SpielWelt: Fallout Shelter

„Fallout“ ist in der Welt der Computerspiele ein Name mit langer Tradition. Es ist also kein Wunder, dass es diese Spieleserie auch auf das Smartphone geschafft hat. Viel hat „Fallout Shelter“ zwar nicht mit seinen großen Brüdern auf PC und Konsole gemein, ein netter Zeitvertreib ist der Bunkerbau aber allemal. Leider wird das Vergnügen durch irrsinnigen Akkuverbrauch und lange Ladezeiten deutlich geschmälert. Erhältlich ist das Spiel für Android, iOS und Windows.

Gesamteindruck: 5/7


Die Vault in der Hosentasche.

In „Fallout Shelter“ übernimmt der Spieler eine Rolle, die er in diversen Serienteilen eigentlich zu hassen gelernt hat: Als Aufseher leitet man eine Vault, eine große, unterirdische Bunkeranlage, die die ausgewählte Menschen vor dem nuklearen Fallout schützen soll. Das Spiel beginnt mit dem Aufbau des heimischen Bunkers, der verschiedene Räume (z. B. Wasseraufbereitung, Kraftwerk usw.) benötigt und mit Fortdauer des Spiels immer mehr Stockwerke in die Tiefe reicht. Ein kleiner Grundstock an Bewohnern, die notwendige Arbeiten verrichten, ist anfangs vorhanden. Um zusätzliche Räume freizuschalten und zu bemannen, braucht es allerdings weitere Vault-Dweller, die man auf verschiedene Weise rekrutieren kann (darunter natürliche Vermehrung im dafür vorgesehenen Raum oder das Anlocken über ein Radiosignal).

Während man am Anfang genug damit zu tun hat, seine Heimat auszubauen und die Ressourcen zu verwalten (was komplexer klingt, als es in Wahrheit ist), verkommen die Standard-Aufgaben nach einiger Spielzeit und mit einer gewissen Vault-Größe zur Routine. Langweilig wird es dennoch nicht so schnell. Zunächst gibt es immer wieder Zufallsereignisse, die die Aufmerksamkeit des Spielers fordern – so kann in einem Raum plötzlich ein Feuer ausbrechen, der Befall durch Ungeziefer drohen oder eine Bande von Raidern versuchen, alle Bewohner zu massakrieren. Wer dann nicht schnell Bewohner schickt, um die Gefahr zu beseitigen, wird mit Verlusten (an Ressourcen aber auch an Menschenleben) bestraft. Übrigens können Bewohner gegen die Spielwährung Kronkorken wiederbelebt werden (allerdings nicht auf der höchsten Schwierigkeitsstufe).

Aber auch außerhalb des Bunkers gibt es einiges zu erleben. In der Ursprungsversion des Spiels war das noch nicht so, weshalb auch relativ bald Eintönigkeit aufkam. Mittlerweile kann man die Bewohner nicht mehr nur auf automatisierte Ödland-Expeditionen schicken, von denen sie hoffentlich mit reicher Beute zurückkehren, sondern auch Teams auf Quests schicken. Natürlich ist auch das eher rudimentär gehalten (im großen und ganzen sind einfach alle Gegner am Zielort umzubringen, gelegentliche Variationen mit mehr oder weniger unblutigen Lösungen gibt es aber auch), es sorgt jedoch tatsächlich für einen Motivationsschub und macht „Fallout Shelter“ spürbar langzeittauglicher.

A pro pos Langzeittauglichkeit: Ein großer, wenn nicht der größte Vorteil des Spieles ist, dass Bethesda dafür gesorgt hat, dass man eigentlich kein Realgeld braucht. Man könnte zwar theoretisch in „Lunchpakete“ (beinhalten oft Haustiere, seltene Gegenstände oder mächtige Bewohner) oder „Nuka Cola Quantum“ (beschleunigt verschiedene Aufgaben) investieren – das ist meines Erachtens aber überhaupt nicht notwendig. Noch dazu, weil man auch ohne zu zahlen immer mal wieder etwas davon findet.

So weit ist also alles gut und man könnte das Spiel uneingeschränkt empfehlen. Allerdings muss man auch mit zwei gravierenden Spielspaß-Bremsen leben: Erstens sind die Ladezeiten nicht von schlechten Eltern – es kann gut und gern zwei oder drei Minuten dauern, bis man ein Gebäude, in dem eine Aufgabe wartet, betreten kann. Und auch der Spielstart selbst gestaltet sich mitunter langwierig, besonders wenn der eigene Bunker schon sehr groß ist. Letzteres ist vermutlich auch für das zweite große Ärgernis verantwortlich: Tritt in einer großen Vault mit vielen Bewohnern ein Zufallsereignis auf, ist es aufgrund von Rucklern und Aussetzern schwierig bis unmöglich, rechtzeitig Bewohner an den Ort des Geschehens zu ziehen. Da kann es dann schonmal vorkommen, dass sich eine eigentlich schnell und einfach lösbare Maulwurfsratten-Plage über die ganze Vault verbreitet, bevor man ihr Einhalt gebieten kann. All das geht im Übrigen mit einem sagenhaften Akku-Verbrauch einher, was man auch nicht unterschätzen sollte, wenn man „Fallout Shelter“ unterwegs spielen möchte – kann gut sein, dass dann kein Saft zum Telefonieren mehr vorhanden ist.

Fazit: „Fallout Shelter“ hat mit seinen großen PC- und Konsolen-Brüdern das Spielprinzip zwar nicht gemein. Aber es wurden diverse Bezeichnungen, Gegenstände und einige Grafiken (z. B. das App-Icon) übernommen. Es ist also nicht von der Hand zu weisen, dass sich auch auf dem Smartphone ein gewisses „Fallout“-Feeling einstellt. Allein, dass die optimale Zuordnung der Bewohner zu ihren Arbeitsräumen über deren „S.P.E.C.I.A.L.“-Attribute erfolgt, die auch gesteigert werden können, sorgt für angenehme Assoziationen. Und so fügt sich „Fallout Shelter“ erstaunlich gut in die Historie der Serie ein, auch wenn man zu keinem Zeitpunkt so etwas wie richtige Spieltiefe erwarten darf.

Gesamteindruck: 5/7screenshot_2016-11-08-17-02-04


Genre: Aufbauspiel/Simulation
Entwickler: Bethesda Game Studios
Jahr: 2015
Gespielt auf: Samsung Galaxy S4 Mini // Android