FilmWelt: Terrifier

Dass sich Clowns als Bösewichte eignen, weiß man nicht erst seit Stephen Kings „Es“: Coulrophobie, die Angst vor Clowns, kommt offenbar recht häufig vor – öfter sogar als die weit bekanntere Höhenangst. Über die Gründe kann man nur spekulieren, allerdings dürften Pennywise & Co durchaus ihren Anteil daran haben, dass sich auch erwachsene Menschen vor den eigentlich positiv besetzten Spaßmachern fürchten.

Gesamteindruck: 2/7


Brutalo-Clown.

So gesehen greift „Terrifier“ (2016) wirklich kein neues Thema auf: Hier ist es Art der Clown, der mordend Angst und Schrecken verbreitet – und das ganz stilecht zu Halloween. Der größte Unterschied zu vielen anderen Geschichten rund um bösartige Killer-Clowns ist der hohe Gore-Gehalt, den Regisseur und Drehbuch-Autor Damien Leone dem Publikum serviert.

Worum geht’s?
In einer Talkshow berichtet eine stark entstellte Frau von Ereignissen, die sich ein Jahr zuvor zugetragen haben: Ein als Clown verkleideter Mann ermordete zu Halloween zahlreiche Menschen auf bestialische Weise. Die einzige Überlebende wurde schwer verletzt und vor allem ihr Gesicht bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt – und das, kurz bevor sich der Mörder vermeintlich selbst richtete…

Tatsächlich fällt es gar nicht so leicht, positive Aspekte an „Terrifier“ hervorzuheben. Am ehesten würde ich in diesem Zusammenhang die herrlich abgeranzten Kulissen nennen, die augenscheinlich mit viel Liebe zum Detail hergerichtet wurden. Die Effekte kann man ebenfalls unter gelungen verbuchen, wobei man an dieser Stelle direkt vor dem überaus hohen Splatter-Faktor warnen sollte: Hier spritzt das Blut, dort werden Gliedmaßen abgetrennt, es fehlt weder an harten Schlägen noch an grausamer Folter. Das alles ist einerseits angemessen ekelhaft – andererseits aber auch so übertrieben, dass man es kaum allzu ernst nehmen kann.

Anmerkung an dieser Stelle: Ich habe mir die FSK18-Fassung (angeblich auch „Uncut“) bei Prime Video angesehen. Das 18er-Siegel lasse ich durchgehen, „Uncut“ halte ich für eine maßlose Übertreibung, denn an mindestens zwei Stellen wurde sehr wohl geschnitten – und das noch dazu reichlich ungeschickt weil deutlich sichtbar. Interessanterweise beginnt der Film arg brutal, sehr explizit und ohne offensichtlichen Schnitt, im weiteren Verlauf der knapp 90 Minuten scheinen die Zensor:innen dann immer öfter zur Schere gegriffen zu haben. Wie das kommt? Ich weiß es nicht – vielleicht wollte man vermeiden, dass zu viele Leute, die sich ein echtes Gorefest erhoffen, bereits nach wenigen Minuten ausschalten?

Kaum Inhalt abseits von Splatter.

Freilich macht der Versuch, den Film für unterschiedliche Altersklassen tauglich zu machen (und die Behörden nicht allzu sehr zu erzürnen), das größte Problem von „Terrifier“ umso offensichtlicher: Nimmt man den Film seinen überzeichneten Splatter-Faktor, bleibt so gut wie nichts übrig. Denn dieses Werk ist, so ehrlich muss man sein, weder sonderlich gruselig noch kann die Story – selbst in diesem sehr speziellen Kosmos – auch nur ansatzweise überraschen oder gar überzeugen. Im Endeffekt dreht sich alles darum, wie der Antagonist seine Opfer um die Ecke bringt. Letzteres zwar mit einem Mindestmaß an Kreativität, viel wirklich Neues gibt es allerdings nicht zu sehen. Leider gibt es auch nur zwei Schauplätze, durch die der Clown seine Opfer verfolgt, was trotz der guten Ausstattung nicht gerade zur Abwechslung beiträgt.

Vor allem aber fehlt es „Terrifier“ an einer gekonnten Inszenierung. Trotz der relativ knappen Spielzeit gibt es einige Längen, viele Szenen wiederholen außerdem nur das, was man aus ähnlich gelagerten Filmen kennt. Eine Story im klassischen Sinne ist nicht vorhanden – so bleiben beispielsweise die Motive des Clowns völlig im Dunkeln, während sich seine Opfer meist ohne Not ziemlich dämlich verhalten. Spannung kommt auf diese Weise kaum jemals auf, Jump-scares und Todesfälle sind meist lange im Voraus zu erahnen. Und, auch nicht ganz unwichtig: Die schauspielerischen Leistungen sind bestenfalls durchwachsen und kaum geeignet, den Film auf ein zumindest durchschnittliches Niveau zu heben. Szenenapplaus würde ich maximal für David Howard Thornton, der Art dem Clown fühlbare Morbidität verleiht, spendieren.

Alles in allem würde ich „Terrifier“ niemandem empfehlen, der Wert auf ein Mindestmaß an Story legt. Wer hingegen nur Splatter sucht, wird einigermaßen gut bedient, sich gleichzeitig aber auch über den einen oder anderen Schnitt in der angeblichen „Uncut“-Fassung ärgern. Ob es eine wirklich ungeschnitte Version des Films gibt, weiß ich allerdings nicht. Wenn ja, könnte es für Gorehounds vielleicht doch noch etwas interessanter werden. Für alle anderen gilt: Muss man nicht unbedingt gesehen haben, auch als Fan des Slasher-Genres nicht.

Gesamteindruck: 2/7


Originaltitel: Terrifier.
Regie:
Damien Leone
Drehbuch: Damien Leone
Jahr: 2016
Land: USA
Laufzeit: ca. 80 Minuten
Besetzung (Auswahl): Jenna Kanell, Samantha Scaffidi, David Howard Thornton, Catherine Corcoran



Ein Gedanke zu “FilmWelt: Terrifier

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