Bernd Rümmelein
„Das verlorene Volk“ ist Band IV des 6-bändigen Fantasy-Zyklus „Kryson“, geschrieben vom deutschen Autor Bernd Rümmelein. Auf WeltenDing werden nach und nach Rezensionen zu allen Bänden veröffentlicht, abschließend gibt es eine Gesamtbewertung des Zyklus. Wer eine Kaufempfehlung möchte, sollte also bis dahin warten.
Gesamteindruck (Band IV): 4/7
Hält das bisherige Niveau der „Kryson“-Reihe
Einmal mehr weckt der Titel eines „Kryson“-Buches Erwartungen. „Das verlorene Volk“ (gemeint sind die sagenumwobenen Nno-bei-Maya) kommt jedoch – wie es schon bei der „Schlacht am Rayhin“ in Band I war – nur sehr knapp zu Ehren. Immerhin kann man sich dann auch gleich vorstellen, wie es wohl in Band V („Das Buch der Macht“) sein wird. Das aber nur am Rande, der Inhalt ist ja wichtiger als der Titel. Und in diesem Bereich gelingt es Bernd Rümmelein einmal mehr, das gute Gesamt-Niveau über weite Strecken zu halten. Heißt: Auch „Das verlorene Volk“ kommt nicht ohne Längen aus, ist jedoch weit davon entfernt, ein schlechtes Buch zu sein. Zwar kein Meisterwerk (wie es auch seine Vorgänger nicht waren), aber dennoch spannend und und mit guten Ideen ausgestattet.
Interessant eigentlich, wie sehr sich die „Kryson“-Bände von der Qualität her gleichen. Trotz unterschiedlicher Handlung sind es jedes Mal die gleichen Punkte, die entweder kritisiert oder gelobt werden können. So hat auch „Das verlorene Volk“ mit zwei großen Schwächen zu kämpfen, die teilweise zusammen hängen: Lektorat und Sprache. Es ist einfach schade, dass es einerseits eine über das übliche Maß hinausgehende Zahl von Tipp- und Satzzeichenfehlern sowie Wortwiederholungen gibt, andererseits die sprachliche Gestaltung und Teile des Satzbaus eine Überarbeitung benötigt hätten. Solche Dinge wären ja eigentlich recht einfach zu beheben – mag sein, dass dem mittlerweile aufgelösten Verlag einfach das Geld fehlte, ändert aber nichts daran, dass so kein guter Eindruck beim Leser entsteht. Es gibt außerdem im gesamten Zyklus inhaltliche Ungenauigkeiten, die zum Teil bei den Beschreibungen von Figuren und Landschaften auffallen. All das ist auch in „Das verlorene Volk“ vorhanden und stört den Gesamteindruck.
Inhaltlich vermag der Autor seiner Reihe weitere neue Aspekte hinzuzufügen. Zur Erinnerung: Am Ende von Band III („Zeit der Dämmerung“) gab es ja einen Zeitsprung, der die Handlung viele Jahre in die Zukunft katapultierte. Das ermöglicht Rümmelein, schöne und friedvolle (aber für einen düsteren Fantasy-Roman auch langweilige) Zeiten zu überspringen und gleich wieder dort anzusetzen, wo es dramatisch wird. Letztlich trotz einiger Vorbehalte ein gelungenes Experiment, das man so in einer so dicht gepackten Reihe auch nicht oft zu lesen bekommen wird. Die größte Frage bei einem derartigen Kniff richtet sich nach der Charakterentwicklung – ist es überhaupt möglich, die Figuren Jahrzehnte in die Zukunft zu transportieren, in denen der Leser nichts von ihnen mitbekommt und trotzdem das Gefühl zu erzeugen, dass sie sich seit dem Band davor konstant weiterentwickelt haben? Ganz sauber und zufriedenstellend ist diese Kurve wohl kaum zu kriegen. Bernd Rümmelein schafft es jedoch einigermaßen, auch wenn einige Fragezeichen stehen bleiben (vor allem der Figur des Renlasol tut das Überspringen der Jahrzehnte nicht gut, aber auch den Personen, die am Ende von Band III noch Kinder waren; speziell bei Tomal fragt man sich zwangsläufig nach der Entwicklung seiner Persönlichkeit). Es braucht jedenfalls ein bisschen Zeit und ein paar Seiten, bis man sich damit abgefunden hat, dass alle Figuren wesentlich älter geworden sind und man als eigentlich allwissender Leser nicht bis kaum weiß, was ihnen in der Zwischenzeit widerfahren ist.
Abgesehen von diesen Unwägbarkeiten, die den Einen mehr, den Anderen weniger stören werden, gibt es an „Das verlorene Volk“ nicht viel auszusetzen. Bernd Rümmelein schildert die einmal mehr sehr düsteren und dramatischen Ereignisse, die Kryson heimsuchen, in schnell zu lesender, meist sehr spannender Art. Ein kleiner Nachteil, den dieses Buch seinen Vorgängern gegenüber hat, ist das Fehlen eines Höhepunktes. Zumindest für mein Gefühl – das Finale ist (ganz im Gegensatz zum Einstieg) weder aufschlussreich genug, noch lässt es einem den Atem stocken. Damit gibt es vier Punkte für „Das verlorene Volk“.
Eine Gesamtwertung der Serie folgt nach Einzelbesprechungen zu allen Bänden.
Gesamteindruck (Band IV): 4/7
Autor: Bernd Rümmelein
Originaltitel: Das verlorene Volk.
Erstveröffentlichung: 2010
Umfang: ca. 600 Seiten
Gelesene Sprache: Deutsch
Gelesene Version: Taschenbuch
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