach dem kurzen Intro, zeigt mit aller Macht: Mit „Opus Nocturne“ sind Marduk genau dort angekommen, wo sie hingehören und bis heute sind: Im puren Black Metal der zweiten Generation. Death Metal wie auf „Dark Endless“ ist überhaupt kein Thema mehr und der zarte Anflug von Rock n‘ Roll-iger Zugänglichkeit von „Those Of The Unlight“ wurde auf ein Minimum zurückgefahren. Im Klartext heißt das: Die Atmosphäre auf „Opus Nocturne“ ist dunkler und kälter als alles, was Marduk bis zu diesem Zeitpunkt veröffentlicht haben – und das mit einem Sound, der genau den Erwartungen an das Genre entspricht. Also irgendwo zwischen komplett roh und doch wieder transparent und druckvoll. Kein LoFi á lá Darkthrone aber dennoch keine Anbiederung an normale Hörgewohnheiten. Übrigens verzichten Marduk nicht komplett auf Melodie, was irgendwo auch die Aussagen von Bandchef Morgan Håkansson konterkariert, man hätte sich vom zweiten Gitarristen Devon Andersson getrennt, weil der quasi zuviel Melodie eingebracht hätte. Naja.

(Fast) durchgängig gut.

In Hinblick auf die Songs ist fast jeder Track ein Treffer. Nach dem Intro „The Appearance of Spirits of Darkness“ (für diesen Titel ist es mit 33 Sekunden ganz schön kurz geraten, passt aber musikalisch recht gut zum „Opus“) geht es mit „Sulphur Souls“ gleich richtig in die Vollen – und man merkt, welchem Irrtum man aufgesessen ist, als man (ich) „Those Of The Unlight“ zunächst für eine komplette Hinwendung zum Black Metal hielt. Das ist eine ganz andere Hausnummer – und hat tatsächlich alle Trademarks, die am klassischen Black Metal gefallen: Vocals jenseits von gut und böse, die typische, hypnotische Wirkung, eine kalte und bedrohliche Atmosphäre, wildes Geknüppel, das aber nicht unstrukturiert daherkommt und auch nicht durchgängig ist, sondern von coolen Groove-Passagen unterbrochen wird. Dann noch diese feine, drüber gelegte Melodie (man höre ab 4:40 Minuten rein).

Und dabei ist „Sulphur Souls“ gar nicht der beste Song auf „Opus Nocturne“. Diese Ehre gebührt „Materialized In Stone“, eine Nummer, die zeigt, dass ein etwas geringeres Tempo manchmal nicht schadet, im Gegenteil, noch wesentlich effektiver und bösartiger ist, als ständiges Vollgas. Dieser Song hat zu recht den Status eines Klassikers und sprüht nur so vor Bösartigkeit. Ebenfalls sehr gelungen: Die Dracula-Verbeugung „Deme Quaden Thyrane“ und der Rausschmeißer „The Sun Has Failed“ (ein Songtitel, der auch Immortal gut zu Gesicht stehen würde). Und auch der Rest gefällt mir (ja, auch das quasi-Instrumental „Opus Nocturne“), schön abwechslungsreich sind die Tracks.

Eigentlich gibt es nur zwei Nummern, die ein wenig abfallen. Einerseits ist das „Untrodden Paths“, das sich als zweiter Teil des grandiosen „Wolves“ von „Those Of The Unlight“ versteht. Doch während letzterer Song unbestrittenes Highlight seiner Platte und bis heute gern gespielter Klassiker ist, geht der Fortsetzung in meinen Ohren jeglicher Wiedererkennungswert ab. Nein, das ist kein wirklich schlechter Track, aber einen Zusammenhang mit Teil 1 höre ich da nicht heraus. Und für sich genommen ist die Nummer dann doch ein wenig unspektakulär. Und das ist auch schon das Stichwort für „Autumnal Reaper“. Die nach den beiden Instrumentals kürzeste Nummer auf „Opus Nocturne“ bleibt überhaupt nicht hängen und ist meiner Ansicht nach ein reiner Filler. Gut gespielt, ja, aber nichts, wo der Funke zwangsläufig überspringt.

Das ist allerdings Kritik auf hohem Niveau und schmälert den Gesamteindruck kaum. Ein bisschen Luft nach oben bleibt dadurch aber, sodass es für sehr starke 6 von 7 Punkten reicht.


Track – Titel – Länge – Wertung

  1. The Appearence Of Spirits Of Darkness – 0:33 – 5/7
  2. Sulphur Souls – 5:41 – 6/7
  3. From Subterranean Throne Profound – 7:47 – 5/7
  4. Autumnal Reaper – 3:31 – 3/7
  5. Materialized In Stone – 5:10 – 7/7
  6. Wolves (Part 2: Untrodden Paths) – 5:27 – 4/7
  7. Opus Nocturne – 2:32 – 5/7
  8. Deme Quaden Thyrane – 5:06 – 6/7
  9. The Sun Has Failed – 7:22 – 6/7

Gesamteindruck: 6/7 


Marduk auf “Opus Nocturne” (1994):

  • Joakim Af Gravf – Vocals
  • Morgan Håkansson – Guitar
  • B. War – Bass
  • Fredrik Andersson – Drums

Anspieltipp: Materialized In Stone

MusikWelt: Those Of The Unlight

Marduk


Was für ein Quantensprung: Bot das Marduk-Debüt „Dark Endless“ (1992) noch knarzigen, nicht sonderlich eindrucksvollen Death Metal, zeigen sich die Schweden nur ein Jahr später auf „Those Of The Unlight“ rundum verbessert. Die Musik ist dunkler, der Klang ist besser, das Songwriting überzeugt und einer der bis heute größten Hits der Bandgeschichte ist auch am Start. Eine solche Steigerung dürften anno dazumal die wenigsten Hörer von der Truppe aus Norrköping erwartet haben.

Gesamteindruck: 5/7


Starkes Zweitwerk.

Beginnen wir mit dem Offensichtlichen: „Those Of The Unlight“ ist ein ziemlich kreativer Titel für ein Album – coole Idee, die so auch von den norwegischen Kollegen Immortal hätte stammen können. Und auch das Albumcover ist eine Augenweide und übertrifft nicht nur das Debüt um Längen, sondern ist bis heute eines der besten, die Marduk zu bieten haben.

Musikalisch ist „Those Of The Unlight“ tatsächlich der vielzitierte Quantensprung gegenüber dem Debüt. Nach den ersten zwei Durchgängen musste ich tatsächlich noch einmal „Dark Endless“ auflegen, denn dessen Eindruck war plötzlich wie weggeblasen. Und ja, ich finde das Debüt immer noch recht charmant, aber im direkten Vergleich macht der Nachfolger alles besser, was einem erst so richtig bewusst wird, wenn man die beiden Alben direkt nacheinander hört. Die Ansätze von „Those Of The Unlight“ gehen schon deutlich in Richtung Black Metal, der rumpelige Sound ist verschwunden und macht dem ersten, teilweise noch etwas zaghaften, kalten Flirren Platz, das der geneigte Schwarzmetall-Fetischist so schätzt. Das heißt aber nicht, dass wir es hier mit einer LoFi-Produktion im Darkthrone’schen Sinne zu tun haben. Im Gegenteil, der Klang ist zwar einigermaßen roh, jedoch keineswegs weichgespült. Abgesehen davon haben sich die jungen Männer auch an ihren Instrumenten stark verbessert, gleiches gilt für den Gesang, der hier schon sehr bösartig aus den Boxen kommt.

Besseres Songwriting.

Neben diesen Punkten sticht aber vor allem das um Welten bessere Songwriting hervor. Zwar ist nicht jeder Song ein absoluter Volltreffer ist, aber die Quote ist für ein Zweitwerk schon sehr hoch. Mit „Wolves“ gibt es den ersten wirklichen Klassiker zu hören, der auch heute noch auf den Setlists von Marduk zu finden ist. Interessanterweise würde die Nummer mittlerweile wohl als Black n‘ Roll durchgehen – 1993 war das anders und „Wolves“ war vermutlich eher einer der härtesten „Hits“ aller Zeiten.

Das ist aber nicht die einzige gute Nummer auf „Those Of The Unlight“.  In meinen Ohren sind die ersten fünf Songs besonders stark. Der Titeltrack mit seinem geilen Anfangs-Riff und der darauf folgenden Basslinie, das cool rausgerockte „On Darkened Wings“ (ebenfalls mit hörenswertem Bassintermezzo vor einem schönen Breakdown) sind für mich besonders hervorzuheben und im Endeffekt fast so stark wie „Wolves“. Und auch das eröffnende „Darkness Breeds Immortality“ und das die ersten fünf Nummern abschließende „Burn My Coffin“ (besonders dieser Song!) wissen zu überzeugen.

„A Sculpture Of The Night“, das den stärksten Black Metal-Anteil auf der Platte hat, findet hingegen noch nicht so viel Gefallen bei mir. Das Instrumental „Echoes From The Past“ ist zwar eine schöne, atmosphärisch dichte Nummer, die aber nicht so recht zu Marduk passen will – schon gar nicht so merkwürdig platziert. Der Übergang zum Rausschmeißer „Stone Stands Its Silent Vigil“ ist allerdings gelungen. Und auch an diesem Schlusstrack finde ich nichts auszusetzen – im Gegenteil, das Rausnehmen des Tempos sorgt noch einmal für Atmosphäre und setzt einen düsteren Schlusspunkt unter „Those Of The Unlight“.

Für mich ist das ein Album, das das enorme Talent aller Beteiligten zeigt – nur ein Jahr nach dem okayen Debüt sowas rauszuhauen ist schon aller Ehren wert. Und dennoch rede ich hier noch nicht von einem perfekten Album, auch im Wissen um das, was bei Marduk noch auf uns zukommt. Ich bin aber überzeugt, dass „Those Of The Unlight“ am Ende hoch in meiner persönlichen Marduk-Rangfolge angesiedelt sein wird.


Track – Titel – Länge – Wertung

  1. Darkness Breeds Immortality – 3:48 – 5/7
  2. Those Of The Unlight – 4:43 – 6/7
  3. Wolves – 5:50 – 7/7
  4. On Darkened Wings – 4:15 – 5/7
  5. Burn My Coffin – 5:15 – 6/7
  6. A Sculpture Of The Night – 3:29 – 4/7
  7. Echoes From The Past – 7:06 – 3/7
  8. Stone Stands Its Silent Vigil – 3:03 – 5/7

Gesamteindruck: 5/7 


Marduk auf „Those Of The Unlight“ (1993):

  • Joakim Af Gravf − Vocals, Drums
  • Devo Andersson − Guitars
  • Morgan Håkansson − Guitars
  • B. War − Bass

Anspieltipp: Wolves

MusikWelt: Dark Endless

Marduk


Das Marduk-Debüt „Dark Endless“ ist 1992 erschienen, die Protagonisten waren jung, die ganze Szene war jung und (zum Teil) technisch entsprechend unbedarft. Kann man also kaum mit heutigen Platten von wem auch immer vergleichen, auch nicht mit aktuellen Debüts, denn die Zeiten haben sich in vielfacher Hinsicht geändert. Das sollte jedenfalls nicht vergessen werden, wenn man sich dieses Album anno 2018 anhört und sich wundert, wo denn da der Black Metal sein soll.

Gesamteindruck: 3/7


Rumpelt und knarzt vor sich hin.

In einem Internet-Forum, in dem ich aktiv bin, wurde unlängst die Idee geboren, alle Alben einer Band in chronologischer Reihenfolge zu hören und zu bewerten. Warum nicht – alte Scheiben unter neuen Gesichtspunkten anzuhören oder gar neu zu entdecken, ist definitiv ein lohnendes Unterfangen. Als erste Band wurden die schwedischen Black Metal-Urgesteine Marduk ausgewählt. Definitiv ein interessanter Start – und ich habe mich entschlossen, meine Hörerlebnisse auch hier festzuhalten.

Im Prinzip ist es mit „Dark Endless“ ähnlich wie mit vergleichbaren Debüt-Alben, siehe dazu zB auch meine Rezension zu „Diabolical Fullmoon Mysticism“ (Immortal, ebenfalls 1992): Man hört das Talent der Band ansatzweise und in einzelnen Nummern heraus, so richtig will der Funke aber nicht überspringen. Der Eindruck, dass man hier ein Album einer Band hört, deren Karriere zum Zeitpunkt dieser Rezension bald 30 Jahre andauert und die in ihrer Nische sogar überaus erfolgreich ist, stellt sich nicht ein. Oder, positiv formuliert: Mit dem Wissen um das, was uns auf späteren Platten der Truppe erwartet, ist man geneigt, mehr in „Dark Endless“ zu sehen, als man dem Album zugestanden hätte, wenn man es 1992 erstmals gehört hätte. So jedenfalls meine persönliche Einschätzung – ob diejenigen, die 1992 dabei waren, das auch so sehen, kann ich nicht beurteilen. Was die Gesamtwertung betrifft war ich kurz davor, 4 oder sogar 5 Punkte zu geben. Nach mehreren Durchläufen musste ich konstatieren, dass ich mich von zwei großartigen Nummern ein bisschen habe blenden lassen und das Album als Ganzes nicht so stark ist, wie ich zunächst dachte.

Kaum Black Metal.

Für die genre-technische Einordnung von „Dark Endless“ reicht hingegen ein Hördurchgang. Wie schon Darkthrone auf ihrem Debüt „Soulside Journey“ (1991) sind Marduk 1992 noch sehr stark auf Death Metal fokussiert, dessen schwedische Spielart damals noch relativ neu war. Ein paar schwarze Einsprengsel gibt es auf dem Album zwar, der Großteil des Sounds poltert allerdings eher todesmetallisch vor sich hin. Ganz generell hat man das Gefühl, dass „Dark Endless“ heute sogar mehr Lorbeeren einstreichen könnte als noch 1992, denn dieser knarzige Sound scheint momentan eher im Trend zu sein – das aber nur am Rande.

Was die Songs betrifft fällt das eröffnende „Still Fucking Dead (Here’s No Peace)“ mit seinem verstörenden Klavier-Intro besonders auf. Meiner Meinung nach eine großartige Nummer, zumindest wenn man mit der rumpeligen, deathigen Attitüde grundsätzlich etwas anfangen kann. Der zweite Song, durch den ich mich beinahe zu einer Überbewertung von „Dark Endless“ habe hinreißen lassen, ist „The Sun Turns Black As Night“. Im Gegensatz zum Opener nicht so sehr der absolute Brecher sondern eher ein …ähem… zarter Fingerzeig, was der Hörer in Sachen Songwriting-Qualität künftig von Marduk zu erwarten hat. Im Kontext dieses Albums ist das eine durchaus abwechslungsreiche und sehr stark komponierte Nummer. Von diesen zwei Top-Tracks abgesehen wären noch das gitarrentechnisch gutklassige und mit geilem Outro gesegnete „Holy Inquisition“ sowie das einfach geil betitelte „The Funeral Seemed To Be Endless“, das fast schon melodisch aus den Boxen kommt, zu nennen.

Der Rest des Albums ist allerdings mehr oder minder Stückwerk und kaum der Rede wert. Daher stellt sich das Gefühl, hier was wirklich Außergewöhnliches zu hören, nicht richtig ein. Ja, „Dark Endless“ hat räudigen Charme und ist aus musikhistorischen Gründen interessant – unter anderem auch, weil Marduk nicht aus Norwegen stammen. Aber es ist halt bei aller Nostalgie kein Überwerk. Es bleibt weder genug nachhaltig hängen, noch ist die Gesamtatmosphäre so beeindruckend, wie man es sich erhofft. Muss man so deutlich sagen. Wobei letzteres schon wieder so eine Sache ist – hätte ich „Dark Endless“ 1992 gehört, hätte ich mir gar nichts erhofft, weil der Name „Marduk“ bei mir keine Erwartungen geweckt hätte.


Track – Titel – Länge – Wertung

  1. Still Fucking Dead (Here’s No Peace) – 3:55 – 6/7
  2. The Sun Turns Black As Night – 3:05 – 6/7
  3. Within The Abyss – 3:45 – 3/7
  4. The Funeral Seemed To Be Endless – 3:36 – 5/7
  5. Departure From The Mortals – 3:22 – 3/7
  6. The Black… – 4:02 – 4/7
  7. Dark Endless – 3:51 – 3/7
  8. Holy Inquisition – 4:27 – 5/7

Gesamteindruck: 3/7 


Marduk auf “Dark Endless” (1992):

  • Andreas Axelsson – Vocals
  • Devo Andersson – Guitar
  • Morgan „Evil“ Håkansson – Guitar
  • Richard Kalm – Bass
  • Joakim Grave – Drums

Anspieltipp: Still Fucking Dead (Here’s No Peace)