Seit langem freue ich mich jede Woche auf „Die 5 BESTEN am DONNERSTAG“ von Gina (Passion of Arts). Und natürlich auf die entsprechenden Beiträge auf Blogs, denen ich folge. Mit Anfang 2023 habe ich mich entschlossen, auch mitzumachen. Ob und wie regelmäßig ich es schaffe, wird sich weisen – ich bin jedenfalls wild entschlossen!
Die 5 BESTEN Serien zum Thema „Arbeit“
Neuer Donnerstag, neues Glück: Gina von Passion of Arts sucht wieder nach den 5 BESTEN – und wir bleiben bei den Serien. Diesmal geht es um das Thema „Arbeit“, was unweigerlich zur Frage nach der Definition des Begriffs in diesem Zusammenhang geht: Geht es um Serien, die sich um die Darstellung einer speziellen „Arbeit“ drehen? Oder um Serien, in denen schlicht und einfach gearbeitet wird, egal was? Ich habe keine Ahnung, was genau gemeint ist; das Schöne ist aber, dass Gina uns die Interpretation ohnehin selbst überlässt. Hier also die 5 Serien, die ich für mich identifiziert habe (wie üblich ohne Ranking), ganz unten noch 5 honorable mentions:
- Stromberg (2004-2012)
- Die Discounter (seit 2021)
- The Witcher (seit 2019)
- Nip/Tuck – Schönheit hat ihren Preis (2003-2010)
- Malcolm mittendrin (2000-2006)
Stromberg (Deutschland, 2004-2012)
Es dürfte allgemein bekannt sein, dass „Stromberg“ auf der britischen Serie „The Office“ (von und mit u. a. Ricky Gervais) beruht. Damit ist die Serie rund um Christoph Maria Herbst als Titelfigur allerdings in guter Gesellschaft, denn es gibt eine Unzahl an Adaptionen und Variationen des Original – zum Teil deutlich langlebiger, als es „The Office“ mit seinen nur 29 Folgen war. Wieso ich hier trotzdem die „nachgemachte“ Variante wähle? Nun, ich halte „Stromberg“ tatsächlich für einen der seltenen Fälle, in denen das Cover das Original übertrifft, um es in der Musik-Sprache auszudrücken. Ich habe es bis heute nicht geschafft, einen Zugang zu „The Office“ zu finden, während ich „Stromberg“ von der ersten Sekunde an geliebt habe und tatsächlich denke, dass es sich dabei um eine der besten deutschen Serien überhaupt handelt.
Was das mit dem Thema „Arbeit“ zu tun hat: „Stromberg“ zeigt im dokumentarischen Stil den Alltag in der fiktiven Capitol Versicherung AG. Ein Kamerateam folgt dabei den Mitarbeitenden, vor allem aber dem zu Beginn als Abteilungsleiter der Schadensregulierung, Bereich M-Z auftretenden Bernd Stromberg auf Schritt und Tritt. Dabei werden teils freiwillig, teils unfreiwillig alle möglichen und unmöglichen Situationen. Dazwischen gibt es immer wieder „Interviews“ mit einzelnen Mitarbeiter:innen, die Bezug auf die Ereignisse nehmen. Klar, den eigenwilligen Mockumentary-Stil muss man mögen – wer damit umgehen kann, bekommt hier eine Serie, die es über 5 Staffeln und 46 Episoden verstanden hat, das Niveau (fast) durchgehen hoch zu halten. Praktisch alle Gags sitzen, das Timinig ist perfekt, die Figuren sind realistisch – kurz: Viel besser geht es meines Erachtens nicht.
„Stromberg“ habe ich bei Netflix gesehen. Aktuell sind dort alle 5 Staffeln in der Flatrate verfügbar. Eine Möglichkeit, die Serie ohne Abo zu sehen, gibt es z. B. auf myspass.de.
Die Discounter (Deutschland, seit 2021)
Dazu habe ich mich unlängst, als es um die 5 BESTEN Serien 2022 ging, schon geäußert: Im Prinzip wie „Stromberg“, nur halt auf ein jüngeres Publikum und modernere Sehgewohnheiten zugeschnitten. Und eben Discounter statt Versicherung. Gefällt mir ganz ausgezeichnet, aber auch hier gilt: Das Mockumentary-Format muss man mögen, mit derbem Humor muss man umgehen können (bei letzterem merkt man übrigens besonders deutlich, dass sich das Zielpublikum verändert hat), ansonsten wird man hiermit herzlich wenig anfangen können.
Was das mit dem Thema „Arbeit“ zu tun hat: Wir beobachten den Arbeitsalltag in einem kleinen, fiktiven Discounter in Hamburg. Wie beim Vorbild „The Office“ sehen wir die Mitarbeitenden in typischen Situationen. Der Vorteil dieses speziellen Settings: Ab und an (leider zu selten!) wird die Gelegenheit genutzt, auch Kund:innen einzubinden, was zu einer noch größeren Identifikationsmöglichkeit für das Publikum führt, weil ja jede:r schon einmal in einem solchen Laden war. Wenn es dem jungen Team in Zukunft noch gelingt, die Kamera etwas organischer in das Geschehen zu integrieren (man wundert sich in den Staffeln 1 & 2 immer mal wieder, warum das Filmteam eigentlich da ist), wäre ich sogar noch begeisterter!
„Die Discounter“ habe ich auf Amazon Prime Video gesehen. Aktuell sind zwei von zwei Staffeln in der Flatrate verfügbar.
The Witcher (USA, Polen, seit 2019)
„The Witcher“ basiert auf der Geralt-Saga des polnischen Schriftstellers Andrzej Sapkowski. Im Wesentlichen verfolgen wir in der Serie die Abenteuer von Geralt von Riva, der es sich als Hexer zur Aufgabe gemacht hat, gegen Geld auf Monsterjagd zu gehen. Das ist allerdings nur ein Aspekt der Reihe – in Wirklichkeit geht es meist um moralische Probleme, die sich für die Hauptfigur aus ihrer Arbeit ergeben.
Was das mit dem Thema „Arbeit“ zu tun hat: Bei der Erfindung des Hexers Geralt von Riva hatte Andrzej Sapkowski eine interessante Idee: Die klassische Fantasy-Welt ist ja immer von Monstern unterschiedlicher Quantität und Qualität bevölkert. Die Rettung von Jungfrauen vor einem Drachen, die Befreiung eines Dorfes von einer Goblin-Plage, die Erlösung eines Händlers von einem Fluch – in vielen Büchern und Serien werden solche Aufgaben im Rahmen einer Heldenreise von ganz normalen, anfangs häufig ungeeignet scheinenden, Typen erledigt. Sapkowski war und ist der Ansicht, dass es in derart gefährlichen Welten eigentlich Spezialisten geben müsse, die sich um diese Art von Problem kümmern und es nicht sein könne, dass dafür der sprichwörtliche Bauernjunge von heute auf morgen zum unbesiegbaren Kämpfer werden müsse. Ergo: Es ist die Arbeit eines Hexers, für Ordnung und Sicherheit zu sorgen – und die erfüllt Geralt, zwar nicht immer gern und auch nicht ganz freiwillig, aber es ist nun mal sein Job. Und wenn dabei eine über weite Strecken spannende Serie wie „The Witcher“ entsteht: Umso besser!
„The Witcher“ habe ich bei Netflix gesehen. Aktuell sind dort Staffel 1 & 2 in der Flatrate verfügbar.
Nip/Tuck (USA, 2003-2010)
Neben Anwält:innen und Ermittler:innen sind Ärzt:innen wahrscheinlich eine der am häufigsten in Serien dargestellten Berufsgruppen überhaupt. Meist geht es dabei aber um „normale“ Krankenhäuser, die sich aufgrund einer Vielzahl an möglichen Figuren besonders für große und kleine Dramen eignen. „Nip/Tuck“ geht einen anderen Weg und zeigt ein Ärzte-Duo in einem Bereich, der ethisch zumindest in Teilen durchaus diskussionswürdig ist: Schönheitschirurgie. Klar ist die Serie – vor allem in späteren Staffeln – sehr „drüber“, dennoch muss ich zugeben, dass ich sie sehr gerne gesehen habe. Ganz im Gegensatz zu den klassischen („Trapper John, M.D.“) oder modernen („Grey’s Anatomy“) Krankenhausserien. Mit Ausnahme von „Scrubs – Die Anfänger„, die ich auch statt „Nip/Tuck“ hier hätte platzieren können.
Was das mit dem Thema „Arbeit“ zu tun hat: Diese Serie mag fiktiv sein, sie bietet aber dennoch einen Einblick in einen medizinischen Bereich, der etwas überaus Spezielles hat. Alles was in „Nip/Tuck“ dargestellt wird, mag dabei wahnsinnig überspitzt und zum Teil nachgerade absurd sein – und doch kann man sich des Gefühls nicht erwehren, die Arbeit der Beauty-Docs in den USA würde so oder so ähnlich ablaufen. Und ich glaube, dass das, was wir in der Serie sehen, in manchen Bereichen durchaus realistisch ist. Vor allem aber ist „Nip/Tuck“ eine Abrechnung mit einer Branche, die sehr viel Kapital aus dem (vermeintlichen) Unglück anderer Leute schlägt. Die Mechanismen, die dahinter stecken, sind ein zentraler Aspekt und lassen diese Form von Arbeit in einem ganz anderen, oft ungünstigen, Licht erscheinen. Übrigens scheint mir, dass „Nip/Tuck“ heute, 2023, nochmal aktueller ist, als speziell zum Serienstart 2003.
„Nip/Tuck – Schönheit hat ihren Preis“ habe ich auf DVD gesehen. Andere Möglichkeiten die Serie zu sehen, findet ihr hier.
Malcolm mittendrin (USA, 2000-2006)
Es gibt ja diverse Sitcoms, die die typische Arbeiterschicht in den USA repräsentieren und/oder persiflieren. Hier eine Auswahl zu treffen war recht schwierig – neben „Malcolm mittendrin“ hätten z. B. „King of Queens“, „Eine schrecklich nette Familie“ oder auch „Die Simpons“ perfekt gepasst. Letztlich habe ich mich für „Malcolm“ entschieden, weil man sich damit in der heutigen Zeit und hier in Europa wohl am besten und realistischsten identifizieren kann. Und weil ich die Serie immer noch lustig finde, auch wenn ich es sehr bedaure, wie totgespielt sie mittlerweile wurde.
Was das mit dem Thema „Arbeit“ zu tun hat: Im Gegensatz zu allen anderen von mir genannten Serien geht es in „Malcolm mittendrin“ nicht – oder nur ganz am Rande – um eine spezifische Arbeit oder ein Berufsbild. Wir begleiten hier eine durchschnittliche, eher am Rande zur Armut stehende US-Familie in ihrem Alltag. Die Verbindung zur Arbeit ergibt sich hier eher daraus, wie schwierig es ist, auch mit zwei Gehältern überhaupt über die Runden zu kommen. All das ist freilich völlig überzogen und sehr humorvoll präsentiert – im Kern ist das Thema aber durchaus ernst und auch für Europa heute aktueller denn je.
„Malcolm mittendrin“ habe ich tatsächlich im linearen Fernsehen gesehen. Aktuelle Möglichkeiten, die Serie zu streamen, findet ihr hier.
Honorable Mentions:
- Die Straßen von San Francisco (USA, 1972-1977): Arbeit der Mordkommission in San Francisco
- Criminal Minds (USA, seit 2005): Arbeit von Profilern beim FBI
- Ein echter Wiener geht nicht unter (Österreich, 1975-1979): Portrait einer österreichischen Arbeiter-Familie
- Eine schrecklich nette Familie (USA, 1987-1997): Satirisch-derbes Portrait einer Familie aus der US-Arbeiterklasse
- Star Trek: Lower Decks (USA, seit 2020): Die Arbeit junger Sternenflotten-Offiziere, die keinen Job auf der Brücke haben