Man fragt sich beim Ansehen von „Edge of Tomorrow“ unwillkürlich, was Hollywood-Star Tom Cruise gedacht haben mag, als ihm das Drehbuch vorgelegt wurde. Eine Invasion nahezu unbesiegbarer Aliens? Geschenkt. Cruise als Soldat, der helfen muss, die Außerirdischen zu vertreiben? Kein Problem. Aber dass der Star des Films zeitweise im Sekundentakt stirbt, wird beim bekennenden Scientologen wohl für ein sehenswertes Gesicht gesorgt haben. Noch dazu ist man nicht zimperlich: Explosionen, Kopfschüsse, Fahrzeuge, die ihn überrollen, brutale Ausbildungsmethoden – all das und noch mehr kostet Hauptfigur Bill Cage immer wieder das Leben. Den Zuschauer wird’s – zumindest anfangs – wenig stören, ist der Presseoffizier doch ein ausgesprochen unsympathischer Feigling.
Gesamteindruck: 5/7
Und täglich grüßt das Alien.
Vielleicht war es Tom Cruise ja ein Trost, dass keiner der unzähligen Tode, die er in „Edge of Tomorrow“ stirbt, endgültig ist. Das Motiv des ständigen Wieder-Erlebens des gleichen Tages kennt man genau so aus dem Kultfilm „Und täglich grüßt das Murmeltier“ (1993 mit dem grandiosen Bill Murray). Abgesehen davon haben die beiden Filme jedoch nichts gemeinsam (vielleicht noch ein bisschen Situationskomik und – selbstverständlich – die Frage nach einer Möglichkeit, aus dem ständigen Kreislauf auszubrechen).
Inhalt in Kurzfassung*
Ein Soldat wider Willen stirbt auf dem Schlachtfeld im Kampf gegen übermächtige Aliens. Doch kurz nach seinem Tod wacht er wieder auf – und es ist der Tag zuvor. Das gleiche passiert ihm unzählige Male in diesem Film, bis er schließlich herausfindet, was diese „Gabe“ zu bedeuten hat und wie er sie verwenden kann, um die Erde von den außerirdischen Aggressoren zu befreien.
* Der Versuch eines neuen Features auf WeltenDing. Ich versuche Spoiler zu vermeiden.
„Edge of Tomorrow“ ist dem Genre der Military-Science Fiction zuzuordnen. Das bedeutet: Viel Action, große Schlachten und die klare Ausrichtung auf die Darstellung militärischer Handlungs- und Denkweisen. Der Höhepunkt kriegerischer Herrlichkeit ist eine Art Remake der berühmten Eröffnungsszene aus „Der Soldat James Ryan“ (1998). Zwar erreicht die Landung in der Normandie in „Edge of Tomorrow“ nicht Spielberg’sche Intensität, ein epischer Anblick ist es aber allemal, wenn die Transportflieger hunderte, tausende Soldaten in mechanischen Kampfanzügen am Strand absetzen. Überhaupt ist der Film in Bezug auf die Optik sehr gelungen, auch wenn die computergenerierten Effekte natürlich allgegenwärtig sind. Für einen Science Fiction-Blockbuster ist das allerdings durchaus in Ordnung, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass die Darstellung der Invasoren etwas weniger „Matrix“-like wäre. Wie dem auch sei: „Edge of Tomorrow“ sieht sehr, sehr gut aus.
Trotz mittelprächtiger Story sehr unterhaltsam.
Die Handlung reißt hingegen nur unbedingt vom Hocker. Dass die unter dem Eindruck einer Invasion geeinte Menschheit trotz technischer Unterlegenheit alles daran setzt, die Invasoren zu vertreiben, ist erwartbar. Die Zeitsprung-Geschichte leidet hingegen – und das ist ein großer Unterschied zu „Und täglich grüßt das Murmeltier“ – darunter, dass versucht wird, sie zu erklären. Wie meist in solchen Fällen, macht das relativ wenig Sinn und wirkt einigermaßen verworren. Natürlich will man wissen, wieso der gleiche Tag immer und immer wieder von vorne beginnt, richtig zufrieden stellt die präsentierte Lösung jedoch nicht.
Allerdings, und das kann man nicht genug betonen, sorgt gerade die ständige Wiederholung des gleichen Tages (die Nuancen unterscheiden sich selbstverständlich hinreichend) für ganz viele unterhaltsame Momente. Denn nur so entsteht einerseits die Siutationskomik, wenn die Hauptfigur es beispielsweise besonders gut machen will und dennoch nach wenigen Sekunden stirbt. Andererseits gelingt es auf diese Weise, die eigentlich vollkommen abstruse Charakterentwicklung vom feigen PR-Mann im Offiziersrang hin zur Kampfmaschine glaubwürdig und gut zu zeichnen. Diese beiden Punkte machen den Film trotz seines Hau-drauf-Charakters letztlich so unterhaltsam und spannend.
Im Endeffekt ist es wohl genau das, was „Edge of Tomorrow“ bieten will: Action und Unterhaltung ohne tieferen Sinn und ohne großartige Botschaft. Das gelingt ihm meines Erachtens sehr gut. 5 Punkte für einen Blockbuster, der sich selbst glücklicherweise nicht ernst nimmt und zeigt, dass es doch noch möglich ist, gutes Popcorn-Kino abzuliefern. Abzüge in der B-Note gibt es für das Ende, wo dem Streifen dann doch ein wenig Luft und Inspiration ausgehen.
Gesamteindruck: 5/7
Originaltitel: Edge of Tomorrow
Regie: Doug Liman
Jahr: 2014
Land: USA, UK, KOR
Laufzeit: 113 Minuten
Besetzung (Auswahl): Tom Cruise, Emily Blunt, Brendan Gleeson, Bill Paxton