Live (Kreator)

KonzertWelt: Sabaton (Wien, 27.01.2017)

Datum: Freitag, 27. Jänner 2017
Location: Gasometer Wien (Wien)
Tour: The Last Tour
Headliner: Sabaton
Support: AcceptTwilight Force
Ticketpreis: 41,10 Euro (VVK)


Kriegsberichterstattung.

Zugegeben: Obiger Titel ist ein bisschen martialisch. Aber SABATON sind halt auch eine merkwürdige Mischung, da geht das schon. Denn die Schweden haben lyrisch außer Krieg, Krieg und nochmals Krieg nicht viel in petto (von seltenen Ausnahmen á lá „Swedish Pagans“ abgesehen), was aber rein gar nichts an der guten Laune ändert, die die sympathische Truppe durchgehend verbreitet. Interessant, wie das zusammen passt – aber wenn die Songs halt derartige Hits sind und die Texte so zum Mitgrölen einladen, machen auch ernste Themen Laune. Im Übrigen hat man bei SABATON nie das Gefühl der Glorifizierung historischer Ereignisse, bei denen es viele, viele Tote zu beklagen gab. Umso spannender, wie hier eigentlich gegenläufige Musik und Lyrics zusammengehen.

Im Wiener Gasometer war die Halle jedenfalls brechend voll, mehr noch als beim unlängst besuchten, wahrlich nicht leeren Gig von AMON AMARTH (der allerdings an einem Dienstag stattfand, während es diesmal Freitag war). Den Opener TWILIGHT FORCE habe ich mir nicht gegeben, pünktlich zu ACCEPT war ich dann aber doch am Start. Wer hätte jemals gedacht, dass die alten Herren, eine DER Metal-Institutionen aus Deutschland, mal für die vergleichsweise jungen Hüpfer aus Schweden die Vorgruppe geben würden? Vermutlich niemand, wobei man ja nach den Querelen der Vergangenheit durchaus froh sein muss, dass es die Truppe aus Solingen überhaupt noch gibt und man seit der Aufnahme von Sänger Mark Tornillo (immerhin auch schon 2009) so stabil unterwegs ist, was Veröffentlichungen betrifft.

Gegen die Songauswahl konnte man nichts sagen – vor allem scheint mittlerweile beim Großteil des Publikums angekommen zu sein, dass nicht mehr Udo Dirkschneider am Mikro steht und dass es auch abseits der Kracher aus den 1980ern gute Nummern von ACCEPT gibt. Und so herrschte meines Erachtens vom Opener „Stampede“ bis zum finalen „Balls To The Wall“ ausgezeichnete Stimmung, lediglich „Final Journey“ schien mir nicht so wirklich gefeiert zu werden. Aber die neueren „Stalingrad“ und „Teutonic Terror“ wurden euphorisch aufgenommen, haben sich ihren Platz unter den Klassikern aber auch redlich verdient. Die kamen natürlich auch nicht zu kurz – an „Restless And Wild“, „Princess Of The Dawn“ und „Fast As A Shark“ kann man sich ja auch kaum satt hören. Nur bei „Metal Heart“ stört mich das Hinauszögern (der geneigte Fan weiß, an welcher Stelle ich meine) mittlerweile einigermaßen.

Zum Start von SABATON gab es dann erstmal kurz Irritation – anstelle vom geliebten Intro „The Final Countdown“ (Europe) gab es das thematisch sehr passende, aber eben ungewohnte „In The Army Now“ (in der Cover-Version von SABATON) zu hören. Naja, irgendwie… ich weiß auch nicht. Das war aber (fast) der einzige Minuspunkt, der mir einfällt. Der andere betrifft die Akustik-Version von „The Final Solution“. Ja, wichtiges Thema, ja, schönes Lied, aber war mir dann doch zu viel des Guten. Eine Verbesserung gab es bei Frontmann Joakim Brodén zu vermelden: Den Bullshit-Laber-Faktor hat er im Gegensatz zur letzten Stippvisite in Wien tatsächlich reduziert. Ein mal „noch ein Bier“, ein bisschen Herumgeblödel mit dem neuen Gitarristen Tommy Johansson (der super in die Band integriert scheint) und noch ein bisschen Smalltalk, das war’s. Kein Vergleich zu dem ununterbrochenen Geplapper früherer Tage.

Songtechnisch ist es ja schon länger so, dass die Schweden aus dem Vollen schöpfen können. Daran hat sich natürlich nichts geändert, auch wenn der Schwerpunkt naturgemäß auf dem aktuellen Album „The Last Stand“ (2016) lag. Von jener Platte kamen 6 Nummern zu Ehren, darunter das tolle „Sparta“ („Huh-Hah!“) und das mittelprächtige „Blood Of Bannockburn“. Der Rest bot kaum Neues, was auch gut so ist – nur „The Price Of A Mile“ wurde von mir einmal mehr schmerzlich vermisst. Aber sonst machte man nichts falsch – „Ghost Division“ als traditioneller Operner, „Gott Mit Uns“ (in der mittlerweile ziemlich überflüssigen „Noch ein Bier“-Variante), „Carolus Rex“, „Primo Victoria“ in der Zugabe, „To Hell And Back“ als Rausschmeißer – was kann da schon passieren? Lediglich „Union (Slopes Of St. Benedict)“ fand ich etwas überraschend, war aber auch schwer in Ordnung.

Fazit: Was kann man da noch großartig sagen – die Begeisterung für SABATON will bei weiten Teilen des Publikums einfach nicht abreißen. Das hat mich anfangs ein wenig gewundert, mittlerweile verstehe ich es aber, auch wenn ich die Alben nach dem grandiosen „Carolus Rex“ (2012) nicht mehr ganz so ausdrucksstark finde. Diese Band zeigt deutlich, wie sehr sich harte Arbeit, Präsenz auf der Bühne und – nicht zu unterschätzen – ungetrübte Spielfreude auszahlen. Manchmal ist es direkt beängstigend, wie leicht den Schweden alles zu fallen scheint (was für mein Dafürhalten sogar eine kleine Gemeinsamkeit mit ihren Landsmännern AMON AMARTH darstellt). Bis auf ein wenig Kritik an den neueren Scheiben will mir zu dieser Band einfach nichts Negatives einfallen, schon gar nicht, was die Live-Performance betrifft. Weitermachen!

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WeltenBlog: „High Fidelity“ – Der Soundtrack

Der Soundtrack zum grandiosen Roman von Nick Hornby


„High Fidelity“ ist kein schwer lesbares, philosophisch-vertracktes Werk mit Tiefgang. Im Gegenteil: Es liest sich sehr schnell, es ist einfach geschrieben und es ist – zumindest auf den ersten Blick – oberflächlich. Letzteres stimmt zwar nicht ganz, weil der Roman zumindest von guter Beobachtungsgabe zeugt und im Hinblick darauf mehr Einsichten bieten, wie es zunächst den Anschein hat. Dennoch: „High Fidelity“ ist nicht kompliziert, von einer einzigen Sache abgesehen: Es enthält eine Vielzahl von pop-kulturellen Anspielungen, direkt und indirekt. Einiges davon bezieht sich auf Bücher, Fernsehen und Kino; der bei weitem größte Teil hat jedoch mit dem zu tun, was der Titel suggeriert: Musik, Musik und noch einmal Musik. Da kann man schon einmal den Überblick verlieren, was schade ist, weil einem dadurch viele musikalische Schätze durch die Lappen gehen.


Die Liste aller Listen.

Wer „High Fidelity“ gelesen hat, weiß, dass Protagonist Rob Fleming und seine Freunde keine Meinungen, sondern Listen haben. Die Top 5-Songs für die einsame Insel, die Top 5-Songs für eine Beerdigung, die Top 5-Trennungen usw. usf. Die gesammelten Listen aus dem Buch findet man übrigens beispielsweise hier. Was liegt also näher, als auch eine Liste der Songs anzulegen, die in „High Fidelity“ genannt werden? Zugegeben, ganz neu ist die Idee offenbar nicht, es schwirren ja einige derartige Aufstellungen im Internet herum.

Aber was soll’s, das ist mal eine Arbeit, die Spaß macht, zumindest einem Typen wie mir, der mehr von Rob Fleming hat, als er zugeben will (wenngleich der Musikgeschmack ein entschieden anderer ist). Ich versuche mich einfach mal dran und poste hier und jetzt die Liste der Songs, die Nick Hornby in seinem tollen Buch direkt oder indirekt nennt. In Klammern steht die Seitenanzahl – ob die Chronologie von Neil Young bis Al Green eine Bedeutung in musikalischer Hinsicht hat oder eine Art Entwicklung darstellt, wage ich nicht zu beurteilen.

Ich bin mir übrigens bei einigen Songs keineswegs sicher, welche Version Hornby tatsächlich gemeint hat. Wo das so ist, habe ich gleich mehrere Varianten verlinkt. Der geneigte Leser kann sich selbst überlegen, was besser zu Rob Fleming passen würde. Auch sind mir beim Erstellen der Liste einige kleinere Fehler aufgefallen – so wird z.B. auf Seite 30 der Song „Last Night I Dreamt That Somebody Loved Me“ im Zusammenhang mit Aretha Franklin erwähnt. Nun bin ich kein Experte für Aretha, aber nirgendwo im Netz hätte ich etwas gefunden, das darauf hindeutet, dass diese Nummer von ihr – und nicht von den Smiths – ist. Ob das ein Fehler von Hornby, des Lektorat oder des Übersetzers ist, kann ich nicht beurteilen.

Egal, viel zu lange Vorrede, nun kommen wir zum Wichtigsten.

Die 85 Songs aus „High Fidelity“

  1. Neil Young – Only Love Can Break Your Heart (30)
  2. Aretha Franklin The Smiths – Last Night I Dreamt That Somebody Loved Me (30)
  3. Crazy Horse/Rod Stewart/Everything But The Girl – I Don’t Want To Talk About It (30)
  4. The Everly Brothers/Nazareth/Roy Orbison/Emmylou Harris & Gram Parsons – Love Hurts (31)
  5. Prefab Sprout/The Zombies – When Love Breaks Down (31)
  6. Bee Gees/Al Green/Johnny Mathis/Cher/Florence Henderson – How Can You Mend A Broken Heart (31)
  7. John Prine & Nanci Griffith – The Speed Of The Sound Of Loneliness (31)
  8. Daryll Hall & John Oates/Lou Rawls/Dee Dee Bridgewater/The Captain and Tennille & Dionne Warwick – She’s Gone (31)
  9. Tommy Hunt/Dusty Springfield/Dionne Warwick – I Just Don’t Know What To Do With Myself (31)
  10. Dana – All Kinds Of Everything (48)
  11. Katrina & The Waves – Walking On Sunshine (50)
  12. Mitch Ryder & The Detroit Wheels – Little Latin Lupe Lu (51)
  13. The Righteous Brothers – Little Latin Lupe Lu (51)
  14. The Beatles – Help (52)
  15. The Beatles – Yellow Submarine (52)
  16. Stevie Wonder – I Just Called To Say I Love You (59)
  17. Stevie Wonder – Don’t Drive Drunk (59)
  18. Marvin Gaye – Sexual Healing (61)
  19. Peter Frampton – Baby, I Love Your Way (67)
  20. Peter Frampton – Show Me The Way (67)
  21. Nazareth/Gram Parsons – Love Hurts (69)
  22. The Sex Pistols – God Save The Queen „auf A&M“ (83)
  23. Otis Redding – You Left The Water Running (83)
  24. Smokey Robinson & The Miracles – It’s A Good Feeling (91)
  25. Bobby Bland – No Blow No Show (91)
  26. Jean Knight – Mr. Big Stuff (91)
  27. The Jackson Five – The Love You Save (91)
  28. Donny Hathaway – The Ghetto (91)
  29. Solomon Burke – Got To Gett You Off my Mind (92)
  30. Madonna – Holiday (93)
  31. The Paragons – Happy Go Lucky Girl (100)
  32. Elvis Costello – Alison (101)
  33. Elvis Costello – Little Triggers (101)
  34. Elvis Costello – Man Out Of Time (101)
  35. Elvis Costello – King Horse (101)
  36. Elvis Costello – Everyday I Write The Book Bootleg (102)
  37. Charlie Rich – Behind Closed Doors (132)
  38. The Clash – Janie Jones (150)
  39. Bruce Springsteen – Thunder Road (150)
  40. Nirvana – Smells Like Teen Spirit (150)
  41. Marvin Gaye – Let’s Get It On (150)
  42. Gram Parsons – Return Of The Grievous Angel (150)
  43. Bruce Springsteen – Bobby Jean (160)
  44. Richard Thompson – I Want To See The Bright Lights Tonight (161)
  45. Al Green – Sha La La (Make Me Happy) (169)
  46. Steely Dan – Barrytown (202)
  47. Jeff Beck – Hi Ho Silver Lining (207)
  48. Donald Fagen – The Nightfly (208)
  49. Edwin Astley – The Baron Theme (220)
  50. Elton John – Song For Guy (229)
  51. The Shangri-Las – Leader Of The Pack (229)
  52. Jan & Dean – Dead Man’s Curve (229)
  53. Twinkle – Terry (229)
  54. Ray Peterson/Ricky Valance/Albert West – Tell Laura I Love Her (229)
  55. Madness – One Step Beyond (230)
  56. The Rolling Stones – You Can’t Always Get What You Want (230)
  57. Bob Marley – One Love (231)
  58. Jimmy Cliff – Many Rivers To Cross (231)
  59. Aretha Franklin – Angel (231)
  60. Gladys Knight – You’re The Best Thing That’s Ever Happened To Me (231)
  61. Art Garfunkel – Bright Eyes (258)
  62. [VERMUTUNG] Simply Red – Your Eyes (258) ???
  63. [VERMUTUNG] Peter Gabriel – In Your Eyes (258)
  64. Dusty Springfield – The Look Of Love (268)
  65. Emmylou Harris – Boulder To Bermingham (282)
  66. Paul McCartney – Let It Be (Liveaid) (284)
  67. Flying Burrito Brothers – Sin City (302)
  68. Aretha Franklin – Respect (303)
  69. America – A Horse With No Name (303)
  70. The Playmates – Beep Beep (303)
  71. Boney M – Ma Baker (303)
  72. Charlie Drake – My Boomerang Won’t Come Back (303)
  73. Elvis Presley – Baby, Let’s Play House (304)
  74. Aretha Franklin – Think (304)
  75. Kingsmen – Louie, Louie (304)
  76. Prince – Little Red Corvette (304)
  77. Bob Marley – Stir It Up (304)
  78. Aretha Franklin – Angel (304)
  79. James Brown – Papa’s Got A Brand New Bag (304)
  80. Sly & The Family Stone – A Family Affair (305)
  81. Marvin Gaye – Let’s Get It On (306)
  82. Aretha Franklin – This Is The House That Jack Built (306)
  83. Chuck Berry – Back In The USA (306)
  84. The Clash – (White Man) In Hammersmith Palais (306)
  85. Al Green – I’m So Tired Of Being Alone (306)

Hinzu kommt eine noch wesentlich umfangreichere Zahl von Namensnennungen einzelner Künstler, denen kein spezifischer Song zugeordnet ist. Das reicht von bekannten Namen wie Madness, Bob Dylan, den Beatles und Cat Stevens bis hin zum Soundtrack des Tarantino-Klassikers „Reservoir Dogs“.

MusikWelt: Libertad

Velvet Revolver


Es ist müßig, bei Velvet Revolver Vergleiche mit den Guns n‘ Roses der späten 80er und frühen 90er, deren übermächtiger Schatten alle damaligen Bandmitglieder verfolgt, zu ziehen. Der ehemaligen Magie rannten sowohl Velvet Revolver, die aus der Kernmannschaft der erfolgreichsten Gunners-Periode bestehen, als auch die Truppe um W. Axl Rose, die zwischenzeitlich den Treppenwitz der Rock-Geschichte namens „Chinese Democracy“ tatsächlich an den Start brachten, hoffnungslos hinterher. Somit muss man „Libertad“ als eigenständiges Rock-Album betrachten, das von Musikern eingespielt wurde, um deren Talent man längst Bescheid wusste – und das alles noch lange, bevor die tatsächliche Reunion der wohl schwierigsten Band aller Zeiten überhaupt absehbar war.

Gesamteindruck: 4/7


Bestenfalls Durchschnitt.

Gerade, wenn man sich ansieht, wer an „Libertad“ beteiligt war, ist die Platte jedoch enttäuschend ausgefallen. Dabei ist der Einstieg mit „Let It Roll“, der zwar kein Übersong, aber doch ein furioser Rocker ist, noch sehr gut gelungen. An 3. und 4. Stelle der Tracklist gibt es mit „Get Out The Door“ (sehr gute, interessante Gesangslinie, die stellenweise an …ähem… Axl Rose erinnert…) und der Single „She Builds Quick Machines“ (exzellenter, psychedelischer Mittelteil, Spitzen-Bass und fetziges Solo inklusive) sogar zwei wirkliche Kracher, an denen absolut nichts auszusetzen ist.

Leider kommt der Rest der Scheibe unspektakulär, um nicht zu sagen: langweilig aus den Boxen – bestenfalls sind die Songs durchschnittlich. So beispielsweise die zwar recht gefälligen im Endeffekt aber doch belanglosen „She Mine“, „Just Sixteen“ und dem Electric Light Orchestra-Cover „Can’t Get You Out Of My Head“. Von diesen Stücken will einfach nichts richtig hängenbleiben. Ein wenig besser macht es die Band in der entspannten, westernmäßigen Ballade „The Last Fight“. Der zweite Song dieser Kategorie, das finale „Gravedancer“ gerät im Gegensatz dazu recht schnell in Vergessenheit. Ebenso wird es einigen Totalausfällen ergehen, die man in der Mitte der LP findet. Vor allem über „American Man“, „Mary Mary“ und „Spay“ sollte man besser den Mantel des Schweigens breiten.

Sehr schade, da vor allem Gitarren- und Bassarbeit insgesamt praktisch bei allen Stücken überzeugen können. Auch der Gesang des 2015 verstorbenen Scott Weiland, an dem sich bisweilen die Geister scheiden, geht in Ordnung, wenngleich er stellenweise doch arg uninspiriert klingt. So kann man „Libertad“ den beteiligten Spitzenmusikern zum Trotz lediglich 4 wohlwollende Punkte geben. Bei mir persönlich liegt das keineswegs an der überzogenen Erwartungshaltung, vielmehr ist das Songwriting einfach nicht gelungen. Man hört das Können aller Beteiligten heraus, eine ungezwungene Einheit ist hingegen nicht zu spüren.


Track – Titel – Länge – Wertung

  1. Let It Roll – 2:32 – 5/7
  2. She Mine – 3:24 – 4/7
  3. Get Out The Door – 3:14 – 5/7
  4. She Builds Quick Machines – 4:03 – 5/7
  5. The Last Fight – 4:03 – 5/7
  6. Pills, Demons & Etc. − 2:54 − 3/7
  7. American Man − 3:56 − 2/7
  8. Mary Mary − 4:33 − 2/7
  9. Just Sixteen − 3:58 − 4/7
  10. Can’t Get It Out Of My Head (Electric Light Orchestra-Cover) − 3:57 − 4/7
  11. For A Brother − 3:26 − 6/7
  12. Spay − 3:06 − 3/7
  13. Grave Dancer (inkl. Hidden Track „Don’t Drop That Dime“) − 8:42 − 3/7

Gesamteindruck: 4/7 


Velvet Revolver auf “Libertad” (2007):

  • Scott Weiland († 2015) − Vocals
  • Slash − Lead, Rhythm & Acoustic Guitars
  • Dave Kushner − Rhythm Guitar
  • Duff McKagan − Bass, Backing Vocals
  • Matt Sorum − Drums, Percussion, Backing Vocals

Anspieltipp: She Builds Quick Machines


 

FilmWelt: Schlacht um Midway

„Schlacht um Midway“ ist top besetzt (u. a. am Start: Fonda, Heston, Coburn, Mitchum) und eigentlich auch ganz gut gespielt. Zumindest, wenn man die Maßstäbe für einen linientreuen, patriotisch angehauchten US-Kriegsfilm aus den 1970er Jahren ansetzt, die nun nicht allzu hoch sind. Auch technisch ist das, was Regisseur Jack Smight (†  2003) auf die Beine stellt, gut gemacht und ausreichend spektakulär. Und historisch scheint mir das Ganze wesentlich akkurater zu sein als die „Pearl Harbor“-Katastrophe von Michael Bay. Eine hohe Wertung muss dem Film aber trotzdem versagt bleiben, vor allem, weil er aus heutiger Sicht nicht das erfüllt, was man sich erhofft: Ein Statement gegen den Krieg.

Gesamteindruck: 4/7


Krieg als strategisches Abenteuer.

Die historische Schlacht um Midway, die dem gleichnamigen Film als Hintergrund dient, war ein Wendepunkt am Pazifik-Schauplatz des 2. Weltkrieges. Den Amerikanern gelang es, der bis dahin weitgehend überlegenen Flotte der Japaner eine Niederlage beizubringen und damit die Initiative an sich zu reißen, die bis Kriegsende nicht mehr verloren ging. Der Film nimmt sich dieses Themas an, vorwiegend (natürlich) aus US-amerikanischer Sicht. Die japanische Seite wird zwar ebenfalls beleuchtet, jedoch weit weniger prominent. Diese Herangehensweise entspricht durchaus den Erwartungen an einen Kriegsfilm aus den 1970ern, letztlich ist es löblich, dass überhaupt versucht wird, auch ein bisschen vom Pech, das die Japanaer in bzw. vor dieser Schlacht eben auch hatten, darzustellen.

Wenn man sich die Fakten über „Schlacht um Midway“ zu Gemüte führt, ist man zunächst geradezu erschlagen von der Star-Power, die Regisseur Jack Smight auffährt: Henry „Admiral Nimitz“ Fonda (zwei Oscars) steht an der Seite von Charlton „Captain Garth“ Heston, Cliff „Commander Jessop“ Robertson und James „Captain Maddox“ Coburn (jeweils ein Oscar), dazu diverse Golden Globe-Preisträger und der sehr bekannte Robert „Admiral Halsey“ Mitchum, dem eine größere Auszeichnung in seiner Karriere verwehrt blieb. Dass mit einer solchen Besetzung schauspielerisch alles im Grünen Bereich ist, sollte also nicht überraschen. Im Übrigen machen auch die großteils von asiatisch-stämmigen Amerikanern gespielten Japaner eine sehr gute Figur, was oft genug übersehen wird. Und auch hinter der Kamera werkeln diverse Preisträger, darunter Komponist John Williams, x-facher Oscar- und Golden Globe-Gewinner.

Die Schauspieler und ihre Leistung sind meiner Ansicht nach also nicht für die durchwachsene Bewertung des Films verantwortlich, ebensowenig sind es Technik und Ausstattung, die sich auf der Höhe der Zeit bewegen und auch heute noch einen sehr guten Eindruck machen. Wobei es schon ein wenig auffällt, dass für die Dreharbeiten nur amerikanische Schiffe zur Verfügung standen, die auch der japanischen Seite als Kulisse dienten, aber sei’s drum. „Schlacht um Midway“ krankt auch nicht an der Handlung, die, soweit man das als Laie sagen kann, durchaus den realen Begebenheiten Rechnung trägt. Das Problem ist aus meiner Sicht einzig und allein im Drehbuch zu suchen.

Kurz gesagt: Der Film ist im Endeffekt zu oberflächlich, er konzentriert sich zu sehr auf die technischen und strategischen Seiten des Geschehens. Was der Film nicht zeigt (und wodurch er heutigen Sehgewohnheiten einfach zuwider läuft), ist die Auswirkung des Krieges auf die Soldaten, auf den Einzelnen. Der Krieg wird in „Schlacht um Midway“ zu einer Materialschlacht; die Perspektive konzentriert sich im Großen und Ganzen auf die Admiralität, die ihre Flieger und Schiffe mal hierhin, mal dorthin schiebt, ohne sich groß um die Verluste, die daraus entstehen, zu kümmern. Das mag sogar realistisch sein, leider wird es aber nicht genutzt, um gerade an diesen Zuständen Kritik zu üben. Die kleine Liebesgeschichte, die vorkommt, hätte es für mein Dafürhalten sowieso nicht gebraucht, sie ist aber glücklicherweise nicht entscheidend für die Handlung.

Es mag durchaus sein, dass all das für einen Kriegsfilm aus den 1970ern gereicht hat und vielleicht sogar gewünscht war. Das ändert aber nichts daran, dass es mir persönlich als Zuseher im Jahr 2017 zu wenig ist. Dennoch: Wenn man ohne Erwartung von tieferen Einblicken in die Soldaten-Seele rangeht, kann der Film durchaus unterhalten. Nicht mehr und nicht weniger.

Gesamteindruck: 4/7


Originaltitel: Midway
Regie: Jack Smight
Jahr: 1976
Land: USA
Laufzeit: 132 Minuten
Besetzung (Auswahl): Henry Fonda, Charlton Heston, James Coburn, Robert Mitchum, Robert Wagner, Glenn Ford, Toshirō Mifune



 

BuchWelt: Solaris

Stanisław Lem


Trotz einer zugegebenermaßen teils erschreckend schwach anmutenden Übersetzung ist „Solaris“, das wohl bekannteste Werk des polnischen Autors Stanisław Lem, heute ein Klassiker – aber nicht nur der Science Fiction, das wäre eindeutig zu kurz gegriffen, sondern vor allem auch der Philosophie und Psychologie. Nicht umsonst wurde das Buch mehrmals verfilmt und hat sogar den Sprung auf die Theaterbühne geschafft.

Gesamteindruck: 7/7


Die Grenzen der Erkenntnis.

Wer bereits andere Bücher von Stanisław Lem kennt, wird über das verkrampfte Deutsch des Buches sicherlich hinwegsehen können und sich am eigenwilligen Stil des Autors erfreuen. Die Schreibweise des polnischen Visionärs ist teilweise derart realistisch und quasi-wissenschaftlich angelegt, dass man ab und an versucht ist, sich zu versichern, ob das Wort „Roman“ überhaupt irgendwo auf dem Umschlag steht. Lem zitiert oft aus seinen (fiktiven) Quellen und skizziert dabei ein in sich stimmiges Bild der 100-jährigen Erforschung eines fremden Planeten und der verschiedenen „wissenschaftlichen Schulen“, die diese „Solarisforschung“ hervorgebracht hat. Diese Richtungen, die sich teils völlig widersprechen haben eigentlich nur eines gemeinsam: Den Mangel an wirklichen Erkenntnissen über den vermutlich intelligenten Ozean, der einen ganzen Planeten umschließt. Was es für die Forscher, letztlich für einen Menschen, bedeutet, vor etwas zu stehen, das einfach nicht begreif-, erforsch- und verstehbar ist, ist das große Thema dieses Romans.

Technische Aspekte der künftigen Gesellschaft oder gar „Techno-Babble“ findet man in „Solaris“ so gut wie gar nicht – wie es die Menschen schaffen, den Weltraum zu durchqueren bleibt beispielsweise völlig offen. Auch politische Fragen bleiben weitestgehend außen vor. Dafür werden während der Erforschung des Fremden tiefe Einblicke in die menschliche Psychologie und Philosophie geboten. Neueinsteiger dürften sich damit eventuell schwer tun, allerdings ist die Eingewöhnungsphase erstaunlich kurz. Leichte Science Fiction-Lektüre sieht dennoch anders aus, was potentielle Leser unbedingt bedenken sollten. Denn wer eine actionorientierte Handlung mit Kämpfen, Energiewaffen usw. erwartet, ist bei Lem an der falschen Adresse. Auch eine Dystopie, wie sie Lem selbst beispielsweise in „Der futurologische Kongress“ andeutet, vermag man in „Solaris“ nicht zu erkennen.

Wie es sich für ein Werk, das wissenschaftlichen Hintergrund vermitteln will, gehört, wimmelt es darin von Namen und Quellenangaben. Störend wirkt das zu keiner Zeit, im Gegenteil, diese Herangehensweise lässt den Leser noch tiefer in dieses Universum eintauchen. Dieser Stil ist den mir bekannten Werken von Lem gemein und zeichnet schon für sich genommen einen außergewöhnlichen Autor aus. Ähnliches habe ich bisher vor allem bei bei Frank Herbert („Ein Cyborg fällt aus“) gesehen, wenngleich sich Lem vergleichsweise angenehmer liest.

Bei aller Liebe zu Klassikern des Genres kann man dennoch einen Kritikpunkt anführen (von der sub-optimalen Übersetzung abgesehen): Das Ende wirkt, als ob dem Autor einfach das Papier ausgegangen wäre, das Buch schließt einfach im Nirgendwo. Ein offener Schluss an sich ist ja kein Problem, aber die Art und Weise wie das hier gemacht wurde, widerlegt den behutsamen und gründlichen Aufbau des Werkes. Zwar kein Grund für einen Punkteabzug, eine kleine Enttäuschung bleibt dadurch aber dennoch zurück.

Gesamteindruck: 7/7solaris


Autor: Stanisław Lem
Originaltitel: Solaris.
Erstveröffentlichung: 1961
Umfang: ca. 240 Seiten
Gelesene Sprache: Deutsch
Gelesene Version: Hardcover


 

BuchWelt: Auf zwei Planeten

Kurd Laßwitz


Man muss sich bei der Lektüre von „Auf zwei Planeten“ immer wieder wundern, dass dieses Buch bereits Ende des 19. (!) Jahrhunderts erschienen ist. Sowohl thematisch (Invasion von Außerirdischen), umfänglich (im Original fast 1.000 Seiten) als auch inhaltlich (visionäre Beschreibung damals fast undenkbarer Technologien) hat man ständig das Gefühl, ein wesentlich moderneres bzw. später erschienenes Werk zu lesen. Lediglich der Stil und einige bereits von der Wirklichkeit überholte Aspekte weisen auf die tatsächliche Erscheinungszeit des Buches hin.

Gesamteindruck: 6/7


Eine frühe Invasion.

Über den Nordpol weiß man heute längst Bescheid. Als Kurt Laßwitz‘ Mammut-Werk „Auf zwei Planeten“ im Jahre 1897 erschien, war das noch anders; die tatsächliche Entdeckung des Pols lag noch rund zehn Jahre in der Zukunft. Für den deutschen Autor war es aus heutiger Sicht daher vermutlich ein logischer Schritt, seinen Roman dort beginnen zu lassen, wohin noch nie ein Mensch seinen Fuß gesetzt hatte. Man kann sich vorstellen, dass die Zeitgenossen von Laßwitz durchaus geglaubt haben mochten, dass es möglich wäre, dass Marsmenschen am Pol landen würden oder sogar schon gelandet wären. Leider fand „Auf zwei Planeten“ damals keine große Verbreitung, sodass nicht in größerem Umfang überliefert ist, wie das Buch in den Jahren nach seiner Veröffentlichung rezipiert wurde.

Aus heutiger Sicht kann man jedenfalls sagen: „Chapeau, Kurd Laßwitz!“. „Auf zwei Planeten“ ist visionär – und das unter mehr als einem Gesichtspunkt. Da wäre zunächst der wissenschaftliche Aspekt, der beispielsweise die großflächige Nutzung von Sonnenenergie vorhersagt, die Möglichkeiten der Luft- und Raumfahrt beleuchtet und die industrielle Gewinnung von Nahrung prophezeit. Natürlich weiß man heute, dass es auf dem Mars keine Bäume gibt oder dass so etwas wie ein „Äther“ als interstellares Medium nicht existiert, zur Zeit von Laßwitz lag das für die Wissenschaft allerdings durchaus im Bereich des Möglichen. Umso erstaunlicher, wie es ihm in diesem Buch gelingt, weit über seine Zeit hinaus zu denken.

Ein zweiter Punkt, den man sogar als noch wichtiger erachten muss, ist der gesellschaftskritische Ansatz, der wiederum in mehrere Teilaspekte zerfällt und – so die Vermutung – auch zur Folge hatte, dass Teile von Laßwitz‘ Werk zur Zeit des Nationalsozialismus verboten waren. So stellt der Roman die Frage, ob es möglich ist, ein Volk mit Gewalt – und sei diese noch so gut gemeint – umzuerziehen. Den Marsmenschen misslingt das: Obwohl ihre Ziele grundsätzlich gut zu sein scheinen und selten mit physischer Gewalt durchgesetzt werden, fühlt sich die Menschheit unterdrückt. Das könnte – so meine Interpretation – durchaus eine Allegorie auf die Kolonialbestrebungen des 19. Jahrhunderts sein, die Laßwitz damit anprangert. Geradezu unerhört muss manchen Zeitgenossen des Autors hingegen die Idee eines „Menschenbundes“ vorgekommen sein. Laßwitz benutzt die Bedrohung durch die Außerirdischen, um die Menschheit zu einen und gemeinsam gegen die Invasoren arbeiten zu lassen. Das allein liest sich für mich im Kontext der Zeit betrachtet geradezu prophetisch (wenn man in Richtung UNO oder Genfer Konventionen schaut, die damals noch nicht einmal als ferne Idee existierten), dass der Autor die Menschheit noch dazu möglichst gewaltlos zu ihrem Ziel gelangen lassen möchte (was freilich nicht immer gelingt), muss komplett gegen den Zeitgeist gelaufen sein, der damals bereits Richtung 1. Weltkrieg steuerte.

Aus diesen Beschreibungen kann man erkennen, wie wegweisend „Auf zwei Planeten“ für die weitere Entwicklung der Science Fiction gewesen sein könnte. Natürlich nicht allein – ungefähr aus der gleichen Zeit stammende Autoren wie Jules Verne oder H. G. Wells sind ja noch bekanntere Beispiele für visionäre Zukunftsliteratur. Für mein Gefühl war und ist Kurd Laßwitz jedoch unterschätzt, vielleicht weil sein Werk nicht so umfangreich ist (was aber nicht für „Auf zwei Planeten“ an sich gilt, liegt die Seitenanzahl hier in der Originalversion doch bei über 1.000). Nimmt man die sozialkritische Komponente hinzu, schrammt das Buch knapp an der Höchstwertung vorbei. Leider gibt es ein paar erzählerische Längen, sodass es nicht ganz reicht. Ein frühes Meisterwerk der Science Fiction ist „Auf zwei Planeten“ aber definitiv.

Gesamteindruck: 6/7planeten


Autor: Kurd Laßwitz
Originaltitel: Auf zwei Planeten.
Erstveröffentlichung: 1897
Umfang: ca. 660 Seiten
Gelesene Sprache: Deutsch
Gelesene Version: eBook


 

BuchWelt: Die Straße

Cormac McCarthy


Endzeit-Romane gibt es viele – doch nur wenige erschaffen eine derart trostlose Welt vor den Augen des Lesers wie Cormac McCarthys „Die Straße“. Der Autor lässt seine Protagonisten in einem völlig verbrannten, unfruchtbaren, sonnenlosen und immer weiter verrottenden Amerika ihren Weg gehen, verfolgt von Wind, Wetter und üblen Typen. Das klingt im ersten Moment zumindest nach ein wenig Action – in Wirklichkeit dominiert in diesem Buch aber nur eines: Hoffnungslosigkeit, durchsetzt mit einem zusehends schwächer werdenden Willen, zu überleben.

Gesamteindruck: 6/7


Trostloser kann die Endzeit kaum sein.

Dass aus solchen Zutaten nur eine höchst pessimistische Grundstimmung entstehen kann, verwundert nicht weiter. Der knappe Stil von Cormac McCarthy, der kurze Sätze und Satzfragmente aneinanderreiht, tut sein Übriges zu diesem Eindruck. Noch dazu wird in den kurzen Dialogen kaum Wesentliches gesagt, sogar die Anführungszeichen fallen weg. Auch auf ausufernde Beschreibungen der Postapokalypse und wie es überhaupt soweit kommen konnte, verzichtet der Autor im Großen und Ganzen. Kein Wunder, außer Asche und einer grauen Welt gibt es offenbar nicht viel zu sehen. Konsequenterweise wurde selbst auf Namen, Orte und eine genaue Beschreibung der zwei Hauptpersonen (Vater und Sohn, das muss reichen!) verzichtet.

Unglaublich, dass dieser auf die Spitze getriebene Minimalismus dennoch so zu fesseln vermag, wie es „Die Straße“ tut. Man fiebert ständig mit den Protagonisten mit, leidet mit ihnen, wenn es ihnen schlecht geht und freut sich, wenn ihnen etwas Gutes widerfährt. Dem Autor gelingt es sehr gut, die Spannung hochzuhalten, man will einfach wissen, was Vater und Sohn am Ende ihrer Reise erwartet. Dadurch bleibt die Motivation, trotz des trockenen Stils weiterzulesen, nahezu durchgehend erhalten.

Negativ fällt eigentlich nur ein Punkt auf: Die Erschöpfung, der Hunger und der Allgemeinzustand der Hauptpersonen schrammen oft knapp an der Grenze zur absoluten Unglaubwürdigkeit vorbei. Man fragt sich mehr als einmal, wie derartige Jammergestalten überhaupt soweit kommen konnten. Daneben gibt es noch einen gewissen Hang zu einer – aus meiner Sicht – typisch amerikanisch-religiösen Haltung, die angesichts der Postapokalypse einigermaßen aufgesetzt wirkt. Zum Glück reißt sich der Autor aber am Riemen und streut derartige Passagen nur gelegentlich ein.

Für die volle Punktezahl reicht es zwar nicht ganz, aber dennoch ist „Die Straße“ ein Werk, das Liebhaber von minimalistischer Literatur gelesen haben sollten. Dass das Buch „zu Tränen rührt“, wie einige Kritiker der Fachpresse geschrieben haben, ist meiner Ansicht nach übrigens eine Übertreibung. Dazu fehlen aufgrund des knappen Stils ganz einfach die Emotionen.

Gesamteindruck: 6/7strasse


Autor: Cormac McCarthy
Originaltitel: The Road.
Erstveröffentlichung: 2006
Umfang: ca. 260 Seiten
Gelesene Sprache: Deutsch
Gelesene Version: Taschenbuch


 

BuchWelt: Der Trafikant

Robert Seethaler


Der österreichische Autor Robert Seethaler geht in seinem 2012er Werk „Der Trafikant“ sehr zartfühlend zu Werke, obwohl die Zeit während und nach dem „Anschluss“ ja eigentlich eher nach Brutalität klingt. Die kommt im Buch auch vor – aber ganz generell konzentriert sich Seethaler auf die ruhigeren und privateren Nuancen. Das hat mir sehr gut gefallen, es ist eine etwas andere Herangehensweise an ein immer noch sehr wichtiges (und leider wieder wichtiger werdendes) Thema. Fünf Punkte, weil Leichtigkeit zwar gut ist, ein bisschen Tiefgang mir aber doch gefehlt hat. Vor allem bei meinem „literarischen Treffen“ mit Sigmund Freud.

Gesamteindruck: 5/7


Die schlechte alte Zeit.

„Der Trafikant“ spielt 1937/38, zur wohl dunkelsten Zeit der österreichischen Geschichte und zeichnet die Veränderungen durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten aus Sicht eines unbedarften jungen Mannes aus der Provinz nach. Es ist zunächst ein wenig befremdlich, dieses ernste Thema mit der im Buch zu lesenden Naivität zusammenzubringen – genau das ist jedoch gleichzeitig auch das Erfrischende am Buch von Robert Seethaler. Denn er trifft damit – soweit man das aus heutiger Sicht überhaupt beurteilen kann – sehr gut die Sichtweise, mit der ein Bursche vom Land, plötzlich in die Großstadt Wien verpflanzt, die Ereignisse erlebt haben mag.

Interessant ist, wie es dem Autor gelingt, die Hauptfigur Franz Huchel sehr behutsam weiterzuentwickeln. Das funktioniert so selbstverständlich und unmerklich, dass man in der Rückschau meint, es gäbe kaum eine Entwicklung und Huchel hätte sich seine Persönlichkeit den ganzen Roman über bewahrt. In Wirklichkeit ist das zwar nicht ganz der Fall (viel ändert sich am gutmütigen Landei jedoch nicht), es führt aber zu einer schönen inneren Konsistenz des Romans. Von den drei wichtigen Nebenfiguren fand ich während der Lektüre den grantigen, jüdischen Trafikanten Otto Trsnjek am gelungensten. Ausgerechnet der auf dem Klappentext prominent angepriesene Sigmund Freud als Hauptgesprächspartner Huchels war mir ein bisschen zu schablonenhaft gezeichnet. Das böhmische Mädchen Anezka gewinnt hingegen ganz und gar keinen Sympathiepreis, lässt aber die blinde Hilflosigkeit den eigenen Gefühlen gegenüber sehr gut erkennen.

All das beschreibt Robert Seethaler in einer leichten Sprache, die die Seiten dahinfliegen und das ernste Thema des Buches nahezu vergessen lässt. Wenn man sie erlebt hätte, diese Zeit, als Franz Huchel wäre man – vielleicht! – am besten und saubersten durchgekommen.  So denkt man zumindest als Leser während man der Handlung folgt. Doch der Autor kennt keine Gnade mit seinen Figuren und so kommt am Ende was kommen muss. Schade – aber wohl auch realistisch, denn ein Happy End mit Wohlfühlfaktor kann es bei so einer Geschichte kaum geben. Faszinierend, spannend und ja, auch unterhaltsam, ist „Der Trafikant“ dennoch für mich zu lesen gewesen.

Gesamteindruck: 5/7trafikant


Autor: Robert Seethaler
Originaltitel: Der Trafikant.
Erstveröffentlichung: 2012
Umfang: ca. 250 Seiten
Gelesene Sprache: Deutsch
Gelesene Version: Taschenbuch