FilmWelt: The Host

Dass Bong Joon-ho ein Könner ist, hat sich längst auch beim westlichen Publikum herumgesprochen. Vor allem seit seiner Comic-Verfilmung „Snowpiercer“ (2013), spätestens aber seit dem mit Awards bis hin zum Oscar überschütteten „Parasite“ (2019), wird der Mann aus Südkorea auch in unseren Breiten als Ausnahmetalent gefeiert. „The Host“ (2006) ist hingegen eines seiner Frühwerke und gilt hierzulande wohl eher als Kuriosum (wenn man denn überhaupt schon einmal davon gehört hat).

Gesamteindruck: 5/7


(Nicht nur) Ein Monsterfilm.

In der Heimat des Regisseurs sieht die Sache freilich anders aus: „The Host“ (oder „Gwoemul„, also „Monster“, wie der Titel im Original lautet) war in Südkorea seinerzeit der besucherstärkste Film überhaupt und liegt in jener Rangliste bis heute (September 2022) auf einem respektablen sechsten Platz. Übrigens weit vor bei uns deutlich bekannteren Streifen wie „Train to Busan“ (2016, Rang 15) oder „Parasite“ (gar nur Rang 19). Wieviel solche Listen über die Qualität aussagen, sei dahingestellt – interessant ist aber allemal, dass dort ein mittlerweile 16 Jahre alter Film vor vielen weit aktuelleren (und inhaltlich vermeintlich ernsthafteren) Werken liegt.

Worum geht’s?
Jahre, nachdem ein südkoreanischer Arzt auf Befehl seines amerikanischen Vorgesetzten Gift in einem Fluss entsorgt hat, kommt es in Seoul zur Katastrophe: Ein augenscheinlich mutiertes Monster steigt aus der Kanalisation empor und greift wahllos Menschen an. Manche werden sofort getötet, andere verschleppt – so auch die junge Hyun-seo. Die Regierung ist mit der Situation völlig überfordert, sodass sich die zerstrittene Familie des Mädchens schließlich selbst auf die Suche macht. Dabei stellt sich heraus, dass die Kreatur nicht die einzige Gefahr ist, die auf die Helden wider Willen wartet…

Ich gebe es zu: Ich habe wenig Ahnung von der fernöstlichen Filmkultur. Mit den japanischen Kaijū-Klassikern wie „Godzilla“ bin ich noch gut vertraut, danach wird die Suppe jedoch dünn. Schon die bei Vielen sehr beliebten Martial-Arts-Streifen waren mir meistens zu abgefahren und haben mich eher davon abgehalten, mich weiter mit Produktionen aus jenem Teil der Welt auseinanderzusetzen. Erst in jüngerer Vergangenheit habe ich erneut versucht, einen Zugang zum asiatischen Film zu finden – und siehe da: Gerade Südkorea hat eine Menge zu bieten, das deutlich hochwertiger ist, als ich es mir jemals erwartet hätte (als weiteres Beispiel sei neben genannten Werken die ausgefallene Zombie-Geschichte „#amLeben“, 2020, genannt).

Einstiegshürden.

Zwei Einstiegshürden, die meiner Erfahrung nach umso höher sind, je älter der Film ist, müssen vom westlichen Publikum meist überwunden werden: Effekte und Schauspielkunst, die sich jeweils stark von dem unterscheiden, was Hollywood-geprägte Zuschauer:innen gewohnt sind. Beginnen wir mit der Optik: Die Special Effects wirken im Vergleich zu amerikanischen und europäischen Blockbustern deutlich weniger realistisch und haben eher die Anmutung von dem, was wir hierzulande aus B- und C-Movies kennen. Vor allem gilt das für computergeneriertes Material, das wie bei den teuersten US-Produktionen nie mit praktischen Effekten mithalten kann. Im Falle von „The Host“ ist das besonders auffällig, heißt: Man sieht leider sehr deutlich, dass z. B. das Monster aus dem Computer stammt. Nun darf man in diesem Zusammenhang aber auch nicht vergessen, dass das, was bei uns als „schlechter Effekt“ gilt, zumindest in Japan durchaus als Teil der Filmkultur gesehen wird (ich erinnere erneut an „Godzilla„) und einen wichtigen Teil des Charmes dieser Produktionen darstellt. Ob das in Südkorea auch so ist, weiß ich nicht; Fakt ist jedenfalls, dass es eine Weile dauert, bis sich das Auge an das eigenwillige Design der Kreatur gewöhnt hat. Dass das hier dennoch relativ schnell passiert, hat damit zu tun, dass der Film inhaltlich sehr stark ist.

Die zweite Hürde ist etwas schwieriger zu beschreiben (und eventuell auch schwerer zu überspringen): Das Schauspiel der Darsteller:innen und, auch nicht zu unterschätzen, die Synchronisation, sind ganz anders, als man es von westlichen Werken kennt. Und hier muss man nun aufpassen, weil ich ganz und gar nicht sicher bin, ob „The Host“ absichtlich Klischees bedient – oder vielleicht doch „ganz normal“ (für eine koreanische Produktion) gespielt ist. Ist ersteres der Fall, würde ich sagen: Mission erfüllt, zumindest auf westliche Augen wirkt das, was die Damen und Herren auf dem Bildschirm veranstalten, teilweise reichlich übertrieben bis hin zur Parodie. Wäre interessant, ob das Kenner:innen der koreanischen Kultur auch so sehen; ich selbst habe einfach viel zu wenig Einblick, um das auch nur halbwegs einschätzen zu können.

Unterm Strich spielt es aber gar keine so große Rolle, ob „The Host“ freiwillig oder unfreiwillig übertrieben bis hin zum Komischen ist: Der Film entwickelt nach einer kurzen Eingewöhnungsphase seinen ganz eigenen Charme und man hat nach einigen Minuten das Gefühl, dass alles genauso ist, wie es sein muss. Was die oben kurz erwähnte Synchro betrifft, gibt es das übliche Problem: Koreanisch unterscheidet sich massiv von Englisch, Deutsch und anderen europäischen Sprachen. Dadurch merkt man deutlich stärker, dass hier synchronisiert wurde, allein schon weil Gestik und Mimik relativ oft nicht zum Gesagten passen. Freilich gewöhnt man sich auch daran, allerdings ist mir das deutlich schwerer gefallen als die Überwindung der weiter oben angesprochenen Hürden.

Eine unterhaltsame Parabel.

Ich habe etwas weiter oben ja schon unser aller Lieblingsmonster Godzilla erwähnt. „The Host“ steht meines Erachtens ganz stark in der Tradition des japanischen Giganten: Hüben wie drüben wird die Parabel eines Monsters genutzt, um auf gravierende Missstände hinzuweisen. Die Folgen der Umweltverschmutzung sind in der südkoreanischen Produktion genauso Thema wie die Unfähigkeit der Regierung, mit einer akuten Krisensituation umzugehen. Vor allem die Hilflosigkeit der Behörden, die überhaupt nicht wissen, wie ihnen geschieht und das an den panischen Menschen auslassen, ist in „The Host“ meiner Ansicht nach sehr gut dargestellt. Interessant auch, dass die Versuche der Verantwortlichen, die Situation zu vertuschen und dabei auch über Leichen zu gehen – etwas, das in solchen Filmen zum guten Ton gehört – hier trotz massiver Überzeichnung keineswegs aufgesetzt, sondern sehr organisch wirkt.

Von diesen klassischen Themen abgesehen, beschäftigt sich „The Host“ auch mit eher Ungewöhnlichem: Der Film ist eine Abrechnung mit der brutalen Leistungsgesellschaft und streift auch Motive des Familiendramas. Denn wir beobachten hier nicht vorwiegend das Schicksal der Massen, die in Seoul in Panik geraten, sondern sehen die verzweifelten Versuche einer Familie, einem ihrer Mitglieder zu helfen. Das allein ist schon dramatisch, hinzu kommt aber, dass die Protagonisten selbst alles andere als frei von Fehl und Tadel sind. Dass sie sich beim Versuch, eine der ihren zu retten, einigermaßen zusammenraufen, mag wie ein Klischee klingen, wird aber in diesem Fall ebenfalls sehr glaubwürdig dargestellt.

Alles in allem finde ich nicht viel an „The Host“ auszusetzen. Klar, den ganz großen Tiefgang gibt es hier nicht, dennoch ist der Film erstaunlich abwechslungsreich und streift deutlich mehr Themen, als man vermuten möchte. Die Story wirkt auf den ersten Blick etwas generisch, ist aber spannend erzählt und auch die Inszenierung stimmt; sogar die eine oder andere Überraschung findet man. Die eigenwillige Optik würde ich nach kurzer Eingewöhnungsphase durchaus als charmantes Alleinstellungsmerkmal verbuchen. Damit steht einer unverhofft hohen Wertung und dem Prädikat unterhaltsam wenig entgegen – wer mit asiatischem Monster-Horror, der aber eigentlich ein für Bong Joon-ho fast schon typischer Genre-Mix ist, grundsätzlich etwas anfangen kann, sollte unbedingt einen Blick riskieren.

Gesamteindruck: 5/7


Originaltitel: 괴물 (Gwoemul).
Regie: Bong Joon-ho
Drehbuch: Bong Joon-ho, Baek Chul-hyun, Ha Won-jun
Jahr: 2006
Land: Südkorea
Laufzeit: ca. 120 Minuten
Besetzung (Auswahl): Song Kang-ho, Byeon Hee-bong, Park Hae-il, Bae Doo-na, Ko Ah-sung



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FilmWelt: Shin Godzilla

Kaijū-Filmen liegt – zumindest auf den ersten Blick – immer eine ähnliche Prämisse zugrunde: Ein gigantisches Ungeheuer bringt Tod und Zerstörung über die Menschheit. Die Verwüstungen werden dabei höchst spektakulär dargestellt, was in der Regel auch den hauptsächlichen Unterhaltungswert ausmacht. Man sollte aber eines nicht vergessen: Bereits der originale „Godzilla“ (1954) hatte einen deutlich ernsteren Hintergrund (die atomare Bedrohungslage) als im Westen wahrgenommen. Und so ist es auch mit „Shin Godzilla“ (2016), dem ersten japanischen Godzilla-Streifen nach über 10 Jahren, der seinerseits Bezug auf aktuelle Ereignisse nimmt.

Gesamteindruck: 6/7


Monströse Katastrophe.

„Shin Godzilla“ (dt. etwa „Neuer Godzilla“) wird häufig als Allegorie auf die Nuklearkatastrophe von Fukushima (2011) gesehen. Damals hatte ein Seebeben einen verheerenden Tsunami ausgelöst, der rund 20.000 Menschen das Leben gekostet hat. Zu allem Überfluss wurde ein Kernkraftwerk in der Präfektur Fukushima schwer beschädigt, eine Kernschmelze war die Folge. Tausende mussten ihre Häuser verlassen, ob und wann sie zurückkehren können, ist nach wie vor ungewiss. So viel in aller Kürze zu dieser Tragödie – und ja, es macht tatsächlich Sinn, „Shin Godzilla“ als kritische Aufarbeitung des damaligen Geschehens zu betrachten. Aber auch ohne die Hintergründe zu kennen, kann man den 29. japanischen Film über die Riesenechse als einen der gelungensten Vertreter seiner Art betrachten.

Worum geht’s?
Als in der Bucht von Tokio das Meerwasser an einer Stelle zu kochen scheint, gibt es die verschiedensten Theorien – vom defekten Atom-Uboot bis hin zum unterseeischen Vulkan. Einer der eilig zusammengetrommelten Experten glaubt gar an ein großes, unbekanntes Lebewesen. Diese Ansicht wird zunächst nicht ernst genommen – bis sich schließlich tatsächlich ein gigantisches Monster unaufhaltsam seinen Weg durch die Millionenstadt zu bahnen beginnt…

Vorab noch ein Wort zum Hintergrund: Der bis „Shin Godzilla“ letzte japanische Film über das allseits beliebte Monster war „Godzilla: Final Wars“ aus dem Jahr 2004. Zehn Jahre später sollte das Ungetüm erneut die Leinwände unsicher machen – allerdings zum zweiten Mal in der Geschichte (nach der umstrittenen 1998er-Fassung von Roland Emmerich) nicht in Japan, sondern in den USA produziert. Der Erfolg des 2014er-Films war eindrucksvoll genug, um Rechte-Inhaber Tōhō zu überzeugen, seine ikonische Echse auch in deren Heimat auf der Leinwand wiederzubeleben. Das Publikum bestätigte dieses Ansinnen und machte „Shin Godzilla“ zum bis dato erfolgreichsten japanischen Film des Franchise. Zum Zeitpunkt dieser Rezension im Jänner 2022 steht „Shin Godzilla“ dennoch mehr oder weniger allein da: Tōhō hat zwar weitere Realverfilmgungen angekündigt, bisher lebt der japanische Godzilla im Gegensatz zu seinem amerikanischen MonsterVerse-Pendant jedoch leider nur im Anime-Bereich fort.

Kein purer Monster-Film.

„Shin Godzilla“ beginnt ganz klassisch: Ewas ist faul in der Bucht von Tokio, Schiffe und Besatzungen verschwinden und relativ schnell erhaschen wir auch einen Blick auf etwas, das der Schwanz einer großen Kreatur zu sein scheint, die alsbald auch in ihrer ganzen Pracht auftaucht. Zwei Dinge fallen bereits in diesem Abschnitt des Films auf: Godzilla befindet sich anfangs noch in einem frühen Stadium seiner Entwicklung, sein (mehr oder weniger) bekanntes Erscheinungsbild manifestiert sich erst im Laufe der Zeit. Und: „Shin Godzilla“ mutet über weite Strecken wie eine Dokumentation an, beispielsweise indem Name und Funktion verschiedener Personen eingeblendet werden und ein Teil des Materials den Anschein erweckt, es handle sich dabei um Amateuraufnahmen oder Bilder aus „Bodycams“. Ob solche Stilmittel auch in älteren japanischen Godzilla-Streifen zum Einsatz gekommen sind, entzieht sich meiner Kenntnis; jedenfalls fühlt sich diese pseudo-dokumentarische Herangehensweise sehr modern an und passt vor allem auch ausgezeichnet zur Intention des Films.

Das führt mich direkt zum nächsten Punkt, der, sofern man sich darauf einlässt, das Gefühl des Realismus noch verstärkt: Dass es so etwas wie Godzilla gibt, wird hier weder als normal hingenommen, noch spielen Erklärungsversuche für die Herkunft eines solchen Monsters eine zentrale Rolle. Heißt: Im Gegensatz zu den meisten anderen Filmen dieser Art (inklusive der amerikanischen Varianten) wird das Monster von den Verantwortlichen als eine Art Naturkatastrophe gesehen. Einer solchen Herr zu werden mag teilweise gelingen, im Wesentlichen sind derartige Gewalten aber meist unaufhaltsam und man kann nur versuchen, die Schäden so gering wie möglich zu halten. Diese Sicht auf die Riesenechse ist – zumindest für mich – völlig neu und führt letzten Endes zu einem erfrischend anderen Filmerlebnis: Was löst eine Katastrophe epischen Ausmaßes im Verwaltungsapparat eines Landes aus? Wie organisiert die Regierung Krisen- und Einsatzstäbe, welche Verluste verursacht ein solches Ereignis für die Menschen, aber auch für die Wirtschaft?

So gesehen ist das Genre die eigentliche Überraschung (und das Alleinstellungsmerkmal) von „Shin Godzilla“: Wir haben es hier mehr mit einem Katastrophen- als einem Monsterfilm zu tun. Dafür spricht auch, dass der Gigant sehr indifferent betrachtet wird – und das betrifft einerseits die Charaktere im Film, andererseits aber auch die Zuschauer:innen. Godzilla ist in dieser Inkarnation weder gut noch böse, er ist einfach da, hat zwar sein bekanntes und furchteinflößendes Äußeres, ist aber letzten Endes nichts anderes als ein Sinnbild für einen Unglücksfall. Positiv hervorheben möchte ich an dieser Stelle übrigens, dass „Shin Godzilla“ nicht der Versuchung erliegt, seiner Titelfigur auch nur annähernd Züge eines Helden zu verleihen, wie das ja in vielen Filmen des Franchise der Fall ist. Man kann ihn aber auch nicht hassen – es ist also durchaus erstaunlich, wie gut es dem Drehbuch gelingt, einer dermaßen bekannten Figur einen völlig neuen Charakter zu verpassen.

Japanische Krisenpolitik im Fokus.

Apropos Drehbuch: Godzilla ist in diesem Werk nicht nur eine spektakuläre, sondern auch eine höchst wandlungsfähige Katastrophe, was letzten Endes der sich 2011 laufend ändernden Situation im Kernkraftwerk Fukushima entspricht. Mit diesem Kniff gelingt es Regisseur und Drehbuchautor Hideaki Anno in aller Deutlichkeit zu zeigen, wie hilflos ein schwerfälliger Staats- und Verwaltungsapparat einer Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes gegenüber steht. Wir sehen, wie die Entscheidungsträger:innen zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik hin- und hergerissen sind, wie sie zaudern und zögern, aber auch, wie sie gelegentlich durchaus im Sinne der Menschen handeln. Wir sehen ferner, wie klein und hilflos unsere Spezies gegenüber den Mächten der Natur ist – und was passieren kann, wenn wir diese manipulieren und glauben, das auch noch kontrollieren zu können. Ob Godzilla nun für eine menschengemachte oder eine Naturkatastrophe steht, scheint mir dabei nebensächlich zu sein, die Krux ist, dass das Leben von Millionen in einem solchen Fall von Menschen abhängt, die es nicht gewohnt sind, Entscheidungen ohne Blick auf den nächsten Wahltermin zu treffen. So gesehen könnte Godzilla auch gut für Covid-19 stehen, aber das würde hier zu weit führen…

Fazit: Empfehlenswert!

„Shin Godzilla“ hat zwei Vorzüge – einerseits die neuartige Herangehensweise an eine alt-ehrwürdiges Genre, andererseits seine Entsprechung in den Katastrophen unserer realen Welt und wie unsere Poltiker:innen damit umgehen. Im Übrigen – und das habe ich noch überhaupt nicht erwähnt – verfügt der Film über gute Schauspieler und schöne Effekte, wobei man bei letzteren definitiv keine US-Maßstäbe anlegen darf, sondern sich auf für uns übertrieben wirkende Fernost-Explosionen & Co. einstellen sollte. Nicht vergessen darf man außerdem, dass ein sehr starkes Drehbuch die Spannung praktisch durchgehend hoch hält.

Eineinhalb Kritikpunkte möchte ich auch nicht unter den Tisch fallen lassen: Am meisten hat mich tatsächlich das Aussehen von Godzilla gestört. Grundsätzlich durchaus gelungen, verstehe ich nicht, warum man dem Monster so merkwürdige, wie Fremdkörper wirkende Arme verpassen musste. Das passt aus meiner Sicht überhaupt nicht. Der halbe Kritikpunkt geht an das Finale: Der Film endet sozusagen im Nirgendwo, freilich nicht ohne das deutlich sichtbare Versprechen auf eine Fortsetzung. Das war so wohl auch zu erwarten, aber hier ist es – im Gegensatz zu ähnlichen Werken – tatsächlich so, dass wir einen bewegungsunfähigen Godzilla mitten in Tokio stehen sehen, bevor der Film abbricht. Das ist relativ unbefriedigend, würde ich sagen. Abgesehen von diesen kleinen Kritikpunkten ist „Shin Godzilla“ für mein Dafürhalten aber durchwegs sehenswert.

Gesamteindruck: 6/7


Originaltitel: シン・ゴジラ.
Regie:
Hideaki Anno
Drehbuch: Hideaki Anno
Jahr: 2016
Land: Japan
Laufzeit: ca. 120 Minuten
Besetzung (Auswahl): Rando Yaguchi, Hideki Akasaka, Kayoko Ann Patterson



FilmWelt: X-Tro

Nicht alle Außerirdischen sind freundlich!

Ich habe Filme auf meiner Watchlist, von denen ich nicht recht weiß, wieso sie eigentlich dort sind. Klar, ich habe sie selbst drauf gegeben – oft aber aus eher seltsamen Gründen. So auch „X-Tro: Nicht alle Außerirdischen sind freundlich!“ (1982): Dessen Kurztitel „X-Tro“ ist dermaßen markant, dass ich ihn irgendwann einmal tief in meinem Gedächtnis abgespeichert haben muss. Von dort kam er mehr oder minder regelmäßig an die Oberfläche – ohne, dass ich den Film jemals gesehen oder gewusst hätte, worum es darin geht.

Gesamteindruck: 2/7


In vielerlei Hinsicht grausig.

„X-Tro“ gilt heute als Kult-Film, ein Prädikat, das meines Erachtens relativ leichtfertig für ausgewiesene B- und C-Ware vergeben wird. Klar, nicht jeder Streifen, der billig gemacht wurde, ist per se schlecht und es gibt ja tatsächlich einige großartige Filme, die weit weg von jeglicher Hochglanz-Hollywood-Produktion sind. „X-Tro“ kommt aus Großbritannien, erinnert mich ein wenig an das nicht minder durchwachsene „Forbidden World“ aus demselben Jahr und gehört meiner Meinung nach nicht gerade zum Pflichtprogramm.

Worum geht’s?
Drei Jahre, nachdem Sam Phillips vor den Augen seines Sohnes Tony offenbar von Außerirdischen entführt wurde, kehrt er auf unerklärliche Weise zurück. Und: Er ist nicht mehr derselbe Mann wie vor seinem Verschwinden, wie seine Ex-Partnerin, ihr neuer Freund und der ohnehin schon traumatisierte Sohnemann bald erfahren müssen…

„X-Tro“ hat, soviel sei vorweggenommen, ein Problem weniger als „Forbidden World“: Der britische Regisseur Harry Bromley Davenport kann auf großartige, auch heute noch sehenswerte Special Effects zurückgreifen. Die Geburt eines erwachsenen Mannes aus dem Körper einer jungen Frau ist beispielweise ein kreatives Highlight – wenngleich ein ausgesprochen Ekelhaftes, was wohl mitverantwortlich für die FSK18-Einstufung bei Amazon Prime gewesen sein dürfte (es gibt offenbar auch eine Fassung mit 16er-Freigabe). Und auch einige andere, nicht zwangsweise grausige Szenen, darunter ein zum Leben erweckter Plastiksoldat, sind qualitativ sehr gut gemacht, was bei „Forbidden World“ – und vielen anderen vermeintlichen Kult-Filmen – absolut nicht der Fall ist. Im Gegenzug kann man über „X-Tro“ nicht so herzlich lachen, aber das ist eine andere Geschichte…

Gute Effekte – und sonst?

Hat man sich an den Effekten sattgesehen, gibt es nicht mehr viel, das für „X-Tro“ spricht. Im Gegenteil, der Film hat mich kaum an einer Stelle unterhalten, gute Ideen sind leider Mangelware. Dabei sind die Schauspieler:innen im Rahmen ihrer Möglichkeiten sogar passabel unterwegs; zumindest die meisten, mit dem Sohn, gespielt von Simon Nash und vor allem der Mutter (Bernice Stegers) konnte ich wenig bis nichts anfangen. Immerhin hat Philip Sayer als Werkzeug einer außerirdischen Macht ein paar gute Momente. Und Maryam d’Arbo, die später als Bond-Girl in „Der Hauch des Todes“ (1987) zu Bekanntheit gekommen ist, gibt hier ihr Debüt. Und wie? Nun ja, sie ist hübsch und hat eine Nacktszene… Allgemein ist das Frauenbild des Films ohnehin wenig erbaulich, aber ich muss ehrlich zugeben, dass ich mir in der Hinsicht eh nichts Anderes erwartet habe.

Die größten Schwierigkeiten hat „X-Tro“ freilich in den Bereichen Story und Drehbuch, aber auch fotografiert ist der Film alles andere als großartig. Letzteres ist immerhin noch zu verzeihen, weil es zwar zeitweise etwas unbeholfen wirkt, sich aber eigentlich sogar recht angenehm vom Hollywood-Einerlei abhebt, wenn man sich an die Kameraführung gewöhnt hat und über einige unpassende Schnitte hinwegsehen kann.

Was sich der Regisseur aber inhaltlich bei „X-Tro“ gedacht haben mag, werden wir wohl nie erfahren. Die Geschichte schafft das Kunststück, gleichzeitig sehr dünn und doch ziemlich wirr zu sein. Logik ist ein Fremdwort, vor allem passen einzelne Versatzstücke der Geschichte nur sehr notdürftig zusammen. Erklärungen für verschiedene Aspekte – beispielsweise was die Außerirdischen wollen, die Sam entführt haben oder wieso er unbedingt als erwachsener Mann von einer Wirtin geboren werden muss – gibt es schlicht und einfach nicht. Dass damit, in Tatmehrheit mit Charakteren, die diese Bezeichnung kaum verdienen, keinerlei Spannung aufkommen will, liegt auf der Hand.

Überhaupt ist das der Punkt, den ich „X-Tro“ am stärksten vorwerfen möchte: Im Gegensatz zu anderen B-Movies, die (ob beabsichtigt oder nicht) zumindest irgendwie unterhalten, ist vorliegendes Werk vor allem anstrengend. Irgendwo meine ich gelesen zu haben, dass das Drehbuch von „X-Tro“ nur dem Zweck zu dienen scheint, eine Basis für zugegeben beeindruckende Spezialeffekte zu liefern. Ein harsches Urteil – aber nach dem zweifelhaften Genuss dieses Films, der einem länger als 1 1/2 Stunden vorkommt, muss ich es letzten Endes bestätigen. Hier noch einmal das oben erwähnte Beispiel: Die außerirdischen Entführer scheinen ja über große Macht zu verfügen und die auch ihren menschlich aussehenden Agenten verleihen zu könne. Wie das funktioniert, wird nicht erklärt – aber es ist ein willkommener Anlass, über Telekinese (?) die Spielzeuge im Kinderzimmer verrückt spielen zu lassen. Und schon hat der Special Effects-Spezialist wieder eine Möglichkeit, sein Können zu beweisen. Ob die Szene für die Story relevant ist oder nicht, interessiert nicht – möglicherweise ist sie es, aber dann hätte es eben auch eine entsprechende Erklärung auf Handlungsebene gebraucht.

Fazit: Die Effekte sind auch heute noch einen Blick wert und haben einen X-Tra-Punkt verdient. Der Rest ist sinnlos zusammengewürfelter Unsinn und erfüllt meines Erachtens nicht einmal das B-Movie-Klischee „so schlecht, dass es schon wieder gut ist“. Keine Empfehlung von mir, auch wenn ich von der World of Shame absehen würde, weil es tatsächlich noch Schlimmeres gibt und man hier zumindest ungefähr weiß, was einen erwartet.

Gesamteindruck: 2/7


Originaltitel: Xtro.
Regie:
Harry Bromley Davenport
Drehbuch: Robert Smith, Iain Cassie
Jahr: 1982
Land: Großbritannien
Laufzeit: ca. 90 Minuten
Besetzung (Auswahl): Philip Sayer, Bernice Stegers, Danny Brainin, Maryam d’Abo, Simon Nash



FilmWelt: Forbidden World

Die Überlegungen, welchen Film man sich als nächstes im Streamingdienst seines Vertrauens zu Gemüte führt, treiben oft merkwürdige Blüten. Von Mundpropaganda über Meister Zufall bis hin zu einem bombastischen Trailer oder – ganz profan – einer interessanten Inhaltsangabe kann alles dabei sein. In vorliegendem Fall waren es letzteres sowie die Sternewertung bei Amazon („Forbidden World“ ist zum Zeitpunkt dieser Rezension im Prime Abo kostenlos verfügbar), die mich zum Ansehen dieses mir bis dahin völlig unbekannten Werkes verführt haben.

Gesamteindruck: 2/7


„Wir haben Gott gespielt.“

Zunächst kurz zu den Formalitäten, die Kennern der B-Movie-Szene eventuell bekannt sein dürften: „Forbidden World“ ist einer von mehreren Titeln dieses Science Fiction-Films aus dem Jahr 1982. „Mutant“ und „Subject 21“ sind zwei weitere, die im Übrigen deutlich besser zum Inhalt passen, denn ein „verbotener Planet“ kommt in der Handlung eigentlich nicht vor. Im deutschsprachigen Verleih ist der Film auch als „Mutant – Das Grauen im All“ bekannt. Zu erwähnen ist weiters, dass es, ich vermute, aufgrund verschiedener Ekel- und Nacktszenen, verschiedene Schnittfassungen gibt, die Gesamtlänge schwankt dadurch zwischen 73 und 78 Minuten. Amazon Prime scheint die ungekürzte Ausgabe im Programm zu haben, wenn mich nicht alles täuscht.

Worum geht’s?
Eine isolierte Forschungsstation auf dem Planeten Xerbia sendet einen Notruf in die Galaxis: Ein Experiment ist außer Kontrolle geraten und die Wissenschaftler benötigen dringend Unterstützung bei der Eindämmung. Pilot Mike Colby eilt zu Hilfe – und muss bald feststellen, dass die Forscher eine höchst gefährliche Kreatur geschaffen haben, die sich gegen sie gewandt hat…

Die Story, die Regisseur Allan Holzman und Drehbuchschreiber Tim Curnen (mir persönlich sind beide völlig unbekannt) für ihren Produzenten Roger Corman, seines Zeichens bis heute Spezialist für B-Movies, erzählen, finde ich grundsätzlich gelungen. Wir haben es hier mit solider Science Fiction-Kost zu tun, die so oder so ähnlich zwar schon damals nicht ganz neu war, an deren Eckpunkten man aber kaum etwas aussetzen kann. Im Gegenteil, der kritische Ansatz (Zitat aus dem Film: „Wir spielen hier Gott!“) ist heute sogar aktueller denn je. Bei genauerer Betrachtung entpuppt sich die Handlung im Großen und Ganzen als eine Variante von „Das Ding aus einer anderen Welt“ (1951) mit Gore-Effekten, die weit über das hinausgehen, was man dort bzw. im ebenfalls ähnlich gelagerten „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ (1979) zu sehen bekommt. Garniert ist das Ganze mit einer Portion Nacktheit, die keinerlei Relevanz für die Story hat, völlig aufgesetzt wirkt und wohl nur um ihrer selbst Willen eingebaut wurde.

Ein bisschen Ambialenz.

Irgendwo zwischen Soll und Haben würde ich – neben dem Verlauf der Geschichte – zwei Aspekte verbuchen: Zunächst ist „Forbidden World“ – im Rahmen der Möglichkeiten – gar nicht so schlecht gespielt (speziell im Vergleich zu anderen Filmen seiner Preisklasse, wozu auch die jüngsten Produktionen von Roger Corman zählen). Vor allem der leitende Wissenschaftler Dr. Hauser und dessen kettenrauchender Kollege Dr. Timbergen sind durchaus brauchbare Figuren und werden vor allem gut von Linden Chiles bzw. Fox Harris verkörpert. Den Rest der Truppe kann man hingegen gerade noch passable Leistungen attestieren, wobei hierbei wie üblich auch das Drehbuch zu berücksichtigen ist – dazu etwas weiter unten mehr.

Der zweite ambivalente Punkt betrifft die Ausstattung. Die in Teilen einen ausgezeichneten Eindruck, speziell das Innere und Äußere des Raumschiffs in der Anfangssequenz (und auch der Raumkampf) sowie die Forschungsstation stehen teureren Produktionen jener Zeit nicht viel nach. Eine kurze Recherche hat mir gezeigt, dass die Kulissen teilweise für Frühwerke von James Cameron (die ich bis dato noch nicht gesehen habe) zum Einsatz gekommen sein sollen, bei denen ebenfalls Roger Corman als Produzent fungierte. Ähnliches gilt – sogar in noch stärkerem Ausmaß – für die teils ausgesprochen ekelhaften Gore-Szenen, die überraschend realistisch wirken. Die Optik passt also, zumindest was die erwähnten Teile des Films betrifft. Auch hier folgt noch ein „Aber“.

Die Frage ist nun: Reicht das alles für einen brauchbaren Film? Meine diplomatische Antwort: Jein. Eines ist klar: „Forbidden World“ ist ein B-Movie, daran führt kein Weg vorbei. Aber selbst wenn ich das berücksichtige, kann ich die doch sehr hohe Amazon-Wertung (4 von 5 Sternen bei 289 Bewertungen ist schon eine Hausnummer!), die noch höher wäre, gäbe es nicht eine Reihe von Verrissen aufgrund einer mutmaßlich technisch minderwertigen DVD-Veröffentlichung, nicht nachvollziehen. Wer aber ausgewiesener Fan relativ obskurer B-Filme ist, kann wohl den einen oder andere Punkt addieren. Denn eines muss ich auch ganz ehrlich zugeben: Die von mir etwas weiter oben genannten, positiven Features findet man in diesem Segment auch nicht so häufig in dieser Güte.

Ist und bleibt B-Ware.

An sich gibt es ja verschiedene Möglichkeiten, an Budget-Produktionen heranzugehen. Man kann Filme wie diesen entweder als pure Trash-Unterhaltung sehen, man kann aber auch das Improvisationstalent in technischer und inhaltlicher Hinsicht zu schätzen wissen. Egal, wie man es betrachtet – „Forbidden World“ ist meiner Meinung nach ein Werk, das zwischen den Stühlen sitzt. Ein Beispiel ist die Technik: Ich habe etwas weiter oben Effekte und Ausstattung gelobt – das Kreaturen-Design ist hingegen einfach nur billig und schlecht gemacht (und sieht nicht annähernd so aus wie auf dem Film-Cover). B-Movie hin oder her: Das Monster, das die Station terrorisiert, ist alles andere als furchteinflößend, im Gegenteil, es sorgt für unfreiwillige Lacher. Man kann vielleicht schon die Problematik, die sich daraus ergibt, erahnen: „Forbidden World“ wäre eigentlich ein ernsthafter Film. Wenn das Schmunzeln, das sich zwischendurch immer wieder in das Gesicht des Zuschauers schummelt, beabsichtigt war, ist das meines Erachtens misslungen, weil man immer an unfreiwilligen Humor denkt.

Schlimmer sind freilich die Probleme mit Drehbuch und Darstellung. So mag die Story zwar grundsätzlich gut sein, der Film macht aber wenig daraus, das über rohe Gewalt hinaus geht. Die Erklärungen zum fremdartigen Lebewesen machen wenig bis keinen Sinn, die Charaktere verhalten sich unlogisch, die gesamte Geschichte wirkt, als hätte man sie nur deshalb auf Action ausgelegt, weil man nicht recht wusste, wie man die angedeuteten Problemstellungen moralischer Natur angehen sollte. Dazu kommt der gesamte Aufbau, der früh auf den einzelnen Überlebenden und seine Gespielin hinausläuft. Und ja, ich weiß, dass man als Science Fiction-Fan immer wieder über hanebüchenen Unsinn hinwegsehen kann und muss – aber dieses Werk hat leider das Problem, dass man die Tiefgründigkeit, die angedeutet wird, erwartet – und zu keinem Zeitpunkt bekommt.

Nichts für Feminist:innen.

Ein Punkt, bei dem ich nicht recht wusste, wie ich ihn einordnen soll, sind die Frauenrollen in „Forbidden World“. Es mag revisionistisch anmuten, wenn man die Darstellung der beiden Damen per se kritisiert, denn bis weit in die 1980er wurden Frauen auch in großen Produktionen kaum jemals als gleichberechtigte Heldinnen abgebildet; obwohl es durchaus auch abseits der „Alien“-Reihe Ausnahmen gab, immerhin sind beispielsweise die Nebendarstellerinnen in den vor Männlichkeit nur so strotzenden Schwarzenegger-Highlights „Conan der Barbar“ (1982) oder „Predator“ (1987) alles andere als willenlose Püppchen. Ich bin ferner nicht der Meinung, dass jeder Film zwangsweise eine starke weibliche Rolle aufweisen muss. Was aber in „Forbidden World“ gemacht wird, ist schon harter Tobak: Der ach so charismatische Held (in Wirklichkeit finde ich den Charakter nicht sonderlich sympathisch) kommt auf die Forschungsstation, dort gibt es nur zwei weibliche Wesen, die ihm natürlich sofort verfallen, was mit fast schon Porno-artigen „Dialogen“ und entsprechender Mimik und Gestik untermalt wird. Und damit nicht genug: Abseits der nackten Haut beschränken sich die Damen darauf, aus vollem Halse kreischend durch die Station zu rennen, immer in die Arme der sie vermeintlich beschützenden Männer.

Heute wäre eine solche Darstellung – zum Glück – kaum noch möglich, es sei denn in einer Persiflage. Ob „Forbidden World“ eine solche ist, entzieht sich meiner Kenntnis, für mein Gefühl nimmt sich der Film dafür allerdings eine Spur zu ernst (s. o., ich meine damit übrigens keine Ernsthaftigkeit á lá „Alien“, sondern eher die humorlose Leichtigkeit diverser Action-Kracher). Bei einem aktuellen Film müsste es dafür jedenfalls eine massive Abwertung geben, in vorliegendem Falle ist es eine Frage der Sichtweise: Auf einer Meta-Ebene könnte man Filme wie diesen auch als historisches Dokument sehen, als eine Art Zeitzeugnis für die Darstellung von Frauen in Action- und Science Fiction-Filmen bis ins späte 20. Jahrhundert. Denn dafür ist „Forbidden World“ durchaus ein Beispiel, würde ich sagen – und gleichzeitig davon ausgehen, dass die Darstellung von Weiblichkeit im Erscheinungsjahr noch relativ wenig bis keinen Anlass zur Kritik gegeben haben dürfte.

All das ändert freilich nichts daran, dass der Plot insgesamt ohnehin recht dünn ist und die Rollen (bis auf die zwei weiter oben genannten) kaum Charakter besitzen. Damit wenigstens der strahlende Held etwas mehr Charakter bekommen hätte, hätte es wohl einen deutlich stärkeren Gegenpart gebraucht – sei es durch eine etwas tiefgründigere Figur bei den Wissenschaftler:innen (da hätte sich tatsächlich eine der Frauen angeboten) oder durch ein deutlich beängstigenderes Monster. Weil nichts davon vorhanden ist, reicht es bei mir für großzügige 2 von 7 Punkten. Ich habe tatsächlich schon schlechtere Filme gesehen – und in seiner Kategorie macht „Forbidden World“ sowohl technisch als auch in den Grundzügen der Handlung relativ viel her.

Anmerkung am Schluss: Die Filmmusik würde ich fast schon als „kultig“ bezeichnen. 80er-Synthies, die zu merkwürdig anmutenden Bildüberlagerungen wummern – das ist tatsächlich allerfeinstes B-Movie-Material!

Gesamteindruck: 2/7


Originaltitel: Forbidden World (aka „Mutant“ aka „Subject 20“).
Regie:
Allan Holzman
Drehbuch: Tim Curnen
Jahr: 1982
Land: USA
Laufzeit: ca. 80 Minuten
Besetzung (Auswahl): Jesse Vint, Dawn Dunlap, June Chadwick, Linden Chiles, Fox Harris, Michael Bowen



FilmWelt: Godzilla vs. Kong

„Godzilla vs. Kong“ ist der vierte Film aus dem mittlerweile als „MonsterVerse“ bekannten Franchise und markiert – wie anhand des Titels leicht zu erraten ist – das Aufeinandertreffen der zwei wohl bekanntesten Kreaturen der Filmgeschichte. Auf dieses epische Gefecht wurde seit dem Start der Reihe (2014) hingearbeitet. Und eigentlich hätte vorliegender Blockbuster schon 2020 in die Kinos kommen sollen, aufgrund der Covid-19-Pandemie mussten sich die Fans allerdings ein ganzes Jahr gedulden, bis es im Sommer 2021 endlich soweit war.

Gesamteindruck: 3/7


Kampf der Giganten.

Wenn man diesen Film bewerten will, läuft im Endeffekt alles auf eine Frage hinaus: Was erwartet man sich von einem Streifen, der „Godzilla vs. Kong“ heißt? Die kurze Antwort: Genau das, was der Titel verspricht, nämlich zünftige Monster-Action mit einem epochalen Ausmaß an Zerstörung. Das bietet der Film auch, womit diese Rezension eigentlich schon wieder zu Ende sein könnte. Wer also tatsächlich nur sehen möchte, wie sich Affe und Echse den Schädel einschlagen, kann zu obiger Wertung gerne ein oder zwei Punkte addieren und braucht nicht unbedingt weiterzulesen. Wer aber wissen möchte, wieso mein Gesamteindruck trotz bravouröser Erfüllung des Produktversprechens nicht so rosig ausfällt, muss sich ein paar Minuten Zeit nehmen.

Worum geht’s?
Skull Island, Heimat des Riesengorillas King Kong, wurde durch den Monarch-Konzern in ein völlig von der Außenwelt abgeschirmtes Habitat verwandelt, das dem stetig wachsenden Primaten langsam zu eng wird. Im Gegensatz dazu streift die riesige Echse Godzilla frei durch die Weltmeere und ist immer noch gefeierter Held der Menschheit. Bis sich das Ungetüm plötzlich entschließt, an Land zu gehen und eine Forschungseinrichtung der High Tech-Firma Apex Cybernetics dem zu Erdboden gleichzumachen. Jenes Unternehmen würde zu gern eine mächtige Energiequelle in die Hände bekommen, die in der Heimat der Monster, der Hohlerde, vermutet wird. Um dorthin zu gelangen, wird wiederum die Hilfe von King Kong benötigt, den man prompt aus seinem Habitat holt, um ihn zum Eingang ins Erdinnere zu bringen. Das erweckt die Aufmerksamkeit von Godzilla, der keineswegs vorhat, seine Stellung als König der Monster kampflos aufzugeben…

„Lasst sie kämpfen“ hat ein kluger Mann (Ken Watanabe alias Dr. Ishiro Serizawa in „Godzilla“, 2014) einst gesagt. Besser könnte man nicht beschreiben, wo die Stärken und Schwächen von „Godzilla vs. Kong“ meines Erachtens liegen. Zunächst das Gute: Sie kämpfen. Und das auf durchaus sehenswerte Weise, denn die Spezialeffekte sind wirklich vom Feinsten. Zwei große Kämpfe der Titelfiguren gibt es im Film, beide unterscheiden sich stark genug, um nicht langweilig zu werden – und vor allem sind beide ausgezeichnet choreographiert (wenn man das bei computergenerierten Ungeheuern überhaupt so nennen kann). Die Zerstörungen, die dabei angerichtet werden, sind entsprechend ihren Ausmaßen natürlich verheerend, was für Freunde des gepflegten Katastrophenfilms ein wahrer Augenschmaus ist. Begleitet wird das brutale Treiben von einer ohrenbetäubenden Soundkulisse, an der es wenig bis nichts auszusetzen gibt. Im Übrigen steht es dem Film gut zu Gesicht, Kong als Außenseiter, aber auch schlaueren der beiden Rivalen zu stilisieren, während Godzilla schlicht seinen Instinkten zu folgen scheint. Das hat schon ein bisschen was von einem Kampf Mensch gegen unbändige Natur, eine Darstellung, die im ersten Moment sehr klischeehaft scheint, aber eigentlich dennoch ganz gut passt. Alles in allem: Daumen hoch, selten in der Filmgeschichte hat ein so epochaler Kampf die in ihn gesetzten Erwartungen dermaßen gut erfüllt.

Kurz zum Hintergrund: „Godzilla vs. Kong“ ist nicht das erste Aufeinandertreffen der wohl ikonischsten Monster der Filmgeschichte. Bereits 1962 ließ der legendäre „Godzilla“-Schöpfer Ishirō Honda die gigantischen Kreaturen in „Die Rückkehr des King Kong“ gegeneinander kämpfen. Dass es seither zu keinem derartigen Gipfeltreffen mehr gekommen ist, mag im ersten Moment seltsam erscheinen. Der Wille war da, vor allem aus Japan – es scheiterte aber letztlich immer an der dafür notwendigen Verleihung der Rechte. Jahrzehnte später scheint dieses Problem aus der Welt geschafft, was eben den Start der amerikanischen MonsterVerse-Reihe mit „Godzilla“ (2014) ermöglichte, während in Japan mit dem (sehr starken) „Shin Godzilla“ 2016 ein eigener Reboot gestartet wurde (ob es damit weitergeht ist zum Zeitpunkt dieser Rezension unklar, allerdings wäre es theoretisch möglich, denn ein entsprechender Vertrag mit den amerikanischen „Godzilla“-Machern Legendary Entertainment, der genau das ausschloss, endete mit „Godzilla vs. Kong“).

Was mich alles stört.

Woran hapert es also, wenn der Film das, was man von ihm erwartet, geradezu perfekt macht? Nun, „Lasst sie kämpfen“ ist eine Medaille mit zwei Seiten: Man sollte nämlich auch erklären, warum (bzw. worum) gekämpft wird. Tut man das nicht, hat man so etwas wie „Celebrity Deathmatch“ (die ganz alten werden sich erinnern…), was nett ist, aber nicht für einen abendfüllenden Blockbuster reicht. Ein Mindestmaß an interessanter Story und Charakteren wäre dafür zumindest wünschenswert. Das war übrigens schon bei den alten „Godzilla“-Filmen aus Japan so, die immer dann besonders gut waren, wenn sie auf eine Botschaft und/oder halbwegs kantige (menschliche) Figuren setzten. „Godzilla vs. Kong“ lebt hingegen, wie schon seine Vorgänger, praktisch nur vom Spaß an der Freud‘. Das bisschen Botschaft (die Unkontrollierbarkeit der Natur), das der Film zu vermitteln versucht, ist kaum der Rede wert.

Gleiches gilt für die menschlichen Charaktere, die bereits in „Godzilla II: King of the Monsters“ (2019) zur austauschbaren Staffage geworden sind. Daran ändert dieses Sequel trotz krampfhafter Bemühungen, das Problem ab und an mal mit Humor zu übertünchen, nichts. Ob man das den Schauspielern anlasten kann, ist fraglich; man merkt einfach an allen Ecken und Enden, dass das Drehbuch auf eine epische Schlacht ausgelegt ist. Der ganze Rest wirkt auf mich wie eine höchst lästige, aber leider notwendige Pflicht. Nur so lässt sich aus meiner Sicht der hanebüchene Unsinn erklären, den die Autoren Eric Pearson und Max Borenstein als „Story“ gemeinsam mit Regisseur Adam Wingard über das Publikum hereinbrechen lassen. Ich selbst habe „Godzilla vs. Kong“ übrigens im Kino gesehen, was in zweifacher Hinsicht ein Erlebnis war: Einerseits wirkt der Schlagabtausch der kolossalen Viecher auf der großen Leinwand in 3D und mit entsprechendem Sound unglaublich intensiv. Andererseits gab es immer wieder spontanes Gelächter von den Rängen, wenn ein besonders an den Haaren herbeigezogener Einfall über die Leinwand flimmerte.

Ich weiß, ich weiß: Bei solchen Filmen sollte es eigentlich heißen Augen und Ohren auf, Hirn aus. Nur wollte mir das in diesem Fall so gar nicht gelingen, weil ich einfach nicht verstehen kann, dass man dermaßen viele Dummheiten darin unterbringen musste. Ein Beispiel ist die wohl blödeste Idee des vorangegangenen Films, die ich in meiner entsprechenden Rezension auch als solche gewürdigt habe: Die Hohlerde, die man nicht nur erneut aufgreifen, sondern gleich als absolutes Schlüsselelement platzieren musste (wenigstens ist die Darstellung derselben durchaus gelungen, wenngleich man sich fragt, woher dort das Licht kommt – aber ich schweife ab). Oder: Was soll das mit dem Schädel von Ghidora, dem Antagonisten aus „Godzilla II: King of the Monsters“, der zur telepathischen (!) Steuerung eines Roboters dient? „Seine Hälse waren so lang, dass seine Köpfe telepathisch miteinander kommuniziert haben“… ja, genau. Gaaanz großartiger Twist. Nicht.

Neben solchen Lächerlichkeiten gibt es auch ein paar kleinere Fragezeichen – darunter Probleme wie die ständig wechselnde Größe der monströsen Protagonisten (mal passen beide auf einen Flugzeugträger, dann sind sie wieder so hoch wie ein Wolkenkratzer), den scheinbar aus dem Nichts entwickelten technischen Möglichkeiten (die aber nicht ausreichen, um einen Titanen ernsthaft zu verletzen), die „U-Bahn“ von Florida nach Hongkong (!) oder die Tatsache, dass ein paar jugendliche Podcast-Hörer sich problemlos und ohne erwischt zu werden in einem Hochsicherheitstrakt bewegen können.

Spannung? Fehlt leider (auch).

Man sieht schon: Mir hat das ganze Drumherum nicht gefallen. Dazu stehe ich. Das soll im Übrigen nicht heißen, dass jeder der dutzenden japanischen „Godzilla“-Streifen eine Offenbarung war, denn das ist beileibe nicht so. Ich finde es aber sehr schade, in welche Richtung sich dieses Filmuniversum nach den wirklich guten „Godzilla“ (2014) und „Kong: Skull Island“ (2017) bewegt hat. Vielleicht ist das MonsterVerse selbst sogar der Grund dafür: Es mag von Anfang an als Produkt, als Franchise wie man das heute so schön nennt, konzipiert worden sein; dennoch finde ich, dass in den zwei Auftaktfilmen eine Menge Herzblut steckte. Das ist mit „Godzilla 2“ verloren gegangen und wurde wohl endgültig Ideen untergeordnet, die den größten kommerziellen Erfolg versprechen. Dazu kommt, dass man sich mit dem MonsterVerse selbst ein bisschen in die Ecke manövriert hat: Alles muss zusammenhängen und eine halbwegs kongruente Story erzählen, was aber scheinbar nur noch über möglichst haarsträubend konstruierte Prämissen gelingt – eben weil die Zeit zu fehlen scheint, vernünftig darüber nachzudenken, was die Titanen wirklich bedeuten könnten. Überflüssig zu erwähnen, dass mir diese Herangehensweise nicht zusagt. Denn eigentlich würde mir eine zusammenhängende Reihe gut gefallen – aber bitte nicht so, sondern zumindest ein bisschen realistischer und mit wenigstens ein oder zwei memorablen (menschlichen) Charakteren. Es ist fast schon gemein, wie das MonsterVerse eine tiefgründige Welt anteasert – und nichts daraus macht.

Im Übrigen ist der Film nur bis zu einem gewissen Grad spannend. Schuld daran sind neben dem sub-optimalen Drehbuch vor allem zwei Faktoren: Die Titanen wirken allesamt praktisch unkaputtbar. Egal, was ihnen passiert, sie tragen so gut wie nie auch nur einen Kratzer davon, was nicht gerade dazu beiträgt, dass man wirklich mitfiebert bzw. jemals meint, das ein Kampf tödlich ausgehen könnte (was im Finale passiert ist übrigens recht früh vorhersehbar).

Zweiter Grund ist die vollkommen oberflächliche Art, wie in den zwei jüngsten MonsterVerse-Filmen mit Menschen umgegangen wird. Damit meine ich nicht den angesprochenen eklatanten Mangel an Charakteren, sondern spreche von einer generellen Problematik: Speziell Godzilla ist ein echter Zerstörer; denkt man darüber nach, was die Echse in „ihren“ drei MonsterVerse-Auftritten für Verheerungen angerichtet hat, fragt man sich, wie der Bursche von den Figuren im Film überhaupt bewundert werden kann. Das müssen jedes Mal zigtausende Tote gewesen sein, die auf sein Konto gehen, was man aber nie zu sehen bekommt. In „Godzilla 2“ wird dieses Thema zumindest angedeutet, daraus gemacht wird aber nichts – und in „Godzilla vs. Kong“ spielt es überhaupt keine Rolle mehr. Schon klar, die Titanen sind die Stars der Filme – aber als Zuseher identifiziert man sich schon auch mit den winzigen Menschlein, die von ihnen in Massen zerschmettert werden. Weil es aber keinen nennenswerten menschlichen Charaktere gibt, ist das fast egal – wahrscheinlich thematisiert es der Film genau deshalb auch nicht, obwohl es meines Erachtens deutlich mehr Drama und Spannung bringen würde. Aber hey, was weiß ich schon. 😉

Empfehlung: Hirn aus. Und zwar komplett.

Was unterm Strich bleibt, ist ein Film, dessen Kampfszenen unterhalten und begeistern, der abgesehen davon aber nichts zu bieten hat, das auch nur ansatzweise intelligent wäre. Im Gegenteil, wenn man es genau nimmt, ist „Godzilla vs. Kong“ eine Beleidigung für den Intellekt jedes Zuschauers. Nicht, weil die Vorstellung gigantischer Kreaturen, die gegeneinander kämpfen, per se dumm ist – nein, nur, weil alles, was der Film dazwischen erzählt, eine Aneinanderreihung von Peinlichkeiten ist. Man hätte wohl besser versucht, sie tatsächlich einfach kämpfen gelassen – womit wir wieder beim „Celebrity Deathmatch“ wären – statt krampfhaft an einem Universum festzuhalten, das kläglich daran scheitert, den Eindruck von Tiefe zu simulieren. Oder man hätte sich Zeit nehmen sollen, die Zusammenhänge in sich stimmig und halbwegs glaubhaft zu erklären. So ist „Godzilla vs. Kong“ eine merkwürdige Mischung aus verkrampft und beeindruckend. Und damit kann ich nur eine Empfehlung wiederholen: Augen und Ohren auf, Hirn (komplett) aus! Wenn man das schafft, mag der Film wirklich sehr unterhaltsam sein. Mir ist es leider (?) nicht gelungen.

Drei Punkte für die Monster-Action. Und zwar nur dafür.

Gesamteindruck: 3/7


Originaltitel: Godzilla vs. Kong.
Regie:
Adam Wingard
Drehbuch: Max Borenstein, Eric Pearson
Jahr: 2021
Land: USA
Laufzeit: ca. 115 Minuten
Besetzung (Auswahl): Alexander Skarsgård, Mille Bobby Brown, Rebbeca Hall, Brian Tyree Henry, Kaylee Hottle



FilmWelt: Blutgletscher

Der österreichische Film kann viele Genres. Speziell Dramen, schwarzhumorige Komödien und der eine oder andere starke Thriller aus dem Alpenland bekommen immer wieder auch international Anerkennung. Klassische Horrorfilme sind hierzulande hingegen eher Mangelware, zumindest in meiner Wahrnehmung.

Gesamteindruck: 6/7


Die Rache der Natur.

„Blutgletscher“ ist einer jener Filme, bei denen man sich schon während des Ansehens fragt, ob er auch international (= außerhalb des deutschsprachigen Raums) funktionieren würde. Naja, zumindest frage ICH mich das. Sicher bin ich mir jedenfalls nicht, weil ein großer Teil der Faszination für den Film aus seiner Sprache entsteht. Mithin ein interessanter Gedanke, den es sich vielleicht zu verfolgen lohnt – wie groß ist der Einfluss von Lokalkolorit auf die Qualität, die einem Film subjektiv von einem regionalen oder überregionalen Publikum zugeschrieben wird? Oder, anders ausgedrückt, welchen Einfluss hat eigentlich die Synchronisation auf die Atmosphäre eines Films? Ich denke: Eine sehr große. Aber das näher zu erörtern würde hier zu weit führen; belassen wir es dabei, dass „Blutgletscher“, würde man ihn genau so, wie er ist, mit amerikanischen Schauspielern besetzen und dann synchronisieren, mir wohl nicht sonderlich gefallen würde. Ein schönes Gedankenexperiment; doch kommen wir nun endlich zur Sache.

Worum geht’s?
Irgendwo hoch oben in den Alpen: Bei der Reparatur einer der Messstation bemerkt das dafür zuständige Personal eine merkwürdige Rotfärbung des von ihnen wissenschaftlich beobachteten Gletschers. Bei der Untersuchung der entnommenen Probe stellt sich heraus, dass die Flüssigkeit, die dafür verantwortlich ist, offenbar durch den Klimawandel ans Tageslicht gekommen ist. Dabei handelt es sich auch nicht, wie zunächst angenommen, um Algen, sondern um bisher völlig unbekannte Kleinstlebewesen mit höchst beunruhigenden Eigenschaften. Bevor jedoch klar ist, was das genau zu bedeuten hat, wird die Forschungsstation bereits von seltsam deformierten Kreaturen umschlichen…

Von „Blutgletscher“ kannte ich, bis ich den Film vor wenigen Tagen erstmals gesehen habe, nur den Namen. Nach den ersten Minuten wollte ich den Streifen schon als „typisch“ abheften – dafür sorgen Themen wie die Isolation im hochalpinen Raum und der schwierige Umgang mit derselben, was sich deutlich an der Figur des Ingenieurs Janek bemerkbar macht. Dessen griesgrämige Art, sein Dialekt, sein verwahrlostes Äußeres, sein Hand zum Alkoholismus und seine generelle „Wurschtigkeit“ (ein sehr passender Ausdruck, wie ich finde) lassen einen klassisch-österreichischen Spielfilm vermuten. Auch dass sich ein gewisser schwarzer Humor, der vorwiegend aus dem Zusammenspiel zwischen dem grantigen Ingenieur und den ehrgeizigen Wissenschaftlern entsteht, eingeschlichen hat, ist durchaus ein klassisches Anzeichen für einen Film aus der Alpenrepublik (noch dazu, wenn man bedenkt, dass zwei der Forscher offenkundig aus Deutschland stammen, was für sich genommen schon Konfliktpotenzial birgt und dem österreichischen Zuseher die Hauptfigur Janek noch eine Spur näher bringt).

Und weil wir schon bei Charakteren sind, die fabelhaft in eine Satire passen, sei an dieser Stelle gleich auch die zweite Gruppe erwähnt, die im Laufe des Films mit dem Aufstieg zur Forschungsstation beginnt. Darunter neben der Ex von Janek auch und vor allem eine von Brigitte Kren hervorragend portraitierte Ministerin. Die Schauspielerin, die einem breiten Publikum wohl vor allem aus der Krimi-Serie „Vier Frauen und ein Todesfall“ bekannt sein dürfte, ist übrigens die Mutter von Regisseur Marvin Kren. So klein ist die Welt (in Österreich); das Wichtigste ist jedoch, dass man der Mimin die österreichische Politikerin zu jeder Sekunde voll und ganz abnimmt. Nebenbei bemerkt nicht gerade ein Kompliment für unsere echten Volksvertreter…

B-Movie-Flair.

All das wäre aus meiner Sicht schon ausreichend Stoff für einen starken Film, vielleicht ein Drama oder eine Tragikomödie, eventuell mit einem Schuss Mystery. Allerdings kommt es dann doch anders und „Blutgletscher“ biegt auf ein Terrain ab, das man so oder so ähnlich entweder aus der Serie „Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI“ oder Filmen wie „Das Ding aus einer anderen Welt“ (im Original aus dem Jahre 1951) kennt – nicht aber von einem Film made in Austria. Zunächst passiert das eher schleichend und man überlegt, ob „Blutgletscher“ vielleicht eine Art Öko-Thriller ist – ganz im Sinne von Frank Schätzings Roman „Der Schwarm“. Doch dann geht es plötzlich ganz schnell und der Film wendet sich endgültig dem Creature- und Body-Horror zu und wird zu einer Hommage an ähnliche Filme von vor der Jahrtausendwende.

An dieser Stelle scheiden sich dann vermutlich die Geister, denn „Blutgletscher“ ist letztlich nicht nur traditioneller Horror, sondern bedient sich auch sehr ähnlicher Effekte wie seine von mir vermuteten Vorbilder. Heißt: Hier ist nur ganz wenig mit der heute üblichen Computertechnik auf Hochglanz poliert, stattdessen kommen aus heutiger Sicht fast schon vorsintflutlich anmutende Special Effects zum Einsatz. Wenn ich ein Beispiel nennen müsste, an den mich die Ausstattung (und letztlich auch der Blut- und Beuschelgehalt) am ehesten erinnert, würde ich „Ticks“ (1993, auf deutsch als „C2 – Killerinsekt“ bekannt) vorschlagen. Jener US-Streifen, damals direkt auf Video veröffentlicht, funktioniert durchaus ähnlich. Heißt: „Blutgletscher“ atmet ein gehöriges Maß an B-Movie-Flair, was aber nichts mit grundsätzlich schlechter oder billiger Qualität zu tun hat, sondern eindeutig als Hommage an die alt-ehrwürdige Form von günstig produzierten Filmen verstanden werden sollte.

Wir haben es bei „Blutgletscher“ also mit Monster-Horror österreichischer Prägung zu tun, der mit handgemachten Kreaturen aufwartet, die nicht ganz so realistisch sind, wie man es von aktuellen Produktionen kennt. Auch der eine oder andere Splatter-Moment ist vorhanden. Was den Film trotz dieser Features von vielen, auf den ersten Blick ähnlichen, Streifen abhebt, sind die gut gezeichneten Charaktere und – vor allem – die Leistung ihrer Darsteller. Zusammengenommen ergibt das einen Horrorfilm, bei dem man trotz der konventionellen Geschichte ein Gefühl von relativ starkem Tiefgang hat. Auf der Habenseite würde ich außerdem die gute Kameraarbeit verbuchen, die natürlich stark von der beeindruckenden hochalpinen Kulisse profitiert, weiters ist der Spannungsbogen in Verbindung mit der Action sehr ordentlich.

Alles in allem war ich von „Blutgletscher“ jedenfalls positiv überrascht und kann den Film jedem, der ein bisschen was mit den genannten Attributen anfangen kann, nur empfehlen.

Gesamteindruck: 6/7


Originaltitel: Blutgletscher.
Regie:
Marvin Kren
Drehbuch: Benjamin Hessler
Jahr: 2013
Land: Österreich
Laufzeit: ca. 100 Minuten
Besetzung (Auswahl): Gerhard Liebmann, Edita Malovcic, Hille Beseler, Brigitte Kren, Murathan Muslu



FilmWelt: Love and Monsters

„Love and Monsters“ (2021) macht seinem Titel alle Ehre: Die Liebe kommt vor, die Monster kommen vor – und, das steht nicht im Titel, Humor gibt es auch noch. Die Frage ist also nur noch, wie die Kombination aus diesen drei Elementen funktioniert.

Gesamteindruck: 4/7


Das gigantische Krabbeln.

Ich weiß auch nicht, vielleicht liegt es einfach an mir: Action-Filme waren früher härter, Katastrophenfilme beeindruckender, Komödien lustiger und Liebesfilme schnulziger. Es ist wie verhext – kaum ein Blockbuster der jüngeren Vergangenheit will mir so richtig gefallen. Wobei ich nicht sicher bin, ob „Blockbuster“ im Falle von „Love and Monsters“ der richtige Ausdruck ist, ein Kino hat der Streifen ja nie gesehen, die Veröffentlichung erfolgte über den Streaming-Dienst Netflix. Dort wollten ihn aber sehr viele Leute sehen, sodass der Begriff wohl doch nicht ganz falsch ist.

Worum geht’s?
Den Einschlug eines Asteroiden konnte die Menschheit dank eines beeindruckenden Waffenarsenals gerade noch verhindern; die Freude darüber währte aber nur kurz, denn die Abwehrschlacht hatte ungeahnte Auswirkungen auf die irdische Fauna. Seither terrorisieren zu gigantischen Ausmaßen mutierte Insekten, Amphibien und Krustentiere die Erde und zwingen die verbliebenen Menschen, ihr Dasein in Schutzbunkern zu fristen. So auch der junge Joel, der denkbar schlecht mit der Post-Apokalypse zurechtkommt. Bis er beschließt, seiner prä-apokalyptische Freundin Aimee in deren Bunker aufzusuchen. Der Haken: ein langer Marsch durch ausgesprochen feindliches Terrain liegt vor dem unerfahrenen Burschen, will er die Angebetete erreichen…

„Godzilla vs Kong“ lässt zum Zeitpunkt dieser Rezension noch auf sich warten, was aber nicht heißt, dass Monster-Fans darben müssen: Mit „Love and Monsters“ hat sich Netflix die Veröffentlichungsrechte für einen Film gesichert, in dem zwar nicht Riesenechse und Gorilla gegeneinander antreten, dafür aber ebenso riesiges Krabbelgetier den Fortbestand der Menschheit bedroht. Grundsätzlich ist das Szenario von „Love and Monsters“ jedenfalls gelungen, gilt es hier doch nicht, eine unmittelbare Bedrohung zu stoppen, wie man es u. a. eben auch aus „Godzilla“ kennt. Im Gegenteil, der Zug ist abgefahren, die Apokalypse bereits geschehen – und der Film zeigt, wie der klägliche Rest der Menschheit damit zurecht kommt. Wobei, ganz so ist es nicht: Der Film verfolgt eigentlich nur den Weg einer Person durch ein sehr ansprechend gestaltetes, post-apokalyptisches Amerika.

Und damit sind wir auch schon beim Thema: „Love and Monsters“ sieht sehr gut aus. Die titelgebenden Viecher sind ausgesprochen gut gemacht und bewegen sich sehr natürlich durch die Landschaft. Blöd ist an der Stelle nur, dass es neben realistischem Getier wie gigantischen Ameisen auch einige Fantasiegeschöpfe gibt, die der Film meines Erachtens nicht gebraucht hätte. Ja, ich weiß, man darf das alles nicht zu ernst nehmen, auch und vor allem, weil es sich in erster Linie um eine Komödie handelt. Und doch hat mich beispielsweise das Aussehen der Krabbe, die gegen Ende auftritt, gestört. Ich bin da wohl sehr eigen… Aber sei’s drum, das ist natürlich kein Grund für eine schlechte Wertung, die Technik stimmt jedenfalls.

Generell ist die gesamte Optik dem doch eher humoristischen Grundton angemessen. Wie sich das äußert? Naja, selten war die Post-Apokalypse so farbenfroh und bunt, wie sie es in „Love and Monsters“ ist. Ich persönlich mag eher düsteres Zeug – aber a) ist auch das natürlich Geschmacksache und b) weiß man nach dem Trailer ja, was einen erwartet. Wer also auf eine Art „Fallout“ für die Leinwand hofft, wird wohl – trotz einiger ähnlicher Elemente – enttäuscht sein.

Flach, wenig Charakter – und nicht wirklich witzig.

Soviel zu den Äußerlichkeiten, kommen wir nun zu den inneren Werten. In Sachen Schauspieler bzw. deren Leistung kann man nicht meckern: Außerordentliche Leistungen bleiben zwar aus, aber zumindest spielt Dylan O’Brien den liebenswerten, leicht unbeholfenen Anti-Helden auf angenehme und unaufdringliche Weise. Die Nebenrollen bleiben weitgehend im Hintergrund, detaillierter ausgearbeitet ist eigentlich niemand bis auf die Hauptfigur – und selbst bei der reicht es nur für charakterliche Andeutungen, was aber durchaus zum sehr leichtfüßigen und lockeren Grundton sowie der schnellen Erzählweise des Films passt. Etwas schade finde ich, dass man es nicht geschafft hat, zumindest dem gegen Ende auftauchenden Bösewicht etwas Charisma zu verpassen. Schwache Leistung an der Stelle – fast, als wäre „Love and Monsters“ für ein Publikum gedacht, das mit wenigstens ansatzweise komplexeren Charakteren nichts anzufangen weiß.

Die Story ist – man kann es sich schon denken – ähnlich simpel wie die Charaktere. Genau genommen ist es die übliche Geschichte vom unfreiwilligen Helden, der sich letzten Endes behaupten kann und den Tag allen Widrigkeiten zum Trotz rettet. Kann man machen, aber auch hier hätte ich mir dann doch ein bisschen mehr Mut und vielleicht die eine oder andere Wendung gewünscht. Überraschungen gibt es keine, nicht mal ansatzweise – es besteht von Anfang an kein Zweifel, dass die Mission gelingt und auch zwischendurch hat man nie das Gefühl, es würde tatsächlich Gefahr für unseren Helden bestehen. Auch das kann man so machen, muss man aber nicht ganz so Reißbrett-mäßig abarbeiten.

Der Mix macht’s (nicht) aus.

Ok, vielleicht ist das alles tatsächlich mein persönliches Problem. Ich finde, wie beschrieben, die Grundannahme des Films sehr gut, schaue mir gerne die Post-Apokalypse an und auch gigantische Insekten haben bei mir einen Stein im Brett. Und: Ich lache schon gern, gibt einige richtig gute Komödien. Nur ist die Kombination aus alledem nicht so toll, was ich aber – ehrlich gesagt – im Vorfeld bereits befürchtet habe. Denn leider ist „Love and Monsters“ nicht nur sehr flach, was ja ok wäre, sondern schlicht und einfach nicht lustig genug. Damit ist es raus: Es gab nur wenige Momente im Film, die mich zum Schmunzeln gebracht haben, von richtigem Lachen rede ich da noch gar nicht. Und auch hier sieht man mich ratlos: Bin ich zu alt? Sind meine falschen Erwartungen an die Post-Apokalypse schuld? Ist das nicht mein Humor? Was ist dann mein Humor (zumindest das weiß ich und nenne hier drei sehr lustige Filme, einer sogar mit einem Riesen-Insekt: „Spaceballs“, „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“ und „Brust oder Keule“)?

Was bleibt also zu sagen? Nun: „Love and Monsters“ ist kein wirklich schlechter Film. Ich habe mich unterhalten gefühlt, weil mir Ausstattung und Prämisse gefallen haben, der Streifen tut also auf keinen Fall weh. Aber er ist auch nicht spannend, bietet nicht einmal ein Minimum an Tiefgang, keine kantigen Charaktere – und, fast am schlimmsten, ist nicht sonderlich witzig. Damit reicht es für 4 Punkte – kann man sich mal ansehen, ein zweites Mal muss man ihn sich aber eher nicht geben, denn sobald man sich an den Monstern sattgesehen hat (gleiches gilt für die Standard-Action-Szenen) bleibt nicht sonderlich viel übrig.

Gesamteindruck: 4/7


Originaltitel: Love and Monsters.
Regie:
Michael Matthews
Drehbuch: Brian Duffield, Matthew Robinson
Jahr: 2021
Land: USA, Australien
Laufzeit: ca. 110 Minuten
Besetzung (Auswahl): Dylan O’Brien, Jessica Henwick, Michael Rooker, Dan Ewing, Ariana Greenblatt



FilmWelt: Godzilla 2: King of the Monsters

Ich mag ja die alten, japanischen Godzilla-Filme sehr gern, weil ich finde, dass sie trotz (oder gerade wegen) ihrer aus heutiger Sicht unbeholfen wirkenden Monster-Darstellung eines hatten, das vielen modernen Produktionen immer häufiger abgeht: Charakter. „Godzilla“ (2014) war in dieser Hinsicht gar nicht verkehrt, der Nachfolger „Godzilla II: King of the Monsters“ (2019) hat mich hingegen enttäuscht.

Gesamteindruck: 4/7


Monster-Menagerie.

Amerikanische „Godzilla“-Filme? Da war doch was… Richtig, der letzte Versuch vor dem 2014er-Relaunch datiert aus dem Jahre 1998, war von Roland Emmerich und wird allgemein wenig wohlwollend betrachtet. Ich persönlich fand den Film gut; hätte der Regisseur die Optik der Riesenechse nicht dermaßen radikal umgestaltet, wäre die Sache wohl anders ausgegangen. Aber das nur am Rande, denn seit 2014 sieht Godzilla auch in Hollywood wieder deutlich traditioneller aus, sodass man sich zumindest diesbezüglich kaum beschweren kann. Über andere Dinge hingegen sehr wohl, zumindest was diese Fortsetzung von 2019 betrifft, die ich im Gesamteindruck knapp unter der 1998er-Version einordnen würde. Ja, wirklich!

Worum geht’s?
2014 hat das gigantische Monster Godzilla zwar die Welt gerettet, dabei wurden aber weite Teile von San Francisco dem Erdbeben gleichgemacht. Unter den vielen Toten war auch der Sohn von Emma und Mark Russell, die entsprechend schlecht auf den Riesen zu sprechen sind. Gemeinsam haben sie ein Gerät entwickelt, das der Organisation Monarch die Kommunikation mit den Titanen genannten Monstern ermöglichen soll. Als Emma mitsamt Gerät und gemeinsamer Tochter entführt wird, soll Mark als Berater bei der Suche helfen. Gleichzeitig versuchen Öko-Terroristen, weitere Titanen aus ihrem Schlaf zu wecken, damit diese die durch menschliche Ausbeutung bedrohte Erde retten und das natürliche Gleichgewicht wieder herstellen…

Ein Kritikpunkt an „Godzilla“ (ich spreche im folgenden übrigens immer vom 2014er Film) war, dass selbiger relativ wenig Screentime bekommen hat. Stimmt, ich habe das auch so in Erinnerung und es wird sicher objektive Aussagen dazu geben, wie viele Minuten das Monster tatsächlich im Bild war. Dennoch mag ich die Kritik nicht so recht teilen, schon gar nicht nach dem Genuss von „Godzilla 2“, der deutlich macht, was passieren kann, wenn man den umgekehrten Weg geht: Man sieht sich schneller als ich es je für möglich gehalten hätte, an Kreaturen, die einander brüllend gegenüber stehen, satt. Dazu kommt noch, dass die optisch großartigen Monster-Fights stark an Dramatik vermissen lassen; will sagen: Man hat bis zum Ende hin nie den Eindruck, dass die Viecher einander wirklich gefährlich werden können, sodass die Spannung trotz rasanter Bildschirm-Action eher gemächlich vor sich hin köchelt.

Optik kaschiert Plot.

Wie angedeutet, schaut „Godzilla 2“ exzellent aus. Das betrifft sowohl die hervorragende Kameraarbeit, die von düsteren Bildern und wunderbaren Farbenspielen geprägt ist, als auch die Titanen selbst. Beides zeigt mit aller Deutlichkeit, was heutzutage technisch möglich ist. Besonderen Applaus von meiner Seite auch dafür, dass all das im Vergleich zu vielen Produktionen der jüngeren Vergangenheit gar nicht so sehr nach CGI-Overkill aussieht, wie man meinen könnte. Tatsächlich haben die Verantwortlichen für mein Dafürhalten eine sehr gute Symbiose aus dem ursprünglichen Charme der im Gummi-Kostüm als Godzilla & Co. agierenden Japaner und moderner Computertechnik hinbekommen. Das war schon in „Godzilla“ ein Pluspunkt und trifft auf den Nachfolger im gleichen Ausmaß zu.

Doch leider, und das ist mein Problem mit „Godzilla 2“, habe ich das Gefühl, dass die Effekthascherei vor allem dazu dient, den lahmen Plot zu kaschieren. „Godzilla“ hatte meiner Meinung nach eine gute Story – die Titanen kannte damals noch niemand und das Rätseln um ihren Ursprung hatte schon was. Jedenfalls war mir das deutlich lieber als die dünne Geschichte von „Godzilla 2“, die sich im Wesentlichen darum dreht, die Monster mit irgendeinem hanebüchen erklärten Gerät zu kontrollieren (dass das nach hinten losgeht ist wenig überraschend und tut letztlich auch nicht viel zur Sache). Nebenbei bemerkt: „Godzilla“ war vergleichsweise realistisch und spielte in einem normalen 2014 während „Godzilla 2“ für meinen Geschmack etwas zu viel Science Fiction auffährt. Hier sei erwähnt, dass mir durchaus bewusst ist, dass es auch im japanischen „Godzilla“-Franchise solche Auswüchse gab; für mich macht es aber einen Unterschied, ob die Filme, so wie damals, für sich stehen oder ob sie – wie heute – in einen größeren Kontext eingebettet sind. Ist letzteres der Fall, ist es aus meiner Sicht deutlich wichtiger, auf die innere Logik zu achten, wenn man ein wirklich stimmiges Filmuniversum kreieren möchte.*

Dazu passt auch, dass teilweise ausgesprochen wirres Zeug ins Drehbuch gemischt wurde – beispielsweise, wenn sich aus dem Nichts herausstellt, dass die Theorie von der Hohlerde simmt. Wtf?! Und wozu das Ganze? Nur, damit man erklären kann, wieso Godzilla schnell seinen Standort wechseln kann, wobei die zurückgelegten Distanzen aus meiner Sicht trotz dieses deus ex machina vollkommen an den Haaren herbeigezogen scheinen (wieso sind übrigens gegen Ende des Films plötzlich alle Titanen gleichzeitig in den USA? Logik?). Oder, um ein anderes Beispiel zu nennen, man entdeckt plötzlich die „Heimat“ von Godzilla, eine Art Tempel tief unter dem Meer. Interessante Sache – die dem Publikum aber einfach so hingeworfen wird, ohne näher darauf einzugehen. Ärgerlich, weil verschenktes, nicht zu Ende gedachtes Potenzial, würde ich sagen… Übrigens, und das scheint im Angesicht dieser Punkte fast schon unerheblich, scheint Godzilla immer mal wieder gewissen Größenschwankungen unterworfen zu sein.

* Dabei handelt es sich um das „MonsterVerse“, zu dem auch King Kong gehört, der 2017 mit „Kong: Skull Island“ einen ähnlich guten Relaunch hingelegt hat, wie Godzilla drei Jahre zuvor.

Charakterzeichnung höchst mangelhaft.

Ich denke, dass all das nicht dermaßen dramatisch wäre, wie es klingt, wenn die Charaktere gut wären. Oder sympathisch. Oder mit Ecken und Kanten. Von dieser Front kann ich aber leider überhaupt nichts Gutes berichten, sieht man vom aus dem Vorgänger bekannten Ken Watanabe ab, der seine Rolle als Dr. Serizawa erneut stark verkörpert. Der Rest des Casts steht – im Gegensatz zu Teil 1 – vollkommen im Schatten der Titanen. Ironie des Schicksals: Das hat relativ wenig mit der umfangreicheren Screentime der Monster zu tun, sondern schlicht und einfach damit, dass die Charaktere (und letztlich auch ihre Darsteller) auch für sich genommen geradezu erschreckend blass bleiben. Gefühle wirken dadurch wie unechter Kitsch, Dialoge, die düster und schicksalsschwanger gemeint sind, werden unfreiwillig komisch und/oder langatmig und der Humor fühlt sich fast immer aufgesetzt an. Das gilt übrigens sowohl für die Guten als auch für die Bösewichte – der von mir eigentlich sehr geschätzte Charles Dance wirkt als Terroristen-Boss dermaßen lustlos und demotiviert, dass man sich fragt, ob es hinter den Kulissen Ärger gegeben hat.

Harte Worte… Und ja, ich weiß, das ist Popcorn-Kino und ein Blockbuster, den man nicht zu ernst nehmen sollte. Leider will mir das nicht gelingen, einerseits weil Teil 1 zeigt, dass es auch anders gegangen wäre, andererseits, weil sich „Godzilla 2“ selbst ziemlich ernst nimmt. Um das auf mich als Zuseher zu übertragen, wäre aber zumindest ein Mindestmaß an Tiefgang erforderlich gewesen. Weil das fehlt, sitzt der Film mehr oder weniger zwischen den Stühlen, was ich sehr schade finde. Hier muss man auch Regisseur/Drehbuchautor Michael Dougherty in die Verantwortung nehmen – der kann zwar gute Action inszenieren, mit dem Inhalt scheint er aber Probleme zu haben, wie auch andere Beispiele aus seiner Filmografie zeigen („X-Men 2“, „Superman Returns“). Bleibt zu hoffen, dass der zum Zeitpunkt dieser Rezension (Februar 2021) unter seiner Regie fertig abgedrehte „Godzilla vs. Kong“ besser wird – man wird es dann irgendwann hier zu lesen bekommen.

Fazit: Wer sich damit zufrieden gibt, dass Godzilla und sein Erzfeind Ghidhora aufeinander gehetzt werden und sich nach allen Regeln der Kunst diverse Köpfe einschlagen, hat kaum Grund, zu meckern. Wobei ich auch bei Ausblenden aller von mir geschilderten Probleme zu keinem Zeitpunkt das Gefühl hatte, hier eine wirklich epische Auseinandersetzung zu erleben, aber das mögen andere anders sehen. Wer ein bisschen mehr möchte, wird wohl enttäuscht sein. Traurig, weil ich mich grundsätzlich über das Wiedersehen mit einigen Monstern meiner Jugend gefreut habe. Aber es hilft alles nichts:„Godzilla“ sehe ich mir immer mal wieder gerne an. „Godzilla 2“ ist einmal ganz gut, ein zweites Mal noch ok, öfter braucht man jedoch nicht mehr als 2 Stunden Lebenszeit in diesen Film zu investieren.

Gesamteindruck: 4/7


Originaltitel: Godzilla 2: King of the Monsters.
Regie:
Michael Dougherty
Drehbuch: Max Borenstein, Michael Dougherty, Zach Shields
Jahr: 2019
Land: USA
Laufzeit: ca. 130 Minuten
Besetzung (Auswahl): Kyle Chandler, Vera Farmiga, Millie Bobby Brown, Ken Watanabe, Charles Dance



FilmWelt: Godzilla (1954)

Oft belächelt als billiger schwarz-weiß-Film, in dem ein Typ im Gummikostüm Papp-Hochhäuser zum Einsturz bringt, ist der originale „Godzilla“ von 1954 heute zu Recht ein Klassiker. Das ist auch einer Neufassung zu verdanken, die Szenen beinhaltet, die für die internationalen Versionen herausgeschnitten wurden. Denn so macht der Film wesentlich mehr Sinn und zeigt ein differenziertes Bild, das nicht mehr so viel mit der dumpfen Monster-Action zu tun hat, die dem westlichen Publikum damals suggeriert wurde.

Gesamteindruck: 6/7


Unerwartet düster und ernst.

Als Godzilla 1954 auf der Leinwand erschien, hätte wohl niemand gerechnet, dass das Monster mit dem charakteristischen Urschrei die Herzen der Zuschauer im Sturm erobern würde. Heute, 2018, gibt es mehr als 30 Filme mit der riesigen Echse, die bis auf aktuell zwei US-Adaptionen samt und sonders aus Japan stammen. Eine unglaubliche Erfolgsgeschichte, wenn man bedenkt, mit welchen Mitteln die Filme jahrzehntelang produziert wurden.

Inhalt in Kurzfassung
Vor einer Insel im japanischen Meer sinken aus unbekanntem Grund mehrere Schiffe. Schließlich wird als Ursache der Havarien ein riesiges, Saurier-ähnliches Monster, von den Inselbewohnern „der Godzilla“ genannt, ausgemacht. Alle Versuche, den Giganten, der Kurs auf Tokio nimmt, aufzuhalten, scheitern und die Stadt wird von Godzilla in Schutt und Asche gelegt. Die machtlosen Militärs müssen das Schicksal Japans schließlich in die Hände eines Wissenschaftlers legen, der eine Möglichkeit gefunden hat, dem Monster beizukommen. Dabei gerät er allerdings selbst in eine moralische Zwickmühle.

Ich habe den 1954er „Godzilla“ bis vor wenigen Tagen tatsächlich kein einziges Mal gesehen, die schwarz-weiß-Bilder haben mich immer abgeschreckt. Und auch das Wissen um die teilweise naiven Effekte und merkwürdigen Dialoge späterer Godzilla-Filme war nicht hilfreich – ich konnte mir nicht vorstellen, dass ein bald 65 Jahre alter Film besser sein könnte als so mancher seiner Nachfolger. Glücklicherweise habe ich mich nun doch entschlossen, diese Lücke in meiner Filmographie endlich zu schließen. Denn: „Godzilla“ ist tatsächlich ein kraftvoller, düsterer und exzellent gemachter Film.

Zunächst ein paar Worte zur Optik: Es ist ja bekannt, dass das Monster von einem Schauspieler in einem Ganzkörperkostüm dargestellt wurde (der 2017 verstorbene Haruo Nakajima verkörperte Godzilla bis 1972). Stilistisch ist das schon ein krasser Unterschied zum thematisch ähnlich gelagerten King Kong, der mit seiner Stop-Motion-Technologie bereits 1933 die Ära der Spezialeffekte eingeläutet hatte. Interessanterweise stört diese Tatsache den Filmgenuss wesentlich weniger, als man annehmen könnte. Im Gegenteil, Godzilla sieht gar nicht so unecht aus – vielleicht gerade weil der Film in schwarz-weiß gehalten wurde. Und auch die angerichteten Verwüstungen, die das Markenzeichen aller Godzilla-Filme sind, sehen dank detaillierter und liebevoller Modelle weniger naiv aus als es heute mit der fortgeschrittenen Computertechnologie oft gelingen will.

Gnadenloser Kampf ohne jeglichen Humor.

Was den Film von seinen Nachfolgern abhebt, hat allerdings nicht so viel mit der Optik zu tun. Es ist vielmehr die düstere Grundstimmung, die „Godzilla“ auszeichnet. Das beginnt bereits mit dem Verhalten des Ungeheuers: Godzilla hatte 1954 noch nichts von einem heldenhaften Beschützer der Menschheit, der sich gerne auch mit anderen Monstern zusammentut, um Japan oder sogar die Welt zu retten. Im Gegenteil, das Monster ist gnadenlos, zerstört nicht nur Tokio sondern tötet dabei auch unzählige Menschen. Diese Kollateralschäden werden auch durchaus plakativ dargestellt, was ich in einem Monsterfilm aus den 1950er Jahren so nicht erwartet hätte.

Damit wird auch deutlich, was heute kaum mehr jemandem bewusst ist: Godzilla ist einerseits natürlich ein Unterhaltungsfilm, andererseits aber auch eine starke Allegorie auf die Schrecken der Atombombenabwürfe auf Japan im Rahmen des 2. Weltkrieges. Das kommt in den Dialogen immer wieder heraus und zeigt sich auch in der Machtlosigkeit der Menschen gegenüber dem Monster, das mit ungeheurer Gewalt über sie hereinbricht. Entsprechend humorlos und ernst ist der Film auch – ebenfalls ein krasser Unterschied zum Großteil der Folgeproduktionen. Dass Godzilla am Ende nur mit einer Waffe aufgehalten werden kann, die zur Massenvernichtung geeignet wäre, sorgt zum Schluss noch einmal für einen ganz speziellen Twist in Hinblick auf das traurige Schicksal von Hiroshima und Nagasaki.

Alles in allem ist der originale „Godzilla“ für mein Dafürhalten ein sehr guter Film. Einer, den man als Fan des Monsters sowieso gesehen haben muss, der aber auch für Filmhistoriker interessant sein dürfte. Und auch für Menschen, die entweder einfach unterhalten werden wollen (denn auch das tut der Film) oder sich gerne absurd verpackte Allegorien auf reale Ereignisse ansehen. Gerade letzteres ist ein irrwitziger Zugang, für den den Machern von „Godzilla“ aller Respekt gebührt.

Gesamteindruck: 6/7


Originaltitel: ゴジラ (Gojira)
Regie: Ishirō Honda
Jahr: 1954
Land: Japan
Laufzeit: 96 Minuten
Besetzung (Auswahl): Akira Takarada, Momoko Kōchi, Akihiko Hirata, Takashi Shimura, Haruo Nakajima



 

FilmWelt: Europa Report

Die Frage nach außerirdischem Leben hat in Literatur und Film eine lange Tradition. Doch während „Star Trek“ & Co. eine Galaxie voller mehr oder weniger humanoider Spezies zeigen, wird ein anderer Aspekt seltener betrachtet: Extraterrestrische Lebensformen in unserem Sonnensystem. Dass das überhaupt möglich sein könnte, ist eine relativ junge Erkenntnis, derer sich der amerikanische Film „Europa Report“ im Stile einer Dokumentation annimmt.

Gesamteindruck: 5/7


Wir sind nicht allein.

Als einer der aussichtsreichsten Kandidaten für Leben in unserer unmittelbaren Nähe gilt Europa, seines Zeichens viertgrößter Trabant des Gasriesen Jupiter. Unter der Eiskruste des Mondes verbirgt sich nach aktuellem Stand der Forschung vermutlich ein Ozean aus flüssigem Wasser – mithin eine Grundvoraussetzung für Leben, wie wir es kennen. Nachdem auf der Erde bereits Organismen nachgewiesen wurden, die unter ähnlich extremen Bedingungen existieren können, wie sie auf Europa herrschen, scheint das tatsächlich eine der besten Chancen zu sein, etwas Lebendiges in unserer kosmischen Umgebung zu finden. Dass bereits unbemannte Missionen geplant sind, die auf dem Eismond landen sollen, beflügelt die Fantasie ungemein – und genau das macht sich „Europa Report“ zu Nutze.

Inhalt in Kurzfassung
Mit „Europa One“ ist es einem privaten Raumfahrtunternehmen gelungen, eine bemannte Forschungsmission zum Jupiter-Mond Europa zu entsenden. Der Auftrag der internationalen Crew: Auf dem Trabanten landen und nach Spuren von Leben, das unter dem Eispanzer Europas vermutet wird, zu suchen. Doch bereits auf der langen Reise ergeben sich ernste Schwierigkeiten, die nicht nur mit dem Zusammenleben der Besatzung auf engstem Raum zu tun haben. Ein Sonnensturm beschädigt das Raumschiff, die Kommunikation  mit der Erde fällt aus. Dennoch setzt die Crew ihre Mission fort.

Die Story mag sich simpel lesen und sie ist es im Prinzip auch: Ein sechsköpfige Besatzung bricht in einem Raumschiff auf, um zu erforschen, ob „da draußen“ tatsächlich etwas ist. Mehr ist es nicht und viel mehr passiert in „Europa Report“ auch nicht. Und doch schafft es der Film auf intelligente Weise, Spannung zu generieren und den Zuseher bei der Stange zu halten. Das mag vielleicht auch mit dem realistischen Eindruck zu tun haben, den „Europa Report“ ausstrahlt: Die gesamte Technik wirkt keineswegs futuristisch, sondern genau so, als könnte eine ähnliche Mission bereits heute gestartet werden. Mit Science Fiction hat der Film in letzter Konsequenz kaum etwas zu tun, er ist vielmehr so nahe an unserem Stand der Technik, dass man ihn von einer echten Dokumentation kaum unterscheiden kann.

Der Weg ist das Ziel.

„Europa Report“ ist grob in drei Teile gegliedert. Zunächst werden dem Zuseher Nachrichtensendungen und Interviews präsentiert, die über die Mission informieren. Danach geht es direkt in das Filmmaterial, das von Europa One zur Erde übermittelt wurde. Der Clou: Überall im und am Raumschiff gibt es Kameras, die das Geschehen und die Crew rund um die Uhr einfangen, später kommen Helm-, Hand- und Anzugkameras dazu. Mit diesen Bildern, die man so ähnlich aus verschiedensten Found-Footage-Filmen kennt, wird die Geschichte um den Forschungsflug der „Europa One“ rekonstruiert. Den dritten und letzten Teil machen die Ereignisse auf Europa selbst aus, ebenfalls von den Astronauten selbst gefilmt. All das gibt „Europa Report“ genau den realistischen Anstrich, der mit der üblichen Außenperspektive nicht möglich gewesen wäre.

Grundsätzlich ist fast alles an „Europa Report“ gelungen. Die Schauspieler machen ihre Sache gut, die Story überzeugt in ihrer Einfachheit, Bild und Ton sind zweckmäßig und unterstreichen die gewünschte Atmosphäre im Raumschiff und auf dem Mond. Einzig die finale Szene, in der man endlich das zu sehen bekommt, was die Raumfahrer auf Europa entdeckt haben, fand ich übertrieben – das nimmt dem Film einiges von der zuvor aufgebauten Realitätsnähe. Nun ist es ja nicht so, dass es nicht genau so sein könnte, wie es in „Europa Report“ dargestellt wird – aber so ganz will das alles nicht zusammenpassen.

Unabhängig davon ist in diesem Film tatsächlich der Weg das Ziel. Alles, was vor dem Finale, eigentlich sogar vor der mehr oder weniger letzten Szene passiert, ist durchgängig spannend und gut erzählt. Durch die Kameraführung fühlt man sich mitten ins Geschehen versetzt, was ein hautnahes Miterleben aller Vorgänge ermöglicht. Gleiches gilt für die Identifikation mit den Figuren, die einem relativ schnell vertraut werden. Durch die vermittelte Nähe fällt es in letzter Konsequenz auch kaum auf, dass es eigentlich keine ausgearbeiteten Charaktere sind. Das würde ich in den meisten Fällen tatsächlich als großen Schwachpunkt anprangern – in „Europa Report“ stört es merkwürdigerweise kaum.

Das Maximum herausgeholt.

Glaubt man dem Wikipedia-Eintrag, ist „Europa Report“ mit einem für US-Verhältnisse sehr kleinem Budget ausgekommen (unter 10 Millionen $). Wenn dem tatsächlich so sein sollte, zeigt der Film, dass Qualität keine Frage des Geldes sein muss. Und damit meine ich nicht nur die inhaltliche Qualität sondern auch Ausstattung und Optik. Denn abgesehen von wenigen Ausnahmen (der Sonnensturm hat mir nicht sonderlich gefallen und passt auch nicht wirklich ins Gesamtkonzept) sieht „Europa Report“ schon sehr gut und vor allem realistisch aus. Das kann man in Zeiten des CGI-Overkills gar nicht genug betonen. Besonders beeindruckend sind die Szenen, die direkt auf Europa spielen und von denen man sich tatsächlich auf eine völlig fremde Welt versetzt fühlt. Das ist schon eine Meisterleistung, die hier mit relativ geringen Mitteln vollbracht wurde.

„Europa Report“ ist meines Erachtens ein echter Geheimtipp. Ein Film, den jeder, der auch nur das mindeste Interesse an der Erforschung des Weltraums hat, gesehen haben sollte. Und auch Science Fiction-Fans werden auf ihre Kosten kommen – zumindest dann, wenn sie einen auf einen allzu futuristischen Anstrich und viel Action verzichten können. Eine rundum gelungene Produktion, die zeigt, dass man nicht nur mit Budget, sondern auch mit Herz gute Filme machen kann.

Gesamteindruck: 5/7


Originaltitel: Europa Report
Regie: Sebastián Cordero
Jahr: 2013
Land: USA
Laufzeit: 90 Minuten
Besetzung (Auswahl): Embeth Davidtz, Sharlto Copley, Michael Nyqvist, Christian Camargo, Karolina Wydra, Dan Fogler, Daniel Wu, Anamaria Marinca