FilmWelt: Godzilla vs. Kong

„Godzilla vs. Kong“ ist der vierte Film aus dem mittlerweile als „MonsterVerse“ bekannten Franchise und markiert – wie anhand des Titels leicht zu erraten ist – das Aufeinandertreffen der zwei wohl bekanntesten Kreaturen der Filmgeschichte. Auf dieses epische Gefecht wurde seit dem Start der Reihe (2014) hingearbeitet. Und eigentlich hätte vorliegender Blockbuster schon 2020 in die Kinos kommen sollen, aufgrund der Covid-19-Pandemie mussten sich die Fans allerdings ein ganzes Jahr gedulden, bis es im Sommer 2021 endlich soweit war.

Gesamteindruck: 3/7


Kampf der Giganten.

Wenn man diesen Film bewerten will, läuft im Endeffekt alles auf eine Frage hinaus: Was erwartet man sich von einem Streifen, der „Godzilla vs. Kong“ heißt? Die kurze Antwort: Genau das, was der Titel verspricht, nämlich zünftige Monster-Action mit einem epochalen Ausmaß an Zerstörung. Das bietet der Film auch, womit diese Rezension eigentlich schon wieder zu Ende sein könnte. Wer also tatsächlich nur sehen möchte, wie sich Affe und Echse den Schädel einschlagen, kann zu obiger Wertung gerne ein oder zwei Punkte addieren und braucht nicht unbedingt weiterzulesen. Wer aber wissen möchte, wieso mein Gesamteindruck trotz bravouröser Erfüllung des Produktversprechens nicht so rosig ausfällt, muss sich ein paar Minuten Zeit nehmen.

Worum geht’s?
Skull Island, Heimat des Riesengorillas King Kong, wurde durch den Monarch-Konzern in ein völlig von der Außenwelt abgeschirmtes Habitat verwandelt, das dem stetig wachsenden Primaten langsam zu eng wird. Im Gegensatz dazu streift die riesige Echse Godzilla frei durch die Weltmeere und ist immer noch gefeierter Held der Menschheit. Bis sich das Ungetüm plötzlich entschließt, an Land zu gehen und eine Forschungseinrichtung der High Tech-Firma Apex Cybernetics dem zu Erdboden gleichzumachen. Jenes Unternehmen würde zu gern eine mächtige Energiequelle in die Hände bekommen, die in der Heimat der Monster, der Hohlerde, vermutet wird. Um dorthin zu gelangen, wird wiederum die Hilfe von King Kong benötigt, den man prompt aus seinem Habitat holt, um ihn zum Eingang ins Erdinnere zu bringen. Das erweckt die Aufmerksamkeit von Godzilla, der keineswegs vorhat, seine Stellung als König der Monster kampflos aufzugeben…

„Lasst sie kämpfen“ hat ein kluger Mann (Ken Watanabe alias Dr. Ishiro Serizawa in „Godzilla“, 2014) einst gesagt. Besser könnte man nicht beschreiben, wo die Stärken und Schwächen von „Godzilla vs. Kong“ meines Erachtens liegen. Zunächst das Gute: Sie kämpfen. Und das auf durchaus sehenswerte Weise, denn die Spezialeffekte sind wirklich vom Feinsten. Zwei große Kämpfe der Titelfiguren gibt es im Film, beide unterscheiden sich stark genug, um nicht langweilig zu werden – und vor allem sind beide ausgezeichnet choreographiert (wenn man das bei computergenerierten Ungeheuern überhaupt so nennen kann). Die Zerstörungen, die dabei angerichtet werden, sind entsprechend ihren Ausmaßen natürlich verheerend, was für Freunde des gepflegten Katastrophenfilms ein wahrer Augenschmaus ist. Begleitet wird das brutale Treiben von einer ohrenbetäubenden Soundkulisse, an der es wenig bis nichts auszusetzen gibt. Im Übrigen steht es dem Film gut zu Gesicht, Kong als Außenseiter, aber auch schlaueren der beiden Rivalen zu stilisieren, während Godzilla schlicht seinen Instinkten zu folgen scheint. Das hat schon ein bisschen was von einem Kampf Mensch gegen unbändige Natur, eine Darstellung, die im ersten Moment sehr klischeehaft scheint, aber eigentlich dennoch ganz gut passt. Alles in allem: Daumen hoch, selten in der Filmgeschichte hat ein so epochaler Kampf die in ihn gesetzten Erwartungen dermaßen gut erfüllt.

Kurz zum Hintergrund: „Godzilla vs. Kong“ ist nicht das erste Aufeinandertreffen der wohl ikonischsten Monster der Filmgeschichte. Bereits 1962 ließ der legendäre „Godzilla“-Schöpfer Ishirō Honda die gigantischen Kreaturen in „Die Rückkehr des King Kong“ gegeneinander kämpfen. Dass es seither zu keinem derartigen Gipfeltreffen mehr gekommen ist, mag im ersten Moment seltsam erscheinen. Der Wille war da, vor allem aus Japan – es scheiterte aber letztlich immer an der dafür notwendigen Verleihung der Rechte. Jahrzehnte später scheint dieses Problem aus der Welt geschafft, was eben den Start der amerikanischen MonsterVerse-Reihe mit „Godzilla“ (2014) ermöglichte, während in Japan mit dem (sehr starken) „Shin Godzilla“ 2016 ein eigener Reboot gestartet wurde (ob es damit weitergeht ist zum Zeitpunkt dieser Rezension unklar, allerdings wäre es theoretisch möglich, denn ein entsprechender Vertrag mit den amerikanischen „Godzilla“-Machern Legendary Entertainment, der genau das ausschloss, endete mit „Godzilla vs. Kong“).

Was mich alles stört.

Woran hapert es also, wenn der Film das, was man von ihm erwartet, geradezu perfekt macht? Nun, „Lasst sie kämpfen“ ist eine Medaille mit zwei Seiten: Man sollte nämlich auch erklären, warum (bzw. worum) gekämpft wird. Tut man das nicht, hat man so etwas wie „Celebrity Deathmatch“ (die ganz alten werden sich erinnern…), was nett ist, aber nicht für einen abendfüllenden Blockbuster reicht. Ein Mindestmaß an interessanter Story und Charakteren wäre dafür zumindest wünschenswert. Das war übrigens schon bei den alten „Godzilla“-Filmen aus Japan so, die immer dann besonders gut waren, wenn sie auf eine Botschaft und/oder halbwegs kantige (menschliche) Figuren setzten. „Godzilla vs. Kong“ lebt hingegen, wie schon seine Vorgänger, praktisch nur vom Spaß an der Freud‘. Das bisschen Botschaft (die Unkontrollierbarkeit der Natur), das der Film zu vermitteln versucht, ist kaum der Rede wert.

Gleiches gilt für die menschlichen Charaktere, die bereits in „Godzilla II: King of the Monsters“ (2019) zur austauschbaren Staffage geworden sind. Daran ändert dieses Sequel trotz krampfhafter Bemühungen, das Problem ab und an mal mit Humor zu übertünchen, nichts. Ob man das den Schauspielern anlasten kann, ist fraglich; man merkt einfach an allen Ecken und Enden, dass das Drehbuch auf eine epische Schlacht ausgelegt ist. Der ganze Rest wirkt auf mich wie eine höchst lästige, aber leider notwendige Pflicht. Nur so lässt sich aus meiner Sicht der hanebüchene Unsinn erklären, den die Autoren Eric Pearson und Max Borenstein als „Story“ gemeinsam mit Regisseur Adam Wingard über das Publikum hereinbrechen lassen. Ich selbst habe „Godzilla vs. Kong“ übrigens im Kino gesehen, was in zweifacher Hinsicht ein Erlebnis war: Einerseits wirkt der Schlagabtausch der kolossalen Viecher auf der großen Leinwand in 3D und mit entsprechendem Sound unglaublich intensiv. Andererseits gab es immer wieder spontanes Gelächter von den Rängen, wenn ein besonders an den Haaren herbeigezogener Einfall über die Leinwand flimmerte.

Ich weiß, ich weiß: Bei solchen Filmen sollte es eigentlich heißen Augen und Ohren auf, Hirn aus. Nur wollte mir das in diesem Fall so gar nicht gelingen, weil ich einfach nicht verstehen kann, dass man dermaßen viele Dummheiten darin unterbringen musste. Ein Beispiel ist die wohl blödeste Idee des vorangegangenen Films, die ich in meiner entsprechenden Rezension auch als solche gewürdigt habe: Die Hohlerde, die man nicht nur erneut aufgreifen, sondern gleich als absolutes Schlüsselelement platzieren musste (wenigstens ist die Darstellung derselben durchaus gelungen, wenngleich man sich fragt, woher dort das Licht kommt – aber ich schweife ab). Oder: Was soll das mit dem Schädel von Ghidora, dem Antagonisten aus „Godzilla II: King of the Monsters“, der zur telepathischen (!) Steuerung eines Roboters dient? „Seine Hälse waren so lang, dass seine Köpfe telepathisch miteinander kommuniziert haben“… ja, genau. Gaaanz großartiger Twist. Nicht.

Neben solchen Lächerlichkeiten gibt es auch ein paar kleinere Fragezeichen – darunter Probleme wie die ständig wechselnde Größe der monströsen Protagonisten (mal passen beide auf einen Flugzeugträger, dann sind sie wieder so hoch wie ein Wolkenkratzer), den scheinbar aus dem Nichts entwickelten technischen Möglichkeiten (die aber nicht ausreichen, um einen Titanen ernsthaft zu verletzen), die „U-Bahn“ von Florida nach Hongkong (!) oder die Tatsache, dass ein paar jugendliche Podcast-Hörer sich problemlos und ohne erwischt zu werden in einem Hochsicherheitstrakt bewegen können.

Spannung? Fehlt leider (auch).

Man sieht schon: Mir hat das ganze Drumherum nicht gefallen. Dazu stehe ich. Das soll im Übrigen nicht heißen, dass jeder der dutzenden japanischen „Godzilla“-Streifen eine Offenbarung war, denn das ist beileibe nicht so. Ich finde es aber sehr schade, in welche Richtung sich dieses Filmuniversum nach den wirklich guten „Godzilla“ (2014) und „Kong: Skull Island“ (2017) bewegt hat. Vielleicht ist das MonsterVerse selbst sogar der Grund dafür: Es mag von Anfang an als Produkt, als Franchise wie man das heute so schön nennt, konzipiert worden sein; dennoch finde ich, dass in den zwei Auftaktfilmen eine Menge Herzblut steckte. Das ist mit „Godzilla 2“ verloren gegangen und wurde wohl endgültig Ideen untergeordnet, die den größten kommerziellen Erfolg versprechen. Dazu kommt, dass man sich mit dem MonsterVerse selbst ein bisschen in die Ecke manövriert hat: Alles muss zusammenhängen und eine halbwegs kongruente Story erzählen, was aber scheinbar nur noch über möglichst haarsträubend konstruierte Prämissen gelingt – eben weil die Zeit zu fehlen scheint, vernünftig darüber nachzudenken, was die Titanen wirklich bedeuten könnten. Überflüssig zu erwähnen, dass mir diese Herangehensweise nicht zusagt. Denn eigentlich würde mir eine zusammenhängende Reihe gut gefallen – aber bitte nicht so, sondern zumindest ein bisschen realistischer und mit wenigstens ein oder zwei memorablen (menschlichen) Charakteren. Es ist fast schon gemein, wie das MonsterVerse eine tiefgründige Welt anteasert – und nichts daraus macht.

Im Übrigen ist der Film nur bis zu einem gewissen Grad spannend. Schuld daran sind neben dem sub-optimalen Drehbuch vor allem zwei Faktoren: Die Titanen wirken allesamt praktisch unkaputtbar. Egal, was ihnen passiert, sie tragen so gut wie nie auch nur einen Kratzer davon, was nicht gerade dazu beiträgt, dass man wirklich mitfiebert bzw. jemals meint, das ein Kampf tödlich ausgehen könnte (was im Finale passiert ist übrigens recht früh vorhersehbar).

Zweiter Grund ist die vollkommen oberflächliche Art, wie in den zwei jüngsten MonsterVerse-Filmen mit Menschen umgegangen wird. Damit meine ich nicht den angesprochenen eklatanten Mangel an Charakteren, sondern spreche von einer generellen Problematik: Speziell Godzilla ist ein echter Zerstörer; denkt man darüber nach, was die Echse in „ihren“ drei MonsterVerse-Auftritten für Verheerungen angerichtet hat, fragt man sich, wie der Bursche von den Figuren im Film überhaupt bewundert werden kann. Das müssen jedes Mal zigtausende Tote gewesen sein, die auf sein Konto gehen, was man aber nie zu sehen bekommt. In „Godzilla 2“ wird dieses Thema zumindest angedeutet, daraus gemacht wird aber nichts – und in „Godzilla vs. Kong“ spielt es überhaupt keine Rolle mehr. Schon klar, die Titanen sind die Stars der Filme – aber als Zuseher identifiziert man sich schon auch mit den winzigen Menschlein, die von ihnen in Massen zerschmettert werden. Weil es aber keinen nennenswerten menschlichen Charaktere gibt, ist das fast egal – wahrscheinlich thematisiert es der Film genau deshalb auch nicht, obwohl es meines Erachtens deutlich mehr Drama und Spannung bringen würde. Aber hey, was weiß ich schon. 😉

Empfehlung: Hirn aus. Und zwar komplett.

Was unterm Strich bleibt, ist ein Film, dessen Kampfszenen unterhalten und begeistern, der abgesehen davon aber nichts zu bieten hat, das auch nur ansatzweise intelligent wäre. Im Gegenteil, wenn man es genau nimmt, ist „Godzilla vs. Kong“ eine Beleidigung für den Intellekt jedes Zuschauers. Nicht, weil die Vorstellung gigantischer Kreaturen, die gegeneinander kämpfen, per se dumm ist – nein, nur, weil alles, was der Film dazwischen erzählt, eine Aneinanderreihung von Peinlichkeiten ist. Man hätte wohl besser versucht, sie tatsächlich einfach kämpfen gelassen – womit wir wieder beim „Celebrity Deathmatch“ wären – statt krampfhaft an einem Universum festzuhalten, das kläglich daran scheitert, den Eindruck von Tiefe zu simulieren. Oder man hätte sich Zeit nehmen sollen, die Zusammenhänge in sich stimmig und halbwegs glaubhaft zu erklären. So ist „Godzilla vs. Kong“ eine merkwürdige Mischung aus verkrampft und beeindruckend. Und damit kann ich nur eine Empfehlung wiederholen: Augen und Ohren auf, Hirn (komplett) aus! Wenn man das schafft, mag der Film wirklich sehr unterhaltsam sein. Mir ist es leider (?) nicht gelungen.

Drei Punkte für die Monster-Action. Und zwar nur dafür.

Gesamteindruck: 3/7


Originaltitel: Godzilla vs. Kong.
Regie:
Adam Wingard
Drehbuch: Max Borenstein, Eric Pearson
Jahr: 2021
Land: USA
Laufzeit: ca. 115 Minuten
Besetzung (Auswahl): Alexander Skarsgård, Mille Bobby Brown, Rebbeca Hall, Brian Tyree Henry, Kaylee Hottle



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FilmWelt: Godzilla 2: King of the Monsters

Ich mag ja die alten, japanischen Godzilla-Filme sehr gern, weil ich finde, dass sie trotz (oder gerade wegen) ihrer aus heutiger Sicht unbeholfen wirkenden Monster-Darstellung eines hatten, das vielen modernen Produktionen immer häufiger abgeht: Charakter. „Godzilla“ (2014) war in dieser Hinsicht gar nicht verkehrt, der Nachfolger „Godzilla II: King of the Monsters“ (2019) hat mich hingegen enttäuscht.

Gesamteindruck: 4/7


Monster-Menagerie.

Amerikanische „Godzilla“-Filme? Da war doch was… Richtig, der letzte Versuch vor dem 2014er-Relaunch datiert aus dem Jahre 1998, war von Roland Emmerich und wird allgemein wenig wohlwollend betrachtet. Ich persönlich fand den Film gut; hätte der Regisseur die Optik der Riesenechse nicht dermaßen radikal umgestaltet, wäre die Sache wohl anders ausgegangen. Aber das nur am Rande, denn seit 2014 sieht Godzilla auch in Hollywood wieder deutlich traditioneller aus, sodass man sich zumindest diesbezüglich kaum beschweren kann. Über andere Dinge hingegen sehr wohl, zumindest was diese Fortsetzung von 2019 betrifft, die ich im Gesamteindruck knapp unter der 1998er-Version einordnen würde. Ja, wirklich!

Worum geht’s?
2014 hat das gigantische Monster Godzilla zwar die Welt gerettet, dabei wurden aber weite Teile von San Francisco dem Erdbeben gleichgemacht. Unter den vielen Toten war auch der Sohn von Emma und Mark Russell, die entsprechend schlecht auf den Riesen zu sprechen sind. Gemeinsam haben sie ein Gerät entwickelt, das der Organisation Monarch die Kommunikation mit den Titanen genannten Monstern ermöglichen soll. Als Emma mitsamt Gerät und gemeinsamer Tochter entführt wird, soll Mark als Berater bei der Suche helfen. Gleichzeitig versuchen Öko-Terroristen, weitere Titanen aus ihrem Schlaf zu wecken, damit diese die durch menschliche Ausbeutung bedrohte Erde retten und das natürliche Gleichgewicht wieder herstellen…

Ein Kritikpunkt an „Godzilla“ (ich spreche im folgenden übrigens immer vom 2014er Film) war, dass selbiger relativ wenig Screentime bekommen hat. Stimmt, ich habe das auch so in Erinnerung und es wird sicher objektive Aussagen dazu geben, wie viele Minuten das Monster tatsächlich im Bild war. Dennoch mag ich die Kritik nicht so recht teilen, schon gar nicht nach dem Genuss von „Godzilla 2“, der deutlich macht, was passieren kann, wenn man den umgekehrten Weg geht: Man sieht sich schneller als ich es je für möglich gehalten hätte, an Kreaturen, die einander brüllend gegenüber stehen, satt. Dazu kommt noch, dass die optisch großartigen Monster-Fights stark an Dramatik vermissen lassen; will sagen: Man hat bis zum Ende hin nie den Eindruck, dass die Viecher einander wirklich gefährlich werden können, sodass die Spannung trotz rasanter Bildschirm-Action eher gemächlich vor sich hin köchelt.

Optik kaschiert Plot.

Wie angedeutet, schaut „Godzilla 2“ exzellent aus. Das betrifft sowohl die hervorragende Kameraarbeit, die von düsteren Bildern und wunderbaren Farbenspielen geprägt ist, als auch die Titanen selbst. Beides zeigt mit aller Deutlichkeit, was heutzutage technisch möglich ist. Besonderen Applaus von meiner Seite auch dafür, dass all das im Vergleich zu vielen Produktionen der jüngeren Vergangenheit gar nicht so sehr nach CGI-Overkill aussieht, wie man meinen könnte. Tatsächlich haben die Verantwortlichen für mein Dafürhalten eine sehr gute Symbiose aus dem ursprünglichen Charme der im Gummi-Kostüm als Godzilla & Co. agierenden Japaner und moderner Computertechnik hinbekommen. Das war schon in „Godzilla“ ein Pluspunkt und trifft auf den Nachfolger im gleichen Ausmaß zu.

Doch leider, und das ist mein Problem mit „Godzilla 2“, habe ich das Gefühl, dass die Effekthascherei vor allem dazu dient, den lahmen Plot zu kaschieren. „Godzilla“ hatte meiner Meinung nach eine gute Story – die Titanen kannte damals noch niemand und das Rätseln um ihren Ursprung hatte schon was. Jedenfalls war mir das deutlich lieber als die dünne Geschichte von „Godzilla 2“, die sich im Wesentlichen darum dreht, die Monster mit irgendeinem hanebüchen erklärten Gerät zu kontrollieren (dass das nach hinten losgeht ist wenig überraschend und tut letztlich auch nicht viel zur Sache). Nebenbei bemerkt: „Godzilla“ war vergleichsweise realistisch und spielte in einem normalen 2014 während „Godzilla 2“ für meinen Geschmack etwas zu viel Science Fiction auffährt. Hier sei erwähnt, dass mir durchaus bewusst ist, dass es auch im japanischen „Godzilla“-Franchise solche Auswüchse gab; für mich macht es aber einen Unterschied, ob die Filme, so wie damals, für sich stehen oder ob sie – wie heute – in einen größeren Kontext eingebettet sind. Ist letzteres der Fall, ist es aus meiner Sicht deutlich wichtiger, auf die innere Logik zu achten, wenn man ein wirklich stimmiges Filmuniversum kreieren möchte.*

Dazu passt auch, dass teilweise ausgesprochen wirres Zeug ins Drehbuch gemischt wurde – beispielsweise, wenn sich aus dem Nichts herausstellt, dass die Theorie von der Hohlerde simmt. Wtf?! Und wozu das Ganze? Nur, damit man erklären kann, wieso Godzilla schnell seinen Standort wechseln kann, wobei die zurückgelegten Distanzen aus meiner Sicht trotz dieses deus ex machina vollkommen an den Haaren herbeigezogen scheinen (wieso sind übrigens gegen Ende des Films plötzlich alle Titanen gleichzeitig in den USA? Logik?). Oder, um ein anderes Beispiel zu nennen, man entdeckt plötzlich die „Heimat“ von Godzilla, eine Art Tempel tief unter dem Meer. Interessante Sache – die dem Publikum aber einfach so hingeworfen wird, ohne näher darauf einzugehen. Ärgerlich, weil verschenktes, nicht zu Ende gedachtes Potenzial, würde ich sagen… Übrigens, und das scheint im Angesicht dieser Punkte fast schon unerheblich, scheint Godzilla immer mal wieder gewissen Größenschwankungen unterworfen zu sein.

* Dabei handelt es sich um das „MonsterVerse“, zu dem auch King Kong gehört, der 2017 mit „Kong: Skull Island“ einen ähnlich guten Relaunch hingelegt hat, wie Godzilla drei Jahre zuvor.

Charakterzeichnung höchst mangelhaft.

Ich denke, dass all das nicht dermaßen dramatisch wäre, wie es klingt, wenn die Charaktere gut wären. Oder sympathisch. Oder mit Ecken und Kanten. Von dieser Front kann ich aber leider überhaupt nichts Gutes berichten, sieht man vom aus dem Vorgänger bekannten Ken Watanabe ab, der seine Rolle als Dr. Serizawa erneut stark verkörpert. Der Rest des Casts steht – im Gegensatz zu Teil 1 – vollkommen im Schatten der Titanen. Ironie des Schicksals: Das hat relativ wenig mit der umfangreicheren Screentime der Monster zu tun, sondern schlicht und einfach damit, dass die Charaktere (und letztlich auch ihre Darsteller) auch für sich genommen geradezu erschreckend blass bleiben. Gefühle wirken dadurch wie unechter Kitsch, Dialoge, die düster und schicksalsschwanger gemeint sind, werden unfreiwillig komisch und/oder langatmig und der Humor fühlt sich fast immer aufgesetzt an. Das gilt übrigens sowohl für die Guten als auch für die Bösewichte – der von mir eigentlich sehr geschätzte Charles Dance wirkt als Terroristen-Boss dermaßen lustlos und demotiviert, dass man sich fragt, ob es hinter den Kulissen Ärger gegeben hat.

Harte Worte… Und ja, ich weiß, das ist Popcorn-Kino und ein Blockbuster, den man nicht zu ernst nehmen sollte. Leider will mir das nicht gelingen, einerseits weil Teil 1 zeigt, dass es auch anders gegangen wäre, andererseits, weil sich „Godzilla 2“ selbst ziemlich ernst nimmt. Um das auf mich als Zuseher zu übertragen, wäre aber zumindest ein Mindestmaß an Tiefgang erforderlich gewesen. Weil das fehlt, sitzt der Film mehr oder weniger zwischen den Stühlen, was ich sehr schade finde. Hier muss man auch Regisseur/Drehbuchautor Michael Dougherty in die Verantwortung nehmen – der kann zwar gute Action inszenieren, mit dem Inhalt scheint er aber Probleme zu haben, wie auch andere Beispiele aus seiner Filmografie zeigen („X-Men 2“, „Superman Returns“). Bleibt zu hoffen, dass der zum Zeitpunkt dieser Rezension (Februar 2021) unter seiner Regie fertig abgedrehte „Godzilla vs. Kong“ besser wird – man wird es dann irgendwann hier zu lesen bekommen.

Fazit: Wer sich damit zufrieden gibt, dass Godzilla und sein Erzfeind Ghidhora aufeinander gehetzt werden und sich nach allen Regeln der Kunst diverse Köpfe einschlagen, hat kaum Grund, zu meckern. Wobei ich auch bei Ausblenden aller von mir geschilderten Probleme zu keinem Zeitpunkt das Gefühl hatte, hier eine wirklich epische Auseinandersetzung zu erleben, aber das mögen andere anders sehen. Wer ein bisschen mehr möchte, wird wohl enttäuscht sein. Traurig, weil ich mich grundsätzlich über das Wiedersehen mit einigen Monstern meiner Jugend gefreut habe. Aber es hilft alles nichts:„Godzilla“ sehe ich mir immer mal wieder gerne an. „Godzilla 2“ ist einmal ganz gut, ein zweites Mal noch ok, öfter braucht man jedoch nicht mehr als 2 Stunden Lebenszeit in diesen Film zu investieren.

Gesamteindruck: 4/7


Originaltitel: Godzilla 2: King of the Monsters.
Regie:
Michael Dougherty
Drehbuch: Max Borenstein, Michael Dougherty, Zach Shields
Jahr: 2019
Land: USA
Laufzeit: ca. 130 Minuten
Besetzung (Auswahl): Kyle Chandler, Vera Farmiga, Millie Bobby Brown, Ken Watanabe, Charles Dance