Einen Tag vor Veröffentlichung dieser Rezension ist der neue Streamingdienst von Disney in Europa gestartet. Dass ausgerechnet „Ein toller Käfer“ von 1968 (!) der erste Film sein würde, den ich mir dort ansehe, hätte ich nie gedacht – denn eigentlich waren die Star Wars-Rechte der einzige Grund, wieso ich Disney+ überhaupt testen wollte. Erst beim Durchscrollen des Angebots wurde mir wieder bewusst, dass Disney auch früher schon mehr gemacht hat als nur Zeichentrick. Und so musste ich einfach einen Klassiker aus meiner Kindheit sehen, bevor ich überhaupt an „The Mandalorian“ & Co denken konnte.
Gesamteindruck: 5/7
Unschuldiger Spaß für die ganze Familie.
In meiner Erinnerung ist „Ein toller Käfer“ ein großartiger Film. Meine Eltern hatten ihn irgendwann Ende der 1980er auf Video aufgenommen und ich bin mir sicher, dass das eine der Kassetten ist, die ich am öftesten abgespielt habe; so gut hat mir gefallen, was Regisseur Robert Stevenson (u.a. Mary Poppins) hier fabriziert hat. Und nun, Ende März 2020, war ich sehr gespannt, ob dieser Streifen nur durch Kinderaugen etwas taugt oder ob man sich auch als Erwachsener gut unterhalten fühlt.
Inhalt in Kurzfassung
Der glücklose Rennfahrer Jim Douglas ist auf der Suche nach einem neuen Wagen, um endlich an frühere Erfolge anschließen zu können. Durch Zufall kommt er an einen weißen VW Käfer, der nicht nur unglaublich schnell ist, sondern auch einen eigenen Willen zu haben scheint. Am Steuer von „Herbie“, wie der kleine Wagen genannt wird, fährt Douglas wieder um den Sieg mit – doch ist das seine Leistung als Fahrer oder gewinnt Herbie die Rennen selbst? Zu allem Überfluss rufen die Erfolge des Duos schnell Neider auf den Plan, allen voran den zwielichtigen Autohändler Peter Thorndyke, der Douglas den Käfer ursprünglich verkauft hat.
Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Film angeschaut habe – allerdings bin ich mir sicher, dass ich ihn nie im TV gesehen habe, sondern immer nur auf besagter Videokassette. Letztmals einen Videorekorder hatte ich wohl vor 25 Jahren oder so, seither habe ich ihn definitiv nicht mehr gesehen. Sehr wahrscheinlich ist es sogar länger als 25 Jahre her, dass ich „Herbie“ zum letzten Mal bewundert habe. Wieso ich das alles erzähle? Nun, gestern ist mir aufgefallen, dass ich nach wie vor jede Szene kenne und vermutlich sogar noch einen Teil der Dialoge mitsprechen könnte. Unglaublich, zeigt aber auch, dass ich wirklich beeindruckt von „Ein toller Käfer“ gewesen sein muss.
Immer noch ein guter Film.
Nun aber zur Sache. „Ein toller Käfer“ enthält zwar einige Szenen mit ein bisschen Renn-Action, ist aber insgesamt eine völlig harmlose Komödie für die ganze Familie. Garniert ist der Film mit einer kleinen, ebenfalls harmlosen Liebesgeschichte. Daher wohl auch der englische Originaltitel, in diesem Fall muss man aber sagen, dass „Ein toller Käfer“ ausnahmsweise sogar der passendere Titel ist. Die Story ist denkbar einfach, die Charaktere klar in Gut und Böse getrennt. Ein bisschen Ärger gibt es zwar, als Jim Douglas, durch seine bzw. Herbies Erfolge Starallüren bekommt, doch auch das löst sich schnell in Wohlgefallen auf. Übrigens sind die schauspielerischen Leistungen weitgehend in Ordnung; wie üblich glänzt hier vor allem der Darsteller des Bösewichts. Verdammt, war mir der damals unsympathisch… Alles richtig gemacht also.
Das Drehbuch ist zweckmäßig, man merkt aus heutiger Sicht, dass einiges mit Hilfe von Rennszenen, die sich stets ähneln, gestreckt wurde. Dadurch entstehen tatsächlich kleinere Längen, die mir früher gar nicht aufgefallen sind. Weil sich das aber in Grenzen hält, würde ich hierfür keine großen Abzüge geben. Wichtiger ist ohnehin der Humor – und ich finde nach wie vor, dass ein Großteil der Pointen sitzt. Klar, vieles ist vorhersehbar, dennoch habe ich gestern Abend ausgiebig gelacht. Weniger über Dinge wie das Auto, das seinen Erzfeind mit Öl bepinkelt, sondern tatsächlich über den Wortwitz. Man darf hier aber auch nicht die ganz feine Klinge erwarten – unterhaltsam ist es meiner Meinung nach trotzdem.
Abschließend noch ein Wort zur Technik. Die Musik ist ebenfalls etwas, das mir stark in Erinnerung geblieben ist. Hier muss ich aber zugeben, dass mich der ewig gleiche Soundtrack tatsächlich genervt hat. Optisch ist hingegen alles im grünen Bereich und ich könnte nicht sagen, was man hier besser machen kann. Man erkennt zwar ab und an sehr gut, dass die Hintergründe nur Kulissen sind, auch dass das Bild immer mal wieder beschleunigt wird, um den Käfer schneller darzustellen, fällt auf. Dennoch – hier ist nichts computeranimiert und das tut einfach nur gut, finde ich. Den einen oder anderen Spezialeffekt gibt es auch zu bewundern, überbordend ist da aber nichts.
Fazit: Ja, mir hat „Ein toller Käfer“ auch anno 2020 gefallen. Nicht so extrem wie früher, ich glaube nicht, dass ich ihn mir in näherer Zukunft nochmal ansehen werde. Aber es war ein schönes Erlebnis, den Film wieder einmal zu sehen. Wie viel davon reine Nostalgie ist und wie viel Qualität tatsächlich drin steckt, werden andere beurteilen müssen. Ich fürchte, ich bin dafür zu voreingenommen – wobei mir ein Blick auf meine eigene Bewertung zeigt, dass sich der Zauber der Kindheit wohl doch nicht mehr ganz hat reproduzieren lassen…
Gesamteindruck: 5/7
Originaltitel: The Love Bug
Regie: Robert Stevenson
Jahr: 1968
Land: USA
Laufzeit: 107 Minuten
Besetzung (Auswahl): Dean Jones, Michele Lee, David Tomlinson, Buddy Hackett, Joe Flynn
3 Gedanken zu “FilmWelt: Ein toller Käfer”