„Godzilla vs. Kong“ ist der vierte Film aus dem mittlerweile als „MonsterVerse“ bekannten Franchise und markiert – wie anhand des Titels leicht zu erraten ist – das Aufeinandertreffen der zwei wohl bekanntesten Kreaturen der Filmgeschichte. Auf dieses epische Gefecht wurde seit dem Start der Reihe (2014) hingearbeitet. Und eigentlich hätte vorliegender Blockbuster schon 2020 in die Kinos kommen sollen, aufgrund der Covid-19-Pandemie mussten sich die Fans allerdings ein ganzes Jahr gedulden, bis es im Sommer 2021 endlich soweit war.
Gesamteindruck: 3/7
Kampf der Giganten.
Wenn man diesen Film bewerten will, läuft im Endeffekt alles auf eine Frage hinaus: Was erwartet man sich von einem Streifen, der „Godzilla vs. Kong“ heißt? Die kurze Antwort: Genau das, was der Titel verspricht, nämlich zünftige Monster-Action mit einem epochalen Ausmaß an Zerstörung. Das bietet der Film auch, womit diese Rezension eigentlich schon wieder zu Ende sein könnte. Wer also tatsächlich nur sehen möchte, wie sich Affe und Echse den Schädel einschlagen, kann zu obiger Wertung gerne ein oder zwei Punkte addieren und braucht nicht unbedingt weiterzulesen. Wer aber wissen möchte, wieso mein Gesamteindruck trotz bravouröser Erfüllung des Produktversprechens nicht so rosig ausfällt, muss sich ein paar Minuten Zeit nehmen.
Worum geht’s?
Skull Island, Heimat des Riesengorillas King Kong, wurde durch den Monarch-Konzern in ein völlig von der Außenwelt abgeschirmtes Habitat verwandelt, das dem stetig wachsenden Primaten langsam zu eng wird. Im Gegensatz dazu streift die riesige Echse Godzilla frei durch die Weltmeere und ist immer noch gefeierter Held der Menschheit. Bis sich das Ungetüm plötzlich entschließt, an Land zu gehen und eine Forschungseinrichtung der High Tech-Firma Apex Cybernetics dem zu Erdboden gleichzumachen. Jenes Unternehmen würde zu gern eine mächtige Energiequelle in die Hände bekommen, die in der Heimat der Monster, der Hohlerde, vermutet wird. Um dorthin zu gelangen, wird wiederum die Hilfe von King Kong benötigt, den man prompt aus seinem Habitat holt, um ihn zum Eingang ins Erdinnere zu bringen. Das erweckt die Aufmerksamkeit von Godzilla, der keineswegs vorhat, seine Stellung als König der Monster kampflos aufzugeben…
„Lasst sie kämpfen“ hat ein kluger Mann (Ken Watanabe alias Dr. Ishiro Serizawa in „Godzilla“, 2014) einst gesagt. Besser könnte man nicht beschreiben, wo die Stärken und Schwächen von „Godzilla vs. Kong“ meines Erachtens liegen. Zunächst das Gute: Sie kämpfen. Und das auf durchaus sehenswerte Weise, denn die Spezialeffekte sind wirklich vom Feinsten. Zwei große Kämpfe der Titelfiguren gibt es im Film, beide unterscheiden sich stark genug, um nicht langweilig zu werden – und vor allem sind beide ausgezeichnet choreographiert (wenn man das bei computergenerierten Ungeheuern überhaupt so nennen kann). Die Zerstörungen, die dabei angerichtet werden, sind entsprechend ihren Ausmaßen natürlich verheerend, was für Freunde des gepflegten Katastrophenfilms ein wahrer Augenschmaus ist. Begleitet wird das brutale Treiben von einer ohrenbetäubenden Soundkulisse, an der es wenig bis nichts auszusetzen gibt. Im Übrigen steht es dem Film gut zu Gesicht, Kong als Außenseiter, aber auch schlaueren der beiden Rivalen zu stilisieren, während Godzilla schlicht seinen Instinkten zu folgen scheint. Das hat schon ein bisschen was von einem Kampf Mensch gegen unbändige Natur, eine Darstellung, die im ersten Moment sehr klischeehaft scheint, aber eigentlich dennoch ganz gut passt. Alles in allem: Daumen hoch, selten in der Filmgeschichte hat ein so epochaler Kampf die in ihn gesetzten Erwartungen dermaßen gut erfüllt.
Kurz zum Hintergrund: „Godzilla vs. Kong“ ist nicht das erste Aufeinandertreffen der wohl ikonischsten Monster der Filmgeschichte. Bereits 1962 ließ der legendäre „Godzilla“-Schöpfer Ishirō Honda die gigantischen Kreaturen in „Die Rückkehr des King Kong“ gegeneinander kämpfen. Dass es seither zu keinem derartigen Gipfeltreffen mehr gekommen ist, mag im ersten Moment seltsam erscheinen. Der Wille war da, vor allem aus Japan – es scheiterte aber letztlich immer an der dafür notwendigen Verleihung der Rechte. Jahrzehnte später scheint dieses Problem aus der Welt geschafft, was eben den Start der amerikanischen MonsterVerse-Reihe mit „Godzilla“ (2014) ermöglichte, während in Japan mit dem (sehr starken) „Shin Godzilla“ 2016 ein eigener Reboot gestartet wurde (ob es damit weitergeht ist zum Zeitpunkt dieser Rezension unklar, allerdings wäre es theoretisch möglich, denn ein entsprechender Vertrag mit den amerikanischen „Godzilla“-Machern Legendary Entertainment, der genau das ausschloss, endete mit „Godzilla vs. Kong“).
Was mich alles stört.
Woran hapert es also, wenn der Film das, was man von ihm erwartet, geradezu perfekt macht? Nun, „Lasst sie kämpfen“ ist eine Medaille mit zwei Seiten: Man sollte nämlich auch erklären, warum (bzw. worum) gekämpft wird. Tut man das nicht, hat man so etwas wie „Celebrity Deathmatch“ (die ganz alten werden sich erinnern…), was nett ist, aber nicht für einen abendfüllenden Blockbuster reicht. Ein Mindestmaß an interessanter Story und Charakteren wäre dafür zumindest wünschenswert. Das war übrigens schon bei den alten „Godzilla“-Filmen aus Japan so, die immer dann besonders gut waren, wenn sie auf eine Botschaft und/oder halbwegs kantige (menschliche) Figuren setzten. „Godzilla vs. Kong“ lebt hingegen, wie schon seine Vorgänger, praktisch nur vom Spaß an der Freud‘. Das bisschen Botschaft (die Unkontrollierbarkeit der Natur), das der Film zu vermitteln versucht, ist kaum der Rede wert.
Gleiches gilt für die menschlichen Charaktere, die bereits in „Godzilla II: King of the Monsters“ (2019) zur austauschbaren Staffage geworden sind. Daran ändert dieses Sequel trotz krampfhafter Bemühungen, das Problem ab und an mal mit Humor zu übertünchen, nichts. Ob man das den Schauspielern anlasten kann, ist fraglich; man merkt einfach an allen Ecken und Enden, dass das Drehbuch auf eine epische Schlacht ausgelegt ist. Der ganze Rest wirkt auf mich wie eine höchst lästige, aber leider notwendige Pflicht. Nur so lässt sich aus meiner Sicht der hanebüchene Unsinn erklären, den die Autoren Eric Pearson und Max Borenstein als „Story“ gemeinsam mit Regisseur Adam Wingard über das Publikum hereinbrechen lassen. Ich selbst habe „Godzilla vs. Kong“ übrigens im Kino gesehen, was in zweifacher Hinsicht ein Erlebnis war: Einerseits wirkt der Schlagabtausch der kolossalen Viecher auf der großen Leinwand in 3D und mit entsprechendem Sound unglaublich intensiv. Andererseits gab es immer wieder spontanes Gelächter von den Rängen, wenn ein besonders an den Haaren herbeigezogener Einfall über die Leinwand flimmerte.
Ich weiß, ich weiß: Bei solchen Filmen sollte es eigentlich heißen Augen und Ohren auf, Hirn aus. Nur wollte mir das in diesem Fall so gar nicht gelingen, weil ich einfach nicht verstehen kann, dass man dermaßen viele Dummheiten darin unterbringen musste. Ein Beispiel ist die wohl blödeste Idee des vorangegangenen Films, die ich in meiner entsprechenden Rezension auch als solche gewürdigt habe: Die Hohlerde, die man nicht nur erneut aufgreifen, sondern gleich als absolutes Schlüsselelement platzieren musste (wenigstens ist die Darstellung derselben durchaus gelungen, wenngleich man sich fragt, woher dort das Licht kommt – aber ich schweife ab). Oder: Was soll das mit dem Schädel von Ghidora, dem Antagonisten aus „Godzilla II: King of the Monsters“, der zur telepathischen (!) Steuerung eines Roboters dient? „Seine Hälse waren so lang, dass seine Köpfe telepathisch miteinander kommuniziert haben“… ja, genau. Gaaanz großartiger Twist. Nicht.
Neben solchen Lächerlichkeiten gibt es auch ein paar kleinere Fragezeichen – darunter Probleme wie die ständig wechselnde Größe der monströsen Protagonisten (mal passen beide auf einen Flugzeugträger, dann sind sie wieder so hoch wie ein Wolkenkratzer), den scheinbar aus dem Nichts entwickelten technischen Möglichkeiten (die aber nicht ausreichen, um einen Titanen ernsthaft zu verletzen), die „U-Bahn“ von Florida nach Hongkong (!) oder die Tatsache, dass ein paar jugendliche Podcast-Hörer sich problemlos und ohne erwischt zu werden in einem Hochsicherheitstrakt bewegen können.
Spannung? Fehlt leider (auch).
Man sieht schon: Mir hat das ganze Drumherum nicht gefallen. Dazu stehe ich. Das soll im Übrigen nicht heißen, dass jeder der dutzenden japanischen „Godzilla“-Streifen eine Offenbarung war, denn das ist beileibe nicht so. Ich finde es aber sehr schade, in welche Richtung sich dieses Filmuniversum nach den wirklich guten „Godzilla“ (2014) und „Kong: Skull Island“ (2017) bewegt hat. Vielleicht ist das MonsterVerse selbst sogar der Grund dafür: Es mag von Anfang an als Produkt, als Franchise wie man das heute so schön nennt, konzipiert worden sein; dennoch finde ich, dass in den zwei Auftaktfilmen eine Menge Herzblut steckte. Das ist mit „Godzilla 2“ verloren gegangen und wurde wohl endgültig Ideen untergeordnet, die den größten kommerziellen Erfolg versprechen. Dazu kommt, dass man sich mit dem MonsterVerse selbst ein bisschen in die Ecke manövriert hat: Alles muss zusammenhängen und eine halbwegs kongruente Story erzählen, was aber scheinbar nur noch über möglichst haarsträubend konstruierte Prämissen gelingt – eben weil die Zeit zu fehlen scheint, vernünftig darüber nachzudenken, was die Titanen wirklich bedeuten könnten. Überflüssig zu erwähnen, dass mir diese Herangehensweise nicht zusagt. Denn eigentlich würde mir eine zusammenhängende Reihe gut gefallen – aber bitte nicht so, sondern zumindest ein bisschen realistischer und mit wenigstens ein oder zwei memorablen (menschlichen) Charakteren. Es ist fast schon gemein, wie das MonsterVerse eine tiefgründige Welt anteasert – und nichts daraus macht.
Im Übrigen ist der Film nur bis zu einem gewissen Grad spannend. Schuld daran sind neben dem sub-optimalen Drehbuch vor allem zwei Faktoren: Die Titanen wirken allesamt praktisch unkaputtbar. Egal, was ihnen passiert, sie tragen so gut wie nie auch nur einen Kratzer davon, was nicht gerade dazu beiträgt, dass man wirklich mitfiebert bzw. jemals meint, das ein Kampf tödlich ausgehen könnte (was im Finale passiert ist übrigens recht früh vorhersehbar).
Zweiter Grund ist die vollkommen oberflächliche Art, wie in den zwei jüngsten MonsterVerse-Filmen mit Menschen umgegangen wird. Damit meine ich nicht den angesprochenen eklatanten Mangel an Charakteren, sondern spreche von einer generellen Problematik: Speziell Godzilla ist ein echter Zerstörer; denkt man darüber nach, was die Echse in „ihren“ drei MonsterVerse-Auftritten für Verheerungen angerichtet hat, fragt man sich, wie der Bursche von den Figuren im Film überhaupt bewundert werden kann. Das müssen jedes Mal zigtausende Tote gewesen sein, die auf sein Konto gehen, was man aber nie zu sehen bekommt. In „Godzilla 2“ wird dieses Thema zumindest angedeutet, daraus gemacht wird aber nichts – und in „Godzilla vs. Kong“ spielt es überhaupt keine Rolle mehr. Schon klar, die Titanen sind die Stars der Filme – aber als Zuseher identifiziert man sich schon auch mit den winzigen Menschlein, die von ihnen in Massen zerschmettert werden. Weil es aber keinen nennenswerten menschlichen Charaktere gibt, ist das fast egal – wahrscheinlich thematisiert es der Film genau deshalb auch nicht, obwohl es meines Erachtens deutlich mehr Drama und Spannung bringen würde. Aber hey, was weiß ich schon. 😉
Empfehlung: Hirn aus. Und zwar komplett.
Was unterm Strich bleibt, ist ein Film, dessen Kampfszenen unterhalten und begeistern, der abgesehen davon aber nichts zu bieten hat, das auch nur ansatzweise intelligent wäre. Im Gegenteil, wenn man es genau nimmt, ist „Godzilla vs. Kong“ eine Beleidigung für den Intellekt jedes Zuschauers. Nicht, weil die Vorstellung gigantischer Kreaturen, die gegeneinander kämpfen, per se dumm ist – nein, nur, weil alles, was der Film dazwischen erzählt, eine Aneinanderreihung von Peinlichkeiten ist. Man hätte wohl besser versucht, sie tatsächlich einfach kämpfen gelassen – womit wir wieder beim „Celebrity Deathmatch“ wären – statt krampfhaft an einem Universum festzuhalten, das kläglich daran scheitert, den Eindruck von Tiefe zu simulieren. Oder man hätte sich Zeit nehmen sollen, die Zusammenhänge in sich stimmig und halbwegs glaubhaft zu erklären. So ist „Godzilla vs. Kong“ eine merkwürdige Mischung aus verkrampft und beeindruckend. Und damit kann ich nur eine Empfehlung wiederholen: Augen und Ohren auf, Hirn (komplett) aus! Wenn man das schafft, mag der Film wirklich sehr unterhaltsam sein. Mir ist es leider (?) nicht gelungen.
Drei Punkte für die Monster-Action. Und zwar nur dafür.
Gesamteindruck: 3/7
Originaltitel: Godzilla vs. Kong.
Regie: Adam Wingard
Drehbuch: Max Borenstein, Eric Pearson
Jahr: 2021
Land: USA
Laufzeit: ca. 115 Minuten
Besetzung (Auswahl): Alexander Skarsgård, Mille Bobby Brown, Rebbeca Hall, Brian Tyree Henry, Kaylee Hottle