FremdWelt: Die 5 BESTEN am DONNERSTAG

Seit langem freue ich mich jede Woche auf „Die 5 BESTEN am DONNERSTAG“ von Gina (Passion of Arts). Und natürlich auf die entsprechenden Beiträge auf Blogs, denen ich folge. Mit Anfang 2023 habe ich mich entschlossen, auch mitzumachen. Ob und wie regelmäßig ich es schaffe, wird sich weisen – ich bin jedenfalls wild entschlossen!


Die 5 BESTEN Polit-Thriller

Schon wieder Donnerstag? Tja, die Zeit vergeht – und wieder hat uns Gina eine Aufgabe gestellt. Diesmal sind es die 5 BESTEN Polit-Thriller und damit etwas, wozu mir tatsächlich wenig einfällt – zu wenig weiß ich über das gefragte Genre, zu wenige Filme daraus habe ich gesehen, wie mir die Übersicht der Filme aus diesem Genre auf Wikipedia zeigt. Insofern fasse ich mich diesmal sehr kurz, denn selbst die 5 genannten habe ich seit langer Zeit nicht mehr gesehen und nur eine vage Erinnerung daran, dass sie mir gefallen haben. Näher darauf einzugehen ist mir diesmal also nicht möglich. Übrigens: Nächste Woche entfällt diese Rubrik bei mir komplett: Es soll, laut Vorschau, um die Oscars bzw. Enttäuschungen in diesem Zusammenhang gehen – und da ich von diesen Awards nicht viel halte und die Veranstaltungen auch nicht verfolge, habe ich dazu nichts beizutragen. Noch weniger als zum dieswöchigen Thema, das ich mit folgenden Nennungen bedenke:


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FremdWelt: Die 5 BESTEN am DONNERSTAG

Seit langem freue ich mich jede Woche auf „Die 5 BESTEN am DONNERSTAG“ von Gina (Passion of Arts). Und natürlich auf die entsprechenden Beiträge auf Blogs, denen ich folge. Mit Anfang 2023 habe ich mich entschlossen, auch mitzumachen. Ob und wie regelmäßig ich es schaffe, wird sich weisen – ich bin jedenfalls wild entschlossen!


Die 5 STÄRKSTEN Frauen in Serien

Nachdem wir vergangenen Donnerstag über die Darstellung von „Arbeit“ in Serien gesprochen haben, geht es diese Woche in eine ganz andere Richtung: Gina von Passion of Arts sucht nach den 5 STÄRKSTEN Frauen, wiederum in Serien. Gefühlsmäßig hätte ich hier vorab geglaubt, dass wir eher Beispiele aus jüngerer Vergangenheit bekommen werden. Ob das stimmt? Nun, hier sind meine Top 5 (ohne Ranking), ganz unten einmal mehr die honorable mentions:

  • Dana Scully (Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI, 1993-2002)
  • Beckett Mariner (Star Trek: Lower Decks, seit 2020)
  • Kara „Starbuck“ Thrace (Battlestar Galactica, 2004-2009)
  • Lorelei & Rory Gilmore (Gilmore Girls, 2000-2007)
  • Arya Stark (Game of Thrones, 2011-2019)

Dana Scully aus „Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI“

„The X-Files“, USA, 1993-2002

Ich glaube, dass „Akte X“ für mich tatsächlich die erste Serie war, in der ich bewusst eine starke Frauenfigur wahrgenommen hatte. Will sagen: Vorher gab es die typischen Familien-Serien („Alf“, „Die Bill Cosby Show“, „Eine schrecklich nette Familie“), die Frauen zum Teil zwar durchaus willensstark darstellen konnten, es dabei aber nicht ganz schafften, sich aus den alten Klischees zu lösen. Die „Cosby Show“ war in der Hinsicht sogar eine echte Ausnahme, aber ich konnte die Serie generell nie so richtig leiden (unabhängig von den Anwandlungen, die Herrn Cosby wohl zu recht die Karriere gekostet haben). Vor diesen Damen gab es für mich April O’Neill („Teenage Mutant Hero Turtles“), Lt. Uhura („Star Trek“) und Bonnie/April („Knight Rider“), die zwar ebenfalls ihre Momente hatten (ok, Uhura letztlich überhaupt nicht), die aber maximal Nebenrollen spielten und den stets männlichen Helden zuarbeiten durften.

Dana Scully war hingegen ganz anders: Nicht nur trat sie völlig gleichberechtigt mit ihrem FBI-Partner Fox Mulder auf; sie war eindeutig die wissenschaftlich gebildetere und rationalere der beiden Hauptfiguren. Und: Sie ließ sich nichts, aber auch gar nichts gefallen und wirkte dadurch sogar tougher als ihr männliches Pendant. Genau genommen war es aber immer das Wechselspiel zwischen dem verträumten Mulder und der korrekten und forschen Scully, das einen Teil des Reizes von „Akte X“ ausgemacht hat. So gesehen ist Scully nicht DIE Hauptdarstellerin sondern eine Hälfte eines Duos, das ohne den:die jeweils Andere:n nicht funktionieren würde. Und auch wenn der zweite Part ein Mann ist: Dana Scully ist eine der stärksten und besten Frauenfiguren, die es in der Welt der Serien gibt. Was daran übrigens besonders beeindruckt: Bereits Anfang der 1990er machte „Akte X“ überhaupt kein Gewese darum, dass Scully eine Frau ist. Die Serie stellt das als völlig unerheblich und selbstverständlich dar.

Dana Scully wird von Gillian Anderson gespielt.

Wo man „Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI“ sehen kann, steht u. a. hier.


Beckett Mariner aus „Star Trek: Lower Decks“

„Star Trek: Lower Decks“, USA, seit 2020

Ich habe oben in meinen Ausführungen zu Dana Scully ja auch die erste weibliche Figur in „Star Trek“ erwähnt: Lt. Uhura. Aus heutiger Sicht ist freilich kaum vorstellbar: Als die Serie „Raumschiff Enterprise“ von 1966 bis 1969 erstmals ausgestrahlt wurde, war diese Rolle, gespielt von Nichelle Nichols, unglaublich fortschrittlich. Eine Frau im Offiziersrang und dann auch noch dunkelhäutig? Unerhört! So gesehen war Uhura wohl eine echte Wegbereiterin für Frauen in anderen Science Fiction- und Non-Fiction-Serien. Einen Platz auf dieser Liste hätte sie dafür eigentlich verdient – allein, ich kann ihre Rolle nicht als „stark“ durchgehen lassen, dafür hatte sie einfach viel zu wenig zu tun an Bord der „Enterprise“. Bei den honorable mentions habe ich sie aber zumindest erwähnt.

Lange Vorrede, ich weiß – aber ich glaube, es ist ganz interessant für die Genese von „Star Trek“, von Uhura über Kira Nerys („Star Trek: Deep Space Nine“, ebenfalls eine honorable mention) und Kathryn Janeway („Star Trek: Voyager“) bis hin zu Michael Burnham („Star Trek: Discovery“) und eben Beckett Mariner war es ein langer und steiniger Weg. Gerade die beiden letzteren zeigen, Wwe selbstverständlich weibliche Hauptfiguren in „Star Trek“ mittlerweile geworden sind – und, vor allem, dass auch diese Charaktere aufrührerisch und vielschichtig sein können und dürfen. Beckett Mariner ist der bisherige Gipfel dieser Entwicklung, denn nie war ein Sternenflotten-Offizier so unkonventionell, so frech und so „anders“. Natürlich ist das alles überspitzt und wäre in einer Realserie aus dem „Star Trek“-Universum kaum umsetzbar – wenn man es jedoch versucht hätte, dann sicher mit einem Mann. Hier macht man es tatsächlich mit einer Frau – und die ist wirklich stark, mutig und, ja, manchmal auch emotional und zerbrechlich. So wie wir alle. Und eben nicht so, wie die ewig starke, brave und angepasste Kathryn Janeway.

Beckett Mariner wird von Tawny Newsome gesprochen.

Wo man „Star Trek: Lower Decks“ sehen kann, steht u. a. hier.


Kara „Starbuck“ Thrace aus „Battlestar Galactica“

„Battlestar Galactica“, USA, Kanada, 2004-2009

„Battlestar Galactica“ ist, wie sicher die meisten wissen, ein Neuinterpretation der Serie „Kampfstern Galactica“. Die wurde von 1978 bis 1980 erstmals ausgestrahlt und von mir vermutlich irgendwann Anfang der 1990er gesehen. Bemerkenswert daran ist, dass die Vorlage voll und ganz auf die alten Klischees setzt: Die Hauptdarsteller sind samt und sonders männlich, sowohl die kühnen Piloten als auch die weise, ältere Führungsriege auf dem titelgebenden Raumschiff. Und auch die Gegenseite ist vollkommen männlich dominiert. Einen weiblichen Cast gibt es freilich auch, sogar eine Pilotin ist dabei, all das aber nur in Nebenrollen, insgesamt haben wir eine eher Uhura-artige Darstellung der Damen – und das zehn Jahre nach „Star Trek“!

A pro pos „Star Trek“: Wie oben angedeutet, gab es im Roddenberry-Universum im Laufe der Jahrzehnte eine langsame Annährung und sich sukzessive steigernde Einbindung starker Frauenrollen. Bei „Battlestar Galactica“ liegt der Fall ganz anders, hier gab es seit 1980 schlicht keinen neuen Stoff, der die Geschlechterbilder des jeweiligen Jahrzehnts hätte widerspiegeln können. Und so war der Sprung in der Darstellung von Frauen zwischen „Kampfstern Galactica“ und „Battlestar Galactica“ so unglaublich, wie man ihn wohl selten jemals zu Gesicht bekommen hat. Die Rollen sind in der Neuauflage für mein Dafürhalten gerecht verteilt – was nur gingt, indem man ursprünglich von Männern gespielte Charaktere zu weiblichen Figuren machte. „Starbuck“ ist das wohl prägendste Beispiel für diese Änderung, handelt es sich dabei doch um eine Hauptfigur (ursprünglicher Darsteller war Dirk Benedict). Das allein hätte schon für eine Nominierung auf der Liste gereicht, dazu kommt aber noch, dass diese „Starbuck“ sich stark vom eindimensionalen Helden, auf dem sie basiert, unterscheidet – und meines Erachtens eine starke Replik auf die in unserer Welt sicher immer noch vorherrschende, toxische Männlichkeit im Militär sein könnte.

Angemerkt sei an dieser Stelle noch, dass ich in den honorable mentions eine zweite Figur aus „BSG“ genannt habe: Nummer Sechs (gespielt von Tricia Helfer), die eine famose Bösewichtin abgibt. Allerdings spielt sie eine Maschine, was in mir die Frage aufkommen ließ, ob sie überhaupt als starke Frau zählen sollte. Andererseits ist sie (die Schauspielerin) natürlich eine Frau, was ihr zumindest einen Platz auf der erweiterten Liste gesichert hat, denn auch eine starke Gegenspielerin zu haben, ist unglaublich wichtig.

Kara „Starbuck“ Thrace wird von Katee Sackhoff gespielt.

Wo man „Battlestar Galactica“ sehen kann, steht u. a. hier.


Lorelei & Rory Gilmore aus „Gilmore Girls“

„Gilmore Girls“, USA, 2000-2007

Es ist mir schwer gefallen. Ja, wirklich. Man kann und darf als Mann ja kaum zugeben, dass man „Gilmore Girls“ mag. Wobei ich tatsächlich ein Problem mit der Serie habe: Ich kann sie nicht lange am Stück sehen. Das hat allerdings nichts damit zu tun, dass hier zwei starke Frauen im Mittelpunkt stehen, sondern liegt allein an der Art, wie die Dialoge geschrieben und pop-kulturelle Referenzen eingebaut sind. Will sagen: So, wie hier gesprochen wird, macht man es im wirklichen Leben vielleicht ab und an in einzelnen Situationen. Aber nicht durchgehend – und daher ist „Gilmore Girls“ manchmal schwer für mich zu ertragen, zu drüber ist mir das Ganze.

Unberührt davon ist diese Serie mein einziges Beispiel, in der es nicht um eine… hmm… nennen wir es „Superheldin“, geht, wenn wir von einer starken Frau sprechen (ja, ich sehe auch Dana Scully als Superheldin, weil ihr Job nichts ist, womit sich der Großteil des Publikums identifizieren kann). Lorelei und Rory Gilmore sind hingegen grundsätzlich ganz normale Frauen und werden in Situtationen gezeigt, von denen man als Zuseher:in sehr viele bereits selbst erlebt hat. Alltag eben – und vielleicht ist „Gilmore Girls“ auch und gerade deshalb eine sehr gelungene Darstellung starker Frauen. Denn diese beiden leben in unserer Welt, nicht in „Game of Thrones“, in der Zukunft oder mit irgendwelchen Superkräften. Und damit haben sie sich den Platz auf dieser Liste mehr als verdient. Und, ja, ich weiß: Das sind zwei Figuren, daher habe ich eigentlich 6 auf meiner Liste der Top 5. Aber ich rechtfertige es mal so, dass ich die beiden als Einheit betrachte… müsste ich mich für eine davon entscheiden, wäre es übrigens die Mutter, also Lorelei. Aber ich denke, in diesem Fall ist eine Doppel-Nennung gerechtfertigt.

Lorelei Gilmore wird von Lauren Graham, Rory Gilmore von Alexis Bledel gespielt.

Wo man „Gilmore Girls“ sehen kann, steht u. a. hier.


Arya Stark aus „Game of Thrones“

„Game of Thrones“, USA, 2011-2019

Ich könnte mir vorstellen, dass in diesem und ähnlichen Zusammenhängen in der Regel eher Daenerys Targaryen als Beispiel für eine starke Frau genannt wird. Kann man machen – muss man aber nicht: Daenerys ist fraglos die Figur mit dem größeren Impact auf die Welt von „Game of Thrones“. Gleichzeitig ist sie aber eine – wenn auch verarmte – Adelige, die sich über alle Staffeln hinweg auf die Hilfe diverser Gefolgsleute verlassen kann. Sie hat ihre Leibgarde, sie hat ihre Drachen, sie hat ihre Dienerinnen, sie hat die Hand der Königin – sie hat einfach alles, das man braucht, um sich auch als Frau in dieser Fantasy-Welt durchsetzen zu können.

Natürlich beginnt auch Arya Stark als adeliges, durchaus verwöhntes Kind. Damit ist aber relativ schnell Schluss, als ihre gesamte Familie zerrissen, geächtet und teilweise getötet wird. Arya, selbst noch sehr jung, muss sich allein durchschlagen. Klar, auch sie bekommt Hilfe, im Gegensatz zu Daenerys muss sie sich die aber selbst suchen und verdienen. Ich bin zwar kein ganz großer Fan von Arya, ihr fehlt es meines Erachtens schon auch an Charisma und Sympathie-Werten, das ändert aber nichts daran, dass sie wohl eine der stärksten Frauenrollen in der gesamten Fantasy-Abteilung ist. Freilich ist es eine relativ klassische Held:innenreise, die sie durchmacht, ungewöhnlich für ein junges Mädchen ist diese aber jedenfalls. Das übrigens auch im Gegensatz zur honorable mentioned Galadriel („Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“), die zwar auch eine in früheren Tagen stark männlich dominierte Rolle einnimmt, dies aber von Anfang an und ohne, dass wir den Weg dorthin sehen.

Arya Stark wird von Maisie Williams gespielt.

Wo man „Game of Thrones“ sehen kann, steht u. a. hier.


Honorable Mentions:

  • Nyota Uhura (Raumschiff Enterprise, 1966-1969)
  • Nummer Sechs (Battlestar Galactica, 2004-2009)
  • Galadriel (Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht, seit 2022)
  • Kira Nerys (Star Trek: Deep Space Nine, 1993-1999)
  • Delenn (Babylon 5, 1993-1998)

FilmWelt: Star Trek V: Am Rande des Universums

Aus heutiger Sicht wirkt es wie ein großer Schritt zurück: Leonard Nimoy hatte als Regisseur von „Star Trek IV: Zurück in die Gegenwart“ (1986) versucht, dem Franchise nach drei düster-dramatischen Kinoabenteuern eine weniger philosophische, deutlich leichtere Anmutung zu geben. Der Erfolg gab ihm Recht, was William Shatner jedoch nicht davon abhielt, drei Jahre später einen ganz anderen Weg einzuschlagen. In seiner Vision spielte Religion und deren missbräuchliche Verwendung eine große Rolle und es sollten die großen philosophischen Fragen aufgeworfen werden, die 1979 bereits „Star Trek: Der Film“ zu einem so schwer verdaulichen Brlocken gemacht hatten.

Gesamteindruck: 2/7


Das größte Abenteuer aller Zeiten?

Die Beziehung zwischen den Herren Shatner und Nimoy dürfte zu den merkwürdigsten in der Geschichte von Film und Fernsehen gehören: Grundsätzlich sollen die beiden zumeist wohl freundschaftlich miteinander umgegangen sein – mit dem Erfolg von „Raumschiff Enterprise“ (1966-1969) dürfte jedoch enormes Konkurrenzdenken Einzug gehalten haben. Das gipfelte darin, dass die Paramount Studios beiden vertraglich zusichern mussten, in allen Belangen mindestens „das Gleiche“ wie der jeweils Andere zu erhalten. Und das beschränkte sich nicht nur auf die Gage, sondern trieb teils sonderbare Blüten (gerüchteweise soll sogar auf die peinlich genaue Aufteilung von Screentime und Dialogzeilen geachtete worden ein, gern auch ohne Rücksicht auf dramaturgische Erfordernisse). So kam es dann auch dazu, dass Shatner nach zwei von Nimoy inszenierten „Star Trek“-Abenteuern 1989 selbst im Regiestuhl Platz nehmen und seine Ideen verwirklichen durfte. Andernfalls, so pfeifen es die Spatzen von den Dächern, hätte er sich nicht dazu überreden lassen, in „Star Trek IV“ überhaupt mitzuspielen…

Worum geht’s?
Die Crew der neu in Dienst gestellten „U.S.S. Enterprise“ (NCC 1701-A) genießt gerade ihren wohlverdienten Urlaub, als ein Notruf bei der Sternenflotte eingeht: Auf Nimbus III, einem Planeten in der neutralen Zone, ist es zu einer Geiselnahme gekommen. Die „Enterprise“ unter dem Kommando von Captain James T. Kirk soll die Situation klären. Dieser Versuch misslingt, die Aufständischen bekommen das Schiff unter ihre Kontrolle und steuern das Zentrum der Galaxis an. Dort, hinter einer vermeintlich undurchdringlichen Energiebarriere, soll das geheimnisvolle Sha-Ka-Ree liegen…

Ich nehme es mal vorweg: Vorliegender Film ist ein Werk mit vielen Schwächen. Als erste davon springt dem geneigten Fan natürlich der unpassende deutsche Titel ins Auge: Einerseits geht damit das Flair des Originals, das mit „The Final Frontier“ den Vorspann der klassischen Serie („Space… the final frontier“) aufgreift, verloren. Sinngemäß hätte es hier also entweder wörtlich „Die letzte Grenze“ oder aber so etwas wie „unendliche Weiten“ heißen müssen (letzteres ergibt freilich auch keinerlei Sinn, wäre aber passend zum deutschen Intro der Serie gewesen). Andererseits ist die „Übersetzung“ auch inhaltlich falsch: Die „Enterprise“ reist im Film ins Zentrum der Milchstraße, was so ziemlich das Gegenteil vom Rand des Universums ist. Eine Kleinigkeit? Mag sein, aber irgendwo auch symptomatisch für die Qualität von „Star Trek V“.

Viele Köche…

Eines sollte man zunächst klarstellen, weil man relativ häufig darüber stolpert: William Shatner ist meiner Ansicht nach keineswegs allein am inhaltlichen und finanziellen Fiasko von „Star Trek V“ schuld. Sein religionskritischer Ansatz wäre meines Erachtens sogar eine starke und zum Geist der Marke passende Idee gewesen (wobei ich nicht weiß, wie weit seine Entwürfe ausgearbeitet waren bzw. was er darin alles vorgesehen hatte). Letzten Endes fand jedoch ein Gutteil seiner Vorschläge wenig Anklang bei Paramount. Und nicht nur dort, Teile des Skripts wurden von „Star Trek“-Schöpfer Gene Roddenbery, der damals schwerpunktmäßig als Produzent der neuen Serie, „Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert“ („Star Trek: The Next Generation“), tätig war, abgelehnt. Aber auch Shatners Co-Stars Leonard Nimoy (Spock) und DeForest Kelley (Dr. McCoy) waren mit jenem Teil der Story nicht einverstanden, von dem sie eine Beschädigung ihrer Charaktere befürchteten. Das Ende vom Lied: Das Drehbuch wurde mehrfach und von verschiedenen Personen umgeschrieben und überarbeitet, was – im Gegensatz zu den Filmen davor – jedoch zu keinem sonderlich befriedigenden Ergebnis führte; das auch, weil Paramount aufs Tempo drückte und sich eine eigentlich dringend notwendige Feinabstimmung schlicht nicht mehr ausging.

Der immense Zeitdruck hatte auch auf einen anderen Aspekt des Films negativen Einfluss: Industrial Light & Magic, jene Firma, die bereits für die drei vorangegangenen „Star Trek“-Kinofilme die Effekte erstellt hatte, stand nicht zur Verfügung. Ein anderes Unternehmen (Associates and Ferren) wurde zwar gefunden, allerdings waren Budget und Zeit mittlerweile sehr knapp geworden. Zu allem Überfluss mischte sich Shatner bei den Effekten angeblich viel zu häufig in Details ein, was die Arbeit noch komplizierter und zeitraubender machte. Die Folge: „Star Trek V“ sieht optisch zum Teil minderwertiger aus als die 10 Jahre zuvor (!) erschienene Kinopremiere, die in dieser Hinsicht ebenfalls eine sehr wechselhafte Geschichte hat. Übrigens: Sollten die Sets der „Enterprise“ jemandem bekannt vorkommen, ist das kein Wunder – ein Gutteil davon wurde, um Kosten zu sparen, von „The Next Generation“ ausgeborgt. Das erklärt, warum die Gänge der zwei Raumschiffe, zwischen deren Einsatz im „Star Trek“-Kosmos über 80 Jahre liegen, sich so ähneln.

Was man in Hinblick auf die schwierige Genese des Films im Übrigen auch nicht unterschätzen sollte und was vermutlich sehr wohl dem Regisseur und Hauptdarsteller in Personalunion anzulasten ist: William Shatner hatte sich bereits zu Zeiten von „Raumschiff Enterprise“ den zweifelhaften Ruf erarbeitet, ein Egozentriker vor dem Herrn zu sein. Was von den Vorwürfen, die sich vor allem um Selbstüberschätzung und divenhaftes Verhalten drehen, wahr ist, kann und will ich nicht beurteilen; was jedenfalls gesichert scheint: Im Gegensatz zum amikalen und freundlichen Leonard Nimoy tat sich Shatner im Umgang mit Kolleg:innen und Filmcrew überaus schwer. Für einen Schauspieler mag das noch angehen, vor allem, wenn es einen Regisseur gibt, der mit diversen Anwandlungen umzugehen weiß. Spielt eine solch schillernde Persönlichkeit jedoch nicht nur die Hauptrolle, sondern hat, wie in vorliegendem Fall, auch hinter der Kamera das Sagen, mag das schon ein Puzzlestein sein, der zur fragwürdigen Qualität des Werkes beigetragen hat.

…viele Enttäuschungen.

Nach dieser langen Vorrede, die ich als notwendig erachte, um die Probleme von „Star Trek V“ zu begreifen, kommen wir nun endlich zum Inhalt. In seiner ursprünglichen Idee wollte William Shatner, die manipulativen Methoden von pseudo-religiösen (Fernseh-)Predigern und die Konsequenzen, die es haben kann, wenn man ihnen aufsitzt, aufzeigen. Grundsätzlich ein lobenswerter Ansatz, an der Umsetzung hapert es aber leider gewaltig. Das beginnt bereits bei der Besetzung: Dem üblichen Cast um Shatner, Nimoy und Kelley kann man kaum etwas vorwerfen, alle spielen ihre Rollen einmal mehr gewohnt solide. Wobei ich an dieser Stelle eines anmerken muss: Das Shatner gleich nach der Exposition dem Publikum weismachen möchte, ein sichtlich gealterter und zumindest leicht in die Breite gewachsener James T. Kirk wäre in der Lage, den berühmt-berüchtigten El Capitan im Yosemite-Nationalpark zu bezwingen, lässt für den Rest des Films nichts Gutes erwarten. Glücklicherweise bleibt es bei diesem Superhelden-Moment, davon abgesehen gibt es an der Darstellung der Helden wenig auszusetzen. Im Gegenteil, das Triumvirat, wie es mein liebster „Star Trek“-Podcast nennt, hat ein paar richtig gute, herzerwärmende Momente.

Was hingegen weniger passend ist: Der Antagonist, gespielt von Laurence Luckinbill. Ich möchte dem guten Mann, von dem ich vorher noch nie etwas gehört habe, nicht zu nahe treten – jenes Charisma, das die Handlung Sybok, so der Name der von ihm gespielten Figur, zuschreiben möchte, hat er jedoch bei weitem nicht. Schon als ich den Film in sehr jungen Jahren erstmals gesehen habe, wirkte Sybok auf mich nicht gefährlich und unberechenbar, sondern ganz nett, manchmal sogar trottelig-naiv. An diesem Eindruck hat sich bis heute nichts geändert, was für einen Antagonisten freilich ein vernichtendes Urteil ist. Erschwerend kommt der Hintergrund des Charakters hinzu: Es handelt sich dabei um den vorher und nachher nie wieder erwähnten Halbbruder eines gewissen vulkanischen Wissenschaftsoffiziers. Wer nun denkt, daraus würde sich eine Art Familien-Drama ergeben, wird bitter enttäuscht: Dass Spock und Sybok verwandt sind, spielt nach der zugegeben schockierenden Enthüllung keinerlei Rolle mehr. Das muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen: Man führt hier aus dem Nichts ein, dass eine der wichtigsten Figuren des gesamten Star Trek-Universums einen Bruder hat, der – warum auch immer – nie erwähnt wurde. Und macht daraus… absolut nichts! Ich kann das bis heute kaum glauben, ehrlich gesagt. Offen bleibt indes die Frage, ob der Wunschkandidat für diese Rolle, Sean Connery (an dem sich Luckinbill optisch stark orientiert haben dürfte), mehr daraus gemacht hätte.

Ein schwacher Antagonist ist natürlich eine denkbar schlechte Ausgangsbasis für einen Film wie diesen. Leider knarzt und kracht es auch anderweitig im Gebälk – und damit meine ich nicht die kaum funktionierende, neue „Enterprise“, die ihren Captain ärgert. Wobei man auch das, bei allem Unterhaltungswert, den es zweifelsohne hat, kritisieren könnte: Sowohl die Fehlfunktionen des Schiffes als auch das, was dann auf der Reise ins Unbekannte folgt, wirkt wie 1:1 aus „Star Trek: Der Film“ übernommen. Nur halt auf völlig andere Art, denn hier sorgt das kaputte Schiff für Spaß beim Publikum, während es 1979 noch für den Tod mehrere Besatzungsmitglieder verantwortlich war. Und die Reise an den Rand… pardon, ins Zentrum der Galaxis? Auch das ist ein echtes Mirakel: Zunächst schwadroniert man lang und breit über die Unmöglichkeit, durch die ominöse Energiebarriere zu kommen – nur um es dann ohne Probleme und in einer sehr knappen, optisch eher unbeholfenen Sequenz zu schaffen. Nicht falsch verstehen: Ich gehöre zu jenen, die den minutenlangen Flug in die Energiewolke aus „Star Trek: Der Film“ gerne im schnellen Vorlauf sehen. Das ändert aber nichts daran, dass man sich bei der entsprechenden Szene in „Star Trek V“ fragt, wozu Sybok überhaupt die „Enterprise“ kapern musste – so leicht scheint es zu sein, die letzte Grenze zu überwinden. Dass „Star Trek“ 1989 eigentlich längst so weit war, eine Distanz wie diejenige ins galaktische Zentrum realistisch zu sehen (d. h. die Reise dorthin geht grundsätzlich viel zu schnellt vonstatten, ohne dass das erklärt wird), lasse ich mal so stehen.

Probleme bis zum Schluss.

Abschließend noch zwei Punkte, die ich kurz ansprechen möchte: Jene Szene, in der Sybok zunächst McCoy, dann Spock vermeintlich „umdreht“, fand ich gut. Heute hätte man hier wohl die ursprüngliche Idee von Shatner aufgegriffen und Kirk wäre tatsächlich von seinen engsten Freunden verraten worden. Dass man 1989 in dieser Hinsicht noch anders tickte, würde ich Leonard Nimoy und DeForest Kelley, die für eine Änderung plädiert haben, nicht unbedingt vorwerfen wollen. Was mir hier aber dennoch fehlt: Was ist der geheime Schmerz von Kirk? Das erfahren wir leider nicht und ich frage mich, woran das liegt. Schade, hier hätte man dann doch ein paar neue Einblicke geben können; wobei man sagen muss, dass speziell das, was Spock seelisch mit sich herumschleppt, alles andere als überraschend kommt.

Und dann wäre da noch das Finale (nicht das eigentliche Finale im Yosemite-Park, sondern das, was man als Höhepunkt des Films bezeichnen könnte): Man dringt ins Zentrum der Galaxis vor, wo Sybok das Paradies vermutet. Wie er zu dieser Annahme gekommen ist, wird übrigens nie erklärt, aber was soll’s. Dort angekommen findet man… ja, was eigentlich? Gott? Natürlich nicht – es scheint vielmehr eines dieser vielen übermächtigen Wesen zu sein, denen wir in „Star Trek“ an fast jeder Ecke begegnen. Kann man freilich so machen, ausgelutscht war dieses Thema aber auch 1989 schon. Zumal ich es nochmal erwähnen muss: Wir haben es auch hier mit einer Prämisse zu tun, die der von „Star Trek: Der Film“ stark ähnelt: Dort war ein Wesen (V’Ger) auf der Suche nach seinem Schöpfer (den Menschen), hier sind es die Menschen (bzw. menschenähnlichen Außerirdischen), die ihren Schöpfer suchen. Beides geht nicht gut aus, was freilich auch nicht überraschen sollte.

Fazit: Sehr schwach.

Eigentlich hatte ich „Star Trek V“ in guter Erinnerung, denn als Kind hat mich durchaus beeindruckt, was es hier zu sehen gibt. Es könnte sogar sein, dass es sich hierbei um den ersten „Star Trek“ handelt, den ich nach „Der Film“ gesehen habe, was erklären könnte, warum ich er mir gefallen hat: Heller, lustiger, leichter, straffer – all das war für mein kindliches Ich einfacher zu fassen. Später konnte ich über den Humor immer noch ganz gut lachen, fand die Story aber ziemlich schwach. Und heute? Mittlerweile weiß ich, dass es viel, viel besser geht und schaffe es nicht mehr, über die deutlichen Mängel dieses zusammengeschusterten Werks hinwegzusehen.

„Am Rande des Universums“ ist für mein Dafürhalten in jeder Hinsicht einer der Tiefpunkte der „Star Trek“-Historie. Von den Kinofilmen mit der alten Crew ist es mit Abstand der Schwächste, die TNG-Mannschaft hatte zumindest zwei, eher drei stärkere Filmauftritte als diesen – und die jüngsten Abenteuer kann und darf man eigentlich nicht mehr mit dem alten Trek vergleichen. Sorry, Bill Shatner: Das war wirklich nix!

Gesamteindruck: 2/7


Originaltitel: Star Trek V: The Final Frontier.
Regie:
William Shatner
Drehbuch: William Shatner, David Loughery, Harve Bennett
Produktion: Harve Bennett
Jahr: 1989
Land: USA
Laufzeit: ca. 107 Minuten
Besetzung (Auswahl): William Shatner, Leonard Nimoy, DeForest Kelley, Laurence Luckinbill, James Doohan, Nichelle Nichols



FremdWelt: Die 5 BESTEN am DONNERSTAG

Seit langem freue ich mich jede Woche auf „Die 5 BESTEN am DONNERSTAG“ von Gina (Passion of Arts). Und natürlich auf die entsprechenden Beiträge auf Blogs, denen ich folge. Mit Anfang 2023 habe ich mich entschlossen, auch mitzumachen. Ob und wie regelmäßig ich es schaffe, wird sich weisen – ich bin jedenfalls wild entschlossen!


Die 5 BESTEN Serien zum Thema „Arbeit“

Neuer Donnerstag, neues Glück: Gina von Passion of Arts sucht wieder nach den 5 BESTEN – und wir bleiben bei den Serien. Diesmal geht es um das Thema „Arbeit“, was unweigerlich zur Frage nach der Definition des Begriffs in diesem Zusammenhang geht: Geht es um Serien, die sich um die Darstellung einer speziellen „Arbeit“ drehen? Oder um Serien, in denen schlicht und einfach gearbeitet wird, egal was? Ich habe keine Ahnung, was genau gemeint ist; das Schöne ist aber, dass Gina uns die Interpretation ohnehin selbst überlässt. Hier also die 5 Serien, die ich für mich identifiziert habe (wie üblich ohne Ranking), ganz unten noch 5 honorable mentions:

  • Stromberg (2004-2012)
  • Die Discounter (seit 2021)
  • The Witcher (seit 2019)
  • Nip/Tuck – Schönheit hat ihren Preis (2003-2010)
  • Malcolm mittendrin (2000-2006)

Stromberg (Deutschland, 2004-2012)

Es dürfte allgemein bekannt sein, dass „Stromberg“ auf der britischen Serie „The Office“ (von und mit u. a. Ricky Gervais) beruht. Damit ist die Serie rund um Christoph Maria Herbst als Titelfigur allerdings in guter Gesellschaft, denn es gibt eine Unzahl an Adaptionen und Variationen des Original – zum Teil deutlich langlebiger, als es „The Office“ mit seinen nur 29 Folgen war. Wieso ich hier trotzdem die „nachgemachte“ Variante wähle? Nun, ich halte „Stromberg“ tatsächlich für einen der seltenen Fälle, in denen das Cover das Original übertrifft, um es in der Musik-Sprache auszudrücken. Ich habe es bis heute nicht geschafft, einen Zugang zu „The Office“ zu finden, während ich „Stromberg“ von der ersten Sekunde an geliebt habe und tatsächlich denke, dass es sich dabei um eine der besten deutschen Serien überhaupt handelt.

Was das mit dem Thema „Arbeit“ zu tun hat: „Stromberg“ zeigt im dokumentarischen Stil den Alltag in der fiktiven Capitol Versicherung AG. Ein Kamerateam folgt dabei den Mitarbeitenden, vor allem aber dem zu Beginn als Abteilungsleiter der Schadensregulierung, Bereich M-Z auftretenden Bernd Stromberg auf Schritt und Tritt. Dabei werden teils freiwillig, teils unfreiwillig alle möglichen und unmöglichen Situationen. Dazwischen gibt es immer wieder „Interviews“ mit einzelnen Mitarbeiter:innen, die Bezug auf die Ereignisse nehmen. Klar, den eigenwilligen Mockumentary-Stil muss man mögen – wer damit umgehen kann, bekommt hier eine Serie, die es über 5 Staffeln und 46 Episoden verstanden hat, das Niveau (fast) durchgehen hoch zu halten. Praktisch alle Gags sitzen, das Timinig ist perfekt, die Figuren sind realistisch – kurz: Viel besser geht es meines Erachtens nicht.

„Stromberg“ habe ich bei Netflix gesehen. Aktuell sind dort alle 5 Staffeln in der Flatrate verfügbar. Eine Möglichkeit, die Serie ohne Abo zu sehen, gibt es z. B. auf myspass.de.


Die Discounter (Deutschland, seit 2021)

Dazu habe ich mich unlängst, als es um die 5 BESTEN Serien 2022 ging, schon geäußert: Im Prinzip wie „Stromberg“, nur halt auf ein jüngeres Publikum und modernere Sehgewohnheiten zugeschnitten. Und eben Discounter statt Versicherung. Gefällt mir ganz ausgezeichnet, aber auch hier gilt: Das Mockumentary-Format muss man mögen, mit derbem Humor muss man umgehen können (bei letzterem merkt man übrigens besonders deutlich, dass sich das Zielpublikum verändert hat), ansonsten wird man hiermit herzlich wenig anfangen können.

Was das mit dem Thema „Arbeit“ zu tun hat: Wir beobachten den Arbeitsalltag in einem kleinen, fiktiven Discounter in Hamburg. Wie beim Vorbild „The Office“ sehen wir die Mitarbeitenden in typischen Situationen. Der Vorteil dieses speziellen Settings: Ab und an (leider zu selten!) wird die Gelegenheit genutzt, auch Kund:innen einzubinden, was zu einer noch größeren Identifikationsmöglichkeit für das Publikum führt, weil ja jede:r schon einmal in einem solchen Laden war. Wenn es dem jungen Team in Zukunft noch gelingt, die Kamera etwas organischer in das Geschehen zu integrieren (man wundert sich in den Staffeln 1 & 2 immer mal wieder, warum das Filmteam eigentlich da ist), wäre ich sogar noch begeisterter!

„Die Discounter“ habe ich auf Amazon Prime Video gesehen. Aktuell sind zwei von zwei Staffeln in der Flatrate verfügbar.


The Witcher (USA, Polen, seit 2019)

„The Witcher“ basiert auf der Geralt-Saga des polnischen Schriftstellers Andrzej Sapkowski. Im Wesentlichen verfolgen wir in der Serie die Abenteuer von Geralt von Riva, der es sich als Hexer zur Aufgabe gemacht hat, gegen Geld auf Monsterjagd zu gehen. Das ist allerdings nur ein Aspekt der Reihe – in Wirklichkeit geht es meist um moralische Probleme, die sich für die Hauptfigur aus ihrer Arbeit ergeben.

Was das mit dem Thema „Arbeit“ zu tun hat: Bei der Erfindung des Hexers Geralt von Riva hatte Andrzej Sapkowski eine interessante Idee: Die klassische Fantasy-Welt ist ja immer von Monstern unterschiedlicher Quantität und Qualität bevölkert. Die Rettung von Jungfrauen vor einem Drachen, die Befreiung eines Dorfes von einer Goblin-Plage, die Erlösung eines Händlers von einem Fluch – in vielen Büchern und Serien werden solche Aufgaben im Rahmen einer Heldenreise von ganz normalen, anfangs häufig ungeeignet scheinenden, Typen erledigt. Sapkowski war und ist der Ansicht, dass es in derart gefährlichen Welten eigentlich Spezialisten geben müsse, die sich um diese Art von Problem kümmern und es nicht sein könne, dass dafür der sprichwörtliche Bauernjunge von heute auf morgen zum unbesiegbaren Kämpfer werden müsse. Ergo: Es ist die Arbeit eines Hexers, für Ordnung und Sicherheit zu sorgen – und die erfüllt Geralt, zwar nicht immer gern und auch nicht ganz freiwillig, aber es ist nun mal sein Job. Und wenn dabei eine über weite Strecken spannende Serie wie „The Witcher“ entsteht: Umso besser!

„The Witcher“ habe ich bei Netflix gesehen. Aktuell sind dort Staffel 1 & 2 in der Flatrate verfügbar.


Nip/Tuck (USA, 2003-2010)

Neben Anwält:innen und Ermittler:innen sind Ärzt:innen wahrscheinlich eine der am häufigsten in Serien dargestellten Berufsgruppen überhaupt. Meist geht es dabei aber um „normale“ Krankenhäuser, die sich aufgrund einer Vielzahl an möglichen Figuren besonders für große und kleine Dramen eignen. „Nip/Tuck“ geht einen anderen Weg und zeigt ein Ärzte-Duo in einem Bereich, der ethisch zumindest in Teilen durchaus diskussionswürdig ist: Schönheitschirurgie. Klar ist die Serie – vor allem in späteren Staffeln – sehr „drüber“, dennoch muss ich zugeben, dass ich sie sehr gerne gesehen habe. Ganz im Gegensatz zu den klassischen („Trapper John, M.D.“) oder modernen („Grey’s Anatomy“) Krankenhausserien. Mit Ausnahme von „Scrubs – Die Anfänger, die ich auch statt „Nip/Tuck“ hier hätte platzieren können.

Was das mit dem Thema „Arbeit“ zu tun hat: Diese Serie mag fiktiv sein, sie bietet aber dennoch einen Einblick in einen medizinischen Bereich, der etwas überaus Spezielles hat. Alles was in „Nip/Tuck“ dargestellt wird, mag dabei wahnsinnig überspitzt und zum Teil nachgerade absurd sein – und doch kann man sich des Gefühls nicht erwehren, die Arbeit der Beauty-Docs in den USA würde so oder so ähnlich ablaufen. Und ich glaube, dass das, was wir in der Serie sehen, in manchen Bereichen durchaus realistisch ist. Vor allem aber ist „Nip/Tuck“ eine Abrechnung mit einer Branche, die sehr viel Kapital aus dem (vermeintlichen) Unglück anderer Leute schlägt. Die Mechanismen, die dahinter stecken, sind ein zentraler Aspekt und lassen diese Form von Arbeit in einem ganz anderen, oft ungünstigen, Licht erscheinen. Übrigens scheint mir, dass „Nip/Tuck“ heute, 2023, nochmal aktueller ist, als speziell zum Serienstart 2003.

„Nip/Tuck – Schönheit hat ihren Preis“ habe ich auf DVD gesehen. Andere Möglichkeiten die Serie zu sehen, findet ihr hier.


Malcolm mittendrin (USA, 2000-2006)

Es gibt ja diverse Sitcoms, die die typische Arbeiterschicht in den USA repräsentieren und/oder persiflieren. Hier eine Auswahl zu treffen war recht schwierig – neben „Malcolm mittendrin“ hätten z. B. „King of Queens“, „Eine schrecklich nette Familie“ oder auch „Die Simpons“ perfekt gepasst. Letztlich habe ich mich für „Malcolm“ entschieden, weil man sich damit in der heutigen Zeit und hier in Europa wohl am besten und realistischsten identifizieren kann. Und weil ich die Serie immer noch lustig finde, auch wenn ich es sehr bedaure, wie totgespielt sie mittlerweile wurde.

Was das mit dem Thema „Arbeit“ zu tun hat: Im Gegensatz zu allen anderen von mir genannten Serien geht es in „Malcolm mittendrin“ nicht – oder nur ganz am Rande – um eine spezifische Arbeit oder ein Berufsbild. Wir begleiten hier eine durchschnittliche, eher am Rande zur Armut stehende US-Familie in ihrem Alltag. Die Verbindung zur Arbeit ergibt sich hier eher daraus, wie schwierig es ist, auch mit zwei Gehältern überhaupt über die Runden zu kommen. All das ist freilich völlig überzogen und sehr humorvoll präsentiert – im Kern ist das Thema aber durchaus ernst und auch für Europa heute aktueller denn je.

„Malcolm mittendrin“ habe ich tatsächlich im linearen Fernsehen gesehen. Aktuelle Möglichkeiten, die Serie zu streamen, findet ihr hier.


Honorable Mentions: