FremdWelt: Die 5 BESTEN am DONNERSTAG

Seit langem freue ich mich jede Woche auf „Die 5 BESTEN am DONNERSTAG“ von Gina (Passion of Arts). Und natürlich auf die entsprechenden Beiträge auf Blogs, denen ich folge. Mit Anfang 2023 habe ich mich entschlossen, auch mitzumachen. Ob und wie regelmäßig ich es schaffe, wird sich weisen – ich bin jedenfalls wild entschlossen!


Die 5 BESTEN Serienfamilien

Vergangenen Donnerstag ging es um die Oscars, ein Thema, das ich auslassen musste, weil es mich nicht mal am Rande interessiert. Mit der heutigen Aufgabe, die uns Gina von Passion of Arts gestellt hat, tue ich mir grundsätzlich leichter. Gesucht werden die 5 BESTEN Serienfamilien, was mal wieder die Grundsatzfrage aufwirft, wie man die BESTEN interpretiert. Solche, die so funktionieren, wie ich mir Familie vorstelle? Familien, die mich perfekt unterhalten, unabhängig davon, wie sie als Familie funktionieren? Serienfamilien, die genutzt werden, um Zustände – welche auch immer das sind – anzuprangern bzw. zu thematisieren? Alles kann, nichts muss – daher hier meine Nennungen, gefolgt von ein paar Erklärungen und den üblichen honorable mentions. Vorauszuschicken ist vielleicht, dass es die Familien aus klassischen Familienserien, die man sich gemeinsam mit den Kindern auf der Couch ansehen kann, nicht in die Hauptliste geschafft haben…

  • Familie Bundy (Eine schrecklich nette Familie, 1987-1997)
  • Familie Wilkerson (Malcolm mittendrin, 2000-2006)
  • Haus Lannister (Game of Thrones, 2011-2019)
  • Die Familie von Spock (Raumschiff Enterprise, 1966-1969)
  • Familie Simpson (Die Simpsons, seit 1989)

Familie Bundy aus „Eine schrecklich nette Familie“

„Married… with Children“, USA, 1987-1997

Diese Auswahl ist fast schon ein Klischee – ich bin auch sicher nicht der einzige, der hier mitmacht und die Bundys nominiert. Aber ich komme auch nicht darum herum. Denn vor dieser Serie gab es für mich nur zwei Arten von TV-Familien: Die nahezu perfekt harmonierenden aus den klassischen US-Sitcoms (z. B. „Die Cosby Show“) oder die aus den US- und deutschen Seifenopern (z. B. „Dallas“, „Lindenstraße“). Beides war – und ich weiß, dass auch das ein bisschen klischeehaft ist, aber es war tatsächlich so – überaus unterhaltsam für meine Oma, Mutter und Schwester. Klar, ich hab bei den Sitcoms auch viel gelacht, aber irgendwann ging mir das dort dargestellte Familienleben gehörig auf den Keks.

„Eine schrecklich nette Familie“ war ein echter Augenöffner. Ich würde nun nicht soweit gehen und behaupten, dass wir es hier mit einer akkuraten Darstellung normalen Familienlebens zu tun haben – aber für mich war das immer die deutlich interessantere und, ja, auch realistischere Darstellung. Klar, wie hier miteinander umgegangen wird, ist auch nicht erstrebenswert, aber ich denke, die Serie schafft die perfekte Gratwanderung: Einerseits ist sie so „drüber“, dass man nicht ernst nehmen kann, was hier passiert, andererseits hat sie den genau richtigen Grad an Realismus und lässt immer einen ganz kleinen Funken glimmen, der darauf hindeutet, dass sich die Bundys im Grunde wirklich mögen, ja sogar lieben. So oder so: „Eine schrecklich nette Familie“ ist eine großartige Satire auf die kitschigen, familienfreundlichen US-Sitcoms, ein bissiges Portrait der US-Arbeiterklasse und – einfach saukomisch. Könnte man heute wohl nicht mehr so machen, aber zu ihrer Zeit war diese Serie schon irgendwie visionär.

Wo man „Eine schrecklich nette Familie“ sehen kann, steht u. a. hier.


Familie Wilkerson aus „Malcolm mittendrin“

„Malcolm in the Middle“, USA, seit 2000-2006

Die zweite Erwähnung dieser Serie an einem Donnerstag: „Malcolm mittendrin“ passte aus meiner Sicht auch sehr gut zum Thema Arbeit, das wir unlängst behandelt haben. Darum möchte ich hier auch gar nicht mehr viel dazu schreiben – zusammenfassend könnte man wohl sagen, dass „Malcolm mittendrin“ eine modernisierte Variante des Themenfeldes darstellt, das „Eine schrecklich nette Familie“ Ende der 1980er eröffnet hat.

Insofern gelten hier auch ähnliche Zuschreibungen, wobei sich der Humor und die Themen natürlich radikal verschoben haben und man sich „Malcolm mittendrin“ deshalb auch heute, 2023, noch problemlos ansehen kann. Zumindest dann, wenn man sich nicht übersättigt davon fühlt… Denn diese Serie wurde geradezu inflationär wiederholt und lief jahrelang auf Dauerschleife.

Wo man „Malcolm mittendrin“ sehen kann, steht u. a. hier.


Haus Lannister aus „Game of Thrones“

„Game of Thrones“, USA, 2011-2019

Auch hier haben wir eine Doppelung: Die Figur Arya Stark aus „Game of Thrones“ fand bei den 5 stärksten Frauen in Serien Erwähnung. Dabei handelt es sich um eine durchaus positiv besetzte Figur; die Nennung der Familie Lannister geht hingegen in eine andere Richtung, denn hier haben wir es eindeutig mit Antagonisten zu tun. Wobei zumindest Teile der Familie im Laufe der Serie eine Entwicklung durchmachen, die sie in eine gänzlich andere Richtung führt. Erwähnt sei hier speziell Tyrion Lannister, meines Erachtens mit der interessanteste Charakter der gesamten Serie.

Jedenfalls haben wir hier zwei interessante Aspekte, die ich kurz anreißen möchte: Erstens wird das Haus Lannister generell als „böse“ dargestellt. Es ist der Prototyp einer unglaublich reichen Familie, die ihr Vermögen eiskalt ausnutzt und meint, auf diese Weise alles und jeden kaufen zu könne und dabei auch noch sicher vor dem Gesetz zu sein. Zweitens zeigt „Game of Thrones“ sehr schön, wie groß die Divergenz zwischen dem, wie sich die Lannisters nach außen hin geben und dem, was im Inneren der Familie passiert, ist. Denn auch und gerade dieses Haus ist überaus dysfunktional, was kein Wunder ist, wenn eine Familie alles auf den Erwerb von Reichtum ausrichtet. Sie sind also Antagonisten in jeglicher Hinsicht, auch, was ihr eigenes Familienleben betrifft. Und das macht sie aus meiner Sicht zu einer der interessantesten Familien auf dieser Liste (was fast ein bisschen paradox ist, bedenkt man, dass ich eingangs die Seifenopern-Familien abfällig erwähnt habe und „Game of Thrones“ schon ein bisschen in diese Kategorie fällt, wenn man ganz ehrlich ist).

Wo man „Game of Thrones“ sehen kann, steht u. a. hier.


Die Familie von Spock aus „Raumschiff Enterprise“

„Star Trek“, USA, 1966-1969

Diese Nennung unterscheidet sich wesentlich von allen anderen: Familien kommen in „Raumschiff Enterprise“ quasi nicht vor. Spock ist letzten Endes der einzige Charakter, bei dem zumindest etwas näher auf die Verwandtschaftsverhältnisse eingegangen wird. Davon sollte man sich nicht zu viel versprechen, weil man an den Fingern einer Hand abzählen kann, wie oft die Eltern unseres liebsten Vulkaniers überhaupt auftreten. Und dennoch: Allein, dass es sie gibt, verleiht der Figur des Spock eine Art von Tiefe, die den anderen Charakteren der Serie weitgehend fehlt.

Spannend daran ist aber auch, dass diese Familienbeziehung durchaus problematisch ist: Spock wird von seinem (vulkanischen) Vater nicht richtig akzeptiert, von seiner (menschlichen) Mutter hingegen bedingungslos geliebt. Ihm selbst, der sich eindeutig als Vulkanier und nicht als Mensch sieht, wäre es umgekehrt wohl bedeutend lieber. All das wird freilich recht knapp erzählt, aber es reicht, um Spock zum wichtigsten und interessantesten Charakter der Serie (und darüber hinaus) zu machen. Interessant auch, dass ähnliche Versuche in späteren „Star Trek“-Serien nie auch nur ansatzweise an dieses Familiendrama anknüpfen konnten.

Wo man „Raumschiff Enterprise“ sehen kann, steht u. a. hier.


Familie Simpson aus „Die Simpsons“

„The Simpsons“, USA, seit 1989

Ich habe lange mit mir gerungen, aber es hilft nichts: Spricht man über Serienfamilien, führt an den Simpsons fast kein Weg vorbei. Die Anfänge der Serie stammen ja aus einer Zeit, die ungefähr mit „Eine schrecklich nette Familie“ korrespondiert. Allerdings habe ich persönlich „Die Simpsons“ erst etwas später kennen- und schätzen gelernt, was ihrer Zeichentrick-Aufmachung und der damals üblichen Platzierung im Kinderprogramm geschuldet war. Dort haben sie nun wirklich nichts verloren, aber das ist ein anderes Thema. Grundsätzlich sind „Die Simpsons“ jedenfalls mit einer ähnliche Prämisse und teils auch vergleichbarer Tonalität gestartet, wie die Familie Bundy. Als Trickserie hatten und haben sich jedoch einen Vorteil: Ihre Charaktere altern nicht und können (fast) nach Belieben adaptiert werden. Dadurch ist es der Serie über Jahrzehnte gelungen, sich frisch zu halten und am Puls der Zeit zu bleiben – mit den selben Charakteren, wohlgemerkt, was bei Realserien schlicht unmöglich ist.

Alles im grün… äh… gelben Bereich also? Naja, nicht wirklich, denn eines muss man jedenfalls festhalten, wenn man „Die Simpsons“ erwähnt: Es gibt derzeit (März 2023) 34 (!) Staffeln, ein Ende ist, soweit ich weiß, nicht in Sicht. Mich selbst hat die Serie vor vielen Jahren verloren – nicht, weil, es keine aktuellen Themen gäbe, die die Serie aufgreifen kann, sondern schlicht und einfach weil die Qualität der Drehbücher massiv nachgelassen hat. Zumindest sehe ich das so und habe meinen Frieden damit gemacht. „Die Simpsons“ kann von mir aus gerne in alle Ewigkeit weiter laufen und wird wohl auch jederzeit ein Publikum finden – ich gehöre halt nicht mehr dazu. Macht aber auch nix.

Wo man „Die Simpsons“ sehen kann, steht u. a. hier.


Honorable Mentions:

  • Familie Tanner (ALF, 1986-1990)
  • Familie Taylor (Hör mal, wer da hämmert, 1991-1999)
  • Familie Gilmore (Gilmore Girls, seit 2000-2007)
  • Familie Winslow (Alle unter einem Dach, 1989-1998)
  • Familie Lodbrok (Vikings, 2013-2020)

2 Gedanken zu “FremdWelt: Die 5 BESTEN am DONNERSTAG

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